Verfa ren zur Herstellung eines Hufbeschlages
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Hufbeschlags.
Es sind sowohl Fabrikhufbeschläge als auch von Hand ge¬ schmiedete Hufeisen allgemein bekannt. Fabrikhufbeschläge sind grundsätzlich weder besser noch haltbarer als die be¬ sten handgeschmiedeten Eisen, haben aber den Vorteil, daß ein bewährtes Modell nachgebildet werden kann. Sie haben eine gleichmäßige Form, eine ebene Tragfläche und ersparen dem Schmied wertvolle Zeit durch die Reduzierung manueller Arbeit.
Aus dem Fachbuch von J. Hickmann "Der richtige Hufbe- schlag", BLV-Verlagsgesellschaft, ist es bekannt, Fabrik¬ hufeisen herzustellen, indem entweder ein Stück Eisenstab oder Flachstahlstab um einen Block gezogen -wird, oder indem sie in einem Prägestock gestempelt werden. Ein Nachteil der auf diese Weise hergestellten Fabrikhufeisen besteht darin, daß die Nagellöcher an jedem Eisen in glei er Weise und Größe senkrecht eingestanzt werden. Senkrecnte Narrellöcher lassen jedoch dem Schmied wenig Spielraum beim Eintreiben der Nägel. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, bei der¬ artigen Hufeisen von Hand nachzulochen, was natürlich Nach¬ teile mit sich bringt. Da alle Nagellöcher gleich weit vom Hufeisenrand entfernt sind, fallen die Vorteile der feinen und groben Nagelung weg, mit der man die spezifischen Pro¬ bleme bestimmter Pferde lösen kann.
Da Hufeisen als Massenartikel gelten, die preiswert sein
müssen, können nur bestimmte Standardgrößen und -formen von Hufeisen hergestellt werden.
Es besteht die Tendenz, daß Hufeisen so leicht wie möglich sein sollen. Sie müssen den Huf schützen und ihm einen gu¬ ten Halt verschaffen, außerdem müssen sie stark genug sein, um sich nicht zu verdrehen, zu verbiegen oder zu zerbre¬ chen. Insbesondere für Rennpferde besteht die Notwendig¬ keit, außerordentlich leichte Hufeisen zu verwenden.
Bei Fabrikhufbeschlagen, die aus Aluminium gefertigt wer¬ den, besteht das Problem, daß sie nicht ohne weiteres ver¬ formt werden können, wie dies bei Hufbeschlagen aus Schmie¬ deeisen möglich ist. Der Hufschmied muß daher bei fabrikmä¬ ßig vorgefertigten Hufbeschlägen aus den zur Verfügung ste¬ henden Standardgrößen und -formen einen Hufbeschlag auswäh¬ len, welcher der Form und Größe des Hufs, der zu beschlagen ist, möglichst nahekommt. Es wird sich jedoch bei dieser Auswahl nur eine relativ geringe Paßgenauigkeit erreichen lassen. Außerdem läßt sich dabei nur in unzureichender Weise berücksichtigen, um welche Art von Pferd es sich han¬ delt, wie groß es ist, wieviel es wiegt und welche Art von Arbeit es verrichtet. Auch Gebäude sowie Gangart des Pfer¬ des können nicht hinreichend berücksichtigt werden. Die un¬ terschiedlichen Anforderungen für Rennpferde, Jagdpferde, Polopferde, Wagenpferde und Reitpferde lassen sich kaum er¬ füllen. Noch viel weniger ist die Korrektur fehlerhafter Hufe durch den Hufbeschlag möglich. Als fehlerhaft gelten insbesondere solche Hufe, die aufgrund der HufStellung oder der Beinhaltung des Pferdes verformt oder anormal sind. Es kann auch durch vielfältige sonstige Einflüsse zu fehler¬ haften Hufen kommen, welche durch die Verwendung von Fa¬ brikhufbeschläge nur unzulänglich versorgt werden können.
Der Erfindung liegt die A u f g a b e zugrunde, ein
Verfahren zur Herstellung eines Hufbeschlags zu schaffen, mit welchem aus einem besonders leichten Material auf wirt¬ schaftliche Weise ein Hufbeschlag gefertigt werden kann, welcher auf einen beliebigen Huf selbst dann optimal paßt, wenn der Huf Anomalien aufweist.
