Gehörgangswand-Prothese und Verfahren zu ihrer Herstellung ==============================
Die Erfindung betrifft eine Prothese für den totalen bzw. partiellen Ersatz der hinteren Gehörgangswand sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
Aufgrund pathologischer Gegebenheiten kann es erforderlich werden, einen Teil der hinteren Gehörgangswand bzw. sogar den gesamten hinteren Gehörgangstrakt durch ein Dauer-Implantat zu ersetzen.
Dabei besteht die Aufgabe darin, eine den tatsächlichen anatomischen Verhältnissen analoge Prothesenform vorzusehen, das Materialproblem für die vorgesehene Prothese in optimaler Weise zu lösen und an der Prothese Mittel für das anatomisch-geometrisch exakte Zurichten und Positionieren der Prothese am Implanta
tionsort vorzusehen. Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde, diejenigen Oberflächenteilbereiche der vorliegenden Prothese, die nicht für den eigentlichen Verbund mit dem Knochen (Verwachsungszone: Implantat/knöchernes Hartgewebe) vorgesehen sind, derart auszubilden, daß sie biochemisch vollkommen resistent und bioinaktiv sind. Darüber hinaus besteht die Aufgabe darin, ein Verfahren zur nachträglichen Bioinaktivierung von ausgewählten Teilbereichen an sich bioaktiver Prothesen bzw. Prothesenteile anzugeben.
Die Aufgabe wird bei einer Prothese der eingangs genannten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß sie die Form einer nicht geschlossenen, hohlzylindrischen Manschette mit mindestens in ihren beiden Grundflächenbereichen vorhandenen unterschiedlichen Aufweitungen nach Art eines Hyperboloids mit vorzugsweise ellipsenförmigem Querschnitt aufweist und daß sie aus bioaktivem Material besteht. Nach einer besonderen Ausführungsform weist ihre Innenwandung ein räumliches Koordinaten-Raster auf. Dabei kann das Raster aus zwei sich kreuzenden Scharen von Linien bestehen, wobei die eine der beiden Scharen aus einer Vielzahl von hyperbelfδrmigen, im wesentlichen in Richtung der Achse der Manschette verlaufenden Linien und die andere der beiden Scharen aus einer Vielzahl von ellipsenförmigen, im wesentlichen senkrecht zur Achse der Manschette verlauferden Lienien besteht. Die Linien des Koordinaten-Rasters können als rillenförmige Vertiefungen von
beliebiger Querschnittsform - beispielsweise dreieckig, viereckig, abgerundet, usw. - ausgebildet sein. Auch ist es möglich, die Linien des Koordinaten-Rasters als wulstartige Erhöhungen auszubilden. Nach einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung können anstelle kontinuierlicher Linien diskontinuierliche, periodisch angeordnete Raster, beispielsweise Grübchen oder Noppen, vorgesehen sein. Dabei ist es zweckmäßig, daß die positiven Verkörperungen des Rasters aus demselben Material wie die Prothese selbst bestehen. Die mittlere Maschenweite des KoordinatenRasters beträgt zwischen 1 und 2 mm. Mit Vorteil ist die Länge des Manschetten-Ausschnittes größer als dessen mittlere Peripher-Distanz und die kürzeste aller Hauptachsen derjenigen Innen-Ellipsen, die durch
Schnitte senkrecht zur Achse der Manschette erzeugt werden, ist länger als die mittlere Peripher-Distanz des Manschetten-Ausschnittes. Die Dimensionierung kann so getroffen sein, daß die Länge der Manschette zu den beiden Mantel-Schnittstellen hin, an welchen der Manschetten-Ausschnitt herausgetrennt ist, kontinuierlich größer wird und dort ihr Maximum erreicht, während ihr Minimum bei dem dem Ausschnitt gegenüberliegenden Mantelbereich erreicht wird. Nach einer speziellen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung beträgt die Watiddicke der Manschette zwischen 0,5 und 2,0 mm, die mittlere Länge der Manschette zwischen 12 und 25 mm, die mittlere Peripher-Distanz des Manschetten-Ausschnittes zwischen 7 und 14 mm, die mittlere Länge der
Ellipsen-Hauptachsen zwischen 10 und 17 mm, die mittlere Länge der Ellipsen-Nebenachsen zwischen 5 und 8 mm und das positive bzw. negative Raster weist eine mittlere Hohe bzw. Tiefe zwischen 0,2 und 1,0 mm auf.
