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Die vorliegende Erfindung betrifft
neue Kettenabbruchreagenzien für
Nukleinsäuren,
ihre Verwendung bei Nukleinsäuresequenzierung
bzw. -synthese, sowie ein Verfahren zur Herstellung solcher Verbindungen.
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Es gibt heutzutage zwei vorherrschende
Methoden zur Sequenzbestimmung von DNA: das Verfahren mittels chemischer
Spaltung (Maxam und Gilbert, Proc. Natl. Acad. Sci. 74: 560–564 (1977))
und die Dideoxy-Kettenabbruchmethode
(Sanger et al., Proc. Natl. Acad. Sci. 74: 5463–5467 (1977)). Die meisten
automatischen Sequenziergeräte
basieren auf der Kettenabbruchmethode und weisen eine Produktbildung
mittels Fluoreszenz nach. Bei diesen Systemen sind entweder die
Primer, an die die Deoxynukleotide und Dideoxynukleotide angefügt werden,
farbstoffmarkiert, oder die zugegebenen Dideoxynukleotide sind fluoreszenzmarkiert.
Alternativ können
farbstoffmarkierte Deoxynukleotide zusammen mit unmarkierten Dideoxynukleotiden verwendet
werden. Diese Kettenabbruchmethode basiert auf der Fähigkeit
eines Enzyms, spezifische Nukleotide an das 3'-Hydroxyende eines
Primers anzufügen,
der an ein Templat hybridisiert ist. Die Eigenschaft von Nukleinsäuren, Basenpaarung
einzugehen, bestimmt die Spezifität des Nukleotideinbaus. Die
Produkte der Verlängerung
werden dann auf einem Polyacrylamidgel elektrophoretisch aufgetrennt
und durch ein optisches System unter Laseranregung detektiert.
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Obwohl sowohl das Verfahren mittels
chemischer Spaltung als auch die Dideoxy-Kettenabbruchmethode weit
verbreitet sind, sind viele Nachteile damit verbunden. Beispielsweise
erfordern die Verfahren eine gelelektrophoretische Auftrennung. Üblicherweise
können
aus einem einzelnen Klon nur 400–800 Basenpaare sequenziert
werden.
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In der Folge sind die Systeme sowohl
zeit- als auch arbeitsaufwendig. In Versuchen, den Durchsatz bei
der Sequenzierung zu erhöhen,
wurden Methoden entwickelt, bei denen eine Auftrennung über Gele
vermieden wird.
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Methoden der Sequenzierung durch
Hybridisierung (SBH) wurden von Crkvenjakov (Drmanac et al., Genomics
4: 114 (1989)); Strezoska et al. (Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88:
10089 (1991)), Bains und Smith (Bains and Smith, J. Theoretical
Biol. 135: 303 (1988)) und in der US-A-5,202,231 vorgeschlagen.
Diese Art System nützt
die aus mehreren Hybridisierungen des interessierenden Polynukleotids
gewonnenen Informationen, wobei kurze Oligonukleotide eingesetzt
werden, um die Nukleinsäuresequenz
zu bestimmen. Diese Methoden können
den Durchsatz bei der Sequenzierung potentiell erhöhen, da
mehrere Hybridisierungsreaktionen gleichzeitig durchgeführt werden.
Um die Sequenz zu rekonstruieren, ist jedoch ein umfangreicher Computer-Suchalgorithmus
erforderlich, um die wahrscheinlichste Reihenfolge aller mit Hilfe
der Mehrfachhybridisierungen erhaltenen Fragmente zu bestimmen.
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Die SBH-Methoden sind in mehrfacher
Hinsicht problematisch. Beispielsweise hängt die Hybridisierung von
der Sequenzzusammensetzung der Duplex aus Oligonukleotid und interessierendem
Polynukleotid ab, so daß GC-reiche
Regionen stabiler sind als AT-reiche Regionen. In der Folge treten
beim Hybridisierungsnachweis häufig
falsche positive und falsche negative Signale auf und komplizieren
die Sequenzbestimmung. Außerdem
wird die Sequenz des Polynukleotids nicht direkt bestimmt, sondern
aus der Sequenz der bekannten Sonde geschlossen, was die Fehlermöglichkeiten
erhöht.
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Es wurden auch Methoden vorgeschlagen,
die das Anfügen
oder Abspalten einzelner Moleküle
aus einem DNA-Strang
detektieren.
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Beispielsweise offenbart Hyman E.
D., Anal. Biochem., 174: 423 (1988), das Anfügen eines Nukleotids an einen
immobilisierten DNA-Komplex aus Templat/Primer in Gegenwart einer
Polymerase und das Feststellen einer Polymerisationsreaktion durch
Detektion des als Folge der Polymerisation freigesetzten Pyrophosphats.
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Jett et al., J. Biomol. Struct. Dyn.,
I, S. 301, 1989, offenbaren eine Methode, bei der ein einzelsträngiges DNA-
oder RNA-Molekül
aus markierten Nukleotiden, das zu der zu bestimmenden Sequenz komplementär ist, in
einer in Bewegung befindlichen Fließströmung suspendiert wird. Dann
werden nacheinander einzelne Basen vom Ende der suspendierten Sequenz
abgespalten und mittels eines Detektors, der von der Fließströmung passiert
wird, bestimmt.
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Die EP-A-223 618 offenbart die Verwendung
eines immobilisierten DNA-Templats, eines immobilisierten Primers
und einer immobilisierten Polymerase, die einer Strömung ausgesetzt
werden, die zu einer gegebenen Zeit nur eine Deoxynukleotidspezies
enthält.
