Verfahren und Vorrichtung zum Behandeln von Fluiden mittels eines als Schüttgut vorliegenden Feststoffes im Gegenstrom¬ verfahren
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Vorrichtung zum Be¬ handeln, insbesondere zum Reinigen, von Fluiden, insbesonde¬ re Rauchgasen u. dgl. , mittels eines als Schüttgut vorlie¬ genden Feststoffes, vorzugsweise im Gegenstromverfahren, bei dem wenigstens ein Schüttgut von oben nach unten durch zu¬ mindest eine Reaktioπskammer wandert und wenigstens ein Flu¬ id von unten nach oben durch die Schüttgutschicht in der Reaktionskammer strömt, insbesondere unter Verwendung eines Anströmbodens zum Verteilen des Fluides über dem Querschnitt der Reaktionskammer und zum Durchlassen des Schüttgutes nach unten. Bei bekannten Verfahren zum Reinigen von Rauchgasen wird dieses in der Regel durch zwei, vorzugsweise sogar durch drei Reinigungsstufen geführt, wobei in der Regel in den beiden letzten Reinigungsstufen ein adsorptiv und/oder katalytisch wirkendes Schüttgut verwendet wird.
So ist es z. B. zum Reinigen von Rauchgasen bekannt, daß diese, in der Regel nach einer sogenannten Naßreinigung, an einem ersten Schüttgut, insbesondere einem Herdofenkoks, von Verunreinigungskomponenten wie HCl und/oder SO und/oder Schwermetallen, insbesondere Hg, möglichst vollständig be¬ freit werden. In einer nachfolgenden Reinigungsstufe wird das zuvor gereinigte Rauchgas, vorzugsweise an einem Aktiv¬ koks oder einer Aktivkohle aus Steinkohlen auf katalytische
Wege von Stickoxiden (NO ) gereinigt. Dies geschieht unter Zufuhr von Ammonik (NH ) als Reaktionspartner. Bei dieser Reaktion entstehen H?0 und N?. Diese zweistufige Reinigung an einem Schüttgut ist sehr aufwendig, wird aber wegen der komplexen Reaktionen der beteiligten Komponenten allgemein für erforderlich gehalten.
Während der beladene Herdofenkoks regelmäßig abgezo¬ gen, regeneriert, verbrannt oder endgelagert werden muß, kann die letzte Reinigungsstufe (Entstickung) in der Regel wie ein Festbett betrieben werden. Obwohl es sich in dieser Stufe um eine katalytische Reaktion handelt, hat sich ein gelegentlicher Schüttgutaustausch als erforderlich erwiesen.
Neben den vielfältigen Reaktionsmöglichkeiten der be¬ teiligten Komponenten bereitet die Anwesenheit von feintei- ligen Verunreinigungen, insbesondere Stäuben u. dgl., erheb¬ liche Probleme beim Betrieb der bekannten Schüttgutreakto¬ ren .
Bei den bekannten Rauchgasreiniguπgsverfahren tritt ferner das Problem auf, daß in der Reaktionskammer Zonen verminderten Schüttgutaustausches vorhanden sind. Dieses Problem tritt vor allem bei quer angeströmten Wanderbett¬ reaktoren auf, bei denen jalousieartige Fluideintrittsein- tritt- und Fluidaustrittswande vorgesehen sind. Dort liegen die schüttgutaustauscharmen Zonen im Bereich der Jalousie- blendeπ. In schüttgutaustauscharmen Zonen der Reaktionskam¬ mer kann es u. a. zu Verklebungen, Anbackungen und ähnlichen Agglomerationen des Schüttgutes kommen, welche den Druckver¬ lust in der Schüttgutschicht im Laufe der Zeit immer mehr erhöhen. Das Problem schüttgutaustauscharmer Zonen in der Reaktionskammer ist aber grundsätzlich beherrschbar. Hierzu
ist ein im Gegenstrom betreibbarer Wanderbettreaktor mit ei¬ nem speziellen Aπströmboden vorgeschlagen worden (WO 8808746) .
