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Die
vorliegende Erfindung stellt ein abgeschwächtes Virus bereit, das vom
modifizierten Vacciniavirus Ankara abgeleitet ist und durch den
Verlust seiner Fähigkeit
zu einer reproduktiven Replikation in menschlichen Zelllinien charakterisiert
ist. Sie beschreibt ferner rekombinante Viren, die von diesem Virus
abgeleitet sind, und die Verwendung des Virus oder seiner Rekombinanten
als Arzneimittel oder Impfstoff. Zusätzlich wird ein Verfahren zur
Auslösung
einer Immunantwort selbst bei immungeschwächten Patienten, Patienten
mit bereits bestehender Immunität
gegenüber
dem Vacciniavirus oder Patienten, die einer antiviralen Therapie
unterzogen werden, bereitgestellt.
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Allgemeiner
Stand der Technik
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Das
modifizierte Vacciniavirus Ankara (MVA) ist mit dem Vacciniavirus
verwandt, einem Mitglied der Gattung Orthopoxvirus in der Familie
der Poxviridae. MVA wurde durch 516 serielle Durchläufe auf
CEF (Chicken Embryo Fibroblasts) des Ankara-Stamms des Vacciniavirus
(CVA) erzeugt (siehe Mayr, A., et al. Infection 3, 6–14 [1975]).
Infolge dieser langfristigen Durchläufe fehlten in dem erhaltenen
MVA-Virus etwa 31 Kilobasen seiner genomischen Struktur und wurde
daher als starke Wirtszelle beschrieben, die auf Vogelzellen beschränkt ist
(Meyer, H., et al., J. Gen. Virol. 72, 1031–1038 [1991]). Es wurde in
zahlreichen Tiermodellen gezeigt, dass das erhaltene MVA signifikant
avirulent war (Mayr, A. & Danner,
K. [1978] Dev. Biol. Stand. 41: 225–34). Zusätzlich wurde dieser MVA-Stamm
in klinischen Versuchen als Impfstoff zur Immunisierung gegen die
menschliche Pockenerkrankung getestet (Mayr et al., Zbl. Bakt. Hyg.
I, Abt. Org. B 167, 375–390
[1987], Stickl et al., Dtsch. med. Wschr. 99, 2386–2392 [1974]).
Diese Studien umfassten mehr als 120.000 Menschen, einschließlich Hochrisikopatienten,
und bewiesen, das im Vergleich zu Impfstoffen auf Vaccinia-Basis
MVA eine verringerte Virulenz oder Infektiosität aufwies, während es
eine gute Immunogenität
beibehielt.
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In
den folgenden Dekaden wurde MVA manipuliert, so dass es als viraler
Vektor zur rekombinanten Genxpression oder als rekombinanter Impfstoff
verwendet werden konnte (Sutter, G. et al. [1994], Vaccine 12: 1032–40).
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In
dieser Hinsicht ist es besonders erstaunlich, dass, obwohl Mayr
et al. in den 1970ern zeigten, dass MVA in Menschen und Säugetieren
stark abgeschwächt
und avirulent ist, einige kürzlich
berichtete Beobachtungen (Blanchard et al., 1998, J Gen Virol 79,
1159–1167;
Carroll & Moss,
1997, Virology 238, 198–211;
Altenberger, US Patent 5,185,146; Ambrosini et al., 1999, J Neurosci
Res 55(5), 569) gezeigt haben, dass MVA in Säugetier- und menschlichen Zelllinien
nicht vollständig
abgeschwächt
ist, da eine Restreplikation in diesen Zellen stattfinden kann.
Es wird angenommen, dass die Ergebnisse, die in diesen Veröffentlichungen
berichtet wurden, mit verschiedenen MVA-Stämmen erhalten wurden, da sich
die verwendeten Viren in ihren Eigenschaften deutlich unterschieden,
insbesondere in ihrem Wachstumsverhalten in verschiedenen Zelllinien.
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Das
Wachstumsverhalten ist als Indikator für die Virusabschwächung anerkannt.
Im Allgemeinen wird ein Virusstamm als abgeschwächt angesehen, wenn er seine
Fähigkeit
zur reproduktiven Replikation in Wirtszellen verloren oder verringert
hat. Die oben erwähnte
Beobachtung, dass MVA nicht vollständig für eine Replikation in menschlichen
und Säugetierzellen
inkompetent ist, stellt die absolute Sicherheit von MVA als menschlichen
Impfstoff oder Vektor für
rekombinante Impfstoffe in Frage.
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Insbesondere
für einen
Impfstoff, wie auch für
einen rekombinanten Impfstoff ist das Gleichgewicht zwischen der
Wirksamkeit und der Sicherheit des Impfstoff-Vek torvirus extrem
wichtig.
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Aufgabe der
Erfindung
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Es
ist daher eine Aufgabe der Erfindung, neuartige Virusstämme mit
erhöhter
Sicherheit für
die Entwicklung sicherer Produkte, wie Impfstoffe oder Pharmazeutika,
bereitzustellen. Ferner ist es eine weitere Aufgabe, Mittel zur
Verbesserung eines bestehenden Impfschemas bereitzustellen.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Zur
Lösung
der vorgehenden Aufgaben werden neue Vacciniaviren bereitgestellt,
die zur reproduktiven Replikation in nichtmenschlichen Zellen und
Zelllinien imstande sind, insbesondere in CEF (Chicken Embryo Fibroblasts)
und in der BHK- (Baby Hamster Kidney) Zelllinie (ECACC 85011433),
aber nicht zur reproduktiven Replikation in menschlichen Zelllinien
imstande sind.
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Die
bekannten Vacciniastämme
replizieren reproduktiv in mindestens einigen menschlichen Zelllinien, insbesondere
in der menschlichen Keratinozytenzelllinie HaCat (Boukamp et al.
1988, J Cell Biol 106 (3): 761–71).
Die Replikation in der Zelllinie HaCat ist für die Replikation in vivo vorhersagend,
insbesondere für die
in vivo Replikation in Menschen. Tatsächlich wird im Beispielabschnitt
gezeigt, dass alle bekannten getesteten Vacciniastämme, die
eine produktive Restreplikation in HaCat aufweisen, auch in vivo
replizieren. Somit betrifft die Erfindung vorzugsweise Vacciniaviren,
die nicht reproduktiv in der menschlichen Zelllinie HaCat replizieren.
Insbesondere betrifft die Erfindung Vacciniavirusstämme, die
nicht zur reproduktiven Replikation in einer der folgenden menschlichen
Zelllinien imstande sind: der menschlichen Zervix-Adenokarzinomzellinie HeLa
(ATCC Nr. CCL-2), der menschlichen Embryo-Nieren zelllinie 293 (ECACC
Nr. 85120602), der menschlichen Knochen-Osteosarkomzellinie 143B
(ECACC Nr. 91112502) und der Zelllinie HaCat.
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Das
Wachstumsverhalten oder die Amplifikation/Replikation eines Virus
wird normalerweise durch das Verhältnis eines Virus, das von
einer infizierten Zelle erzeugt wird (Output), zu der Menge, die
ursprünglich
zum Infizieren der Zellen in erster Stelle verwendet wurde (Input),
ausgedrückt
("Amplifikationsverhältnis"). Ein Verhältnis von "1" zwischen Output und Input definiert
einen Amplifikationsstatus, in dem die Menge an Virus, die von den
infizierten Zellen erzeugt wird, dieselbe ist wie die Menge, die
ursprünglich
zum Infizieren der Zellen verwendet wurde. Dieser Status weist auf
die Tatsache, dass die infizierten Zellen für die Virusinfektion und Virusreproduktion
permissiv sind.
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Ein
Amplifiaktionsverhältnis
von weniger als 1, d.h., eine Absinken der Amplifikation unter den
Input-Wert, ist ein Indikator für
einen Mangel an reproduktiver Replikation und somit ein Indikator
für die
Abschwächung
des Virus. Daher war es für
die Erfinder von besonderem Interesse, einen Stamm zu identifizieren und
schließlich
zu isolieren, der ein Amplifikationsverhältnis von weniger als 1 in
mehreren menschlichen Zelllinien aufweist, insbesondere in allen
menschlichen Zelllinien 143B, HeLa, 293 und HaCat.
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Somit
bedeutet der Begriff "zur
reproduktiven Replikation nicht imstande", dass das Virus gemäß der Erfindung ein Amplifikationsverhältnis von
weniger als 1 in menschlichen Zelllinien, wie der Zelllinien 293 (ECACC
Nr. 85120602), 143B (ECACC Nr. 91112502), HeLa (ATCC Nr. CCL-2)
und HaCat (Boukamp et al. 1988, J Cell Biol 106(3): 761–71) unter
den Bedingungen, die in Beispiel 1 der vorliegenden Beschreibung
für einige
spezifische MVA-Stämme
dargelegt sind, aufweist. Vorzugsweise ist die Amplifikationsrate
des Virus gemäß der Erfindung
in jeder der obengenannten menschlichen Zelllinien HeLa, HaCat und
143B 0,8 oder weniger.
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In
Beispiel 1 und in Tabelle 1 wird im Detail gezeigt, dass die Viren
gemäß der vorliegenden
Erfindung in keiner der Zelllinien 143B, HeLa und HaCat reproduktiv
reproduzieren. Der besondere Stamm gemäß der vorliegenden Erfindung,
der in den Beispielen verwendet wurde, wurde bei der European Collection
of Cell Cultures unter der Nummer V00083008 hinterlegt. Dieser Stamm
wird in der gesamten Beschreibung als "MVA-BN" bezeichnet.
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Die
bekannten MVA-Stämme
zeigen in mindestens einer der getesteten menschlichen Zelllinien
eine Restreplikation (1, Beispiel
1). Alle bekannten Vacciniastämme
zeigen mindestens eine gewisse Replikation in der Zelllinie HaCat,
während
die MVA-Stämme
gemäß der vorliegenden
Erfindung, insbesondere MVA-BN, in HaCat-Zellen nicht produktiv replizieren.
Genauer zeigt MVA-BN
ein Amplifikationsverhältnis
von 0,05 bis 0,2 in der menschlichen Embryo-Nierenzelllinie 293
(ECACC Nr. 85120602). In der menschlichen Knochen-Osteosarkomzellinie
143B (ECACC Nr. 91112502) liegt das Verhältnis im Bereich von 0,0 bis
0,6. Für
die menschliche Zervix-Adenokarzinomzellinie
HeLa (ATCC Nr. CCL-2) und die menschliche Keratinozytenzelllinie
HaCat (Boukamp et al. 1988, J Cell Biol 106 (3): 761–71) liegt
das Amplifikationsverhältnis
im Bereich von 0,04 bis 0,8 beziehungsweise 0,02 bis 0,8. MVA-BN
hat ein Amplifikationsverhältnis
von 0,01 bis 0,06 in Nierenzellen des African Green Monkey (CV1:
ATCC Nr. CCL-70). Somit weist MVA-BN, das ein Prototypstamm gemäß der vorliegenden
Erfindung ist, keine produktive Replikation in einer der getesteten
menschlichen Zelllinien auf.