Ein nachgeschaltetes Detektionssystem stellt dann fest, ob Deoxynukleotid
in die Kopie eingebaut wurde oder nicht, indem es die Differenz
zwischen den Deoxynukleotidkonzentrationen feststellt, die in die
Durchflußzelle,
die den Komplex aus DNA-Templat und Polymerase enthält, eintreten
und aus ihr austreten.
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Die WO 90/13666 schlägt ein Verfahren
zur direkten Messung des Wachstums der Templatkopie vor, anstatt
es indirekt aus Zusammensetzungen im Strömungsmedium zu bestimmen. Zu
einem gegebenen Zeitpunkt ist nur eines der vier Nukleotide vorhanden,
und die Polymerisationsvorgänge,
die widerspiegeln, ob der Einbau eines Nukleotids erfolgt ist oder
nicht, werden spektroskopisch (transiente Wellenspektroskopie, Fluoreszenzdetektion,
Absorptionsspektroskopie) oder mittels einzelner Nukleotide, die
markiert sind, detektiert.
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Ähnliche
Verfahren, die markierte 3'-blockierte Deoxynukleotide verwenden,
wobei die blockierende Gruppe abspaltbar ist, und die daher sequentielle
Schritte von Anfügen
und Detektion von Deoxynukleotiden ermöglichen, sind in WO 91/06678,
US-A-5,302,509, DE-A-41 41 178 und WO 93/21340 offenbart. Die erforderlichen
3'-Schutzgruppen werden jedoch entweder nicht im einzelnen beschrieben
oder werden von dem erforderlichen Enzym nicht akzeptiert oder erlauben
nicht das gewünschte
rasche Deblockieren des wachsenden Strangs der Templatkopie nach
jedem Polymerisationsvorgang.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung
besteht darin, neue Nukleotidderivate bereitzustellen, die als Kettenabbruchreagenzien
verwendet werden können
und die durch Entfernung der Schutzgruppen (Entschützung) leicht
in Nukleotide oder Nukleotidanaloge überführt werden können, die
weiterverlängert
werden können.
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Eine weitere Aufgabe der vorliegenden
Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Bestimmung von Nukleotidsequenzen
unter Verwendung der neuen Kettenabbruchreagenzien bereitzustellen.
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Eine weitere Aufgabe der vorliegenden
Erfindung besteht darin, ein Syntheseverfahren für Oligo- oder Polynukleotide
mittels der neuen Kettenabbruchreagenzien bereitzustellen.
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Die WO 94/23064 betrifft Nukleotidtriphosphate,
die an ihrer 3'-Hydroxygruppe mit einer Esterfunktion substituiert
sind. Tatsächlich
wurde später
durch dieselben Autoren gezeigt, "Catalytic editing properties of DNA
polymerases", B. Canard et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA Vol.
92, S. 10859–10863,
daß DNA-Polymerasen
3'-Esterbindungen vollständig
und ausnahmslos hydrolysieren, wobei die freie 3'-Hydroxygruppe
unter gleichzeitigem Verlust des Fluorophors freigesetzt wird. Folglich
wird das Anfügen
einer einzelnen Base unmöglich,
kein Fluoreszenzsignal bleibt am Primer gebunden und die gesamte
Strategie der DNA-Sequenzierung schlägt fehl.
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Eine weitere Aufgabe der vorliegenden
Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Herstellung neuer erfindungsgemäßer Kettenabbruchreagenzien
bereitzustellen.
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Erfindungsgemäß werden diese Aufgaben durch
die Bereitstellung eines kettenabbrechenden Nukleotids oder Nukleotidanalogs
gelöst,
deren 3'-Hydroxygruppe durch eine Acetal- oder Thioacetalstruktur
geschützt
ist, die so aufgebaut ist, daß die
3'-Hydroxygruppe in relativ kurzer Zeit in verdünnter Säure, wie beispielsweise Salzsäure bei
pH 2, entschützt
werden kann.
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Gemäß einem Aspekt stellt die vorliegende
Erfindung daher eine Verbindung der allgemeinen Formel I:
oder ein Salz davon bereit,
beispielsweise ein Trimethylammonium-, Ammonium-, Natrium- oder
Kaliumsalz, worin
B eine Nukleobase ist,
X und Z unabhängig Sauerstoff
oder Schwefel sind,
Y Wasserstoff, Hydroxy oder geschütztes Hydroxy
ist, beispielsweise Methoxy, Ethoxy oder Allyloxy,
R
1 Hydrocarbyl ist, das gegebenenfalls mit
einer funktionellen Gruppe substituiert ist,
R
2 Wasserstoff
oder Hydrocarbyl ist, das gegebenenfalls mit einer funktionellen
Gruppe substituiert ist,
A eine elektronenziehende oder elektronenschiebende
Gruppe ist, die in der Lage ist, die Acetalstabilität der Verbindung
I über
L
1 zu moderieren,
L
l und
L
2 Kohlenwasserstofflinker sind, die gleich
oder verschieden sein können,
wobei L
2, wenn vorhanden, entweder (i) mit
L
1 über
die Gruppe A verknüpft
ist oder (ii) direkt mit L
1 verknüpft ist,
wobei die Gruppe A dann an einen der Linker L
1 und
L
2 gebunden ist,
F ein Farbstoffmarker
ist,
Q eine Kupplungsgruppe für F ist, und
l, m und
n unabhängig
0 oder 1 sind, mit der Einschränkung,
daß l
1 ist, wenn m 1 ist, und l 1 ist und m 1 ist, wenn n 1 ist.