Auch dann, wenn das Problem schüttgutaustauscharmer Zo¬ nen in der Reaktionskammer gelöst wird - sei es bei quer an¬ geströmten oder sei es bei im Gegenstrom betriebenen Reak¬ tionskammern - bereitet ein weiteres Problem erhebliche Schwierigkeiten beim Betreiben des Schüttgutreaktors: Unter bestimmten Bedingungen kann es nämlich zu einem "Quellen" der Schüttgutpartikel kommen. Z. B. führt die gleichzeitige Anwesenheit von Stickoxiden, Ammoniak und "sauren " anorga¬ nischen Verbindung, wie S0?, 2 SO,, , HCl, HF oderdergleichen unter bestimmten Reaktionsbedinguπge i zu einem "Quellen" der aus Kohle oder Koks bestehenden Schüttgutpartikel (Popcorn- bildung) . Die Schüttgutpartikel können das doppelte ihrer Dicke, d. h. das Achtfache ihres Volumens erlangen. Diese Reaktion wird vor allem in der Fluideintrittszone in die Schüttgutschicht beobachtet. Dieses "Popcorπ" setzt nicht nur den Reaktor zu, sondern es führt auch zu Problemen beim Abzug der gequollenen Schüttgutpartikel, weil dieses "Pop- corn" mechanisch sehr instabil ist und beim Abziehen deshalb leicht zerfällt.
Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrun¬ de, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genann¬ ten Art unter möglichst weitgehender Vermeidung der vorer¬ wähnten Nachteile möglichst weitgehend zu verbessern. Insbe¬ sondere ist es erwünscht, das Verfahren möglichst wenig auf¬ wendig zu gestalten und Probleme zu beherrschen, die mit staubbelasteteπ zu behandelnden Gasen und/oder durch das Quellen von Schüttgutpartikeln (Popcornbildung) , entstehen.
Diese Aufgabe wird hinsichtlich eines Verfahrens durch die Merkmalskombination nach Anspruch 1 gelöst, wobei bevor¬ zugt das Gegenstromverfahren Anwendung findet, d. h. daß ein Schüttgut von oben nach unten als Schüttgutschicht durch zu¬ mindest eine Reaktionskammer wandert und wenigstens ein Flu¬ id von unten nach oben durch die Schüttgutschicht in der Reaktionskammer strömt; hierbei wird bevorzugt ein Anström¬ boden verwendet, der das Fluid über den Querschnitt der Reaktionskammer verteilt und das mehr oder minder ver¬ brauchte Schüttgut nach unten durchläßt, so daß es unterhalb des Anströmbodens abgezogen werden kann.
Durch die Erfindung wird u. a. erreicht, daß selbst bei hohen Partikelbelastungen im zu behandelnden Fluid und/oder bei Verfahrensbedingungen, bei denen Anbackungeπ des Schüttgutes an Reaktionskammerteilen, Agglomerationen von Schüttgutpartikeln und/oder Quellungen von Schüttgutpar¬ tikeln auftreten bzw. auftreten können, der behandlungsakti¬ ve Teil der Schüttgutschicht weder hinsichtlich seiner Be- handlungs- bzw. Beladungsaktivität eingeschränkt wird noch Uπgleichmäßigkeiten und/oder Erhöhungen des Druckverlustes des Fluides innerhalb der Schüttgutschicht auftreten, die Leistungsfähigkeit der Fluidbehandlung also auch bei sehr ungünstigen Ausgangsbedingungen stets voll erhalten bleibt. Die Erfindung ermöglich ferner die Verwirklichung vergleis- weise hoher Fluidströmungsgeschwindigkeiten in der Schütt¬ gutschicht. Die erfindungsgemäßen Maßnahmen wirken sich zwar auch bei Behandlungsverfahren mit quer angeströmten Wander¬ bettreaktoren günstig aus, doch werden die erwähnten Vortei¬ le nur bei dem erfindungsgemäß bevorzugten Gegenstromverfah¬ ren in dem beschriebenen Umfang verwirklicht. "Popkorn" bil¬ det sich allenfalls am Gaseintritt, wo es aber unmittelbar abgezogen werden kann - und wird -, so daß es nicht lange in der Schicht verweilt.
Wenn erfindungsgemäß mehrere Reaktionskammern parallel zueinander betrieben werden und der Schüttgutabzug und die Schüttgutnachführung aus den bzw. in die Schüttgutschichten von Reaktionskammer zu Reaktionskammer zeitlich versetzt zu¬ einander erfolgt und der betreffende Fluidstrom auf die übrigen Reaktionskammern verteilt wird, wird dadurch eine völlig kontinuierliche Fluidbehandlung gewährleistet.