Das verwendete bioaktive Material ist vorzugsweise
Bio-Glaskeramik. Es ist indes auch möglich, andere Biomaterialien, wie bioaktives Verbundmäterial oder apatithaltige Sinterprodukte, vorzusehen. Schließlich ist es auch möglich, daß die vorgeschlagene Prothese aus einem Kernmaterial besteht, das eine Beschichtung mit bioaktiven Substanzen aufweist. Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann die GehörgangswandProthese auch lediglich aus einem Teil der Gesamtraanschette, insbesondere aus einem MansehettenmantelAbschnitt oder einem Teil davon, bestehen.
Die Aufgabe wird bei einer Prothese der eingangs genannten Art weiterhin dadurch gelöst, daß sie zusätzlich in mindestens einem Oberflächen-Teilbereich unlösliches bioinertes Material enthält bzw. partiell eine Beschichtung aus unlöslichem bioinerten Material aufweist. Dabei kann die Beschichtung aus mindestens einer additiv aufgebrachten Schutzschicht mit einer Dicke zvrischen 0,25 und 10 μm oder aus mindestens einer subtraktiv erzeugten Konversionsschicht mit einer Dicke zwischen 0,25 und 5 μm bestehen. Es ist auch möglich, daß die Beschichtung aus mindestens einer prothesenkernseitig erzeugten Konversionsschiebt und mindestens einer auf dieser aufliegenden, additiv auf
gebrachten Schutzschicht besteht. Mit Vorteil besteht zumindest die Innenwand und/oder die Außenwand der Manschette aus unlöslichem bioinerten Material. Es ist indes auch möglich, daß zusätzlich die Längsseiten der Manschette aus unlöslichem bioinerten Material bestehen. Das bioinerte Material bzw. die bioinerte Schicht kann aus mindestens einer der folgenden Substanzen bestehen: Metalle, wie Gold, Platin, Titan, sowie Metalllegierungen; Kohlenstoff in geeigneten Modifikationen, wie pyrolytischer Kohlenstoff (Graphit); Kohlenstoffverbindungen, wie Siliziumkarbid (SiC), Titankarbid (TiC), Borkarbid (B4C); Sonderkeramische Werkstoffe, wie hexagonales Bornitrid (BN), Titannitrid (TN), Siliciumnitrid (Si3N4); teilkristalline anorganische Verbundsysteme, wie Emails; anorganische Einkomponenten- (z.B. Kieselglas) oder Mehrkompcnenten-Gläser; Oxide, wie Titandioxid (TiO2), Zirkondioxid (ZrO2) und Aluminiumoxid (Al2O3). Nach einer vorteilhaften Ausführungsform besteht das bioinerte Material bzw. die bioinerte Schicht aus einer(m) apatitfreien Residual¬
Bioglaskeramik bzw. -Biokeramik bzw. -Bioglas, welche(s) gegebenenfalls zusätzlich eine Silan-Schicht aufweist.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die zu behandelnden Teilbereiche der Manschette unter gezielter Stoffzufuhr einer Oberflächen-Nachbehandlung zur Erzeugung mindestens einer additiv aufgebrachten, dauerhaft festsitzenden, in vivo als biochemische Sperrschicht wirkenden, bioinerten Schutzschicht unterworfen. Es ist aber ebenso möglich, ein Beschichtungs
verfahren vorzusehen, bei dem die betreffenden Teilbereiche der Manschette bzw. des Manschettenteils unter gezielter Stoffabfuhr bzw. Stoffaustausch einer chemischen Nachbehandlung zur Erzeugung mindestens einer sύbtraktiv erhaltenen, permanent festhaftenden, in vivo als biochemische Sperrschicht wirkenden, bioinerten Konversions-(Auslaugungs-)Schicht unterworfen werden. Die additive Schutzschicht kann vorzugsweise durch mindestens einen der folgenden Verfahrensschritte aufgebracht werden: Galvanisieren oder Bedampfen; Aufsputtern; Abscheiden aus organischen Lösungen oder Aufdampfen im Vakuum; Tauchen, Sprühen oder Aufstreuen mit nachfolgender thermischerfeehandlung; Eintauchen in Wasserglas mit anschließendem Aufheizen auf ca. 400ºC bzw. Tauchglasieren aus ein- oder mehrkomponentigen Schmelzgemengen; Simultan-Aufdampfen oder Aufdampfen der Metalle mit nachfolgender Oxidierungsbehandlung.