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In der obigen Formel I kann die Nukleobase
B natürlichen
oder synthetischen Ursprungs sein. Natürliche Nukleobasen umfassen
gewöhnliche
Nukleobasen wie Adenin, Guanin, Cytosin, Thymin und Uracil sowie weniger übliche Nukleobasen
wie Xanthin, Hypoxanthin oder 2-Aminopurin. Synthetische Nukleobasen
B sind Analoge zu den natürlichen
Nukleobasen und in der Lage, mit anderen Nukleobasen in einer spezifischen, durch
Wasserstoffbindungen bestimmten Weise in Wechselwirkung zu treten.
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Die durch R1 und
R2 dargestellten Hydrocarbylgruppen umfassen
zahlreiche verschiedene Gruppen, einschließlich linearem und verzweigtem
Alkyl, Alkenyl, Aryl, Aralkyl und Cycloalkyl, vorzugsweise mit bis
zu 10 Kohlenstoffatomen. Bevorzugte Hydrocarbylgruppen sind primäre, sekundäre oder
tertiäre
Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylgruppen, insbesondere Niederalkylgruppen
wie Methyl und Ethyl. Die optionalen funktionellen Substituentengruppen
an R1 und R2 sind
in der Lage, die Labilität
der 3'-Acetalgruppe durch einen induktiven Effekt zu moderieren.
Beispiele für
solche funktionellen Gruppen sind tert-Amino, Nitro, Cyano und Halogen
(Fluorid, Chlorid, Bromid, Iodid).
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Eine detektierbare Einheit oder Markierung
F kann aus einer großen
Zahl solcher dem Fachmann bekannten Einheiten ausgewählt werden.
Beispiele für
solche Einheiten sind radioaktiv markierte Funktionen, lumineszierende,
elektrolumineszierende oder fluoreszierende Marker und Marker, die
charakteristisches sichtbares Licht oder Infrarotlicht absorbieren.
Bevorzugt ist F ein Fluoreszenzmarker.
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Die Kupplungsgruppe Q ist, wenn n
= 0, eine reaktive Gruppe, an die ein Marker F gekuppelt werden kann,
oder, wenn n = 1, ist der derivatisierte Rest einer reaktiven Gruppe,
die zur Kupplung von Linker L2 an Marker
F verwendet wurde. Dem Fachmann ist eine große Zahl solcher Kupplungsgruppen
bekannt, die in der Lage sind, mit dem Marker F zu reagieren und über eine
reaktive Funktion daran zu binden. Beispiele für reaktive Gruppen sind Amino,
Thio und Carboxy. In einigen Fällen
stammt die Gruppe Q vollständig
von der reaktiven Funktion am ungekuppelten F. Wenn die Kupplungsreaktion
beispielsweise eine Substitutionsreaktion ist, wobei die mit F reagierende
Gruppe beispielsweise ein Halogen (Fluorid, Chlorid, Bromid oder
Iodid) ist, dann wird die Gruppe Q durch die reaktive Funktion an
Marker F repräsentiert.
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Für
bestimmte Anwendungen der Verbindungen der Formel I wird, wie nachfolgend
beschrieben, keine detektierbare Einheit benötigt, und der Marker F und
gegebenenfalls auch die Gruppe Q können dann fehlen.
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Die elektronenziehende oder -schiebende
Gruppe A wird als Moderator für
die Acetalstabilität
in die Struktur eingebaut. Die Gruppe A kann einen Teil der Kette
L1-A-L2 darstellen.
In diesem Fall sind repräsentative
Gruppen A Amido-, Sulfoxy-, Sulfon-, Carbalkoxy(ester)-, Ether-,
Thioether- und Aminogruppen. Alternativ kann A ein Seitensubstituent
für die
Ll-L2-Kette sein,
wobei dann repräsentative
Gruppen beispielsweise Cyano, Nitro und Halogen (Halogen einschließlich Fluorid,
Chlorid, Bromid und Iodid) sind. In letzterem Fall streckt der Linker
L1 die Struktur vom Acetalkohlenstoff bis
zur Stelle der Substitution, und der Linker L2 streckt
die Struktur von dieser Substitution bis zur Gruppe A. Es ist hervorzuheben,
daß die
spezifischen oben erwähnten elektronenziehenden
und elektronenschiebenden Gruppen nur Beispiele sind und daß weitaus
mehr derartige Gruppen bekannt sind und für den Fachmann offensichtlich
sind.
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Die Struktur des Kohlenwasserstofflinkers
L1 wird im Hinblick auf die Funktion A ausgewählt, wobei induktive
Effekte stark vom Abstand abhängen.
Obwohl eine lineare aliphatische (gesättigte oder ungesättigte) Kohlenwasserstoffkette
bevorzugt ist, kommen auch verzweigte oder cyclische Kohlenwasserstoffe
in Betracht. Vorzugsweise hat Linker L1 bis
zu 10 Kohlenstoffatome, besonders bevorzugt bis zu 6 Kohlenstoffatome.
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Die Funktion des Kohlenwasserstofflinkers
L2 besteht darin, zusammen mit Linker L1, A und Kupplungsgruppe Q für einen
genügend
großen
Abstand zwischen der Markereinheit F und dem Rest der Verbindung
der Formel I zu sorgen. Dies machen die räumlichen Präferenzen der Enzyme (Polymerasen)
erforderlich, für
die die Verbindung der Formel I als Substrat agiert, oder die Notwendigkeit,
eine Wechselwirkung zwischen dem Marker und der Nukleobase B zu
vermeiden. Es ist leicht zu verstehen, daß die Struktur des Linkers L2 stark vom jeweiligen Enzym, dem Marker
F und gegebenfalls auch der Nukleobase B abhängt, die eingesetzt werden.