Eine kurze Unterbrechung des Fluidstromes ist zwar in einigen Behandlungsfällen nicht besonders schädlich, da - vor allem bei Verwendung eines Anströmbodens nach Anspruch 3 - die Phasen des Schüttgutabzuges und der Schüttgutπachführung außerordentlich kurz gehalten werden können, z.B. weniger als eine Minute einmal pro Tag oder Woche, und die abzu¬ ziehende Schüttgutmenge außerordentlich klein gehalten wer¬ den kann, so daß es in diesen Fällen grundsätzlich möglich ist, statt mehrerer nur eine einzige Reaktionskammer zu ver¬ wenden und während der Schüttgutabzugs- oder -teilabzugspha- sen den Strom an zu behandelndem Fluid ohne Umleitung durch andere Reaktionskammern zu unterbrechen, doch bietet die Maßnahme nach der Fluidumverteilung in parallel betriebene Reaktionskammern u.a. den Vorteil höherer Betriebssicherheit und kontinuierliche Arbeitsbedingungen in dem zu behandeln¬ den Fluid.
Wenn nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung (nach Anspruch 2) insgesamt mehrere Verunreinigungskomponen¬ ten aus einem Rauchgas mit Hilfe eines einzigen Schüttgutes in einem einzigen Reinigungsschritt nach dem trockenen Gegenstromverfahren entfernt werden und dabei das Abziehen und Nachführen des Schüttgutes absatzweise in im wesentli¬ chen planparallelen Schichten erfolgt, werden dadurch u. a. folgende Vorteile erzielt: Erstens wird der Aufwand für das Errichten und Betreiben einer zweistufigen trockenen Gas-
reinigungsanlage auf eine einzige Stufe vermindert. Natür¬ lich kann dieser einzigen Stufe - wie auch bei dem bekannten zweistufigen trockenen Reinigungsverfahren - eine Naßrei¬ nigungsstufe oder eine ähnliche Vorreinigungsstufe vorge¬ schaltet sein. Zweitens werden sämtliche Verunreinigungen des zu behandelnden Gases in besonders konzentrierter Form mit dem beladenen bzw. verbrauchten Schüttgut aus dem Prozeß ausgeschieden. Drittens bilden sich für den Reinigungsprozeß besonders günstige Konzentrationsprofile der abzuscheidenden Komponenten innerhalb der Schüttgutschicht aus, wobei insbe¬ sondere eine außerordentlich hohe Endbeladung des aus der Schüttgutschicht abzuziehenden Schüttgutes erreicht wird.
Während es z. B. bei der Rauchgasreinigung von Müllver¬ brennungsanlagen bisher erforderlich war, in einer ersten trockenen Rauchgasreinigungsstufe mittels eines Herdofen¬ kokses HCl, S0„ , Schwermetalle, insbesondere Hg, Dioxine und/oder dgl. abzuscheiden und in einer zweiten trockenen Gasreiniguπgsstufe NO unter Zugabe von Ammoniak mit Hilfe von Steinkohlenaktivkoks als Schüttgut katalytisch umzuwan¬ deln, ist es nach der Erfindung, insbesondere gemäß Anspruch 2, nunmehr möglich, in der einzigen trockenen Reinigungsstu¬ fe im Gegenstromverfahren nicht nur ein einziges Schüttgut zu verwenden, sondern auch noch eine gewisse Wahlfreiheit hinsichtlich der Art und Eigenschaften dieses Schüttgutes zu erhalten. So ist es bei dem erfindungsgemäßen Verfahren u. a. möglich, ausschließlich Herdofenkoks, ausschließlich Steinkohlenaktivkoks oder ausschließlich einen Zeolithen oder insbesondere aus anorganischen Bestandteilen bestehen¬ de, insbesondere bei relativ tiefen Temperaturen wirksame Katalysatoren als Schüttgutmaterial zu verwenden. Bei dem vorerwähnten Beispiel der Rauchgasreinigung hinter Müllver¬ brennungsanlagen ist es dann lediglich erforderlich, etwas mehr Ammoniak als im Falle einer zweistufigen trockenen Gas-
ERSATZBLATT
reinigung einzusetzen. - Grundsätzlich ist es natürlich auch möglich, mit der erfindungsgemäßen Verfahrensweise nach den Ansprüchen auch ein zweistufiges trockenes Gasreinigungsver¬ fahren, insbesondere im Gegenstrom, zu betreiben. In solchen Fällen ist die Verwendung eines speziellen mehrstufigen Reaktors, wie er in der DE-Patentanmeldung P 39 16 325.3 im einzelnen beschrieben ist, von Vorteil.