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Das
Amplifikationsverhältnis
von MVA-BN liegt deutlich über
1 in CEF (Chicken Embryo Fibroblasts; Primärkultu ren) oder BHK- (Baby
Hamster Kidney) Zelllinien (ATCC Nr. CRL-1632). Wie zuvor erklärt, zeigt
ein Verhältnis
von mehr als "1" eine reproduktive
Replikation an, da die aus den infizierten Zellen erzeugte Virusmenge
im Vergleich zu der Virusmenge, die zum Infizieren der Zellen verwendet
wurde, erhöht
ist. Daher kann das Virus in CEF-Primärkulturen mit einem Verhältnis über 500
oder in BHK-Zellen mit einem Verhältnis über 50 leicht vermehrt und
amplifiziert werden.
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In
einer besonderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung betrifft die Erfindung Derivate des Virus,
die unter ECACC V0083008 hinterlegt sind. "Derivate" der Viren, die unter ECACC V0083008
hinterlegt sind, zeigen im Wesentlichen dieselben Replikationseigenschaften
wie der hinterlegte Stamm, weisen aber Unterschiede in einem oder
mehreren Teilen des Genoms auf. Viren mit denselben "Replikationseigenschaften" wie das hinterlegte
Virus sind Viren, die in CEF-Zellen und den Zelllinien BHK, HeLa,
HaCat und 143B mit ähnlichen
Amplifikationsverhältnissen
replizieren wie der hinterlegte Stamm, und die eine ähnliche
Replikation in vivo zeigen, wie in dem AGR129 transgenen Mausmodell
bestimmt wurde (siehe unten).
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Die
Vacciniavirusstämme
gemäß der vorliegenden
Erfindung, insbesondere MVA-BN und seine Derivate, sind durch ein
Versagen bei der in vivo Replikation gekennzeichnet. Im Kontext
der vorliegenden Erfindung bezieht sich "Versagen bei der in vivo Replikation" auf Viren, die in
Menschen und in dem in der Folge erklärten Mausmodell nicht replizieren.
Das "Versagen bei
der in vivo Replikation" kann
vorzugsweise bei Mäusen
festgestellt werden, die nicht imstande sind, reife B- und T-Zellen zu erzeugen.
Ein Beispiel für
solche Mäuse
ist das transgene Mausmodell AGR129 (erhältlich von Mark Sutter, Institute
of Virology, Universität
von Zürich,
Zürich,
Schweiz). Dieser Mausstamm weist genspezifische ("gene-targeted") Spaltungen in den
IFN Rezeptor Typ I (IFN-α/β) und Typ
II (IFN-γ)
Genen und in RAG auf. Aufgrund dieser Spaltungen haben die Mäuse kein
IFN-System und sind
nicht imstande, reife B- und T-Tellen zu erzeugen und als solches
stark immungeschwächt
und für
ein replizierendes Virus äußerst anfällig. Anstelle
der AGR129-Mäuse
kann jeder andere Mausstamm verwendet werden, der nicht imstande
ist, reife B- und T-Tellen zu erzeugen und als solches stark immungeschwächt und
für ein
replizierendes Virus äußerst anfällig ist.
Insbesondere töten
die Viren gemäß der vorliegenden
Erfindung die AGR129-Mäuse
nicht innerhalb einer Zeitperiode von mindestens 45 Tagen, vorzugsweise
innerhalb von mindestens 60 Tagen, insbesondere innerhalb von 90
Tagen nach der Infektion der Mäuse
mit 107 pfu Virus, das intraperitoneal verabreicht
wurde. Vorzugsweise sind die Viren, die ein "Versagen bei der in vivo Replikation" aufweisen, weiter
dadurch gekennzeichnet, dass kein Virus von Organen oder Geweben
der AGR129-Mäuse 45 Tage,
vorzugsweise 60 Tage und insbesondere 90 Tage nach der Infektion
der Mäuse
mit 107 pfu Virus, das intraperitoneal verabreicht
wurde, gewonnen werden kann. Nähere Informationen
in Bezug auf die Infektionstests mit AGR129-Mäusen und die Tests, die zur
Bestimmung verwendet werden, ob ein Virus von Organen und Geweben
infizierter Mäuse
gewonnen werden kann, finden sich im Beispielabschnitt.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
sind die Vacciniavirusstämme
gemäß der vorliegenden
Erfindung, isnbesondere MVA-BN und seine Derivate, durch eine höhere Immunogenität im Vergleich
zu dem bekannten Stamm MVA 575 gekennzeichnet, wie in einem Mausmodell
mit letaler Belastung bestimmt wurde. Die Einzelheiten dieses Experiments
sind in Beispiel 2 beschrieben, das in der Folge angeführt ist.
Kurz gesagt, in einem solchen Modell sterben nicht geimpfte Mäuse nach
der Infektion mit replikationskompetenten Vaccciniastämmen, wie
dem Western Reserve Stamm L929 TK+ oder IHD-J. Die Infektion mit
replikationskompetenten Vacciniaviren wird im Kontext der Beschreibung
des letalen Belastungsmodells als "Belastung" bezeichnet. Vier Tage nach der Belastung
werden die Mäuse
für gewöhnlich getötet und
der virale Titer in den Ovarien wird durch Standard-Plaque-Assays unter Verwendung
von VERO-Zellen bestimmt (Einzelheiten finden sich im Beispielabschnitt).
Der virale Titer wird für
nicht geimpfte Mäuse
und für
Mäuse bestimmt,
die mit Vacciniaviren gemäß der vorliegenden
Erfindung geimpft wurden. Insbesondere sind die Viren der vorliegenden
Erfindung dadurch gekennzeichnet, dass in diesem Test nach der Impfung
mit 102 TCID50/ml
Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung die Virustiter in den Ovarien um mindestens 70%, vorzugsweise
um mindestens 80%, insbesondere um mindestens 90% im Vergleich zu
nicht geimpften Mäusen
verringert sind.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
sind die Vacciniaviren gemäß der vorliegenden
Erfindung, insbesondere MVA-BN und seine Derivate, zur Immunisierung
mit "Prime/Boost"-Verabreichung des
Impfstoffs zweckdienlich. Es gibt zahlreiche Berichte, die nahe
legen, dass "Prime/Boost"-Schemen unter Verwendung von
MVA als Abgabevektor schlechte Immunantworten induzieren und schlechter
als DNA-Prime/MVA-Boost-Schemen sind (Schneider et al., 1998, Nat.
Med. 4; 397–402).
In allen diesen Studien wurden MVA-Stämme verwendet, die sich von
den Vacciniaviren gemäß der vorliegenden
Erfindung unterscheiden. Zur Erklärung der schlechten Immunantwort,
wenn MVA zur "Prime"- und "Boost"-Verabreichung verwendet wurde,
wurde die Hypothese aufgestellt, dass Antikörper, die während der "Prime"-Verabreichung gegen MVA erzeugt werden,
MVA neutralisieren, das in der zweiten Immunisierung verabreicht
wird, wodurch eine effektive Verstärkung der Immunantwort verhindert
wird. Im Gegensatz dazu wird von DNA-Prime/MVA-Boost-Schemen berichtet, dass
sie bei der Erzeugung hoher Aviditätsantworten besser sind, da
dieses Schema die Fähigkeit von
DNA, die Immunantwort effektiv einzuleiten, mit den Eigenschaften
von MVA kombiniert, diese Antwort bei nicht bereits bestehender
Immunität
gegenüber
MVA zu verstärken.
Wenn eine bereits bestehende Immunität gegenüber MVA und/oder Vaccinia eine
Verstärkung
der Immunantwort verhindert, hätte
natürlich
die Verwendung von MVA als Impfstoff oder Therapeutikum eine begrenzte
Wirksamkeit, insbesondere bei den Individuen, die gegen Pocken geimpft
sind. Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
des Vacciniavirus gemäß der vorliegenden
Erfindung jedoch können
insbesondere MVA-BN und seine Derivate, wie auch entsprechende rekombinante
Viren, die heterologe Sequenzen beherbergen, zum effizienten Einleiten
und anschließenden
Verstärken
von Immunantworten in nativen Tieren wie auch in Tieren mit einer
bereits bestehenden Immunität
gegenüber
Pockenviren verwendet werden. Somit induziert das Vacciniavirus
gemäß der vorliegenden
Erfindung mindestens im Wesentlichen denselben Pegel einer Immunität in Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen im Vergleich zu DNA-Prime/Vacciniavirus-Boost-Schemen.
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Es
wird davon ausgegangen, dass ein Vacciniavirus mindestens im Wesentlichen
denselben Pegel an Immunität
in Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen im Vergleich
zu DNA-Prime/Vacciniavirus-Boost-Schemen induziert, wenn die CTL-Antwort,
die in einem der folgenden zwei Assays ("Assay 1" und "Assay 2"), vorzugsweise in beiden Assays, gemessen
wurde, in Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen im Vergleich
zu DNA-Prime/Vacciniavirus-Boost-Schemen mindestens im Wesentlichen dieselbe
ist. Insbesondere ist die CTL-Antwort nach einer Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Verabreichung in mindestens einem der
Assays im Vergleich zu DNA-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen höher. Insbesondere
ist die CTL-Antwort in beiden der folgenden Assays höher.
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Assay
1: Für
Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Bo ost"-Verabreichungen
werden 6 bis 8 Wochen alte BALB/c (H-2d) Mäuse durch intravenöse Verabreichung
mit 107 TCID50 Vacciniavirus
gemäß der vorliegenden
Erfindung einleitend immunisiert, das das murine Polytop exprimiert,
wie in Thomson et al., 1988, J. Immunol. 160, 1717, beschrieben
ist, und mit derselben Menge desselben Virus verstärkend immunisiert,
das drei Wochen später
auf dieselbe Weise verabreicht wird. Zu diesem Zweck ist es notwendig,
ein rekombinantes Vacciniavirus zu konstruieren, das das Polytop
exprimiert. Verfahren zur Konstruktion solcher rekombinanter Viren
sind dem Fachmann bekannt und ausführlicher in der Folge beschrieben.
In DNA-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen erfolgt
die "Prime"-Impfung durch intramuskuläre Injektion
der Mäuse
mit 50 μg
DNA, die dasselbe Antigen wie das Vacciniavirus exprimiert; die "Boost"-Verabreichung des
Vacciniavirus erfolgt auf dieselbe Weise wie bei der Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Verabreichung. Das
DNA-Plasmid, das das Polytop exprimiert, ist auch in der obengenannten
Veröffentlichung
von Thomson et al. beschrieben. In beiden Schemen wird die Entwicklung
einer CTL-Antwort gegen die Epitope SYIPSAEKI, RPQASGVYM und/oder
YPHFMPTNL zwei Wochen nach der "Boost"-Verabreichung bestimmt.
Die Bestimmung der CTL-Antwort erfolgt vorzugsweise unter Verwendung
der ELISPOT-Analyse, wie von Schneider et al., 1998, Nat. Med. 4,
397–402,
beschrieben und in dem Beispielabschnitt in der Folge für ein spezifisches
Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung dargelegt ist. Das Virus gemäß der vorliegenden Erfindung
ist in diesem Versuch dadurch gekennzeichnet, dass die CTL-Immunantwort
gegen die obengenannten Epitope, die durch die Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Verabreichung induziert wird, im Wesentlichen
dieselbe, vorzugsweise mindestens dieselbe ist, wie jene, die durch
DNA-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Verabreichung induziert wird,
wie durch die Anzahl von IFN-γ produzierenden
Zellen/106 Milzzellen bestimmt wird (siehe
auch Versuchsabschnitt).