Für jede
einzelne Situation wird der Fachmann daher eine zweckmäßige Länge und
Struktur für den
Linker L2 wählen. Ähnlich wie für Linker
L1 ist auch für Linker L2 eine
lineare aliphatische (gesättigte
oder ungesättigte)
Kohlenwasserstoffkette bevorzugt, obwohl auch verzweigte oder cyclische
Kohlenwasserstoffe in Betracht kommen. Vorzugsweise besitzt Linker
L2 bis zu 10 Kohlenstoffatome, besonders
bevorzugt bis zu 6 Kohlenstoffatome.
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In Fällen, in denen der Marker F
und die Kupplungsgruppe Q fehlen können, kann selbstverständlich auch
der Linker L2 fehlen.
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Die Verbindungen der Formel I können in
relativ kurzer Zeit unter sauren Bedingungen, z. B. mit Salzsäure bei
etwa pH 2, entschützt
werden, so daß sie
eine freie 3'-Hydroxygruppe aufweisen. Es versteht sich, daß die Zeit
für die
Entschützung
durch eine aufeinander abgestimmte Wahl der Gruppen R1,
R2, A, L1 und L2 auf einen gewünschten Bereich eingestellt
werden kann. Unter den erwähnten
sauren Bedingungen werden die ganz besonders bevorzugten Verbindungen
der Formel I innerhalb von etwa 0,01 bis 15 Minuten entschützt.
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Obwohl die Verbindungen der Formel
I in dem Fachmann an sich bekannter, Weise als reine Kettenverlängerungsinhibitoren
oder Kettenabbruchsreagenzien eingesetzt werden können, zum
Beispiel bei der DNA-Sequenzierung nach der Kettenabbruchsmethode,
profitiert man von den Vorteilen der Verbindungen natürlich besser,
wenn die einfachen Möglichkeiten
zum Entschützen
der Verbindungen genutzt werden. Dies ist beispielsweise der Fall,
wenn die Verbindungen I bei Verfahren zur Nukleinsäuresequenzierung
eingesetzt werden, die auf dem sequentiellen Einbau und der Bestimmung
einzelner Nukleotide in einer wachsenden Kopie des Nukleinsäurestrangs
basieren, wie sie beispielsweise in den oben erwähnten WO 91/06678, US-A-5,302,509,
DE-A-41 41 178 und WO 93/21340 beschrieben sind.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der
Erfindung wird daher ein Verfahren zur Bestimmung der Sequenz einer
Nukleinsäure
bereitgestellt, wobei das Verfahren das Bereitstellen eines einzelsträngigen Templats,
das die zu bestimmende Nukleinsäure
umfaßt,
und wenigstens teilweises Synthetisieren eines komplementären Nukleinsäuremoleküls auf schrittweise
sequentielle Art durch das Anfügen
von Nukleotiden umfaßt,
wobei die Identität
eines jeden in das komplementäre
Nukleinsäuremolekül eingebauten
Nukleotids nach dessen Einbau bestimmt wird, wobei die Nukleotide
Verbindungen der wie oben definierten Formel I sind und wobei die 3'-Schutzgruppe
von dem Nukleotid nach dessen Einbau abgespalten wird, um die Weiterverlängerung
des Nukleinsäuremoleküls zu ermöglichen.
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In einer Ausführungsform umfaßt ein Verfahren
zur Bestimmung der Sequenz einer Nukleinsäure die folgenden Schritte:
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- (i) Bereitstellen eines einzelsträngigen Templats, das die zu
sequenzfierende Nukleinsäure
umfaßt,
- (ii) Hybridisieren eines Primers an das Templat unter Bildung
eines Templat/Primer-Komplexes,
- (iii) Unterwerfen des Primers einer Verlängerungsreaktion durch Anfügen von
Verbindungen der Formel I mit verschiedenen Nukleobasen B, die den
vier Basen A, C, T und G oder Analogen davon entsprechen,
- (iv) Bestimmen des Typs der Verbindung der Formel I, die an
den Primer angefügt
wurde,
- (v) selektives Hydrolysieren der Acetalschutzgruppe, und
- (vi) sequentielles Wiederholen der Schritte (iii) bis (v) und
Aufzeichnen der Reihenfolge des Einbaus von Verbindungen der Formel
I.
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Die verschiedenen Verbindungen der
Formel I in Schritt (iii) können
hintereinander zugegeben werden, in welchem Fall die vier verschiedenen
Verbindungen I den gleichen Marker F tragen können. Alternativ können die
verschiedenen Verbindungen I verschiedene Marker F haben und werden
gleichzeitig zugegeben.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist der Templat/Primer-Komplex
an einen Festphasenträger
gebunden, beispielsweise einen Sequenzchip. Das Templat kann über einen
Verbindungslinker an den festen Träger gebunden sein, der beispielsweise
an das 5'-Ende des Templats ligiert ist oder mittels Polymerasekettenreaktion
(PCR) in eines der Enden des Templats eingebaut ist. Der Verbindungslinker
kann dann mittels eines Streptavidin-Kupplungssystems an den festen Träger gebundene
werden. Alternativ kann der Primer an den festen Träger gebunden
sein.
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Die Verbindungen der Formel I können selbstverständlich auch
bequem bei der sogenannten Minisequenzierung (siehe z. B. Syvänen A-C
et al., Genomics 8: 684–692
(1990)) verwendet werden.
