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Die Erfindung betrifft ein Verfahren sowie ein System zur Berechnung von für den Kranbetrieb relevanten Daten.
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Ein Kran weist während des Kranbetriebs eine Lastmomentbegrenzung auf, die aktiv eine Überlastsituation des Krans verhindern soll. Üblicherweise erfolgt innerhalb der Lastmomentbegrenzung eine Prüfung der aktuellen Traglast gegen eine zulässige Traglast, die auf Grundlage von gespeicherten Werten vorab bestimmt wird. Berücksichtigung hierbei finden beispielsweise kranspezifische und im Kran fest abgespeicherte Werte sowie auftragsspezifische Werte, die die aktuelle Kranausrüstung und Umgebungssituation des Krans spezifizieren, oder auch normative Vorgaben.
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Die Rechenkapazität auf einer mobilen Arbeitsmaschine muss wie der vorhandene Speicher sehr robust sowie leistungsfähig ausgeführt sein und vorab eingehend getestet werden. Rechenkapazität und Speicher sind daher nicht mit im Heimcomputerbereich bekannten Größen zu vergleichen. Die Traglastberechnung eines Mobilkrans und seines Auslegersystems ist jedoch eine sehr rechenintensive Aufgabe, die nicht zur Laufzeit des Krans mittels der dort zur Verfügung stehenden Rechnerressourcen sinnvoll ausgeführt werden kann.
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Deshalb ist Stand der Technik, eine vorab mit externen Mitteln berechnete Traglasttabelle am Kran abzuspeichern und während des Kranbetriebs auf diese vorab berechneten Traglasttabellen zurückzugreifen. In der Regel werden dazu vor Beginn der Kranarbeit für alle relevanten Kombinationen der kranspezifischen und auftragsspezifischen Werte Traglasttabellen berechnet und in der LMB hinterlegt. Aufgrund der damit einhergehenden enormen Datenmenge ist es nicht möglich, für alle erdenklichen Kombinationen entsprechende Traglasttabellen vorab zu berechnen. Es muss daher für nicht vorausberechnete Szenarien jeweils die am besten passende Traglasttabelle ausgewählt werden. Auch eine Interpolation auf dem Kran zwischen zwei oder mehreren Traglasttabellen ist vermeidbar.
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Es wurden bereits Überlegungen angestellt, Teilberechnungen am Kran durchzuführen und diese so zu optimieren. Teilweise werden aber auch bestimmte, nicht rechenintensive Berechnungen mit vorab gerechneten und im Kran abgespeicherten Werten in der am Kran vorhandenen Recheneinheit zu einer zulässigen Traglast verarbeitet. Dabei wird vorzugsweise die nicht rechenintensive Standsicherheitsberechnung am Kran durchgeführt. Die sehr aufwendige Ausliegerfestigkeitsberechnung wird entsprechend dem Stand der Technik vorab gerechnet und mittels einer Speichereinheit am Kran abrufbar hinterlegt.
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Für alle bisherigen Lösungsansätze gilt jedoch, dass aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Parametern, die für eine Berechnung der Traglasttabellen Berücksichtigung finden, es nahezu unmöglich ist, für alle unterschiedlichen Betriebssituationen des Krans eine individuelle Traglasttabelle zur Verfügung zu stellen. Die verwendete Traglasttabelle bildet folglich nicht die konkreten Betriebsbedingungen des Krans ab, sodass Ungenauigkeiten bei der Ermittlung der zulässigen Traglast in Kauf genommen werden müssen. Aus Sicherheitsgründen muss für die Lastmomentbegrenzung daher ein Sicherheitszuschlag einberechnet werden, der diesen Ungenauigkeiten Rechnung trägt. Dadurch kann die tatsächlich mögliche Traglast nicht vollständig ausgenutzt werden.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine individuelle und für den jeweiligen Lasthub optimierte Traglasttabelle zur Verfügung zu stellen.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch das Verfahren gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind Gegenstand der sich an den Hauptanspruch anschließenden Unteransprüche.