Wenn gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ein spezieller Anströmboden (nach Anspruch 3) verwendet wird, wie er im übrigen in der WO 8808746 beschrieben ist, wird dadurch u. a. erreicht, daß jeweils nur außerordentlich geringe Schüttgutmengen aus der Schüttgutschicht abgezogen und nachgeführt werden müssen. Bei diesem Aπströmboden wer¬ den nämlich die Probleme der Kontaminierung des Schüttgutes besonders gut beherrscht, da die am meisten belastete Schüttgutschicht sich bereits im Austragsbereich des An¬ strömbodens befindet. Obwohl es bei diesem Anströmboden mög¬ lich ist, die Schüttgutschicht nur um wenige Millimeter, z. B. 1 bis 100 mm in einem Arbeitsgang durch Schüttgutabzug abzusenken, werden staub-, verklebungs- und/oder quelluπgs- belastete und/oder mit den Verunreinigungen hoch belastete Schüttgutpartikel problemlos und in im wesentlichen plan- paralleler Form aus der Schüttgutschicht abgezogen - und zwar auch dann, wenn der Aπströmboden sehr großflächig ist.
Wenn gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung (nach Anspruch 4) das Abziehen von Schüttgut aus der Schütt¬ gutschicht der Reaktionskammer in mindestens zwei nacheinan¬ der geschalteten Arbeitstakten erfolgt, wobei die in diesen einzelnen Arbeitstakten abgezogenen Schüttgutmengeπ vonein¬ ander getrennt werden, kann dadurch eine gesonderte Schütt¬ gutentsorgung für unterschiedlich kontaminierte Schüttgut-
partikel verwirklicht werden, obwohl die Fluidbehandlung in der betreffenden Schüttgutschicht einstufig erfolgt. Hier¬ durch können z. B. in der Fluideintrittszσne des Reaktions¬ raumes bzw. des Aπströ bodens konzentriert niedergeschla¬ gener Staub, konzentriert niedergeschlagene Schwermetalle, insbesondere Quecksilber, und/oder sich in dieser Zone bil¬ dende Schüttgutagglomationen bzw. gequollene Schüttgüter ge¬ sondert ausgeschleust und entsorgt werden, während in dem oder den nachgeschalteten Arbeitstakt/en abgezogene Schütt¬ gutmengen, z. B. für einen nachfolgenden Regenerations¬ schritt od. dgl., aus der Reaktionskammer ausgeschleust wer¬ den. Natürlich können sich etwa bildende Schichten unter¬ schiedlicher Schadstoffkontamination, die sich während der Fluidbehandlung einstellen, auch getrennt voneinander abge¬ zogen, z. B. zunächst eine vor allem mit SOp beladene Schicht und nachfolgend eine vor allem mit HCl beladene Schicht. Bei dieser Vorgeheπsweise ist es möglich, die Un¬ terbrechung des Zustromes an zu behandelndem Fluid lediglich bei einem Teil der einzelnen Arbeitstakte vorzunehmen. Grundsätzlich ist das Verfahren nach Anspruch 4 sogar dazu geeignet, auch ohne die Vorgehensweise nach Anspruch 1 sowie insbesondere in Kombination mit den Vorgehensweisen der übrigen Ansprüche bzw. der Beschreibung der hier vorliegen¬ den Offenbarung in vorteilhafter Weise eingesetzt zu werden.
Hinsichtlich einer Vorrichtung zum Durchführen des er¬ findungsgemäßen Verfahrens, bei der die Vorrichtung zumin¬ dest aus einer Reaktionskammer mit Zu- und Abführungen für das Schüttgut sowie zumindest einer Fluidzuströmöffnung und zumindest einer Fluidabströmöffnung besteht, wird die Aufga¬ be durch eine Vorrichtung nach Anspruch 5 gelöst.
Vorzugsweise sind die Verschlußblende (Absperrorgan für Fluid) und deren Betätigungseinrichtuπgen für das Durchfüh-
ER6ATZBLATT
ren der Verfahrensschritte nach den Ansprüchen 1 bis 4 aus¬ gebildet .