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Wie sich für den Fachmann ohne weiteres
ergibt, können
die Verbindungen der Formel I auch bei der Synthese von Nukleotidketten
verwendet werden, und ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft
eine solche Verwendung. Beispielsweise können Oligonukleotide und Polynukleotide
hergestellt werden, indem man die Verbindungen der Formel I in irgendeiner
beliebigen Basenfolge unter zwischenzeitlichem Deblockieren und unter
Verwendung einer nicht Templat-abhängigen Polymerase, wie terminale
Transferase, sukzessiv miteinander kuppelt. Bei einer solchen Synthese
können die
Gruppen L2, Q und F in der Formel I natürlich weggelassen
werden.
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Die Verbindungen der Formel I können nach
an sich bekannten Verfahren hergestellt werden. Gemäß einem
weiteren Aspekt stellt die Erfindung jedoch ein besonderes Verfahren
zur Herstellung einer Untergruppe von Verbindungen der Formel I
durch direkten Schutz des 3'-OH bereit, und insbesondere von Verbindungen der
Formel Ia:
oder eines Salzes davon,
worin B, X, Z, R
1, R
2,
Q, F, m und n wie oben definiert sind und p und q unabhängig ganze
Zahlen von 1 bis 10, vorzugsweise von 1 bis 6 sind, indem eine Verbindung
der Formel II:
oder ein Salz davon, worin
B und X wie oben definiert sind, mit einer Verbindung der Formel
III:
worin R
1,
R
2, Z und p wie oben definiert sind und
R
3 Hydrocarbyl ist (beispielsweise wie oben
für R
1 und R
2 definiert),
unter Bildung einer Verbindung der Formel IV:
oder eines Salzes davon
umgesetzt wird, worin B, X, Z, R
1, R
2, R
3 und p wie oben
definiert sind, letztere gegebenenfalls mit einem Diamin H
2N-(CH
2)
q-NH
2, worin q wie oben definiert ist, zu einer
Verbindung der Formel V:
umgesetzt wird, worin B,
X, Z, R
1, R
2, p
und q wie oben definiert sind und gegebenenfalls ein Farbstoffmarker F
an die terminale Aminogruppe gekuppelt wird.
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Im folgenden wird die Erfindung durch
einige nicht einschränkende
Beispiele erläutert.
Hierbei wird auf die anliegenden Abbildungen Bezug genommen, wobei:
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1 ist
ein Reaktionsschema für
die in nachfolgendenm Beispiel 1 beschriebene Enolethersynthese. Zwischenprodukte
und Endprodukte, die den verschiedenen Werten für die ganze Zahl "n" in den
jeweiligen Strukturformeln entsprechen, werden durch Zahlen identifiziert,
die in Klammern nach den n-Werten angegeben sind, die unter den
jeweiligen Formeln aufgeführt
sind.
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2 ist
ein Reaktionsschema für
die Herstellung von 3'-Acetal-modifiziertem Thymidin, die in dem nachfolgenden
Beispiel 2 beschrieben wird. Die hergestellten Endprodukte, die
den verschiedenen Werten für die
ganze Zahl "n" in den jeweiligen Strukturformeln entsprechen, werden
durch Zahlen identifiziert, die in Klammern nach den n-Werten angegeben
sind, die unter der Formel aufgeführt sind.
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3 ist
eine Kurve, die die Hydrolyse des Thymidin-3'-Acetals bei pH 4 als
Log-% von restlichem Acetal gegen die Zeit in Minuten zeigt.
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4 ist
ein Reaktionsschema für
die Eintopfsynthese von 3'-Acetal-geschütztem Deoxynukleotidtriphosphat,
die in dem nachfolgenden Beispiel 4 beschrieben wird. Zwischenprodukte
und Endprodukte, die den verschiedenen Werten für die ganze Zahl "n" in den
jeweiligen Strukturformeln entsprechen, werden durch Zahlen identifiziert,
die in Klammern nach den n-Werten angegeben sind, die unter den
jeweiligen Formeln aufgeführt
sind.
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BEISPIEL 1
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Synthese von Enolethern
zur Derivatisierung von Nukleotidtriphosphaten (1)
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Schritt 1. Veresterung von
Ketosäuren
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Die geeignete Ketosäure (1 val)
wurde auf einmal zu einem großen Überschuß an trockenem
Methanol (20 val) gegeben, das zuvor mit Thionylchlorid (0,1 val)
versetzt worden war. Die homogene Mischung wurde über Nacht
unter Rückfluß erhitzt,
unter reduziertem Druck eingedampft und zwischen gesättigtem
Natriumhydrogencarbonat und Dichlormethan partitioniert. Die vereinten
organischen Extrakte wurden mit Magnesiumsulfat getrocknet, eingedampft
und der Rückstand
wurde unter reduziertem Druck destilliert, was den entsprechenden
Methylester in. hoher Ausbeute (80% bis 95%) lieferte.
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Die folgenden Ketosäuren wurden
eingesetzt:
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- 1) 4-Oxypentansäure (Levulinsäure) (Aldrich).
- 2) 5-Oxyhexansäure
wurde nicht isoliert. Stattdessen wurde ein kommerziell erhältliches
Ethylesterderivat dieser Säure
(Merck) in einer zu dem obigen allgemeinen Verfahren analogen Reaktion
umgeestert.
- 3) 6-Oxyheptansäure
wurde aus 2-Methylcyclohexanol (Merck) entsprechend einem veröffentlichten
Verfahren erhalten (Org. Synth. 31: 3–5, (1951)).
- 4) 7-Oxyoctansäure
wurde wie beschrieben aus 2-Acetylcyclohexanon erhalten (J. Am.