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Assay
2: Dieser Assay entspricht im Prinzip Assay 1. Anstatt jedoch wie
in Assay 1 107 TCID50 Vacciniavirus
zu verwenden, das i.v. verabreicht wird, werden in diesem Assay
108 TCID50 Vacciniavirus
gemäß der vorliegenden
Erfindung subkutan zur "Prime"-Immunisierung und
zur "Boost"-Immunisierung verwendet.
Das Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung ist in diesem Versuch dadurch gekennzeichnet, dass die
CTL-Immunantwort gegen die obengenannten Epitope, die durch die
Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Verabreichung induziert
wird, im Wesentlichen dieselben, vorzugsweise mindestens dieselbe
ist wie jene, die durch die DNA-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Verabreichung induziert
wird, wie durch die Anzahl von IFN-γ produzierenden Zellen/106 Milzzellen bestimmt wird (siehe auch Versuchsabschnitt).
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Die
Stärke
einer CTL-Antwort, die in einem der obengenannten Assays gemessen
wird, entspricht dem Ausmaß des
Schutzes.
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Somit
sind die Viren gemäß der vorliegenden
Erfindung besonders für
Impfzwecke geeignet.
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Zusammenfassens
ist das Vacciniavirus gemäß der vorliegenden
Erfindung dadurch gekennzeichnet, dass es mindestens eine der folgenden
Eigenschaften hat:
- (i) Fähigkeit zur reproduktiven Replikation
in CEF (Chicken Embryo Fibroblasts) und in der Zelllinie BHK, aber
keine Fähigkeit
zur reproduktiven Replikation in der menschlichen Zelllinie HaCat,
- (ii) Keine Replikation in vivo in stark immungeschwächten Mäusen;
- (iii) Induzieren einer höheren
Immunogenität
im Vergleich zu dem bekannten Stamm MVA 575 (ECACC V00120707) in
einem Modell mit letaler Belastung und/oder
- (iv) Induzieren im Wesentlichen desselben Immunitätspegels
in Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen im Vergleich
zu DNA-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen.
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Vorzugsweise
hat das Vacciniavirus gemäß der vorliegenden
Erfindung mindestens zwei der obengenannten Eigenschaften, bevorzugter
mindestens drei der obengenannten Eigenschaften. Besonders bevorzugt
sind Vacciniaviren mit allen der obengenannten Eigenschaften.
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In
einer weiteren Ausführungsform
betrifft die Erfindung ein Impf-Kit, das ein Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung für
die erste Impfung ("Prime-Impfung") in einer ersten
Ampulle/einem ersten Behälter,
und für
eine zweite Impfung ("Boost-Impfung") in einer zweiten
Ampulle/einem zweiten Behälter,
umfasst. Das Virus kann ein nicht rekombinantes Vacciniavirus sein,
d.h., ein Vacciniavirus, das keine heterologen Nukleinsäuresequenzen
enthält.
Ein Beispiel für
ein solches Vacciniavirus ist MVA-BN und seine Derivate. Als Alterantive
kann das Virus ein rekombinantes Vacciniavirus sein, das zusätzliche
Nukleinsäuresequenzen
enthält,
die zu dem Vacciniavirus heterolog sind. Wie in anderen Abschnitten
der Beschreibung dargelegt ist, können die heterologen Sequenzen
für Epitope
codieren, die eine Antwort durch das Immunsystem induzieren. Somit
ist es möglich,
das rekombinante Vacciniavirus zur Impfung gegen die Proteine oder
Erreger zu verwenden, die das Epitop umfassen. Die Viren können so
formuliert werden, wie in der Folge ausführlicher beschrieben ist. Die
Virusmenge, die für
jede Impfung verwendet wird, wurde oben definiert.
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Für einen
Fachmann ist bekannt, wie er Vacciniaviren mit mindestens einer
der folgenden Eigenschaften erhalten kann:
- – Fähigkeit
zur reprodukten Replikation in CEF (Chicken Embryo Fibroblasts)
und in der BHK- (Baby Hamster Kidney) Zelllinie, aber keine Fähigkeit
zur reprodukten Replikation in der menschlichen Keratinozytenzelllinie
HaCat,
- – Keine
Replikation in vivo,
- – Induzieren
einer höheren
Immunogenität
im Vergleich zu dem bekannten Stamm MVA 575 in einem Modell mit
letaler Belastung und/oder
- – Induzieren
eines im Wesentlichen gleichen Immunitätspegels in Vacciniavirus-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen im Vergleich zu DNA-"Prime"/Vacciniavirus-"Boost"-Schemen.
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Ein
Verfahren zum Erhalten eines solchen Virusstammes kann die folgenden
Schritte umfassen:
- (i) Einführung eines bekannten Vacciniavirus-Stammes,
vorzugsweise MVA 574 oder MVA 575 (ECACC V00120707) in nicht menschliche
Zellen, in welchen das Virus reproduktiv replizieren kann, wobei
die nicht menschlichen Zellen vorzugsweise aus CEF-Zellen und der
Zelllinie BHK ausgewählt
sind,
- (ii) Isolieren/Anreichern der Viruspartikel von diesen Zellen,
und
- (iii) Analysieren, ob das erhaltene Virus mindestens eine der
zuvor definierten gewünschten
biologischen Eigenschaften aufweist,
wobei die obengenannten
Schritte wahlweise wiederholt werden können, bis ein Virus mit den
gewünschten Replikationseigenschaften
erhalten wird. Die Erfindung betrifft des Weiteren Viren, die durch
dieses Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung erhalten werden. Verfahren, wie die gewünschten
biologischen Eigenschaften bestimmt werden können, werden in anderen Teilen
dieser Beschreibung erklärt.
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Durch
die Anwendung dieses Verfahrens identifizierten und isolierten die
Erfinder in mehreren Passagen einer Klonaufreinigung einen Stamm
gemäß der vorliegenden
Erfindung, beginnend mit der MVA-Isolat-Passage 575 (MVA 575). Dieser
neue Stamm entspricht dem oben erwähnten Stamm mit der Zugriffsnummer
ECACC V0083008.
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Das
Wachstumsverhalten der Vacciniaviren gemäß der vorliegenden Erfindung,
insbesondere das Wachstumsverhalten von MVA-BN, zeigt, dass die
Stämme
gemäß der vorliegenden
Erfindung weitaus besser als jedes andere bisher charakterisierte
MVA-Isolat hinsichtlich der Abschwächung in menschlichen Zelllinien und
dem Versagen bei der in vivo Repliaktion sind. Die Stämme gemäß der vorliegenden
Erfindung sind daher ideale Kandidaten für die Entwicklung sicherer
Produkte, wie Impfstoffe oder Pharamzeutika, wie in der Folge beschrieben
wird.
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In
einer Ausführungsform
wird das Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung, insbesondere MVA-BN und seine Derivate, als Impfstoff
gegen menschliche Pockenviruserkrankungen, wie Pocken, verwendet.
In einer weiteren Ausführungsform
kann das Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung rekombinant sein, d.h., kann heterologe Gene, wie z.B.
Antigene oder Epitope, die zu dem Virus heterolog sind, exprimieren,
und kann somit als Impfstoff nützlich
sein, um eine Immunantwort gegen heterologoge Antigene oder Epitope
zu induzieren.
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Der
Begriff "Immunantwort" bezeichnet die Antwort
des Immunssystems, wenn eine Fremdsubstanz oder ein Mikroorganismus
in den Organismus eindringt. Per definitionem ist die Immunantwort
in eine spezifische und eine unspezifische Antwort unterteilt, obwohl
beide eng miteinander verknüpft
sind. Die unspezifische Immmunantwort ist die unmittelbare Verteidigung
gegen eine Vielzahl von Fremdsubstanzen und infektiösen Erregern.
Die spezifische Immunantwort ist die Verteidigung, die nach einer
Verzögerungsphase
eintritt, wenn der Organismus das erste Mal mit einer Substanz belastet
wird. Die spezifische Immunantwort ist äußerst effizient und für die Tatsache
verantwortlich, dass ein Individuum, das sich von einer spezifischen
Infektion erholt, gegen diese spezifische Infektion geschützt ist.
Somit verursacht eine zweite Infektion mit demselben oder einem
sehr ähnlichen
infektiösen
Erreger viel schwächere
Symptome oder überhaupt
keine Symptome, da es bereits eine "bestehende Immunität" gegen diesen Erreger gibt. Eine solche
Immunität
beziehungsweise das immunologische Gedächtnis halten für lange
Zeit an, in einigen Fällen
das ganze Leben. Daher kann das Induzieren eines immunologischen
Gedächtnisses
zur Impfung verwendet werden.
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Das "Immunsystem" bezeichnet ein komplexes
Organ, das an der Verteidigung des Organismus gegen Fremdsubstanzen
und Mikroorganismen beteiligt ist. Das Immunsystem umfasst einen
zellularen Teil, der mehrere Zelltypen umfasst, wie z.B. Lymphozyten
und andere Zellen, die von weißen
Blutzellen abgeleitet sind, und einen humoralen Teil, der kleine
Peptide und Komplementfaktoren umfasst.
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"Impfung" bedeutet, dass ein
Organismus mit einem infektiösen
Erreger belastet wird, z.B. in einer abgeschwächten oder inaktivierten Form
des infektiösen
Erregers, um eine spezifische Immunität zu induzieren. Der Begriff "Impfung" beinhaltet auch
die Belastung eines Organismus mit rekombinanten Vacciniaviren gemäß der vorliegenden
Erfindung, insbesondere rekombinantem MVA-BN und seinen Derivaten,
die Antigene oder Epitope exprimieren, die zu dem Virus heterolog
sind. Beispiele für
solche Epitope sind in anderen Teilen der Beschreibung angeführt und
beinhalten z.B. Epitope von Proteinen, die von anderen Viren, wie
dem Dengue-Virus, Hepatitis-C-Virus, HIV abgeleitet sind, oder Epitope,
die von Proteinen abgeleitet sind, die mit der Entwicklung von Tumoren
und Krebs in Zusammenhang stehen. Nach der Verabreichung des rekombinanten
Vacciniavirus in den Körper
werden die Epitope exprimiert und dem Immunsystem präsentiert,
und es kann eine spezifische Immunantwort gegen diese Epitope induziert
werden. Der Organismus ist somit gegen den Erreger/das Protein immunisiert,
der/das das Epitop enthält,
für das
das rekombinante Vacciniavirus codiert.
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"Immunität" bezeichnet einen
teilweisen oder vollständigen
Schutz eines Organismus vor Erkrankungen, die durch einen infektiösen Erreger
verursacht werden, aufgrund einer erfolgreichen Beseitigung der
vorangehenden Infektion mit dem infektiösen Erreger oder einem charakteristischen
Teil desselben. Immunität beruht
auf dem Vorhandensein, Einführen
und Aktivieren spezialisierter Zellen des Immunsystems.