Die vorgenannten sowie die beanspruchten und in dem nachfolgenden Ausführungsbeispiel beschriebenen erfindungs¬ gemäß zu verwendenden Bauteile bzw. Verfahrensschritte un¬ terliegen in ihrer Größe, Formgestaltung, Materialauswahl und technischen Konzeption bzw. den Verfahrensbedingungen keinen besonderen Ausnahmebedingungen, so daß die in dem je¬ weiligen Anwendungsgebiet bekannten Auswahlkriterien unein¬ geschränkt Anwendung finden können.
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile des Gegen¬ standes der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Be¬ schreibung der zugehörigen Zeichnung, in der bevorzugte Aus¬ führungsformen einer erfindungsgemäßen Behandlungsvor¬ richtung im Zusammenhang mit einer Rauchgasreinigung für Müllverbrennungsanlagen beispielhaft dargestellt sind.
In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 einen Wanderbettreaktor zur Reinigung der Rauch¬ gase aus einer Müllverbrenπunsanlage im Vertikalschnitt (Schnitt entlang der Linie I-I gemäß Fig. 2) - schematisch dargestellt ;
Fig. 2 von demselben Wanderbettreaktor eine horizontale Schπittansicht in Höhe der Linie II-II gemäß Fig. 1 oder 3 - und zwar unter Fortlassung der Schüttgutaustragsrohre ;
Fig. 3 von demselben Wanderbettreaktor eine vertikale Schπittansicht in Richtung der Pfeile III-III gemäß Fig. 1 bzw. 2, wobei Teile der Anströmböden schematisch angedeutet sind sowie
Fig. 4 eine alternative Ausführuπgsform einer Fluidzu- strömanordnung zu einem Anströmboden für einen Wanderbett¬ reaktor.
In Fig. 1 bis 3 ist ein aus insgesamt acht parallel geschalteten Behandlungsreaktoren 10 bestehender Wanderbett¬ reaktor 12 schematisch dargestellt. Hierbei sind in zwei zu¬ einander parallelen Reihen jeweils vier Behandlungsreaktoren Wand an Wand nebeneinander aufgestellt. Diese beiden Reihen sind durch einen unteren Gaseintrittskanal 13 und einen un¬ mittelbar darüber liegenden Gasaustrittskanal 14 voneinander getrennt. Beide Kanäle dienen als Sammelkanäle, die über Fluidzuströmöffπungeπ 15 bzw. Fluidabströ öffnungen 16 mit allen acht Behandlungsreaktoren 10 fluidisch verbunden sind. - Anstatt Wand an Wand nebeneinander aufgestellt zu sein, kön¬ nen die Behandlungsreaktoren auch getrennt voneinander auf¬ gestellt und mit eigenen Zu- und Abführleitungen für das Fluid versehen sein, die z. B. an eine Sammelleitung ange¬ schlossen sind.
Jeder einzelne Behandlungsreaktor weist einen Schütt¬ gutvorratsbunker 17, einen Schüttgutverteilboden 18 mit ei¬ nem integrierten und mit den Fluidabströmöffnungen 16 ver¬ bundenen Fluidsammelraum 31, eine über den Reaktorquer¬ schnitt im wesentlichen konstant hohe Schüttgutschicht 19, einen Anströmboden 20 mit einem mit den Fluidzuströ öffnun¬ gen 15 in Verbindung stehenden Fluidverteilraum 32 und mit einer einheitlichen Austragsvorrichtuπg 21 für verbrauchtes Schüttgut verschließbare Schüttgutabzugsrohre 22 sowie einen Sammelbunker 23 für abgezogenes Schüttgut auf. Einzelheiten dieses Wanderbettreaktors sind der Übersichtlichkeit halber nicht dargestellt und im übrigen aus der WO 8808746 sowie der DE-Patentanmeldung P 39 16 325.3 bekannt. Dies gilt ins¬ besondere für den in Fig. 3 etwas detaillierter darge¬ stellten Anströmbodeπ 20 mit Schüttgutabzugstrichterπ 24 bzw. -rinnen und mit Schüttgutdurchlaßöffnungen 25, die von dachförmigen Verteilelementen 26 derart abgedeckt sind, daß zumindest der zentrale, vorzugsweise der gesamte Flächenbe-