Chem. Soc. 70: 4023–4026
(1948)).
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Schritt 2. Synthese der
Dimethoxyacetalderivate (Verbindungen 1–4 in Fig.
1)
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Zu jedem der obigen Methylester (1
val), die in Methanol (2 val) und Trimethylorthoformiat (3 val)
gelöst waren,
wurde Benzolsulfonsäure
(0,01 val) zugegeben. Die dunkelbraune Mischung wurde 3 h unter
Rückfluß erhitzt,
durch Zugabe von trockenem Triethylamin (0,1 val) neutralisiert
und eingedampft. Der Rückstand
wurde unter reduziertem Druck destilliert, was ein reines Acetal
lieferte.
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Verbindung 1. Die physikalischen
Daten und die NMR-Daten für
dieses Acetal entsprechen gut den früher beschriebenen Daten.
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Verbindung 2. Ausbeute 85%, Sp. 120° (15 mm Hg), 1H-NMR (CDCl3): 1,28
(s, 3H), 1,60–1,69
(m, 4H), 2,34 (t, 2H), 3, 17 (s, 6H), 3, 67 (s, 3H).
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Verbindung 3. Ausbeute 92%, Sp. 130–133° (15 mm Hg), 1H-NMR (CDCl3): 1,25
(s, 3H), 1,29–1,35
(m, 2H), 1,60-1,70
(m, 4H), 2,33 (t, 2H), 3,17 (s, 6H), 3,67 (s, 3H).
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Verbindung 4. Ausbeute 87%, Sp. 147–149° (15 mm Hg), 1H-NMR (CDCl3): 1,25
(s, 3H), 1,27–1,38
(m, 4H), 1,57-1,67
(m, 4H), 2,31 (t, 2H), 3,16 (s, 6H), 3,66 (s, 3H).
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Schritt 3. Synthese von
Enolethern (Verbindungen 5–8
in Fig. 1).
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Eine Mischung aus dem geeigneten
Acetal (1 val) und Trimethylorthoformiat (0,5 val) wurde in einem Destillationskolben,
der mit einer 20 cm-Vigreux-Kolonne versehen war, vorgelegt. Es
wurde Benzolsulfonsäure
(0,02 val) zugegeben und die Mischung wurde unter Rückfluß erhitzt.
Die Heizung wurde so reguliert, daß das freigesetzte Methanol
langsam verdampfte. Nach 4 h wurde stärker erhitzt und die dunkle
Mischung wurde unter reduziertem Druck ohne vorherige Neutralisierung
des sauren Katalysators fraktioniert. Die Ausbeuten an isolierten
farblosen Enolethern waren in allen Fällen sehr hoch (85–95%), GC-
und NMR-Analysen zeigten jedoch, daß das Ausgangsacetal noch in
Mengen von 10 bis 30% vorhanden war. Da nicht zu erwarten war, daß diese
Verunreinigungen die Derivatisierung von Nukleotiden beeinflussen,
wurden keine Versuche zur weiteren Reinigung unternommen. Die vollständige Zuordnung
von NMR-Signalen war wegen der Anwesenheit von Ausgangsmaterial
und angesichts der Tatsache, daß diese
asymmetrischen Enolether in mehreren isomeren Formen vorkommen,
schwierig. Nichtsdestotrotz konnte in allen Spektren ohne weiters
ein CH2-Vinylsignal aus einem Isomer bei
etwa 4,4 bis 4,5 ppm und ein CH-Vinylsignal aus dem anderen Isomer
bei 3,85 ppm beobachtet werden.
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BEISPIEL 2
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Synthese von 3'-Acetal-modifiziertem
Thymidin (2)
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Das 5'-geschützte Thymidin, 5'-FMOC T (FMOC-Fluorenylmethoxycarbonyl),
(116 mg, 0,25 mmol) wurde durch Coverdampfung mit trockenem Acetonitril
(10 ml) getrocknet und in trockenem Dioxan (5 ml) gelöst. Zu dieser
magnetisch gerührten
Lösung
wurde ein in Beispiel 1 hergestellter zweckmäßiger Enolether (0,5 ml, ≈ 10 val) gegeben,
gefolgt von Trifluoressigsäure
(20 ml, 1 val). Nach 45 min zeigte die DSC-Analyse (Silicagel 60
F254, 10% Methanol in Chloroform) den vollständigen Verbrauch des Ausgangsmaterials,
und es wurde trockenes Triethylamin (2 ml) zugeführt, um die basenlabile FMOC-Gruppe zu entfernen.
Nachdem dieser Prozeß beendet
war (60 min), wurde die gesamte Mischung unter reduziertem Druck
eingedampft. Das Nukleosid wurde aus dem überschüssigen Enolether durch Ausfällen aus
Petrolether abgetrennt, und der Niederschlag, gelöst in 5
ml trockenem Methanol, wurde 180 min bei 60°C mit 1,3-Diaminopropan (2 ml,
100 val) behandelt, um die Aminolyse der Esterfunktion an der Acetaleinheit
zu bewirken. Schließlich
wurde die Reaktionsmischung bei niedrigem Druck (Ölpumpe)
eingedampft und das Rohmaterial wurde an einer Silicagelsäule, die
in Ethanol äquilibriert
war, und unter Verwendung eines Stufengradienten von konzentriertem
Ammoniumhydroxid (0–10%)
in Ethanol einer Flashchromatographie unterzogen. Das Material,
das gemäß DSC (entwickelt
in 1-Butanol/Ammoniumhydroxid 8 : 2) homogen war, wurde vereint,
eingedampft und mit Toluol coverdampft, was das NMR-reine Produkt
(Verbindungen 9–12
in 2) in hoher Ausbeute (72 bis 85%)
lieferte. Das reine Material wurde nach Zugabe von drei Tropfen
Ammoniak als Stammlösung
in Methanol aufbewahrt.