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Gemäß Anspruch 1 wird ein Verfahren zur Berechnung von relevanten Daten für den Betrieb wenigstens eines Krans, insbesondere eines Mobilkrans, vorgeschlagen. Das Verfahren wird auf Grundlage eines Systems ausgeführt, das aus wenigstens einem Kran, einem Kommunikationsnetz sowie einem Rechenzentrum besteht.
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In einem ersten Schritt werden kranseitig ein oder mehrere Kenngrößen des Krans bestimmt und diese über das Kommunikationsnetz an das Rechenzentrum übermittelt. Besonders bevorzugt werden diese Kenngrößen während dem Rüsten oder der Kranarbeit bestimmt und übermittelt.
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Unter den Kenngrößen werden beispielsweise kranspezifisch Daten verstanden, die gleichbleibende Eigenschaften des Krans charakterisieren und deshalb fest im Kran, insbesondere der Kransteuerung abgespeichert sind. Derartige Daten sind unabhängig vom Rüstzustand des Krans. Die Kenngrößen können daneben oder alternativ auch auftragsspezifische Daten umfassen, die insbesondere auf den aktuell vorliegenden Rüstzustand des Krans abzielen. Diese Daten enthalten Informationen zu den gerüsteten Bauteilen des Krans, so zum Beispiel zu den physikalischen Eigenschaften dieser Bauteile aber auch deren Lage und Zustand.
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Im Rechenzentrum erfolgt nach Empfang der ein oder mehreren Kenngrößen erfindungsgemäß eine Berechnung ein oder mehrerer für den Kranbetrieb relevanter Daten auf Grundlage der ein oder mehreren empfangenen Kenngrößen des Krans. Unter den für den Kranbetrieb relevanten Daten werden wichtige Steuerungsinformationen verstanden, die von der Kransteuerung während der Kranarbeit benötigt werden, beispielsweise um die aktuelle Kransicherheit gewährleisten zu können. Die Kenngrößenkönnen durch Eingabe des Kranfahrers der Kransteuerung bekannt sein, oder sie sind durch die am Kran vorhandenen Sensoren und/oder Recheneinheit bestimmt. Als relevante Daten für den Kranbetrieb können jedoch auch solche Daten verstanden werden, die speziell oder auch für den Rüstvorgang notwendig sind. Es können demnach auch für die Herstellung der Arbeitsfähigkeit des Krans Daten an das Rechenzentrum übermittelt, dort berechnet und im Anschluss zurück an den Kran übermittelt werden. Diese Daten stehen der Kransteuerung dann beim Rüsten des Krans zu Verfügung. Beispielsweise lässt sich hierdurch der Rüstbetrieb des Krans überwachen.
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Der erfindungsgemäße Kerngedanke schlägt demnach eine Auslagerung der ressourcenfressenden Rechenarbeit für die Berechnung ein oder mehrerer für den Kranbetrieb relevanter Daten auf ein externes Rechenzentrum vor, wobei diese Daten jedoch nicht oder nicht nur vor Beginn des Rüstens oder der Kranarbeit, sondern während der Kranarbeit, vorzugsweise in Echtzeit, berechnet werden sollen. Die Rechenkapazität und Leistungsressourcen eines entsprechenden Rechenzentrums können deutlich höher und effizienter dimensioniert werden, da die sonst üblichen Anforderungen für eingebettete Steuer- und Recheneinheiten eines Krans nicht erfüllt werden müssen.