Die subtraktive Schutzschicht kann gemäß der vorliegenden Erfindung erhalten werden, indem die zu beschichtende Mantelfläche mit wassrigen, sauren Lösungen oder mit wässrigen Salzlösungen mit Normalitäten zwischen 0,001 und 0,1 zwischen 5 Minuten und 3 Stunden bei Temperaturen zwischen 20 bis 100ºC behandelt wird. Dabei kann als wässrige, saure Lösung 0,1 - 0,001 normale Salzsäure (HCl) oder als wässrige Salzlösung 0,001 bis 0,25 normale Standard-Azetat-Puffer-Lösung verwendet werden. Schließlich ist es möglich, die beschichteten Teile der Prothese anschließend einer thermischen
Versiegelungs- und/oder Silanisierungsbehandlung zu unterwerfen.
In den Zeichnungen sind Ausführungsbeispiele der Erfindung schematisch dargestellt. Es zeigen:
Fig. 1: eine perspektivische Darstellung einer Total-Gehörgangswand-Prothese ("Manschette"); Fig. 2a: eine der Fig. 1 prinzipiell analoge Darstellung, jedoch mit einer graphischen Hervorhebung des Manschetten-Ausschnittes; Fig. 2b: einen Schnitt durch das in Fig. 2a Dargestellte längs der Linie A-A; Fig. 3: eine der Fig. 1 prinzipiell analoge Darstellung, jedoch mit einer graphischen Hervorhebung eines Teils eines ManschettenAbschnittes (Partial-Gehörgangswand-Prothese); Fig. 4a: eine der Fig. 1 analoge Darstellung
(- das Innenwand-Linienraster wurde aus Gründen einer besseren Übersichtlichkeit nicht dargestellt -), bei der jedoch die
Innen- und die Außenwand eine additive Schutzschicht aufweisen; Fig. 4b: einen Schnitt durch das in Fig. 4a Dargestellte längs der Linie A-A; Fig. 5a: eine der Fig. 1 entsprechende Darstellung, jedoch mit zusätzlicher additiven Beschichtung auch der beiden Längsseiten der Manschette;
Fig. 5b: einen Schnitt durch das in Fig. 5a Dargestellte längs der Linie A-A;
Fig. 6: das in Fig. 4b Dargestellte, jedoch mit einer subtraktiven Schicht; Fig. 7: das in Fig. 6 Dargestellte, jedoch mit zusätzlicher subtraktiven Beschichtung auch der beiden Längsseiten der Manschette.
In Fig. 1 ist eine Total-Gehörgangswand-Prothese gemäß vorliegender Erfindung in perspektivischer, vergrößerter Form wiedergegeben. Zur Beschreibung der komplizierten geometrischen Raumform wird zunächst von den schematischen Darstellungen der Fig. 2a und 2b ausgegangen.
Stellt man sich in Fig. 2a auch den vorderen Ausschnitt in gestrichelter Linienführung vor, so ergibt sich eine geschlossene, hohlzylindrische Manschette mit von einer Kreisform abweichenden Querschnittsfläche. Wird eine Vielzahl von Schnitten, die auf der ManschettenAchse 2 senkrecht stehen, durch die Manschette gelegt, so weisen die Flächen unmittelbar benachbarter Schnitte unterschiedliche Flächeninhalte auf. In Fig. 2b ist die Fläche mitminimalem Flächeninhalt Fmin dargestellt, die durch einen Schnitt längs der Linie A-A in Fig. 2a erzeugt wurde.