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BEISPIEL 3
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Saure Hydrolyse (pH 4) von
Thymidin, das an der 3'-Position
mit verschiedenen Acetylgruppen substituiert ist
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Bei allen Hydrolyseuntersuchungen
wurde ein Acetatpuffer mit pH 4,0, der durch Mischen von Lösungen von
Natriumacetat (0,20 M, 18,0 ml) und Essigsäure (0,20 M, 82,0 ml) hergestellt
worden war, als Referenz verwendet. Zu diesem Puffer (10,0 ml) wurde
eine ethanolische Lösung
des geeigneten, in Beispiel 2 hergestellten 3'-Acetal-Thymidinderivats
(Verbindungen 9–12
in 2) (100 ml) unter schwachem Rühren gegeben. Zu
verschiedenen Zeitpunkten wurde eine Probe von 0,5 ml entnommen
und in ein Reagenzglas mit 15 ml konzentriertem Ammoniak gegeben,
um den pH auf 9 zu erhöhen.
Die Proben wurden mittels FPLC getestet, wobei eine Anionenaustauschersäule (Mono
Q – Pharmacia
Biotech AB) und ein Tetraethylammoniumbicarbonat-Gradientensystem,
pH 8,2 (0,05 bis 0,75 M), zur Elution verwendet wurde. Die Peakflächen des
Ausgangsmaterials und von dessen Hydrolyseprodukt Thymidin wurden
integriert und wie in 3 gezeigt
aufgetragen.
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BEISPIEL 4
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Eintopfsynthese von Deoxynukleotidtriphosphaten,
die an ihrer 3'-OH-Position durch eine funktionalisierte Acetalgruppe
geschützt
sind (4)
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Ein kommerziell erhältliches
Deoxynukleotidtriphosphat (pppdT, pppdC, pppdG oder pppdA) wurde
an einer präparativen
Mono Q-Säule
unter Verwendung eines Tetraethylammoniumbicarbonat-Gradientensystems,
pH 8,2 (0,05 bis 1,3 M), chromatographiert, wobei das reine Triphosphat
in Form eines Triethylammoniumsalzes erhalten wurde. Dieses Material
wurde an einem Rotavapor eingedampft, mit trockenem Acetonitril (3 × 2 ml)
coverdampft und in mit einem Molekularsieb getrocknetem Trimethylphosphat
(0,5 ml) gelöst.
Der geeignete Enolether (Verbindungen 5–8 in 1) (0,2 ml) und Trifluoressigsäure (10
val als 10%ige Lösung in
trockenem Dioxan) wurden zugegeben. Die homogene Mischung wurde
bei 20°C
60 min inkubiert, durch die Zugabe von Triethylamin (100 ml) neutralisiert
und aus einer 1 : 1-Mischung aus Petrolether und Diethylether ausgefällt. Der ölige Niederschlag
wurde in Methanol (2 ml) gelöst
und es wurde 1,3-Diaminopropan (0,5 ml) oder ein anderes Diamin
(1,4-Diaminobutan, 1,6-Diaminohexan)
(0,5 ml) zugegeben. Die Esterfunktion wurde über Nacht bei 60°C einer Aminolyse
unterzogen. Die Mischung wurde wiederum aus Petrolether und Diethylether,
1 : 1, ausgefällt,
mit Diethylether gewaschen und in Wasser gelöst. Die wäßrige Lösung wurde getestet und präparativ
an der beschriebenen Anionenaustauschersäule gereinigt. Die gut aufgelösten Produkte
(Verbindungen 13–28
in 4) erscheinen immer
vor dem ursprünglichen
Deoxynukleotidtriphosphat und haben eine Retentionszeit, die mit
der des entsprechenden Deoxynukleotiddiphosphats vergleichbar ist
(wie in separaten Coinjektionsexperimenten gefunden wurde). Ein
Aliquot des isolierten 3'-Acetal-modifizierten Derivats wurde eingedampft,
2 min mit 80%iger Essigsäure
behandelt und nach Abdampfen von Säure wieder in das gleiche Chromatographiesystem
eingespritzt. In allen Fällen
wurde alles Ausgangsmaterial umgesetzt und ein einziges Produkt
mit höherer
Retentionszeit wurde gebildet, das dem ursprünglichen Deoxynukleotidtriphosphat
entspricht. Thymidintriphosphat reagiert außer zu dem gewünschten
3'-modifizierten Derivat auch zu einem weiteren Produkt mit noch
kürzerer
Retentionszeit, dieses hydrolysiert jedoch bei der Säurebehandlung ebenfalls
zum Ausgangstriphosphat. Es wird angenommen, daß es sich bei diesem Produkt
um das Bis-3'-O,4-O-Acetal-Derivat des Thymidintriphosphats handelt.
Diese Art von Nebenprodukten trat bei den Umsetzungen, bei denen
andere Nukleotidtriphosphate verwendet wurden, nicht auf. Es ist
ferner zu betonen, daß bei
den Reaktionen, bei denen pppdG und pppdA verwendet wurden, sehr
wenig Depurinierungsprodukte gebildet wurden. Dies läßt sich
durch die milde Säure,
die als Katalysator eingesetzt wurde, den großen Überschuß des bei der Reaktion verwendeten
Enolethers und die Tatsache erklären,
daß die
Basen in einer ungeschützten
(säureresistenteren)
Form vorlagen.