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Wie
zuvor hervorgehoben wurde, enthalten in einer Ausführungsform
der Erfindung die rekombinanten Viren gemäß der vorliegenden Erfindung,
insbesondere das rekombinante MVA-BN und seine Derivate, mindestens
eine heterologe Nukleinsäuresequenz.
Der Begriff "heterolog" wird in der Folge
für jede
Kombination von Nukleinsäuresequenzen
verwendet, die normalerweise nicht in enger Verbindung mit dem Virus
in der Natur vorgefunden wird, wobei ein solches Virus auch als "rekombinantes Virus" bezeichnet wird.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung sind die heterologen Sequenzen vorzugsweise antigene
Epitope, die von einer Nicht-Vaccinia-Quelle gewählt sind. Insbesondere exprimiert
das rekombinante Virus ein oder mehrere antigene Epitope von Plasmodium
falciparum, Mycobacteria, Influenza-Virus, von Viren, die aus der
Familie der Flaviviren, Paramyxoviren, Hepatitisviren, menschlichen
Immunschwächeviren
oder von Viren ausgewählt
sind, die hämorrhagisches
Fieber verursachen, wie Hantaviren oder Filoviren, d.h., das Ebola-
oder Marburg-Virus.
-
Gemäß einer
weiteren Ausführungsform,
aber auch zusätzlich
zu der obengenannten Auswahl antigener Epitope, können die
heterologen Sequenzen aus einer anderen Pockenvirus- oder einer
Vaccinia-Quelle gewählt
werden. Diese viralen Sequenzen können zum Modifizieren des Wirtsspektrums
oder der Immunogenität
des Virus verwendet werden.
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In
einer weiteren Ausführungsform
kann das Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung für
ein heterologes Gen/eine heterologe Nukleinsäure codieren, das/die ein Therapeutikum
exprimiert. Ein "Therapeutikum", für das die
heterologe Nukleinsäure
in dem Virus codiert, kann z.B. eine therapeutische Nukleinsäure sein,
wie eine Antisense-Nukleinsäure
oder ein Peptid oder Protein mit gewünschter biologischer Aktivität.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist die Expression der heterologen Nukleinsäuresequenz vorzugsweise, aber
nicht ausschließlich,
unter der Transkriptionskontrolle eines Pockenvirus-Promotors, insbesondere
eines Vacciniavirus-Promotors.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
erfolgt das Einführen
der heterologen Nukleinsäuresequenz vorzugsweise
in eine nicht essenzielle Region des Virusgenoms. In einer anderen
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird die heterologe Nukleinsäuresequenz an einer natürlich auftretenden
Deletionsstelle des MVA-Genoms einge führt (offenbart in PCT/EP96/02926).
Verfahren zum Einführen
heterologer Sequenzen in das Pockenvirusgenom sind dem Fachmann
bekannt.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
enthält
die Erfindung auch das Genom des Virus und seine Rekombinanten.
Solche viralen Sequenzen können
zum Identifizieren oder Isolieren des Virus oder seiner Rekombinanten
verwendet werden, z.B. unter Verwendung von PCR, Hybridisierungstechnologien
oder durch die Erstellung von ELISA-Tests. Ferner können solche
viralen Sequenzen von einem Expressionsvektor exprimiert werden,
um das codierte Protein oder Peptid zu erzeugen, das dann Deletionsmutanten
eines Virus ergänzen
kann, denen die virale Sequenz fehlt, die in dem Expressionsvektor
enthalten ist.
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Das
rekombinante Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung kann für
das Einführen
der heterologen Nukleinsäuresequenzen
in eine Zielzelle verwendet werden, wobei die Sequenz entweder homolog
oder heterolog zu der Zielzelle ist. Das Einführen einer heterologen Nukleinsäuresequenzen
in eine Zielzelle kann zur in vitro Erzeugung heterologer Peptide
oder Polypeptide und/oder kompletter Viren, für die diese Sequenz codiert,
verwendet werden. Dieses Verfahren umfasst die Infektion einer Wirtszelle
mit dem rekombinanten MVA, die Kultivierung der infizierten Wirtszelle
unter geeigneten Bedingungen und die Isolation und/oder Anreicherung
des Peptids, Proteins und/oder Virus, der/das von der Wirtszelle
erzeugt wird.
-
Ferner
kann das Verfahren zur Einführung
einer homologen oder heterologen Sequenz in Zellen zur in vitro
und vorzugsweise in vivo Therapie verwendet werden. Für die in
vitro Therapie werden isolierte Zellen, die zuvor (ex vivo) mit
dem Virus infiziert wurden, an den lebenden Tierkörper zum
Induzieren einer Immunantwort verabreicht. Für die in vivo Therapie werden
das Virus oder seine Rekombinanten direkt an den lebenden Tierkörper zum
Induzieren einer Immunantwort verabreicht. In diesem Fall werden
die Zellen, die die Inokulationsstelle umgeben, direkt in vivo durch
das Virus oder seine Rekombinanten gemäß der Erfindung infiziert.
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Da
das Virus gemäß der Erfindung
in menschlichen und Affenzellen stark in seinem Wachstum eingeschränkt und
somit stark abgeschwächt
ist, ist es ideal, einen weiten Bereich von Säugetieren, einschließlich Menschen,
zu behandeln. Somit stellt die vorliegende Erfindung auch eine pharmazeutische
Zusammensetzung und einen Impfstoff bereit, z.B. zum Induzieren
einer Immunantwort in einem lebenden Tierkörper, auch in einem Menschen.
Das Virus der Erfindung ist ferner in anderen Gentherapieprotokollen
sicher.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung kann im Allgemeinen einen oder mehrere
pharmazeutische unbedenkliche und/oder genehmigte Träger, Zusätze, Antibiotika,
Konservierungsmittel, Adjuvantien, Verdünnungsmittel und/oder Stabilisatoren
enthalten. Solche Hilfssubstanzen können Wasser, Kochsalzlösung, Glycerol,
Ethanol, Benetzungs- oder Emulgierungsmittel, pH-puffernde Substanzen
oder dergleichen sein. Geeignete Träger sind für gewöhnlich große, langsam metabolisierende
Moleküle,
wie Proteine, Polysaccharide, Polymilchsäuren, Polyglycolsäuren, polymere
Aminosäuren,
Aminosäurecopolymere,
Lipidaggregate oder dergleichen.
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Für die Herstellung
von Impfstoffen wird das Virus oder seine Rekombinanten gemäß der Erfindung
in eine physiologisch unbedenkliche Form ungewandelt. Dies kann
basierend auf der Erfahrung in der Herstellung von Pockenvirus-Impfstoffen
erfolgen, die zur Impfung gegen Pocken verwendet werden (wie von
Stickl., H. et al. [1974] Dtsch. med. Wschr. 99, 2386–2392, beschrieben).
Zum Beispiel wird das aufgereinigte Virus bei –80°C mit einem Titer von 5 × 108 TCID50/ml gelagert,
formuliert in etwa 10 mM Tris, 140 mM NaCl, pH 7,4. Zur Herstellung
von Impfstoffgaben werden z.B. 102 bis 108 Partikel des Virus in 100 ml phosphatgepufferter Kochsalzlösung (PBS)
in Gegenwart von 2% Pepton und 1% Humanalbumin in einer Ampulle,
vorzugsweise einer Glasampulle, lyophilisiert. Als Alternative können Impfstoffgaben
durch stufenweises Gefriertrocknen des Virus in einer Formulierung
hergestellt werden. Diese Formulierung kann zusätzliche Zusätze, wie Mannitol, Dextran,
Zucker, Glycin, Lactose oder Polyvinylpyrrolidon, oder andere Zusätze, wie
Antioxidantien oder inertes Gas, Stabilisatoren oder rekombinante
Proteine (z.B. Humanserumalbumin) enthalten, die zur in vivo Verabreichung
geeignet sind. Die Glasampulle wird dann verschlossen und kann zwischen
4°C und
Raumtemperatur mehrere Monate gelagert werden. Solange jedoch kein
Bedarf besteht, wird die Ampulle vorzugsweise bei Temperaturen unter –20°C gelagert.
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Zur
Impfung oder Therapie kann das Lyophilisat in 0,1 bis 0,5 ml einer
wässerigen
Lösung,
vorzugsweise einer physiologischen Kochsalzlösung oder Tris-Puffer, aufgelöst und entweder
systemisch oder örtlich verabreicht
werden, d.h., über
eine parenterale, intramuskuläre
oder andere Verabreichungsroute, die dem geübten Praktiker bekannt ist.
Der Verabreichungsmodus, die Dosis und Anzahl von Verabreichungen
kann von Fachleuten auf bekannte Weise optimiert werden.
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Zusätzlich ist
gemäß einer
weiteren Ausführungsform
das Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung besonders zum Induzieren von Immunantworten in immungeschwächten Tieren
nützlich,
z.B. Affen (CD4 < 400/μl Blut),
infiziert mit SIV, oder in immungeschwächten Menschen. Der Begriff "immungeschwächt" beschreibt den Status
des Immunsystems eines Individuums, das nur unvollständige Immunantworten
zeigt oder eine verminderte Verteidigungseffizienz gegen infektiöse Erreger
aufweist. Noch interessanter und gemäß einer weiteren Ausführungsform kann
das Virus der vorliegenden Erfindung Immunantworten in immungeschwächten Tieren oder
Menschen verstärken,
selbst bei bestehender Immunität
gegen das Pockenvirus in diesen Tieren oder Menschen. Besonders
interessant war, dass das Virus gemäß der vorliegenden Erfindung
Immunantworten auch bei Tieren oder Menschen verstärken kann,
die einer antiviralen, z.B. antiretroviralen, Therapie unterzogen
werden. "Antivirale
Therapie" beinhaltet
therapeutische Konzepte, zur Beseitigung oder Unterdrückung einer
viralen Infektion, einschließlich
z.B. (i) der Anwendung von Nukleotidanalogen, (ii) der Anwendung
von Inhibitoren für
virale enzymatische Aktivität
oder virales Assembling, oder (iii) Anwendung von Zytokinen zur
Beeinflussung von Immunantworten des Wirtes.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
ist der Impfstoff besonders, aber nicht ausschließlich, im
Veterinärbereich
anwendbar, z.B. zur Immunisierung gegen eine Tierpockeninfektion.
Bei kleinen Tieren wird die Inokulation zur Immunisierung vorzugsweise
parenteral oder nasal ausgeführt,
während
bei größeren Tieren oder
Menschen eine subkutane, intramuskuläre oder orale Inokulation bevorzugt
ist.
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Die
Erfinder haben festgestellt, dass bereits eine Impfstoffgabe, die
eine wirksame Dosis von nur 102 TCID50 ("Tissue
Culture Infectious Dose")
des Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung enthält,
ausreichend ist, um eine vollständige
Immunität
gegen eine Belastung mit Wildtyp-Vacciniavirus in Mäusen zu
induzieren. Dies ist insbesondere überraschend, da ein derart
hoher Grad an Abschwächung
des Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung eine negative Beeinflussung und somit Verringerung seiner
Immunogenität
erwarten ließe. Eine
solche Erwartung beruht auf der Annahme, dass zum Induzieren einer
Immunantwort die antigenen Epitope dem Immunsystem in ausreichender
Menge präsentiert
werden müssen.