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Im Rechenzentrum erfolgt nach Empfang der ein oder mehreren Kenngrößen erfindungsgemäß nicht zwingend eine Berechnung ein oder mehrerer für den Kranbetrieb relevanter Daten auf Grundlage der ein oder mehreren empfangenen Kenngrößen des Krans. Alternativ besteht die Möglichkeit dass die Berechnung innerhalb des Rechenzentrums bereits zu einem früheren Zeitpunkt abgeschlossen wurde und die relevanten Daten daher bereits im Rechenzentrum vorliegen. Beispielsweise wurde die Berechnung erst nach Auslieferung des Krans ausgeführt, die Daten konnten aus diesem Grund nicht mehr rechtzeitig vor der Auslieferung im internen Speicher des Krans abgelegt werden oder sie wurde einfach nicht in den Kran programmiert. Auf eine entsprechende Anfrage des Krans an das Rechenzentrum mit der Übersendung ein oder mehrerer Kenngrößen müssen die relevanten Daten nicht im Rechenzentrum berechnet werden sondern lediglich ausgewählt werden.
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Im Anschluss werden die ein oder mehreren für den Kranbetrieb relevanten Daten von dem Rechenzentrum zurück an den wenigstens einen Kran übertragen, insbesondere an dessen Kransteuerung, und stehen der Kransteuerung für den regulären anhängigen Kranbetrieb zur Verfügung. Insbesondere dienen die übertragenen Daten als Eingangswerte für die Kransteuerung, d. h. die Kransteuerung verwendet die empfangenen Daten als Eingangsparameter für nachfolgende Steuerroutinen.
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Vorzugsweise werden alle oder nahezu alle notwendigen Berechnungsschritte zur Berechnung der ein oder mehreren für den Kranbetrieb relevanten Daten auf das Rechenzentrum ausgelagert. Zumindest jedoch rechenintensive Berechnungsschritte für die Berechnung ein oder mehrerer für den Kranbetrieb relevanter Daten. Als rechenintensive Berechnungsschritte werden vorzugsweise Gleichungssysteme mit einer hohen Anzahl an unbekannten Werten verstanden. Als Beispiel kann der Aufbau einer „Steifigkeitmatrix” im Rechenzentrum mit anschließender Lösung genannt werden.
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Als mögliche auftragsspezifische Werte können zudem Informationen über die Kranrüstung als auch die geplante Hubarbeit gelten. Unter die Informationen bezüglich der Kranrüstung fallen Werte wie die verwendete Auslegerart, d. h. Teleskopausleger, Gitterausleger, Spitzenausleger oder Derrickausleger mit Derrickballast, etc., sowie die Auslegerlänge. Weiterhin enthalten die auftragsspezifischen Werte Informationen über das Kranzubehör, den Ballast, die verwendete Kranabstützung bzw. den möglichen Krandrehbereich. Insbesondere beim Auslegersystem existieren weitreiche Konstellationsmöglichkeiten, da beispielsweise unterschiedlich dimensionierte Gitterstücke in verschiedenen Längen kombinierbar sind und folglich die Anzahl der bereitzustellenden möglichen auftragsspezifischen Daten bereits für eine einzelne Kategorie rapide ansteigen kann.
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Idealerweise erfolgt die externe Berechnung von ein oder mehreren relevanten Daten für den Betrieb wenigstens eines Krans während des Rüstens oder der Kranarbeit, sodass für jeden denkbaren Betriebszustand aktuelle und individuelle für den Kranbetrieb relevante Daten zur Laufzeit berechnet und der Kransteuerung für die Steuerung der einzelnen Bewegungsabläufe des Krans zur Verfügung gestellt werden können.
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Vorzugsweise umfassen die ein oder mehreren für den Kranbetrieb relevanten Daten wenigstens eine Traglasttabelle, wobei diese Traglasttabelle von dem Rechenzentrum direkt an eine Lastmomentbegrenzung (LMB) des Krans übermittelbar ist. Die Lastmomentbegrenzung erhält folglich als Eingangswert die empfangene Traglasttabelle. Denkbar ist es, dass sämtliche Berechnungsschritte für die Berechnung der Traglasttabelle auf das Rechenzentrum ausgelagert sind, zumindest jedoch die rechenintensive Auslegerfestigkeitsberechnung und/oder die Standsicherheitsberechnung.