Wie Fig. 2a zeigt, ist die geschlossene Manschette in ihrem oberen Bereich - also in Richtung zum oberen
Manschettenrand 9 - stärker aufgeweitet, als in ihrem unteren Bereich. Die Schnittflächen, auf denen die Manschetten-Achse 2 jeweils senkrecht steht, muß natürlich im streng mathematischen Sinne keine Ellipse - wie es in Fig. 2b idealisiert dargestellt ist - sein; vielmehr sind auch ähnliche geometrische Linienführungen möglich, beispielsweise "deformierte" Kreise oder Ellipsen, schwach eiförmige Konturen oder ähnliche, kombinierte, geschlossene Gebilde. Charakteristisches Merkmal der geometrischen Ausgangsform ist jedoch die im Mittelbereich der Manschette vorhandene leichte Taillierung und die in beiden Endbereichen unterschiedlich starke Aufweitung.
Ausgehend von dieser geschlossenen, hyperboloidischen Hohlform gelangt man zur endgültigen erfindungsgemäßen Prothesenform für ein Totalimplantat, indem man längs der Mantelfläche in im wesentlichen axialer Richtung zwei "Schnitte" ausführt und den auf diese Weise erhaltenen Manschetten-Ausschnitt 3 entfernt, so daß die in Fig. 1 gezeigte offene Manschettenform erhalten wird.
Wie aus Fig. 2a zu erkennen ist, sind die (axialen) Längsseiten 4 der Manschette 1 bzw. des ManschettenAusschnittes 3 größer als dessen mittlere PeripherDistanz 5. Die minimale Peripher-Distanz ist aus dem schraffierten Teil der Fig. 2b ersichtlich. Die maximale Peripher-Distanz befindet sich im oberen Manschettenbereich, der am stärksten aufgeweitet ist.
Legt man an die in Fig. 2a gestrichelt angedeutete Manschette, und zwar in ihrem oberen wie in ihrem unteren Abschlußbereich, je eine Ebene, so daß sie auf dem jeweils zugeordneten Manschettenrand 9 bzw. 10 aufliegt, so steht die Manschetten-Achse 2 auf diesen gedachten Ebenen nicht senkrecht. Beide Ebenen verlaufen - vorzugsweise - nicht genau parallel zueinander. Ihr Abstand ist im Bereich des Manschetten-AusSchnittes 3 größer als im gegenüberliegenden (in der Fig. 1: hinteren) Manschettenbereich. Daraus resultiert eine endgültige Manschetten-Form, die.in ihrem vorderen unteren Teil im Ausschnitts-Bereich hemdkragenspitzenförmige Ausläufer aufweist.
Die Wandstärke der Manschette 1 ist im wesentlichen konstant. Es sind indes auch geringfügige Aufwulstungen bzw. Verdickungen in ihren Abschlußbereichen möglich.
Ein erfindungswesentliches Merkmal der vorgeschlagenen Gehörgangswand-Prothese besteht darin, daß sie - vorzugsweise über den gesamten Bereich ihrer Innenwandung 11 - ein Raster 6,7 aufweist, das aus zwei Scharen sich kreuzender Linien 6 bzw. 7 besteht. Im dargestellten Fall verlaufen die Linien 6 der ersten Schar hyperbelförmig in axialer Richtung und die Linien 7 der zweiten Schar ellipsenförmig in peripherer Richtung, so daß sich die Linien beider Systeme etwa unter einem Winkel von 90 schneiden. Wenngleich in der Fig. 1 aus Gründen einer zeichnerischen Vereinfachung ledig
lieh Linien dargestellt sind, so handelt es sich doch in Wirklichkeit um reliefartige, dreidimensionale Kennungen. Es können Ausnehmungen in der ManschettenInnenseite 11, beispielsweise Rillen oder Furchen, sein. Der Querschnitt dieser vorzugsweise gleichförmigen Vertiefungen kann rechteckig, quadratisch, wannenförmig, spitzwinkelig usw. sein. Es können aber auch reliefartige Erhöhungen auf der Manschetten- Innenseitenoberfläche angebracht sein, beispielsweise Wülste.