Zur Lösung dieser Aufgabe sieht die Erfindung vor, daß an jedem Huf, der zu beschlagen ist, die für eine individuell angepaßte Form eines Hufbeschlags wesentlichen Hufmaße ab¬ gegriffen werden, daß aus den wesentlichen Hufmaßen unter Berücksichtigung gegebenenfalls vorhandener Anomalien eine vorgebbare Form des Hufbeschlags festgelegt wird, daß aus den wesentlichen Hufmaßen eine für eine physiologisch opti¬ male Anbringung des Hufbesch"ags am Huf *ünstige Anzahl so¬ wie die entsprechende Lage der Nagellöcher im Hufbeschlag festgelegt wird, daß die für die Form und die Nagellöcher des Hufbeschlags maßgeblichen Hufparameter in einen Spei¬ cher einer Steuerung für eine Fertigungsmaschine eingegeben werden, daß die abgespeicherten Hufparameter zur Führung der Bewegung eines Fertigungswerkzeuges verwendet werden, daß die gewünschte vorgegebene Form- des Hufbeschlags ein¬ schließlich der Nagellöcher aus ,nem Stück Vollmaterial ausgearbeitet wird, daß der Hufoeschlag au einem beliebig vorgebbaren Material gefertigt wird, welches für eine Bear¬ beitung geeignet ist, und daß dem Hufbeschlag durch die Verfahrensschritte seine aufschlagfertige Endform -regeben wird, so daß er ohne Nacharbeitung und ohne Anpaßverformung zum Aufschlagen auf den Huf fertig ist.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird der wesentliche technische Fortschritt erreicht, daß auch dann eine außer¬ ordentlich gute Paßgenauigkeit erreicht wird, wenn einer¬ seits ein Material wie hochfestes Aluminium verwendet wird, welches sich praktisch kaum verformen läßt und wenn ande¬ rerseits
ein fehlerhafter Huf zu beschlagen ist, der starke Anoma¬ lien aufweist. Mit der Erfindung wird nämlich die Möglich¬ keit eröffnet, in rationeller Fertigung und damit besonders wirtschaftlich für jeden Huf einen individuell angepaßten Hufbeschlag zu fertigen.
Gemäß der Erfindung besteht eine völlig freie Materialwähl, da es nicht erforderlich ist, einen fertiggestellten Hufbe- schlag nachträglich noch zu verformen, um es einem be¬ stimmten Huf anzupassen. Gemäß der Erfindung ist es viel¬ mehr möglich, beispielsweise aus einem hochfesten Leichtme¬ tall, welches praktisch nicht verformt werden kann, für je¬ den beliebigen Huf einen individuell angepaßten Hufbeschlag herzustellen.
Bei der Verwendung von leichten Materialien ergibt sich eine erhebliche Gewichtsersparnis, die sich günstig auf die Arbeit eines Pferdes auswirkt.
Es können allgemein nicht schmiedbare Materialien bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendet werden.
Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Ver¬ fahrens sieht vor, daß die wesentlichen Hufparameter da¬ durch abgegriffen werden, daß der Umriß des Hufs als Umriß- Kurve aufgezeichnet wird und daß zur Führung des Ferti¬ gungswerkzeugs die Umriß-Kurve ausgewertet wird. Auf diese Weise ist der Umriß eines Hufes relativ einfach zu erfassen und zugleich sehr genau zu berücksichtigen. Beispielsweise kann gemäß der Erfindung mit einem Zeichenstift am Rand des Hufes entlang gefahren werden, um auf diese Weise den Umriß des Hufes auf eine Zeichenunterlage aufzuzeichnen. Es kann dann weiterhin die optimale Lage der Nagellöcher einge¬ zeichnet werden. Auf diese Weise läßt sich mit sehr einfa¬ chen Mitteln eine besonders große Genauigkeit erzielen.
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Vorzugsweise kann dabei vorgesehen sein, daß die Umriß-Kur¬ ve elektro-optisch abgetastet und in eine hinreichende An¬ zahl von Kurvenpunkten aufgelöst wird, die in den Speicher eingegeben werden, aus dem entsprechende Kurvenpunkt-Koor¬ dinaten zur Führung des Fertigungswerkzeugs entnommen wer¬ den. Natürlich kann auf diese Weise nicht nur die Lage der Nagellöcher vorgegeben werden, es kann auch ihre Richtung gewählt und entsprechend hergestellt werden.