ERSATZBLATT
reich der Schüttgutdurchlaßöffnungen 25 dachähnlich über¬ deckt ist. Die Verteilelemeπte 26 bilden zusammen mit den Seitenwänden der Schüttgutabzugstrichter 24 Schüttgutdurch- trittsöffnungen 27. Die Verteil-elemente 26 stehen trichter- bzw. rinneninnenseitig von den Seiteπwänden zum Trich¬ terinneren bzw. Rinneninneren hin ab und sind über den Trichterumfang bzw. entlang der Rinne verteilt angeordnet, wobei in den Trichter- oder Rinnenseitenwänden Fluiddurch- trittsöffnungen 28 derart vorgesehen sind, daß das Fluid an den unteren Kanten der dachförmigen Verteilelemente 26 in die darüber gelegene Schüttgutschicht 19 eintritt, also de¬ finiert in der Ebene und durch den Querschnitt, den die Schüttgutdurchtrittsöffnungen 27 bilden. Unter dieser Durchtrittsebene verbreitert sich die für das Schüttgut zur Verfügung stehende Querschnittsfläche der Trichter 24 wie¬ der, so daß unterhalb der dachförmigen Verteilelemente 26 relativ große freie Schüttgutoberflächen entstehen, welche freie Zuströmkanäle für das zuströmende Fluid sowie relativ große Kontaktflächen für einen ersten Kontakt zwischen dem Schüttgut und dem zuströmenden Fluid bilden (WO 8808746) .
Die Fluidzuströmöffnungen 15 zu jedem Behandlungsreak¬ tor 10 sind nun mit einem einer entsprechend große und ent¬ sprechend angeordnete Durchbrechungen aufweisenden Schieber 29 oder Klappe 30 bedarfsweise mit dem Gaseintrittskaπal 13 verbindbar oder von diesem abtrennbar. Dabei weist jeder Be- haπdlungsreaktor 10 eine eigenständig bewegbare Verschlu߬ blende (Schieber 29 oder Klappe 30) auf.
Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 2 sind sieben der acht Schieber 29 in ihrer Position "offen", während der (in der Fig. 2 links oben befindliche) achte Schieber 29 sich in seiner Position "geschlossen" befindet, so daß in dem (letzteren) Behandlungsreaktor, dessen Fluidzuström-
Öffnungen 15 geschlossen sind, das Schüttgut innerhalb der Reaktionskammer abgesenkt werden, d. h. eine plaπparallele Schicht "verbrauchten" Schüttgutes abgezogen und eine ent¬ sprechende Menge Schüttgut von oben nachgeführt werden kann. Auf diese Weise wird sichergestellt, daß die Schüttgut¬ schicht 19 von unerwünschten Bestandteilen wie Stäuben, verklebten und/oder zerbrochenen Schüttgutpartikeln u. dgl. weitestgehend freigehalten wird. - Während in den meisten Anwendungsfallen, z. B. durch vollständiges und, insbesonde¬ re, während der gesamten Zeitspanne des Schüttgutabziehens andauerndes Verschließen der Fluidzu- und/oder -abströ - öffnungen, der Zustrom an zu behandelndem Fluid, vorzugs¬ weise, völlig und während des gesamten Schüttgutabziehens aus der betroffenen Reaktionskammer "unterbrochen" werden wird, ist es im Sinne der erfindungsgemäß angestrebten Ziele grundsätzlich auch möglich bzw. kann es bereits ausreichend sein, den Strom an zu behandelndem Fluid durch die betrof¬ fene Reaktionskammer nur teilweise zu unterbrechen, also lediglich zu drosseln, und/oder während einer kürzeren als der gesamten Zeitspanne des Schüttgutabziehens zu unterbre¬ chen bzw. zu drosseln. Das Drosseln wirkt sich vor allem bei Wanderbettreaktoren mit relativ wenigen parallel betrieben Reaktionskammern günstig aus. Das "Unterbrechen", im Sinne der Erfindung, ist also in diesem umfassenden Sinn zu ver¬ stehen .