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Neben den kranseitig ermittelten Kenngrößen, d. h. den kranspezifischen oder auftragsspezifischen Krandaten können zudem normative Vorgaben an das Rechenzentrum übermittelt werden. Derartige normative Vorgaben sind beispielsweis im Kran als Wert oder als Berechnungsformel hinterlegt und betreffen zum Beispiel die maximale zulässige Windangriffsfläche der Last. Auch derartige Vorgaben können für die Berechnung der Traglasttabelle eine Rolle spielen und werden somit vorzugsweise von dem Kran zur Berechnung ein oder mehrerer für den Kranbetrieb relevanter Daten an das Rechenzentrum übertragen.
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Möglich ist eine Umsetzung des Rechenvorgangs im Rechenzentrum als sogenanntes verteiltes System mit ein oder mehreren zentral und/oder dezentral stationiert und verwalteten Recheneinheiten, die Teilaufgaben einer Berechnungsanfrage parallel bearbeiten. Möglich wäre auch die Auswahl einer länderspezifischen an den Aufstellort des Krans angepassten Norm, die zur Berechnung der zulässigen Traglast anzuwenden ist.
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Für den Fall einer verteilten Anwendung im Rechenzentrum ist es zweckmäßig, wenigstens eine Verwaltungseinheit für die Bearbeitung der empfangenen Rechenaufträge einzusetzen. Eingehende Berechnungsanfragen, insbesondere aufwändige Rechenanfragen, wenigstens eines Krans werden von der Verwaltungseinheit analysiert und optional in ein oder mehrere Teilberechnungen aufgeteilt, diese auf die einzelnen Recheneinheiten des verteilten Systems verteilt werden. Die einzelnen Ergebnisse der Teilberechnungen werden im Anschluss von der Verwaltungseinheit eingesammelt und als zusammengefasstes Endergebnis von der Verwaltungseinheit des Rechenzentrums an den beauftragenden Kran übertragen. Folglich präsentiert sich das Rechenzentrum für den Kran als ein einziges System bzw. ein Computer. Bei der Zusammenfassung durch die Verwaltungseinheit können bedarfsweise weitere Rechenschritte zur Weiterverarbeitung der Einzelergebnisse notwendig werden.
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Auch bei einem verteilten System kann die Bearbeitung einer weniger aufwändigen Berechnungsanfrage von einer einzelnen Rechnereinheit bearbeitet werden.
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Ferner ist es denkbar, dass zu den Kenngrößen des Krans ergänzende Daten über die aktuelle Umgebungsbedingungen an das Rechenzentrum für die Berechnung der einen oder mehreren für den Kranbetrieb relevanten Daten übermittelt werden. Die aktuellen Umgebungsbedingungen können beispielsweise Informationen bezüglich der momentanen Schrägstellung des Krans und/oder der vorliegenden Windgeschwindigkeit betreffen, die erheblichen Einfluss auf die zulässige Traglast des Krans in der aktuellen Betriebssituation haben können. Dadurch stellt sich ein entscheidender Sicherheitsgewinn für den Betrieb des Krans ein, da die aktuelle Traglasttabelle stets aktuell in Abhängigkeit der tatsächlich vorliegenden Umgebungsbedingungen ermittelbar ist. Der Kran hat folglich weniger Stillstandzeit, da unnötige Ungenauigkeiten und Sicherheitszuschläge vermieden werden können.