Anstelle von kontinuierlichen Verkörperungen mit
Linearerstreckung können auch positive (reliefartige) wie negative (Ausnehmungen) diskontinuierliche "Linien"- Scharen vorgesehen sein, beispielsweise (positive) Noppen oder (negative) Grübchen. In allen Fällen gilt hinsichtlich der Dimensionierung des Koordinaten-Rasters, daß seine Maschenweite mindestens doppelt so groß ist wie die Quer-Abmessung der positiven oder negativen "Linien". Auch sind andere als in Fig. 1 dargestellte Raster - beispielsweise solche mit rautenförmigen Maschen - möglich.
Durch die Anbringung eines reliefartigen bzw. waffelartigen Rasters 6,7 in bzw. auf der Innenwandung 11 der Prothese 1 kann die gesamte Dauer des osteochirurgischen Eingriffs erheblich verkürzt werden. Der Operateur ist nämlich nunmehr in der Lage, durch wenige präoperative Einpaßversuche, und zwar durch Heranführen des Total-Implantates an den Bereich der Gehörgangswand, den es durch einen chirurgischen Eingriff zu re
konstruieren gilt, und durch gleichzeitiges Abschätzen der anschließend durch Beischleifen zu entfernenden Flächenbereiche der Prothese, eine den individuellen Erfordernissen eines jeden Patienten entsprechende, optimal angepaßte Implantatform bereitzustellen. Bei der komplizierten Anatomie des äußeren und mittleren Gehörtraktes, bei den stark eingeschränkten Beobachtungsmöglichkeiten des Operateurs beim Einbringen des Implantates in den hinteren Gehörgangsbereich und bei den für normale chirurgische Verhältnisse kleinen Dimensionierungen des menschlichen Gehörganges bedeutet es einen erheblichen Fortschritt, wenn eine exakte Kontur des einzupflanzenden Dauerimplantes durch nur einige Male auszuführendes "Maßnehmen" angefertigt werden kann.
Aus alledem ergibt sich, daß die Form und die Größe der Linienverkörperungen vorteilhafterweise derart ausgestaltet sein sollte, daß das zur besseren Ausleuchtung des Implantatortes beim präoperativen Einpassen vorhandene Beleuchtungslicht eine gewisse
Schattenbildung an den Linienscharen des Rasters hervorruft. Durch eine derartige Schrägbeleuchtung wird der Reliefcharakter des Rasters hervorgehoben.
Versuche haben gezeigt, daß ein Raster mit (negativen) Ausnehmungen vorteilhafter ist als ein solches mit
(positiven) Wülsten oder Noppen, weil es bei letzteren gelegentlich vorkommen kann, daß bei der postoperativen Kontrolle etwaige Veränderungen zu Fehlinterpreta
tionen Anlaß geben könnten.
Aus fertigungstechnischen Gründen, vor allem aber aus übergeordneten immunologischen Gesichtspunkten, bestehen die positiven Raster-Kennungen aus demselben Biomaterial wie die Prothese selbst. Auch im Falle der negativen Raster-Kennungen sind keine zusätzlichen, etwa andersfarbigenj optischen Konturverstärkungen vorgesehen.
Als Material kann bioaktive Glaskeramik zum Einsatz kommen, wie sie etwa in der DE-PS 23 26 100 ausführlich beschrieben ist. Andere geeignete Werkstoffe sind bioaktive Verbundmaterialien auf der Basis apatithaltiger Sinterprodukte, die aus den DE-PS 23 46 739 und DE-PS 24 34 979 bekannt sind. Des weiteren sind polymere bioaktive Verbundmaterialien verwendbar, wie sie durch die DE-PS 25 01 683 geschützt sind. Schließlich ist es prinzipiell auch möglich, ein an sich bekanntes, aus bioinertem Material bestehendes Kernmaterial mit einer totalen oder partiellen Beschichtung aus bioaktivem Material zu versehen, wie es beispielsweise in der AT-PS 347 023 beschrieben ist.