Ein Virus, das stark abgeschwächt
ist und somit nicht repliziert, kann nur eine sehr geringe Menge
an antigenen Epitopen präsentieren, das
heißt,
soviel, wie es selbst enthält.
Diese Menge an Antigen, die von den viralen Partikeln getragen wird, wurde
als unzureichend für
die Einleitung einer potenten Immunantwort erachtet. Das Virus gemäß der Erfindung
stimuliert jedoch selbst bei einer sehr geringen wirksamen Dosis
von nur 102 TCID50 eine
potente und schützende
Immunantwort in einem Maus/Vaccinia-Belastungsmodell. Das Virus
gemäß der vorliegenden
Erfindung zeigt somit eine unerwartete und sogar erhöhte Immunogenität im Vergleich
zu anderen bisher charakterisierten MVA-Stämmen. Diese hohe Immunogenität macht
das Virus gemäß der vorliegenden
Erfindung und jeden davon abgeleiteten Impfstoff zur Anwendung in
immungeschwächten
Tieren oder Menschen besonders nützlich.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird das Virus als Adjuvans verwendet. Ein "Adjuvans" im Kontext der vorliegenden
Erfindung bezieht sich auf einen Verstärker der spezifischen Immunantwort
in Impfstoffen. "Die
Verwendung des Virus als Adjuvans" bedeutet, dass das Virus in einen bereits bestehenden
Impfstoff eingefügt
wird, um das Immunsystem des Patienten, der den Impfstoff erhält, zusätzlich zu
stimulieren. Die immunisierende Wirkung eines antigenen Epitops
wird in den meisten Impfstoffen häufig durch die Zugabe eines
sogenannten Adjuvans verstärkt.
Ein Adjuvans stimuliert zusätzlich
das Immunsystem, indem es eine stärkere spezifische Immunantwort
gegen ein antigenes Epitop eines Impfstoffs verursacht. Diese Stimulation
kann durch Faktoren des unspezifischen Immunsystems, wie Interferon
und Interleukin, reguliert werden.
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Somit
wird in einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung das Virus in Säugetieren,
einschließlich Menschen,
zum Aktivieren, Unterstützen
oder Unterdrücken
des Immunsystems verwendet, und vorzugsweise zum Aktivieren der
Immunantwort gegen jede antigene Determinante. Das Virus kann auch
zum Unterstützen des
Immunsystems in einer Situation verwendet werden, die mit einer
erhöhten
Anfälligkeit
für Infektionen
verbunden ist, wie im Falle von Stress.
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Das
Virus, das als Adjuvans verwendet wird, kann ein nicht rekombinantes
Virus sein, d.h., ein Virus, das keine heterologe DNA in seinem
Genom enthält.
Ein Beispiel für
diese Art von Virus ist MVA-BN. Als Alternative ist das Virus, das
als Adjuvans verwendet wird, ein rekombinantes Virus, das in seinem
Genom heterologe DNA-Sequenzen enthält, die von Natur aus nicht
in dem viralen Genom enthalten sind. Zur Verwendung als Adjuvans
enthält
und exprimiert die rekombinante virale DNA des Virus vorzugsweise
Gene, die für immunstimulierende
Peptide oder Proteine, wie Interleukine, codieren.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
ist bevorzugt, dass das Virus inaktiviert ist, wenn es als Adjuvans
verwendet oder einem anderen Impfstoff hinzugefügt wird. Die Inaktivierung
des Virus kann z.B. durch Wärme
oder Chemikalien erfolgen, wie in der Technik bekannt ist. Vorzugsweise
wird das Virus durch β-Propriolacton
inaktiviert. Gemäß dieser
Ausführungsform
der Erfindung kann das inaktivierte Virus Impfstoffen gegen zahlreiche
infektiöse
oder proliferative Erkrankungen zugegeben werden, um die Immunantwort
des Patienten auf diese Erkrankung zu erhöhen.
-
Zusammenfassend
umfasst die Erfindung inter alia die Ausführungsformen, die in dem Satz
von Ansprüchen
aufgelistet sind, alleine oder in Kombination.
-
Kurze Beschreibung
der Figuren
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1: Wachstumskinetik verschiedener Stämme von
MVA in verschiedenen Zelllinien. In Teil A) sind die Ergebnisse
nach den getesteten MVA-Stämmen
gruppiert, wäh rend
in Teil B) die Ergebnisse nach den getesteten Zelllinien gruppiert
sind. B) Die Virusmenge, die von einer Zelllinie nach vier Tagen
(D4) Kultur gewonnen wird, wurde durch Plaque-Assay bestimmt und
als Verhältnis
von Virus, das nach 4 Tagen gewonnen wurde, zu dem anfänglichen
Inokulum am Tag 1 (D1) ausgedrückt.
-
2:
Schutz, der gegen eine letale Belastung von Vaccinia nach Impfungen
mit entweder MVA-BN oder MVA 575 geboten wird. Der Schutz wird durch
die Verringerung in Ovarientitern gemessen, die 4 Tage nach der
Belastung mit Hilfe eines Standard-Plaque-Assays bestimmt wurden.
-
3:
Induzieren von CTL und Schutz, der gegen eine Influenza-Belastung
unter Verwendung verschiedener "Prime-Boost"-Schemen geboten
wird.
-
3A: Induzieren von CTL-Antworten auf 4
verschiedene H-2d begrenzte Epitope nach
Impfungen mit verschiedenen Kombinationen von DNA und MVA-BN Impfstoffen,
die für
ein murines Polytop codieren. BALB/c-Mäuse (5 pro Gruppe) wurden entweder
mit DNA (intramuskulär)
oder MVA-BN (subkutan) geimpft und erhielten drei Wochen später "Booster"-Immunisierungen.
CTL-Antworten auf 4 verschiedene Epitope, für die die Impfstoffe (TYQRTRALV,
Influenza; SYIPSAEKI, P.Berghei; YPHFMPTNL, Cytomegalovirus; RPQASGVYM,
LCV) codierten, wurden unter Verwendung eines ELISPOT-Assays 2 Wochen
nach den "Booster"-Immunisierungen
bestimmt.
-
3B: Induzieren von CTL-Antworten auf 4
verschiedene Epitope nach Impfungen mit verschiedenen Kombinationen
von DNA oder MVA-BN Impfstoffen, die für ein murines Polytop codieren.
BALB/c-Mäuse
(5 pro Gruppe) wurden entweder mit DNA (intramuskulär) oder
MVA-BN (intravenös)
geimpft und erhielten drei Wochen später "Booster"-Immunisierungen. CTL-Antworten auf
4 verschiedene Epitope, für
die die Impfstoffe (TYQRTRALV, Influenza; SYIPSAEKI, P.Berghei;
YPHFMPTNL, Cytomegalovirus; RPQASGVYM, LCV) codierten, wurden unter
Verwendung eines ELISPOT-Assays 2 Wochen nach den "Booster"-Immunisierungen bestimmt.
-
3C:
Frequenz von Peptid- und MVA-spezifischen T-Zellen nach homologem "Prime-Boost" unter Verwendung
einer optimalen Dosis (1 × 108 TCID50) von rekombinantem
MVA-BN, subkutan
verabreicht. Gruppen von 8 Mäusen
wurden mit zwei Gaben der Kombinationen geimpft, wie in der Figur
angezeigt ist. Zwei Wochen nach der letzten Impfung wurde die Anzahl
peptidspezifischer Splenozyten unter Verwendung eines IFN-Gamma-ELISPOT-Assays
gemessen. Die Balken stellen die mittlere Anzahl spezifischer Punkte
plus/minus Standardabweichung vom Mittelwert dar.
-
4:
SIV-Belastung von Affen, die mit MVA-BN nef oder MVA-BN geimpft
wurden.
-
5: Überlebensrate
von geimpften Affen nach einer Infektion mit SIV.
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6:
Affenserum-Antikörpertiter
gegen MVA-BN. Die Antikörpertiter
für jedes
Tier sind als verschiedene Formen dargestellt, während der mittlere Titer als
volles Rechteck dargestellt ist.
-
7:
SIV-Werte in immungeschwächten
Affen (CD4 < 400
ml Blut) nach Impfungen mit MVA-BN codierendem tat. Affen hatten
zuvor drei Impfungen mit entweder MVA-BN oder MVA-BN nef (Woche
0, 8, 16) erhalten und wurden mit einem pathogenen Isolat von SIV
(Woche 22) infiziert. In Woche 100, 102 und 106 (durch Pfeile dargestellt)
wurden die Affen mit MVA-BN tat geimpft.
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8:
SIV-Werte in Affen, die einer antiretroviralen Therapie unterzogen
wurden und therapeutische Impfungen mit MVA-BN erhielten. Drei Gruppen
von Affen (n = 6) wurden mit SIV infiziert und täglich mit PMPA (durch eine
schwarze Linie dargestellt) behandelt. In Woche 10 und 16 wurden
die Tiere entweder mit Mischungen aus rekombinantem MVA oder Kochsalzlösung geimpft
(durch Pfeile dargestellt).
-
9:
Humorale Antwort, die auf SIV nach einer Infektion und Impfungen
mit rekombinantem MVA erzeugt wurde. Drei Gruppen (n = 6) von Affen
wurden mit einem pathogenen Isolat von SIV (Woche 0) infiziert und
dann mit der antiretroviralen Therapie (PMPA; angezeigt durch eine
fette Linie) behandelt. Affen wurden mit Mischungen aus rekombinantem
MVA oder Kochsalzlösung
in Woche 10 und 16 geimpft. Antikörper gegen SIV wurden unter
Verwendung von infizierten T-Zell-Lysaten als Antigen in einem Standard-ELISA
bestimmt.
-
10:
Humorale Antwort, die in SIV-infizierten Affen, die einer antiretroviralen
Therapie unterzogen wurden, gegen MVA erzeugt wurde. Drei Gruppen
(n = 6) von Affen wurden mit einem pathogenen Isolat von SIV infiziert
(Woche 0) und dann mit der antiretroviralen Therapie (PMPA; angezeigt
durch eine fette Linie) behandelt. Affen wurden mit Mischungen aus
rekombinantem MVA oder Kochsalzlösung
in Woche 10 und 16 geimpft. Antikörper gegen MVA wurden unter
Verwendung eines Standard-Capture-ELISA bestimmt.
-
11:
Induzieren von Antikörpern
gegen MVA nach einer Impfung von Mäusen mit verschiedenen Pockenimpfstoffen.
Die Antikörperwerte,
die nach Impfungen mit MVA-BN (Woche 0 und 4) gegen MVA erzeugt
wurden, wurden mit herkömmlichen
Vacciniastämmen,
Elstree und Wyeth, durch Schwanz-Skarifizierung (Woche 0) verabreicht,
MVA 572 (Woche 0 und 4), und MVA-BN und MVA 572, verabreicht als Prä-Elstree-Impfstoff,
verglichen. MVA 572 wurde bei der European Collection of Animal
Cell Cultures als ECACC V94012707 hinterlegt. Die Titer wurden unter
Verwendung eines Capture-ELISA bestimmt und durch lineare Regression
unter Verwendung des linearen Teils der Graphik berechnet und als
die Verdünnung
definiert, die zu einer optischen Dichte von 0,3 führte. *
MVA-BN:MVA-BN unterscheidet
sich signifikant (p > 0,05) von
MVA 572:MVA 572.