Eine vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Ver¬ fahrens sieht vor, daß die für die Herstellung eines be¬ stimmten Hufbeschlagtyps, wie glatter Stempelbeschlag, ge¬ falzter Beschlag, Pilzbeschlag, Stegbeschlag oder derglei¬ chen notwendigen Basisdaten vorab in den Speie' r eingege¬ ben werden, daß zur Fertigung eines gewünschte.. Hufbe- schlags die individuellen Hufparameter ebenfalls dem Spei¬ cher zugeführt werden und daß aus dem Speicher die Basisda- ten sowie die individuellen Hufbeschlagsparameter der Fer¬ tigungsmaschinen-Steuerung zur Führung des Fertigungswerk¬ zeugs zugeführt werden. Es lassen sich natürlich gemäß der Erfindung weitere beliebige Hufbeschlägetypen vorgeben, so daß den individuellen Bedürfnissen eines Pferdes in beson¬ ders flexibler Weise Rechnung getragen werden kann. Es wird somit gemäß der Erfindung der weitere Vorteil erreicht, daß Schädigungen, Schwächen oder Mißbildungen des Hufes durch entsprechende Formgebung des Hufbeschlags ausgeglichen und weitgehend kompensiert werden können.
Wenn das erfindungsgemäße Verfahren besonders einfach durchgeführt werden soll, ist es zweckmäßig, daß außer dem Hufbeschlagtyp wenigstens die Stärke und die Breite des ge¬ wünschten Hufbeschlags in den Speicher eingegeben werden. Ohne besonderen zusätzlichen Aufwand kann auch vorgesehen sein, daß die Anzahl und die Lage der Nagellöcher in den Speicher eingegeben werden. Damit kann sichergestellt
werden, daß unter Berücksichtigung der individuellen Aus¬ bildung eines Hufes, auch bei eventuellen Beschädigungen, stets ein besonders guter Halt des Hufbeschlags am Huf zu gewährleisten ist.
Für Rennpferde kann beispielsweise das erfindungsgemäße Verfahren derart durchgeführt werden, daß der Hufbeschlag aus Leichtmetall hergestellt wird, insbesondere auch aus hochfestem Aluminium gefertigt werden kann. Durch die gemäß der Erfindung gewährleistete absolute Paßgenauigkeit wird auf diese Weise beispielsweise für ein Rennpferd ein außer¬ ordentlich vorteilhafter Beschlag ermöglicht.
Ein besonders vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsge- mäßen Verfahrens sieht vor, daß der Hufbeschlag aus einem Kunststoffmaterial hergestellt wird. Dies kann sich für verschiedene Anwendungsfälle als besonders wertvoll erwei¬ sen, beispielsweise dadurch, daß auch dann kaum Hufprellun¬ gen entstehen, wenn ein Pferd auf einem harten Untergrund, wie Straßenpflaster, laufen muß.
Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsge¬ mäßen Verfahrens sieht weiterhin vor, daß der Hufbeschlag aus einem Verbundmaterial hergeteilt wird, welches an den dem Abrieb ausgesetzten Stellen hart und in den mit dem Huf in Berührung stehenden Bereichen weich und elastisch ist. Dadurch wird ein besonders dauerhafter Hufbeschlag er¬ reicht, welcher zugleich den Huf des Pferdes schont und seine natürliche Entwicklung so wenig wie möglich beein¬ trächtigt:. Ein derartiger Hufbeschlag ist für ein Pferd auch besonders angenehm.
Gemäß der Erfindung ist weiterhin vorzugsweise vorgesehen, daß die gewünschte vorgegebene Form des Hufbeschlags ein¬ schließlich der Nagellöcher aus einem Stück Vollmaterial
herausgefräst oder auch mit Hilfe eines Laser-Strahles oder eines Wasser-Strahles herausgearbeitet wird.
In besonders eleganter Weise können die wesentlichen Hufmaße in der Form abgegriffen werden, daß der Abgriff der Hufmaße dadurch erfolgt, daß eine Video-Kamera auf einem definierten Abstand von einem Huf in der Weise positioniert wird, daß der Huf von unten aufgenommen wird, und daß die wesentlichen Hufmaße von der Video-Kamera direkt in den Speicher eingespeist werden.