Es hat sich gezeigt, daß das zeitweilige Absperren des Fluidstromes in einem oder wenigen der acht Behandlungsre¬ aktoren keinen schädlichen Einfluß auf das Fluidbehandlungs- ergebnis hat, weil die Fluidgeschwindigkeit so gewählt wer¬ den kann, daß die Schüttgutpartikel auch bei einer ent¬ sprechend erhöhten Strömungsgeschwindigkeit nicht aus dem Behandlungsreaktor ausgetragen werden. Ferner hat sich ge¬ zeigt, daß bei der Verwendung der bevorzugten und im Zusam-
ERSATZBLATT
menhang mit Fig. 3 erläuterten Anstromböden die Erhöhung der Fluidgeschwindigkeit auch auf die Intensität und die Voll¬ ständigkeit der Fluidbehandlung keinen negativen Einfluß hat.
Mit den vorbeschriebenen Vorrichtungen ist es möglich, bereits naß gereinigte Rauchgase aus einer Müllverbrennungs¬ anlage in einer einzigen Verfahrensstufe von verbliebenem HCl, SO , NO , Schwermetallen, insbesondere Hg, Dioxiπen u. dgl. , insbesondere unter Verwendung eines Herdofenkokses oder Steinkohlenaktivkokses im Umfang der gesetzlichen Be¬ stimmungen - und auch noch gründlicher - zu befreien.
Wie schließlich aus Fig. 3, in der (der Deutlichkeit halber) lediglich zwei der vier (linken), gemäß Fig. 1 und 2 vorgesehenen, Behaπdlungsreaktoren dargestellt sind, er¬ sichtlich, weisen die Schieber 29, die für jeden Be¬ handlungsreaktor 10 getrennt voneinander ausgebildet und in Richtung des Doppelpfeiles A (getrennt) verschiebbar sind, mit den Fluidzuströmöffnungen 15 identische Durchbrechungen 33 auf. Die Durchbrechungen 33 und Fluidzuströmöffnungen 15 weisen denselben seitlichen Abstand voneinander auf, wobei die geschlossenen Flächen breiter als die offenen sind. Dies führt dazu, daß ein Verschieben eines Schiebers 29 um das halbe Öffnungs-Abstandsmaß zu einem völligen Verschließen (wie in Fig. 3 rechts dargestellt) bzw. einem völligen Öff¬ nen (wie in Fig. 3 links dargestellt) führt.
Ferner ist aus Fig. 3 der Kegel des im Schüttgutvor¬ ratsbunker 17 vorhandenen Schüttgutvorrates 34 erkennbar.
Ferner ergibt sich aus Fig. 3, daß die aus der WO 8808746 bekannten Austragsvorrichtungen 21 jedes Be-
handlungsreaktors 10 durch ein Verbindungselement 35 mitein¬ ander verbunden sein können, so daß ein gemeinsames Betäti¬ gen dieser Austragsvorrichtungen in Richtung des Pfeiles B (siehe Fig. 1,2 und 4) möglich ist.
Schließlich ist in den Figuren ein unterhalb des An¬ strömbodens 20 vorgesehener Zwischenboden 36, durch den die Schüttgutabzugsrohre 22 hindurchgeführt sind, erkennbar. Hierdurch wird der Fluidverteilraum 32 von dem Sammelbunker 23 fluidisch abgesperrt.
Wie in den Figuren nicht im einzelnen dargestellt, kann der Fluidstrom entweder auf der Gaseintritts- und/oder auf der Gasaustrittsseite der Behandlungsreaktoren durch Schie¬ ber, Klappen od. dgl. abgesperrt bzw. gedrosselt werden.
ERSATZBLATT
Bezugszeichenliste
10 Behandlungsreaktoreπ
11 Reaktionskammem
12 Wanderbettreaktor
13 Gaseintrittskanal
14 Gasaustrittskanal
15 Fluidzuströmöffnungen
16 Fluidabströmöffnungen
17 Schüttgutvorratsbunker
18 Schüttgutverteilboden
19 Schüttgutschicht
20 Anströmboden
21 Austragsvorrichtung
22 Schüttgutabzugsrohre
23 Sammelbunker
24 Schüttgutabzugstrichter
25 Schüttgutdurchlaßöffnungen
26 Verteilelemente
27 Schüttgutdurchtrittsöffnungen
28 Fluiddurchtrittsoffnungen
29 Schieber
30 Klappe
31 Fluidsammelraum
32 Fluidverteilraum
33 Durchbrechungen
34 Schüttgut
35 Verbindungselement
36 Zwischenboden
ERSATZBLATT