-
Beispiele
-
Die
folgenden Beispiele illustrieren die vorliegende Erfindung näher. Für den Fachmann
ist offensichtlich, dass die vorgelegten Beispiele in keiner Weise
so zu interpretieren sind, dass die Anwendbarkeit der Technologie,
die durch die vorliegende Erfindung bereitgestellt wird, auf diese
Beispiele beschränkt
ist.
-
Beispiel 1
-
Wachstumskinetik eines
neuen MVA-Stamms in ausgewählten
Zelllinien und Replikation in vivo
-
(i) Wachstumskinetik in
Zelllinien:
-
Zur
Charakterisierung eines neu isolierten Stamms gemäß der vorliegenden
Erfindung (in der Folge als MVA-BN bezeichnet) wurde die Wachstumskinetik
dieses neuen Stamms mit jener von anderen MVA-Stämmen verglichen, die bereits
charakterisiert wurden.
-
Der
Versuch erfolgte durch einen Vergleich der Wachstumskinetik der
folgenden Viren in den anschließend
aufgelisteten Primärzellen
und Zelllinien:
MVA-BN (Virusstamm #23, 18.02.99 crude, titriert
bei 2,0 × 107 TCID50/ml.
MVA,
wie von Altenburger (US Patent 5,185,146) charakterisiert und in
der Folge als MVA-HLR bezeichnet;
MVA (Passage 575), wie von
Anton Mayr (Mayr, A., et al. [1975] Infection 3; 6–14) charakterisiert
und in der Folge als MVA 575 (ECACC V00120707) bezeichnet; und
MVA-Vero,
wie in der Internationalen Patentanmeldung PCT/EP01/02703 (WO 01/68820)
charakterisiert (Virusstamm, Passage 49, #20, 22.03.99 crude, titriert
bei 4,2 × 107 TCID50/ml).
-
Die
verwendeten Primärzellen
und Zelllinien waren Folgende:
- CEF
- Chicken Embryo Fibroblasts
(frisch hergestellt aus SPF-Eiern)
- HeLa
- Menschliches Zervix-Adenokarzinom
(epithelial), ATCC Nr. CCL-2;
- 143B
- Menschliches Knochen-Osteosarkom
TK-, ECACC Nr. 91112502;
- HaCaT
- Menschliche Keratinozytenzelllinie,
Boukamp et al. 1988, J Cell Biol 106(3): 761–771;
- BHK
- Baby Hamster Kidney,
ECACC 85011433;
- Vero
- Nieren-Fibroblasten
des African Green Monkey, ECACC 85020299;
- CV1
- Nieren-Fibroblasten
des African Green Monkey, ECACC 87032605.
-
Zur
Infektion wurden verschiedene Zellen in Platten mit 6 Vertiefungen
bei einer Konzentration von 5 × 105 Zellen/Vertiefung geimpft und über Nacht
bei 37°C,
5% CO2 in DMEM (Gibco, Kat. Nr. 61965–026) plus 2%
FCS, inkubiert. Das Zellkulturmedium wurde entfernt und die Zellen
wurden bei etwa moi 0,05 eine Stunde bei 37°C, 5% CO2 infiziert
(für die
Infektion wurde angenommen, dass sich die Zellenanzahl über Nacht
verdoppelt). Die Virusmenge, die für jede Infektion der verschiedenen Zelltypen
verwendet wurde, betrug 5 × 104 TCID50 und dies
wird als Input bezeichnet. Die Zellen wurden dann dreimal mit DMEM
gewaschen und schließlich
wurde 1 ml DMEM, 2% FCS zugegeben, und die Platten wurden zur Inkubation
96 Stunden (4 Tage) bei 37°C,
5% CO2, stehen gelassen. Diese Infektionen
wurden durch Einfrieren der Platten bei –80°C gestoppt, die dann zur Titrationsanalyse
bereit waren.
-
Titrationsanalyse (Immunfärbung mit
einem Vacciniavirus-spezifischen Antikörper)
-
Zur
Titration der Virusmenge wurden Testzellen (CEF) auf Platten mit
96 Vertiefungen in RPMI (Gibco, Kat. Nr. 61870–010), 7% FCS, 1% Antibiotic/Antimycotic
(Gibco, Kat. Nr. 15240–062)
bei einer Konzentration von 1 × 104 Zellen/Vertiefung geimpft und über Nacht
bei 37°C,
5% CO2 inkubiert. Die Platten mit 6 Vertiefungen,
die die Infektionsversuche enthielten, wurden dreimal gefroren/aufgetaut
und Verdünnungen
von 10–1 bis 10–12 wurden
unter Verwendung von RPMI Wachstumsmedium hergestellt. Virusverdünnungen
wurden auf Testzellen verteilt und fünf Tage bei 37°C, 5% CO2 inkubiert, um die Entwicklung eines CPE
(zytopathischen Effekts) zu ermöglichen.
Testzellen wurden 10 min fixiert (Aceton/Methanol 1:1), mit PBS
gewaschen und mit polyklonalem Vacciniavirus-spezifischen Antikörper (Quartett
Berlin, Kat. Nr. 9503–2057)
bei einer 1:1000 Verdünnung
in Inkubationspuffer eine Stunde bei RT inkubiert. Nach zweimaligem
Waschen mit PBS (Gibco, Kat. Nr. 20012–019) wurde der HPR-gekoppelte
Anti-Kaninchen Antikörper
(Promega Mannheim, Kat. Nr. W4011) bei einer 1:1000 Verdünnung in
Inkubationspuffer (PBS, enthaltend 3% FCS) eine Stunde bei RT zugegeben. Die
Zellen wurden erneut zweimal mit PBS gewaschen und mit Färbelösung (10
ml PBS + 200 μl
gesättigte Lösung aus
o-Dianisidin in 100% Ethanol + 15 μl H2O2, frisch hergestellt) gewaschen, bis braune
Flecken sichtbar waren (zwei Stun den). Die Färbungslösung wurde entfernt, und PBS
wurde zum Anhalten der Färbungsreaktion
zugegeben. Jede Vertiefung, die einen braunen Fleck aufwies, wurde
als CPE-positiv markiert, und der Titer wurde unter Verwendung der
Formel von Kaerber (Assay auf der Basis von TCID50)
berechnet. (Kaerber, G. 1931, Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 162,
480).
-
Die
Viren wurden zur Infektion doppelter Sätze von einerseits CEF und
BHK, von welchen erwartet wurde, dass sie für MVA permissiv sind, und andererseits
CV-1, Vero, HeLa, 143B und HaCat, von welchen erwartet wurde, dass
sie für
MVA nicht permissiv sind, bei einer geringe Infektionsmultiplizität d.h.,
0,05 infektiöse
Einheiten pro Zelle (5 × 104 TCID50) verwendet.
Danach wurde das Virus-Inokulum entfernt und die Zellen wurden dreimal
gewaschen, um alle verbleibenden, nicht absorbierten Viren zu entfernen.
Die Infektionen wurden insgesamt 4 Tage belassen, wonach Virusextrakte
hergestellt und dann auf CEF-Zellen titriert wurden. Tabelle 1 und 1 zeigen die Ergebnisse der Titrationsassays,
wobei die Werte als Gesamtvirusmenge angegeben sind, die nach 4
Tagen Infektion erzeugt wurde.
-
Es
wurde gezeigt, dass alle Viren in CEF-Zellen (Chicken Embryo Fibroblasts)
wie erwartet gut amplifizierten, da dies eine permissive Zelllinie
für alle
MVAs ist. Zusätzlich
wurde gezeigt, dass alle Viren in BHK (Hamster Kidney Zelllinie)
gut amplifizierten. MVA-Vero zeigte die besten Ergebnisse, da BHK
eine permissive Zelllinie ist.
-
Hinsichtlich
der Replikation in Vero-Zellen (Affennieren-Zelllinie) amplifizierte
MVA-Vero wie erwartet gut, nämlich
tausendfach über
dem Input. MVA-HLR und auch MVA 575 amplifizierten gut mit einer
33-fachen beziehungsweise 10-fachen Erhöhung über dem Input. Nur MVA-BN zeigte keine so
gute Amplifikation in diesen Zellen im Vergleich zu den anderen,
nämlich
mit nur einer zweifachen Erhöhung über dem
Input.
-
Auch
hinsichtlich der Replikation in CV1 Zellen (Affennieren-Zelllinie)
zeigte sich, dass MVA-BN in dieser Zelllinie stark abgeschwächt ist.
Es zeigte eine 200-fache
Senkung unter den Input. Ebenso amplifizierte MVA 575 nicht über den
Input-Wert und zeigte eine leicht negative Amplifikation, nämlich eine
16-fache Senkung unter den Input. MVA-HLR amplifizierte am besten
mit einer 30-fachen Erhöhung über dem
Input, gefolgt von MVA-Vero mit einer 5-fachen Erhöhung über dem
Input.
-
Am
interessantesten ist ein Vergleich der Wachstumskinetik der verschiedenen
Viren in menschlichen Zelllinien. Hinsichtlich der reproduktiven
Replikation in 143B-Zellen (menschliche Knochenkrebs-Zelllinie)
wurde gezeigt, dass MVA-Vero als einziges eine Amplifikation über dem
Input zeigte (dreifache Erhöhung).
Alle anderen Viren amplifizierten nicht über dem Input, aber es gab
einen großen
Unterschied zwischen dem MVA-HLR und sowohl MVA-BN als auch MVA
575. MVA-HLR war "grenzwertig" (einfache Senkung
unter den Input), während
MVA-BN die größte Abschwächung zeigte
(300-fache Senkung unter den Input), gefolgt von MVA 575 (59-fache
Senkung unter den Input). Zusammenfassend ist MVA-BN hinsichtlich
der Abschwächung in
menschlichen 143B-Zellen am besten.
-
Ferner
wurde hinsichtlich der Replikation in HeLa-Zellen (menschliche Zervixkrebszellen)
gezeigt, dass MVA-HLR gut in dieser Zelllinie amplifizierte, und
sogar noch besser als in den permissiven BHK-Zellen (HeLa = 125-fache
Erhöhung über dem
Input; BHK = 88-fache
Erhöhung über dem
Input). MVA-Vero amplifizierte auch gut in dieser Zelllinie (27-fache
Erhöhung über dem
Input). MVA-BN und auch in einem geringeren Maße MVA 575 wurden jedoch in
diesen Zelllinien abgeschwächt
(MVA-BN = 29-fache Senkung unter den Input und MVA 575 = 6-fache
Senkung unter den Input).