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BEISPIEL 5
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Kupplung eines Fluorophors
an das 3'-funktionalisierte Deoxynukleotidtriphosphat (4)
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Diese Derivatisierung kann mit einer
Vielzahl reaktiver Fluorophore erfolgen, die sich in ihrer Reaktivität und in
ihren optimalen Reaktionsbedingungen unterscheiden können. Hier
wird das Verfahren zur Markierung von 3'-funktionalisierten Deoxynukleotidtriphosphat
mit Fluoresceinisothiocyanat beschrieben.
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Das passende Nukleotidtriphosphat,
das eine über
eine Acetalfunktion an die 3'-Position des Zuckerrestes gebundene
Aminogruppe besitzt (Verbindungen 13–28 in 4), wurde eingedampft und in 0,1 M Carbonatpuffer,
pH 10 (0,5 ml), gelöst.
Fluoresceinisothiocyanat (Einzelisomer) (10 val), gelöst in Dimethylformamid
(0,25 ml), wurde zugegeben und die Mischung wurde über Nacht
bei 20°C
inkubiert. Die Reaktionsmischung wurde auf eine Prototyp-Superdex® FPLC-Gelfiltrationssäule (Pharmacia
Biotech AB) (Äquivalent
zu Sephadex® G-10;
Pharmacia Biotech AB) aufgebracht, äquilibriert und in TEAHCO3-Puffer (0,1 M) laufen gelassen. Das fluoreszierende
Material, das im Porenvolumen erschien, wurde gesammelt (Verbindungen
29–44 in 4). Wie erwartet wurde nach
Einwirkung von Säure
auf das Fluorescein-markierte Nukleotid das ursprüngliche
Deoxynukleotidtriphosphat gebildet.
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BEISPIEL 6
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Schrittweiser enzymatischer
Einbau von 3'-modifizierten Triphosphaten
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Es wurden vier Oligonukleotide mit
Sequenzen hergestellt, die dem M13-Sequenzierungsprimer entsprechen,
und für
einen Einbau der Basen T, G, A bzw. C an ihren 3'-Enden ausgelegt:
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Jedes von ihnen wurde mit T4-Polynukleotidkinase
radipaktiv mit 32P markiert.
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Um zu untersuchen, ob die modifizierten
Nukleotidtriphosphate von der T7-Polymerase effektiv und spezifisch
erkannt werden, wurde jeder der markierten Primer den Bedingungen
einer Ein-Stufen-Verlängerung
unterworfen. Diese Reaktionsmischungen (20 ml) setzten sich aus
dem jeweiligen Primer (0,1 pmol), dem M13-Templat (1 pmol) und dem 3'-modifizierten
Thymidintriphosphat (Verbindung 16 in 4)
in einem Puffersystem mit pH 7,5 zusammen, das Tris/HCl (40 mM),
MnCl2 (4 mM), Dithiothreitol (DTT) (11 mM),
Natriumisocitrat (29 mM) und Natriumchlorid (23 mM) enthielt. Die
Mischungen wurden bei 70°C
denaturiert, abgekühlt und
nach Zugabe von T7-DNA-Polymerase (10 U) 30 min bei 42°C inkubiert.
Alle Ansätze
wurden durch Zugabe von Formamid (20 ml) gestoppt, bei 70°C denaturiert,
auf Eis abgekühlt
und auf einem 6%igen denaturierenden Sequenzgel aufgetrennt. Das
entwickelte Autoradiogramm zeigte, daß nur in der Reaktion mit dem 23-mer-T
(ausgelegt zum Primen des M13-Templats und zum Einbau von Thymidylsäure an seinem
3'-Ende) eine Verlängerung
um eine Base stattgefunden hatte. Keine der anderen Reaktionen mit
Primern, die für
den Einbau von dG, dA bzw. dC ausgelegt waren, zeigten irgendein
Zeichen für
ein Primerverlängerung.
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BEISPIEL 7
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Sequenzierungsreaktion mit
modifiziertem Kettenabbruchreagens
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Alle Sequenzierungsreaktionen wurden
gemäß dem Standard
ABI®-Protokoll
durchgeführt
(Taq Dye Primer Cycle Sequencing Kit – Protokoll 901482).
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Die Sequenzierungsreaktionen bestanden
aus den folgenden Komponenten: M13 mp 18 ssDNA-Templat (1 pmol),
5'-fluoresceinmarkierter Universalprimer (1 pmol, Pharmacia Biotech
AB), Ampli Taq-DNA-Polymerase (4U) und T-Abbruchsmischung in "Cycle
Sequencing"-Puffer (Tris-HCl,
pH 8,9, 80 mM, Ammoniumsulfat 20 mM, Magnesiumchlorid 5 mM). Anstelle
des Standard-ddT-Triphosphats
wurde Verbindung 16 von 4 in
verschiedenen Mengenverhältnissen
mit TTP als Kettenabbruchreagens eingesetzt. Nachdem der Zyklus
beendet war, wurde ein gleiches Volumen Formamid zugegeben und die
Mischung wurde 2 min bei 90°C
erhitzt, auf Eis abgekühlt
und auf ein 6%iges Acrylamid-Harnstoffgel
aufgetragen. Auftrennung und Analyse der Produkte erfolgte auf einem
A.L.F.-DNA-Sequenziergerät
(Pharmacia Biotech AB).
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Als Ergebnis wurde ein Muster fluoreszenzmarkierter
Sequenzen erhalten. Dieses elektrophoretische Bild war für das eingesetzte
Abbruchreagens spezifisch.