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Idealerweise werden die Kenngrößen des Krans direkt von der Kransteuerung bzw. der Lastmomentbegrenzung erfasst und von dieser an das Rechenzentrum auf Grundlage geeigneter Kommunikationsmittel übertragen. Alternativ oder optional ist es denkbar, das diese Kenngrößen nicht nur von der Kransteuerung bzw. der LMB selbst erfasst und übertragen werden, sondern zusätzlich oder alternativ von einem auf dem Kran ausgeführten Einsatzplaner, der ebenfalls Zugriff auf die erforderlichen Kenngrößen erhält. Daneben ist es denkbar, dass ein mobiler Rechner, der im Bereich des Krans stationiert ist und kommunikativ mit diesem in Verbindung steht, die notwendigen Kenngrößen an das Rechenzentrum überträgt.
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Die Rückübertragung der für den Kranbetrieb relevanten berechneten Daten kann direkt an den Kran bzw. die Kransteuerung/LMB erfolgen und optional an den entsprechenden Einsatzplaner des Krans bzw. den mobilen Rechner im Bereich des Krans.
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Alternativ können die Komponenten (Kran, Kransteuerung, Einsatzplaner oder mobiler Rechner) empfangene Daten auch untereinander austauschen.
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Sinnvollerweise sind alle oder zumindest ein Teil der am Kran angebauten tragenden und mit Gewichtskraft wirkenden Bauteile mittels elektronischer Erkennung überwachbar und messbar, wobei die Messsignale als Kenngrößen des Krans an das Rechenzentrum übermittelbar sind.
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Die elektrische Erkennung kann beispielsweise auf Grundlage einer Transponderlösung realisiert sein. Anderweitige Messsysteme sind ebenso denkbar. Das System zur elektronischen Erfassung steht kommunikativ mit der Kransteuerung/LMB und/oder dem Einsatzplaner und/oder einem mobilen Laptop im Bereich des Krans in Verbindung.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass bei einer Anfrage des Krans an das Rechenzentrum nicht nur relevante Daten passend zu den ein oder mehreren übermittelten Kenngrößen berechnet werden, sondern gleichzeitig oder zeitnah relevante Daten auf Grundlage einer geringfügigen Modifizierung der empfangenen ein oder mehreren Kenngrößen berechnet werden.
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Innerhalb des Rechenzentrums kann beispielsweise für weitere Berechnungen auf „Vorrat” eine modifizierte Fassung der Kenngrößen zu Grunde gelegt werden um beispielsweise vorab relevante Daten für zukünftige Kenngrößen bereitstellen zu können. Beispielsweise könnten nach der ersten Übermittlung der ein oder mehreren Kenngrößen vom Kran an das Rechenzentrum zeitglich oder zeitnah nicht nur Traglasttabellen für die angeforderte Auslegerlänge berechnet werden, sondern ebenfalls die passenden Traglasttabellen für die nächste Stufe der Auslegerlänge (kürzer oder länger) berechnet werden. Die Auslegerlänge ist hier nur als beispielhafte Auswahl einer möglichen Kenngröße genannt.
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Neben dem erfindungsgemäßen Verfahren betrifft die vorliegende Erfindung zudem ein System zur Berechnung von relevanten Daten für den Betrieb wenigstens eines Krans, wobei das erfindungsgemäße System aus wenigstens einem Kran, einem Rechenzentrum sowie einem Kommunikationsnetz besteht. Sämtliche Komponenten des Systems sind geeignet, das erfindungsgemäße Verfahren bzw. eine vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens auszuführen. Die Vorteile und Eigenschaften des Systems entsprechen offensichtlich denen des erfindungsgemäßen Verfahrens, weshalb an dieser Stelle auf eine wiederholende Beschreibung verzichtet wird.
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Denkbar ist es, dass das System mindestens zwei oder mehr Krane umfasst, wobei der Rechenauftrag eines Krans bzw. das berechnete Ergebnis nicht nur dem anfragenden Kran sondern gegebenenfalls einer Gruppe von Kranen zur Verfügung gestellt wird. Diese Vorgehensweise kann beispielsweise für mehrere Krane auf einer Baustelle zweckmäßig sein.