-
Hinsichtlich
der Replikation in HaCat-Zellen (menschliche Keratinozyten-Zelllinie)
wurde gezeigt, dass MVA-HLR
gut in dieser Zelllinie amplifizierte (55-fache Erhöhung über dem
Input). Sowohl das adptierte MVA-Vero als auch MVA 575 zeigten eine
Amplifikation in dieser Zelllinie (1,2- beziehungsweise 1,1-fache
Erhöhung über dem
Input). MVA-BN jedoch zeigte als einziges eine Abschwächung (5-fache
Senkung unter den Input).
-
Als
Schlussfolgerung kann behauptet werden, dass MVA-BN der am stärksten abgeschwächte Virusstamm
in dieser Virusgruppe ist: MVA-BN zeigt eine extreme Abschwächung in
menschlichen Zelllinien, indem es ein Amplifikationsverhältnis von
0,05 bis 0,2 in menschlichen Embryo-Nierenzellen (293: ECACC Nr. 85120602)
(Daten in der Tabelle 1 nicht enthalten) zeigt, des Weiteren ein
Amplifikationsverhältnis
von etwa 0,0 in 143B-Zellen; ein Amplifikationsverhältnis von
etwa 0,04 in HeLa-Zellen;
ein Amplifikationsverhältnis
von etwa 0,22 in HaCat-Zellen zeigt. Zusätzlich zeigt MVA-BN ein Amplifikationsverhältnis von
etwa 0,0 in CV1-Zellen. Nur in Vero-Zellen kann eine Amplifikation
beobachtet werden (Verhältnis
von 2,33), jedoch nicht in demselben Ausmaß, wie in den permissiven Zelllinien,
wie BHK und CEF (vergleiche Tabelle 1). Somit ist MVA-BN der einzige
bekannte MVA-Stamm, der ein Amplifikationsverhältnis von weniger als 1 in
allen menschlichen Zelllinien 143B, HeLa, HaCat und 293 zeigt.
-
MVA
575 zeigt ein ähnliches
Profil wie MVA-BN, ist aber nicht so abgeschwächt wie MVA-BN.
-
MVA-HLR
amplifizierte in allen getesteten Zelllinien (mit Ausnahme von 143B-Zellen)
gut und kann daher als replikationskompetent in allen getesteten
Zelllinien mit Ausnahme von 143B-Zellen angesehen werden. In einem
Fall amplifizierte es sogar in einer menschlichen Zelllinie (HeLa)
besser als in einer permissiven Zelllinie (BHK).
-
MVA-Vero
zeigt eine Amplifikation in allen Zelllinien, aber in einem geringeren
Ausmaß als
für MVA-HLR
gezeigt wurde (unter Beiseitelassung des 143B-Ergebnisses). Dennoch
kann es hinsichtlich der Abschwächung
nicht derselben "Klasse" wie MVA-BN oder
MVA 575 zugeordnet werden.
-
2. Replikation
in vivo
-
Unter
der Voraussetzung, dass einige MVA-Stämme eindeutig in vitro amplifizieren,
wurde die Fähigkeit
verschiedener MVA-Stämme
zur in vivo Replikation unter Verwendung eines transgenen Mausmodells AGR129
untersucht. Dieser Mausstamm hat genspezifische Spaltungen in den
IFN Rezeptor Typ I (IFN-α/β) und Typ
II (IFN-γ)
Genen und in RAG. Aufgrund dieser Spaltungen haben die Mäuse kein
IFN-System und sind nicht imstande, reife B- und T-Zellen zu erzeugen und als solches
stark immungeschwächt
und für
ein replizierendes Virus äußerst anfällig. Gruppen
von sechs Mäusen
wurden mit 107 pfu von entweder MVA-BN, MVA-HLR
oder MVA 572 (bei 120.000 Menschen in Deutschland verwendet) immunisiert
(i.p.) und täglich
auf klinische Symptome überwacht.
Alle Mäuse,
die mit MVA HLR oder MVA 572 geimpft waren, starben innerhalb von
28 beziehungsweise 60 Tagen. Bei der Nekropsie gab es allgemeine
Anzeichen einer schweren Virusinfektion im Großteil der Organe, und MVA (108 pfu) wurden mit Hilfe eines Standard-Plaque-Assays
aus den Ovarien gewonnen. Im Gegensatz dazu überlebten Mäuse, die mit derselben Dosis
MVA-BN (entsprechend dem hinterlegten Stamm ECACC V00083008) geimpft
waren, mehr als 90 Tage und aus Organen und Gewebe konnte kein MVA
gewonnen werden.
-
Wenn
die Daten von den in vitro und in vivo Studien zusammengefasst werden,
zeigen sie deutlich, dass MVA-BN
stärker
abgeschwächt
ist als der Eltern- und kommerzielle MVA-HRL-Stamm.
-
Beispiel 2
-
Immunologische und in
vivo Daten
-
Diese
Versuche wurden für
einen Vergleich verschiedener Dosis- und Impfungsschemen von MVA-BN im
Vergleich zu anderen MVAs durchgeführt.
-
2.1. Verschiedene Stämme von
MVA unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, die Immunantwort zu
stimulieren
-
Replikationskompetente
Vacciniastämme
induzieren eine potente Immunantwort in Mäusen und sind bei hohen Dosen
letal. Obwohl MVA stark abgeschwächt
sind und eine verminderte Fähigkeit
zur Replikation auf Säugetierzellen
haben, gibt es Unterschiede in der Abschwächung zwischen verschiedenen
MVA-Stämmen.
Tatsächlich
scheint MVA-BN stärker
abgeschwächt
zu sein als andere MVA-Stämme, sogar
der Elternstamm MVA 575. Zur Bestimmung, ob dieser Unterschied in
der Abschwächung
die Wirksamkeit von MVA, schützende
Immunanworten zu induzieren, beeinflusst, wurden verschiedene Dosen
von MVA-BN und MVA 575 in einem Vaccinia-Modell mit letaler Belastung
verglichen. Die Höhe
des Schutzes wurde durch eine Verringerung in Vacciniatitern in
den Ovarien gemessen, die 4 Tage nach der Belastung bestimmt wurden,
da dies eine quantitative Bewertung verschiedener Dosen und Stämme von
MVA ermöglicht.
-
Letales Belastungsmodell
-
Spezifische,
pathogenfreie, 6 bis 8 Wochen alte, weibliche BALB/c- (H-2d) Mäuse
(n = 5) wurden mit verschiedenen Dosen (102,
104 oder 106 TCID50/ml) von entweder MVA BN oder MVA 575 imunisiert
(i.p.). MVA-BN und MVA 575 wurde auf CEF-Zellen vermehrt und wurden
Saccharoseaufgereinigt und in Tris, pH 7,4, formuliert. Drei Wochen
später
erhielten die Mäuse
einen "Boost" derselben Dosis
und desselben MVA-Stammes, woraufhin zwei Wochen später eine
letale Belastung (i.p.) mit einem replikationskompetenten Vacciniastamm
folgte. Als replikationskompetentes Vacciniavirus (abgekürzt als "rVV") wurde entweder
der Stamm WR-L929 TK+ oder der Stamm IHD-J verwendet. Kontrollmäuse erhielten
einen Placeboimpfstoff. Der Schutz wurde durch die Verringerung
in den Ovarientitern gemessen, die 4 Tage nach der Belastung durch einen
Standard-Plaque-Assay bestimmt wurden. Dazu wurden die Mäuse am Tag
4 nach der Belastung getötet und
die Ovarien wurden entfernt, in PBS (1 ml) homogenisiert, und die
viralen Titer wurden durch einen Standard-Plaque-Assay unter Verwendung
von VERO-Zellen bestimmt (Thomson et al., 1998, J. Immunol. 160: 1717).
-
Mäuse, die
mit zwei Immunisierungen von entweder 104 oder
106 TCID50/ml MVA-BN
oder MVA 575 geimpft wurden, waren vollständig geschützt, wie durch eine 100% Verringerung
in den Ovarien-rVV-Titern 4 Tage nach der Belastung beurteilt wurde
(2). Das Belastungsvirus war beseitigt. Die Unterschiede
in den Schutzwerten, die durch MVA-BN oder MVA 575 geboten wurden,
wurden jedoch bei geringeren Dosen beobachtet. Mäuse, die zwei Immunisierungen
von 102 TCID50/ml
MVA 575 erhalten hatten, waren nicht geschützt, wie durch die hohen Ovarien-rVV-Titer
(Mittel 3,7 × 107 pfu +/– 2,11 × 107) beurteilt wurde. Im Gegensatz dazu induzierten
Mäuse,
die mit derselben Dosis MVA-BN geimpft waren, eine signifikante
Verringerung (96%) in den Ovarien-rVV-Titern (Mittel 0,21 × 107 pfu
+/– 0,287 × 107). Die Kontrollmäuse, die einen Placeboimpfstoff empfangen
hatten, hatten einen mittleren viralen Titer von 5,11 × 107 pfu (+/– 3, 59 × 107)
(2).
-
Beide
Stämme
von MVA induzieren schützende
Immunantworten in Mäusen
gegen eine letale rVV-Belastung. Obwohl beide Stämme von MVA gleichermaßen wirksam
bei höheren
Dosen sind, sind Unterschiede in ihrer Wirksamkeit bei suboptimalen
Dosen deutlich erkennbar. MVA-BN ist in der Induzierung einer schützenden
Immunantwort gegen eine letale rVV-Belastung, die mit der erhöhten Abschwächung von
MVA-BN im Vergleich zu MVA 575 zusammenhängen könnte, potenter als sein Elternstamm
MVA 575.
-
2.2. MVA-BN in "Prime-Boost"-Impfschemen
-
2.2.1.: Induzierung von
Antikörpern
gegen MVA nach einer Impfung von Mäusen mit verschiedenen Pockenimpfstoffen
-
Die
Wirksamkeit von MVA-BN wurde mit anderen MVA- und Vacciniastämmen verglichen,
die zuvor in der Bekämpfung
von Pocken verwendet wurden. Diese enthielten einzelne Immunisierungen
unter Verwendung der Elstree- und Wyeth-Vacciniastämme, die
CEF-Zellen erzeugt und über
Schwankz-Skarifizierung verabreicht wurden, und Immunisierungen
unter Verwendung von MVA 572, das zuvor im Pockenbekämpfungsprogramm
in Deutschland verwendet wurde. Zusätzlich wurden sowohl MVA-BN
als auch MVA 572 als Vorimpfstoff verglichen, worauf Elstree über Skarifizierung
folgte. Für
jede Gruppe wurden acht BALB/c-Mäuse verwendet
und alle MVA-Impfungen (1 × 107 TCID50) wurden
subkutan in Woche 0 und Woche 3 verabreicht. Zwei Wochen nach der "Boost"-Immunisierung wurden
die Mäuse
mit Vaccinia (IHD-J) belastet und die Titer in den Ovarien wurden
4 Tage nach der Belastung bestimmt. Alle Impfstoffe und Schemen
induzierten einen 100% Schutz.
