Friesenhäuser unter Abendwolken, 1938-1945. Aquarell, 17,4 x 22,6 cm. Nolde Stiftung Seebüll, Neukirchen.
Deutsch

Emil Nolde – war der nicht Nazi?

Was wissen Menschen über Emil Nolde? Dass er Expressionist war? Vielleicht. Dass im Sommer 2014 nach dem Fußball WM-Finale zwei Studenten im Freudentaumel versucht haben, eines seiner Gemälde aus dem Nürnberger Germanischen Nationalmuseum zu stehlen? Gut möglich. Dass er ein Nazi war? Sehr wahrscheinlich vor allem das! Es ist verbrieft, dass Nolde dem Nationalsozialismus gedanklich nahestand und dass es ihn sehr verwunderte, als die Gesinnungsgenossen seine Werke ernsthaft als entartet abstempelten. Zu gegebenem Anlass (Noldes Werke werden zurzeit sowohl in Hamburg als auch in Göteborg gezeigt) möchte ich hier deshalb eine Lanze für die Werke der Nazis, der Chauvinisten und Unsympathen unter den Künstlern brechen!

Grablegung, 1915. Öl auf Leinwand, 86 x 117 cm. Nolde Stiftung Seebüll, Neukirchen.
Grablegung, 1915. Öl auf Leinwand, 86 x 117 cm. Nolde Stiftung Seebüll, Neukirchen.

Es gibt genügend Fälle, in denen der Kurzschluss von „Ich mag den Künstler.“ zu „Ich mag seine Kunst.“ funktioniert: Ich glaube, ich hätte mich mit Edward Hopper oder David Foster Wallace ebenso gut verstehen können wie heutzutage mit, sagen wir, Jim Jarmusch. Oft genug funktioniert der Kurzschluss aber eben auch nicht. H.P. Lovecraft war ein Rassist allererster Güte. Er ist gerade deshalb, man lese hierzu Michel Houellebecq, ein so herausragender Horrorautor geworden. Das Beispiel Richard Wagner ist zu abgeschmackt, um es weiter auszuführen. William Turner war, wenn schon nicht Rassist, so doch sicherlich Sexist. James McNeill Whistler oder Salvador Dalí gingen, ganz Dandy, nicht immer freundlich mit ihren Mitmenschen um – und Dalí hatte sogar einige wohlmeinende Worte für das spanische Franco-Regime übrig –, aber was sie schufen, ist über jeden Zweifel erhaben. Sie alle zeigen vor allem eines: Rassisten, Sexisten, Unsympathen und ja, sogar Nazis können große Kunst hervorbringen.

Noldes Bilder wurden denunziert, konfisziert und verbrannt – gäbe es einen besseren Beleg dafür, dass Kunstauffassung und Weltanschauung zwei verschiedene Paar Schuhe sind?

Schlepper auf der Elbe, 1910. Öl auf Leinwand, 71 x 89 cm. Hamburger Kunsthalle, Hamburg.
Schlepper auf der Elbe, 1910. Öl auf Leinwand, 71 x 89 cm. Hamburger Kunsthalle, Hamburg.
Friesenhäuser unter Abendwolken, 1938-1945. Aquarell, 17,4 x 22,6 cm. Nolde Stiftung Seebüll, Neukirchen.
Friesenhäuser unter Abendwolken, 1938-1945. Aquarell, 17,4 x 22,6 cm. Nolde Stiftung Seebüll, Neukirchen.

Wer weitere Beweise für die These verlangt, dem sei ein Vergleich mit Kunst und Gedankenwelt der anderen Expressionisten ans Herz gelegt: Das nötige Material liefert Expressionismus von Ashley Bassie.

Parkstone International is an international publishing house specializing in art books. Our books are published in 23 languages and distributed worldwide. In addition to printed material, Parkstone has started distributing its titles in digital format through e-book platforms all over the world as well as through applications for iOS and Android. Our titles include a large range of subjects such as: Religion in Art, Architecture, Asian Art, Fine Arts, Erotic Art, Famous Artists, Fashion, Photography, Art Movements, Art for Children.

2 Comments

Leave your thoughts here

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Discover more from Parkstone Art

Subscribe now to keep reading and get access to the full archive.

Continue reading

Share via
Copy link
Powered by Social Snap