Auf diese Weise werden menschliche Fehler praktisch vollständig ausgeschaltet. Weiterhin wird der Vorteil erreicht, daß auch Fehler an -≥inem Huf in dem von der Video-Kamera aufgezeichneten Bild automatisch erfaßt und bei der Herstellung des Hufbeschlages berücksichtigt werden können. Wenn beispielsweise ein Huf an manchen Stellen zur Befestigung eines Hufbeschlages nicht geeignet ist, können die Nagellöcher derart positioniert werden, daß trotz der erkannten Fehler eine möglichst gute Anbringung des Hufbeschlages an dem Huf gewährleistet ist.
Die Erfindung wird nachfolgend beispielsweise anhand der Zeichnung beschrieben; in dieser zeigt die einzige Figur in einer schematischen Blockdars i. iung den Ablauf des erfin¬ dungsgemäßen Verfahrens.
Gemäß der Darstellung in der schematischen Zeichnung wird in einem bevorzugten Ausführungsbeispiel des erfindungsge¬ mäßen Verfahrens die Herstellung eines Hufbeschlags veran¬ schaulicht.
Zunächst erfolgt gemäß Block 1 ein Abgriff der Huf aße. Dies kann praktisch dadurch geschehen, daß der Huf auf eine entsprechende Unterlage gestellt wird, daß man mit einem
Zeichenstift am Rand des Hufes entlangfährt und auf diese Weise die Umrisse des Hufes auf eine Zeichenunterlage auf¬ zeichnet, und schließlich eventuell weiterhin gewünschte Formen des Hufbeschlags einzeichnet.
Dann erfolgt gemäß Block 2 die Festlegung der Form des Huf¬ beschlags. Es kann der gewünschte Typ eines Hufbeschlags, welcher für einen bestimmten Huf optimal erscheint, frei gewählt werden. Die zur Herstellung eines derartigen Hufbe- schlagtyps erforderlichen Angaben können zuvor bereits ab¬ gespeichert worden sein.
Es erfolgt dann gemäß Block 3 die Festlegung der Nagellö¬ cher. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, daß auf die zur Ermittlung des Hufumrisses verwendete Zeichenunter¬ lage die gewünschte Position der Nagellöcher eingetragen wird. Es kann auch die Richtung der Nagellöcher vorgegeben werden, da es nicht immer zweckmäßig ist, die Nagellöcher senkrecht durch einen Hufbeschlag hindurchzuführen.
Die vom Huf abgegriffenen Hufmaße sowie die vorgegebene Form des Hufbeschlags und die Festlegung der Nagellöcher werden dann in einen Speicher 4 eingegeben. Im Speicher 4 stehen diese Daten zur Verfügung, und sie können dazu ver¬ wendet werden, einer mit 5 bezeichneten Steuerung des Frä¬ sers zugeführt zu werden, mit dem die vorgegebene Form des Hufbeschlags aus einem Stück Vollmaterial 6 ausgefräst wird. Es kann das Vollmaterial 6 beispielsweise eine Alumi¬ niumplatte sein, welche in manchen Fällen die Stärke des angestrebten Hufbeschlags aufweisen kann. Durch die aus dem Speicher 4 ausgelesenen Steuerdaten kann über die Steuerung 5 ein rein schematisch dargestellter Fräser 9 automatisch so gesteuert werden, daß die gewünschte Form des Hufbe- schlags aus dem Vollmaterial 6 ausgefräst wird. Es entsteht auf diese Weise der mit 8 bezeichnete Hufbeschlag.
Da dieser Hufbeschlag 8 bereits allen individuellen Anfor¬ derungen gerecht wird, die von einem bestimmten Huf ge¬ stellt werden, erübrigt sich jegliche Nacharbeit. Gleich¬ wohl besitzt der Hufbeschlag 8 eine absolute Paßgenauigkeit für den Huf, auf den er aufgeschlagen werden soll.
Gemäß Block 7 kann für die Herstellung des Hufbeschlags 8 das Material nach den Erfordernissen ausgewählt und festge¬ legt werden.