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Neben dem System betrifft die Erfindung zudem ein Rechenzentrum bestehend aus ein oder mehreren zentral und/oder dezentral angeordneten Recheneinheiten zur Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung.
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Weiterhin betrifft die Erfindung einen Kran, insbesondere einen Mobilkran, mit einer Kransteuerung, insbesondere LMB, und Kommunikationsmitteln zur Durchführung des Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung.
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Zuletzt betrifft die Erfindung eine auf einem Datenträger abgespeicherte Software zur Durchführung des Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung. Denkbar ist es, dass die Software auf einer Kransteuerung und/oder einem Einsatzplaner und/oder einem kommunikativ mit einem Kran in Verbindung stehenden mobilen Computer und/oder in einem Rechenzentrum installierbar und ausführbar ist.
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Weitere Vorteile und Eigenschaften der Erfindung sollen im Folgenden anhand eines in der einzigen Figur dargestellten Ausführungsbeispiels beschrieben werden.
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Die einzige Figur zeigt ein mögliches Szenario des erfindungsgemäßen Systems bestehend aus einem Mobilkran 10, einem Kommunikationsnetz 3 sowie dem Rechenzentrum 6. Der Mobilkran weist eine Kransteuerung, insbesondere eine Lastmomentbegrenzung auf, die entsprechende Kommunikationsmittel zur Kommunikation mit dem Rechenzentrum 6 über das Kommunikationsnetzwerk 3 aufweist.
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Das Rechenzentrum umfasst ebenfalls Kommunikationsmittel zur kommunikativen Einbindung in das Netzwerk 3. Die herstellbare Verbindung zwischen Rechenzentrum 6 und Kran 10 ist bidirektional, so dass Daten in beiden Richtungen zwischen den Kommunikationspartnern 6, 10 ausgetauscht werden können. Die verwendete Übertragungstechnik ist vorzugsweise zumindest abschnittsweise funkbasiert, insbesondere zumindest zwischen dem Kran 10 und einem Gateway des Kommunikationsnetzes 3. Hier bieten sich bekannte Standards, wie einer der Mobilfunkstandards, aber auch sonstige geeignete Funktechnologien an, die die resultierenden Datenmengen zuverlässig, sicher und ausreichend schnell zwischen den Kommunikationspartnern 6, 10 übertragen können. Das Kommunikationsnetzwerk 3 basiert regelmäßig aus unterschiedlichen Netzwerken mit unterschiedlichen Übertragungstechnologien, die über entsprechende Gateways miteinander verbunden sind.
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In einer Speichereinheit des Krans 10, so zum Beispiel in der internen Kransteuerung/LMB 11, sind kranspezifische fest einprogrammierte Werte hinterlegt, die den grundlegenden Krantyp und dessen fest angebaute Krankomponenten beschreiben. Daneben liegen kranseitig sogenannte auftragsspezifische Daten vor, die sich unter anderem mit dem aktuellen vorliegenden Rüstzustand des Krans auseinandersetzen. Die auftragsspezifischen Daten enthalten allgemein Informationen über die Art und physikalischen Eigenschaften der gerüsteten Bauteile, d. h. deren physikalisches Gewicht, Schwerpunkt, etc.. Darunter fallen auch Größen, die den aktuellen Zustand dieser Krankomponenten beschreiben, so zum Beispiel die verwendete Abstützbasis, Auslegerlänge, erforderlicher Wipp- und Drehwinkel, usw.. Im Grunde sind alle Daten von Bedeutung, die eine gewisse Relevanz für die Traglastberechnung haben.
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Der Kran 10 speichert weiterhin normative Vorgaben, die entweder als Werte oder als Berechnungsformel hinterlegt sind. Solche Vorgaben betreffen zum Beispiel die maximal zulässige Windangriffsfläche der Last für das Heben einer angehängten Last. Auch derartige Werte/Formeln können in die Berechnung der max. zulässigen Traglast einfließen.