In Fig. 3 ist in gestrichelter Form wiederum die in Fig. 1 dargestellte Manschette 1 gezeigt. In ausgezogenen Linien ist ein Teil 8 eines Manschetten-Abschnittes dargestellt. Darunter wird ein im wesentlichen senkrecht zur Manschetten-Achse 2 geführter peripherer Abschnittsteil verstanden. Natürlich sind - entsprechend
der vorgesehenen Verwendung - auch diverse andere Formen von Manschetten-Abschnitten bzw. Manschetten-Ausschnitten von bzw. aus der als Raumform vorgegebenen Totalprothese 1 möglich.
In Fig. 3 ist lediglich ein Teil eines derartigen Manschetten-Abschnittes dargestellt. Dieser Teil 8 stellt ein Partialimplantat zur teilweiseή Rekonstruktion des hinteren Teils der Gehörgangswand dar. Aus Gründen einer besseren Übersichtlichkeit ist hier das an sich auch vorhandene Innen-Raster weggelassen.
Der Einsatz des Biomaterials als Werkstoff für die erfindungsgemäße Prothese bietet gerade im Bereich der MittelohrChirurgie besondere Vorteile, die in der deutschen Patentanmeldung P 30 36 245.9 ansführlich beschrieben wurden.
Es ist bekannt, daß bioaktive Knochenersatzmaterialien - insbesondere Bioglas oder Bioglaskeramik - eine gewisse Oberflächenlöslichkeit aufweisen, welche vermutlich eine für das Zustandekommen des Knochen/Implantat-Verbundes notwendige Voraussetzungen darstellt. Andererseits kann diese spezielle Eigenschaft unter besonders ungünstigen lokalanatomischen Bedingungen, wie sie insbesondere bei der Implantation einer Prothese im Weichgewebelager bzw. bei Kontaktierung einer derartigen Prothese mit Weichgewebe gegeben sind, dazu führen, daß die Langzeitstabilität des Implantates beeinträchtigt wird. Da die Eigenschaft die Bioaktivität
durch besondere chemische Zusammensetzung des Implantatmaterials erzielt wird, ist ein solches Material für die Implantation in andere Gewebe nicht besonders vorteilhaft. So kann z.B. beobachtet werden, daß die Implantation von bioaktivem Material stärkere empfindliche Reaktionen im Weichgewebe auslöst als ein bioinertes Material.
Da die erfindungsgemäße Gehörgangswand-Prothese jedenfalls im Bereich des oberen und unteren Manschettenrandes 9 bzw. 10 in direktem Kontakt mit knöchernem Gewebe kommt, werden diese Oberflächenbereiche nicht bioinaktiviert. Dagegen können die Innenwand 11 und/oder die Außenwand 12 und/oder die beiden Längsseiten 4 teilweise oder ganz eine bioinerte, unlösliche Schutzschiebt aufweisen.
In Fig. 4a ist eine derartige Schicht - und zwar eine additive Schutzschicht S(+) - dargestellt. Sie bedeckt die Innenwand 11 (Kombinätionsbezugszeichen: "11(S(+))") und die Außenwand 12 (Kombinationsbezugszeichen: "12(S(+))"). Da die Schutzschicht S(+) ihre inaktivierende Wirkung bereits bei sehr geringen Schichtdicken erzielt, wird durch die Aufbringung einer derartigen additiven Beschichtung die auf der Grundform vorhandene Rasterung optisch nicht "zugedeckt".
In den Fig. 5a und 5b wird eine additiv beschichtete Ausführungsform dargestellt, bei der außerdem die
Längsseiten 4 der Manschette 1 bioinaktiv gemacht wurden.
Die Fig. 6 zeigt einen Schnitt längs der gedachten Linie A-A bei einer Manschette, die in der Innen- und der Außenwand 11 und 12 eine geometrisch nicht auftragende, bioinerte, unlösliche, subtraktive Schicht S(-) aufweist (Kombinationsbezugszeichen: "11(S(-))" und "12(S(-))"). In Fig. 7 ist ein Beispiel gezeigt, bei dem zusätzlich auch die Längsseiten subtraktiv beschichtet wurden ("4(S(-))").