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Benötigt der Kran während des Rüstens oder des Kranbetriebs eine ihm unbekannte Traglasttabelle, so stellt er eine entsprechende Anfrage an das Rechenzentrum 6. Dazu übermittelt der Kran 10 seine kranspezifischen, auftragsspezifischen Kenngrößen und optional normative Vorgaben in Form von Werten/Formeln an das Rechenzentrum 6 unter Verwendung seiner integrierten Kommunikationsmittel. Dieser Datenübertrag erfolgt sehr schnell, da keine Berechnungen angestellt werden und lediglich eine Datenübertragung erfolgt. Das Rechenzentrum 6 erstellt auf Grundlage der empfangenen Kenngrößen einen Rechenauftrag zur Berechnung der gewünschten Traglasttabelle.
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Die Struktur des Rechenzentrums 6 umfasst entweder ein oder mehrere Recheneinheiten 4, die zentral an einem spezifischen Ort des Rechenzentrums stehen und eingehende Rechenaufträge zeitgleich abarbeiten.
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Alternativ oder zusätzlich kann die Struktur des Rechenzentrums 6 auch in Anlehnung an das sogenannte Cloud-Computing aufgebaut sein. In diesem Fall sind ein oder mehrere Recheneinheiten 4 als verteiltes System über ein internes Kommunikationsnetzwerk miteinander verbunden, um eingehende Rechenaufträge in Form von auf die Einheiten 4 verteilten Teilberechnungen gemeinsam abzuarbeiten. Die notwendigen Teilberechnungen für die Bestimmung einer Traglasttabelle müssen folglich nicht von einer einzigen Recheneinheit sequentiell bearbeitet werden, sondern können parallel von verteilten Recheneinheiten abgearbeitet werden, was zu eine spürbaren Performancesteigerung führt. Die verteilten Rechnereinheiten 4 müssen nicht notwendiger Weise zentral an einem Ort des Rechenzentrum aufgestellt sein.
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Für die Verwaltung der eingehenden Rechenaufträge ist die Verwaltungseinheit 5 als Empfangsstelle vorgesehen, die eingehende umfangreiche Rechenaufträge je nach Möglichkeit in einzelne Teilberechnungen zerlegt und diese auf die einzelnen Rechner 4 verteilt. Jeder Rechner meldet sein Ergebnis an die zentrale Stelle 5 zurück, welche ein Gesamtergebnis aus den mehreren Teilergebnissen zusammensetzt und als Gesamtergebnis an den auftraggebenden Kran zurücksendet.
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Das Ergebnis des Rechenauftrages ist in der Regel eine Traglasttabelle, die als reine statische Datei sehr schnell von dem Rechenzentrum 6 an den Kran 10 übertragen werden kann. Insbesondere wird diese Traglasttabelle über das Kommunikationsnetzwerk 3 an die LMB 11 des Krans 10 zurückgesandt.
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Auf dem Kran 10 liegt nun eine individuelle und für den jeweiligen Lasthub optimierte Traglasttabelle vor, die während des Rüstens oder des Kranbetriebs in Echtzeit jederzeit angefragt und updatebar sein kann. Ferner lassen sich durch das erfindungsgemäße Verfahren auch die aktuellen Umgebungsbedingungen, wie zum Beispiel die Schrägstellung des Krans sowie die vorliegende Windgeschwindigkeit am Einsatzort, einbeziehen. Der Kran 10 stellt dazu diese die Umgebungsbedingungen betreffenden Daten zusammen mit den Kenngrößen dem Rechenzentrum zur Verfügung, das die Daten bei der Berechnung der Traglasttabelle miteinbezieht. Diese Maßnahme fördert die Genauigkeit der Traglasttabellen, da diese exakter an die tatsächlich mögliche Traglast angenähert werden können. Die ansonsten selbstverständlichen Sicherheitszuschläge können reduziert oder sogar vermieden werden, unnötige Stillstandzeiten des Krans lassen sich folglich einschränken oder ganz vermeiden. Dies führt zu einem nicht unerheblichen Sicherheitsgewinn bei der Betriebssicherheit des Krans 10.
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Obige Verfahrensausführung kann nicht nur von der Software der Kransteuerung bzw. LMB 11, sondern in anderen Modulprogrammen 2, wie zum Beispiel im Einsatzplaner auf dem Kran 10 oder auf einem mobilen Rechner im Kran oder der unmittelbaren Umgebung des Krans 10 erfolgen. Bei einem mobilen Rechner ist dazu eine Kommunikation zwischen Rechner und Kran 10 Voraussetzung.
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Vorteilhaft ist die Erfassung aller am Kran angebauten tragenden und mit Gewichtskraft wirkenden Bauteile mittels elektronischer Erkennung. Als mögliche Lösung dient hier eine geeignete Transponder-Anordnung, die die jeweiligen am Bauteil erfassten Messgrößen der Kransteuerung über die kommunikative Schnittstelle mitteilt.
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Im Rechenzentrum 6 erfolgt nach Empfang der ein oder mehreren Kenngrößen nicht zwingend eine Berechnung ein oder mehrerer für den Kranbetrieb relevanter Daten auf Grundlage der ein oder mehreren empfangenen Kenngrößen des Krans. Alternativ besteht die Möglichkeit dass die Berechnung innerhalb der Rechenzentrums 6 bereits zu einem früheren Zeitpunkt abgeschlossen wurde und die relevanten Daten daher bereits im Rechenzentrum 6 vorliegen. Beispielsweise wurde die Berechnung erst nach Auslieferung des Krans 10 ausgeführt, die Daten konnten aus diesem Grund nicht mehr rechtzeitig vor der Auslieferung im internen Speicher des Krans 10 abgelegt werden oder sie wurde einfach nicht in den Kran 10 einprogrammiert. Auf eine entsprechende Anfrage des Krans 10 an das Rechenzentrum 6 mit der Übersendung ein oder mehrerer Kenngrößen müssen die relevanten Daten nicht im Rechenzentrum 6 berechnet werden sondern lediglich ausgewählt werden und dem Kran 10 zur Verfügung gestellt werden.
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In diesem Zusammenhang ist es denkbar, dass zur Vorbereitung von Kraneinsätzen mit ähnlicher Rüstkonfiguration relevante Daten bereits auf „Vorrat” innerhalb des Rechenzentrums 6 gerechnet werden und bei Bedarf von dem Kran 10 oder vergleichbaren Kranen einer Kranflotte nur noch abgerufen werden müssen. Beispielsweise könnten nach der ersten Übermittlung der ein oder mehreren Kenngrößen vom Kran an das Rechenzentrum zeitglich oder zeitnah nicht nur Traglasttabellen für die angeforderte Auslegerlänge berechnet werden, sondern ebenfalls die passenden Traglasttabellen für die nächste Stufe der Auslegerlänge (kürzer oder länger) berechnet werden. Die Auslegerlänge ist hier nur als beispielhafte Auswahl einer möglichen Kenngröße genannt.
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Die dadurch vorliegende größere Anzahl an Daten erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Anfrage eines weiteren Krans bereits eine passende Auswahl an relevanten Daten im Rechenzentrum vorliegt und keine Neuberechnung notwendig ist.
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In diesem Zuge wäre es sogar möglich, den Kran nach der Herstellung nur mit einem rudimentären Satz an relevanten Daten (Traglasttabellen) auszuliefern. Die Vollständigkeit der Daten innerhalb der Kransteuerung stellt sich dann erst im Laufe des Kranbetriebes her. Sind die Speicherkapazitäten im Kran begrenzt, so wäre es auch möglich, eine Grundauswahl zu treffen und je nach Rüstzustand oder Einsatzort benötigte Traglasttabellen auf den Kran zu laden und zu nutzen.