Beide - die additive und die subtraktive - Schutzschichten S(+) und S(-) sind hinsichtlich ihrer Funktionen gleichwirkend. Sie stellen gewissermaßen biochemische "Korrosions"-Schutzschichten dar, die komplette Transport- und Durchlaß-Barrieren für jedweden Stoff-(Ionen)Austausch zwischen den chemischen Bestandteilen des Implantates und den Bestandteilen der physiologisch-biochemischen Körperflüssigkeiten gewährleisten.
Beispielsweise kann eine subtraktive Schutzschicht S(-) in vitro dadurch erhalten werden, daß bei einem aus bioglaskeramischem Voll-Material oder aus BioglasMaterial bestehendem Implantat diejenigen OberflächenTeilbereiche, die zwangsweise - also aufgrund anatomischer Gegebenheiten - oder vom Otochirurgen gewollt - also beispielsweise bei dem Auskleiden bestimmter Implantatbereiche mit Epithelgewebe - mit Weichgewebe in
Dauerkontakt kommen, chemisch in der Weise vorbehandelt werden, daß wässrige saure Lösungen und/oder wässrige Salzlösungen in Normalitäten zwischen 0,001 und 0,1 die ursprüngliche bioglaskeramische Oberfläche attackieren, wobei Angriffs-(Auflösungs- bzw. Auslaugungs-) und Austausch-Reaktionen nebeneinander ablaufen mit der Folge, daß es zunächst zu einer Verarmung und schließlich zu einer vollständigen Zerstörung (Umwandlung) einer Phase - insbesondere der kristallihen Komponente(n) - des glaskeramischen Verbundsystems kommt. Zum chemischen Angriff können aber auch Basen und Puffersysteme verwendet werden, die in Abhängigkeit von ihrem konkreten Chemismus, ihrer Konzentration und ihrem PH-Wert gezielt auf bestimmte Phasenkomponenten des Bioglaskeramik-"Verbundsystems" einwirken und so die gewünschte Eigenschaftsänderung der Implantatoberfläche bewirken.
Die nach dieser kombinierten chemischen Behandlung verbleibende Glaskeramik, die ihrer Apatitanteile beraubt ist, sei mit "Residual-Bioglaskeramik" bezeichnet. Sie ist bezüglich ihrer chemischen Eigenschaften unlöslich, porenfrei und stoppt jeglichen Ionentransport; sie ist bezüglich ihrer biochemisch-physiologischen Wirkung bioinaktiv, also bio-"inert", und bezüglich ihrer mechanischen Eigenschaften abriebresistent und auf dem Prothesenkernmaterial festhaftend. Wie aus den Fig. 6 und 7 ersichtlich, wird durch die Erzeugung einer subtraktiven Schicht S(-) das Gesamtvolumen des Implantates nicht verändert. Es finden
vielmehr chemische Austausch- bzw. Umwandlungsvorgänge in den Oberflächenbereichen statt, die gewissermaßen "nach innen" gerichtet sind. Dagegen befinden sich die in den Fig. 4a - 5b dargestellten additiven Schichten S(+) auf der Implantatoberfläche, so daß das Gesamtvolumen der beschichteten Prothesen (Fig. 4a bzw. 5a) etwas vergrößert wurde.
Im Bedarfsfall kann die subtraktive Schicht S(-) zusätzlich auf thermischem Wege verdichtet bzw. versiegelt werden. Darüber hinaus ist im Bereich der bioinerten Beschichtung auch eine Silahisierungsschiebt zusätzlich aufbringbar.
Mit der erfindungsgemäßen Prothese ist es also möglich, die unterschiedlichsten Teilbereiche bzw. den gesamten hinteren Trakt der menschlichen Gehörgangswand - ausgehend von einem vorhandenen Total-Implantat - in anatomisch korrekter Weise in kürzester Zeit dauerhaft paxithetisch zu rekonstruieren.