-
Die
Immunantworten, die unter Verwendung dieser verschiedenen Impfstoffe
oder Schemen induziert wurden, wurden in Tieren vor der Belastung
gemessen. Es wurden Assays zum Messen der Werte an neutralisierenden
Antikörpern,
der T-Zellproliferation, Zytokinproduktion (IFN-γ gegenüber IL-4) und der IFN-γ-Produktion
durch T-Zellen verwendet. Das Ausmaß der T-Zell-Antworten, die
durch MVA-BN induziert wurden, gemessen durch ELISPOT, war im Allgemeinen
gleich anderen MVA und Vacciniaviren, die Bioäquivalenz aufweisen. Eine wö chentliche
Analyse der Antikörpertiter
gegen MVA nach den verschiedenen Impfungsschemen zeigte, dass Impfungen
mit MVA-BN die Geschwindigkeit und Größe der Antikörperantwort
im Vergleich zu anderen Impfschemen signifikant erhöhten (11).
Tatsächlich
waren die Antikörpertiter
gegen MVA in Woche 2, 4 und 5 (1 Woche nach dem "Boost" in Woche 4) signifikant höher (p > 0,05), wenn eine Impfung
mit MVA-BN erfolgte, im Vergleich zu Mäusen, die mit MVA 572 geimpft
waren. Nach der "Boost"-Impfung in Woche
4 waren die Antikörpertiter
in der MVA-BN Gruppe im Vergleich zu den Mäusen, die eine einzige Impfung
mit einem der Vacciniastämme
Elstree oder Wyeth erhielten, auch signifikant höher. Diese Ergebnisse zeigen
eindeutig, dass zwei Impfungen mit MVA-BN eine bessere Antikörperantwort
im Vergleich zu der klassischen Einzelimpfung mit herkömmlichen
Vacciniastämmen
(Elstree und Wyeth) induzierten, und bestätigen die Befunde von Abschnitt
1.5, dass MVA-BN stärker
immunogen ist als andere MVA-Stämme.
-
2.2.2.: MVA-"Prime"- und "Boost-" Schemen erzeugen
denselben Schutzwert wie DNA-"Prime"/MVA-"Boost"-Schemen in einem
Influenza-Belastungsmodell
-
Die
Wirksamkeit von MVA-"Prime-Boost"-Schemen zur Erzeugung
von CTL-Antworten hoher Avidität wurde
bewertet und mit DNA-"Prime"/MVA-"Boost"-Schemen verglichen,
von welchen berichtet wurde, dass sie besser wären. Die verschiedenen Schemen
wurden unter Verwendung eines murinen Polytopkonstrukts bewertet,
für das
entweder ein DNA-Vektor oder MVA-BN codiert, und die Werte der CTL-Induktion
wurden durch ELISPOT verglichen, während die Avidität der Antwort
als Ausmaß des
Schutzes gemessen wurden, der nach einer Belastung mit Influenza
geboten wurde.
-
Konstrukte
-
Das
DNA-Plasmid, das für
das murine Polytop (10 CTL Epitope, einschließlich Influenza, Ovalbumin) codiert,
wurde bereits beschrieben (Thomson et al., 1988, J. Immunol. 160:
1717). Dieses murine Polytop wurde in die Deletionsstelle II von
MVA-BN eingeführt,
auf CEF-Zellen vermehrt,
Saccharose-aufgereinigt und in Tris, pH 7,4, formuliert.
-
Impfprotokolle
-
In
der gegenwärtigen
Studie wurden spezifische, pathogenfreie, 6 bis 8 Wochen alte, weibliche BALB/c-
(H-2d) Mäuse
verwendet. Gruppen von 5 Mäusen
wurden zur ELISPOT-Analyse verwendet, während 6 Mäuse pro Gruppe für die Influenza-Belastungsversuche
verwendet wurden. Die Mäuse
wurden mit verschiedenen "Prime-Boost"-Schemen unter Verwendung
von MVA oder DNA, die für
das murine Polytop codieren, geimpft, wie in den Ergebnissen detailliert
ist. Zur Immunisierung mit DNA wurden die Mäuse narkotisiert und erhielten
dann eine Einzelinjektion von 50 μg
endotoxinfreier Plasmid-DNA (in 50 μl PBS) in den Quadrizeps unter
Narkose. Primäre
Immunisierungen unter Verwendung von MVA erfolgten entweder durch
intravenöse
Verabreichung von 107 pfu MVA-BN pro Maus
oder durch subkutane Verabreichung von 107 pfu
oder 108 pfu MVA-BN pro Maus. "Boost"-Immunisierungen
wurden drei Wochen nach den primären
Immunisierungen verabreicht. Das "Boosten" mit Plasmid-DNA erfolgte auf dieselbe
Weise wie die primäre
Immunisierung mit DNA (siehe oben). Zur Ermittlung der CTL-Antworten
wurden Standard-ELISPOT-Assays (Schneider et al., 1998, Nat. Med.
4; 397–402)
auf Splenozyten 2 Wochen nach der letzten "Booster"-Immunisierung unter Verwendung des
Influenza CTL-Epitop-Peptids (TYQRTRALV), des P.Berghei Epitop-Peptids
(SYIPSAEKI), des Cytomeglaovirus-Peptid-Epitops (YPHFMPTNL) und/oder des LCV-Peptid-Epitops
(RPQASGVYM) durchgeführt.
Für die
Belastungsversuche wurden die Mäuse
narkotisiert und i.n. mit einer subletalen Dosis des ressortanten
Influenza-Virus, Mem71 (4,5 × 105 pfu in 50 ml PBS) infiziert. Am Tag 5 nach
der Infektion wurden die Lungen entfernt und die viralen Titer doppelt
auf der Madin-Darby-Canine-Kidney-Zelllinie
unter Verwendung eiens Standard-Influenza-Plaque-Assays
bestimmt.
-
Ergebnisse:
-
Bei
Verwendung nur des DNA-Impfstoffs war das Induzieren von CTL gegen
die 4 H-2d Epitope, für die das murine Polytop codierte,
schlecht und es konnten nur schwache Antworten auf zwei der Epitope
für P.Berghei
(SYIPSAEKI) und das lymphozyte Choriomeningitis-Virus (RPQASGVYM)
erfasst werden. Im Gegensatz dazu waren bei Verwendung eines DNA-"Prime"/MVA-"Boost"-Schemas (107 pfu MVA-BN, subkutan verabreicht) signifikant
mehr CTL gegen SLY (8-fache Erhöhung)
und RPQ (dreifache Erhöhung)
induziert, und die Antworten wurden auch bei einem dritten Epitop
für murines
Cytomegalovirus (YPHFMPTNL) beobachtet (3A).
Die Verwendung von 107 pfu MVA-BN, das subkutan
verabreicht wurde, in einem homologen "Prime-Boost"-Schema induzierte dasselbe Ausmaß an Antworten
wie DNA, gefolgt von MVA-BN (3A). Überraschenderweise
gab es keinen signifikanten Unterschied in der Anzahl von CTLs,
die gegen die drei Epitope induziert wurden, wenn eine Immunisierung
von MVA-BN (107 TCID50)
verwendet wurde, was darauf hinweist, dass eine sekundäre Immunisierung
mit MVA-BN CTL-Antworten nicht signifikant verstärkte.
-
Die
subkutane Verabreichung von 107 pfu MVA
wurde zuvor als die ineffizienteste Route und Viruskonzentration
für die
Impfung unter Verwendung anderer MVA-Stämme dargestellt, insbesondere
im Vergleich zu intravenösen
Immunisierungen (Schneider et al. 1998). Zur Definition optimaler
Immunisierungsschemen wurde der obengenannte Versuch wiederholt,
indem entweder die Virusmenge geändert
oder der Verabreichungsmodus geändert
wurde. In einem Versuch wurden 107 pfu MVA-BN
intravenös
verab reicht (3B). In einem weiteren
Versuch wurden 108 pfu MVA-BN subkutan verabreicht
(3C). In diesen Versuchen induzierten MVA-BN "Prime-Boost"-Immunisierungen
höhere
mittlere CTL-Zahlen für
alle drei CTL-Epitope
im Vergleich zu DNA-"Prime"/MVA-"Boost"-Schemen. Anders
als 107 pfu MVA-BN, das subkutan verabreicht
wurde, verstärkte
auch die Immunisierung mit 107 pfu MVA-BN,
intravenös
verabreicht, und die Immunisierung mit 108 pfu,
subkutan verabreicht, signifikant die CTL-Antworten, was eindeutig darauf hinweist,
dass MVA-BN zum Verstärken
von CTL-Antworten in Gegenwart einer bereits bestehenden Immunität für den Vektor
verwendet werden kann.
-
2.2.3: Wirksamkeit eines
MVA-BN nef Impfstoffs in SIV-infizierten
Rhesusaffen
-
Zur
Bestimmung der Wirksamkeit eines MVA-BN nef Impfstoffs durch Bewertung
der Virusbelastung und Verzögerung
einer Erkrankung nach einer Belastung mit einem virulenten Primärisolat
von SIV. Ferner bestimmt die Studie, ob MVA-BN zum sicheren Verstärken der "Boost"-Immunantworten in immungeschwächten Affen
mit einer bereits bestehenden Immunität für MVA verwendet werden kann.
-
Impfungsprotokolle
-
Zwei
Gruppen (n = 6) von Rhesusaffen (Macaca mulatta) wurden mit einer
intramuskulären
Bolus-Injektion mit entweder nur MVA-BN oder einem rekombinanten
MVA-BN nef in Woche 0, 8 und 16 geimpft. In Woche 22 wurden alle
Affen mit 50 MID50 eines pathogenen zellassoziierten
SIV-Stammes (1 × C)
von primärem,
nicht kultivierten Rhesusaffen-PBMC über die intravenöse Route
belastet. Der klinische Status der Tiere wurde öfters überwacht und regelmäßige Blutproben
wurden zur Messung der Virämie,
Immunparameter und einem vollen Umfang der Hämatologie und klinischen chemischen
Blutuntersu chungsparameter entnommen. Die Tiere, die eine AIDsähnliche
Erkrankung entwickelten, wurden getötet, und die überlebenden
Affen wurden 99 Wochen nach der Impfung überwacht. In Woche 100 wurden
alle überlebenden
Affen mit MVA-BN tat i.m. immunisiert und erhielten weitere Immunisierungen
mit demselben MVA-BN tat in Woche 102 und 106.
-
Es
wurden keine nachteiligen Wirkungen nach einer der Impfungen mit
entweder MVA-BN oder MVA-BN nef beobachtet. Nach der Infektion der
Affen mit SIV stiegen die Virämiewerte
scharf an und erreichten zwei Wochen nach der Infektion Spitzenwerte
(4). Aufgrund der großen Standardabweichungen innerhalb
der Gruppen gab es keinen signifikanten Unterschied in den Mittelwerten
von SIV zwischen den Gruppen, die mit MVA-BN nef oder MVA-BN geimpft
wurden. Es gab jedoch eine im Allgemeinen zehnfach geringere SIV-Belastung
in der Gruppe, die mit dem MVA-BN nef geimpft war, im Vergleich
zur Kontrollgruppe (MVA-BN). Ferner musste 35 Wochen nach der Infektion
(der anfänglichen
Beobachtungsperiode) nur 1 von den sechs Affen, die mit MVA-BN nef
geimpft worden waren, aufgrund der Schwere der Erkrankung getötet werden,
verglichen mit 4 von den 6 Tieren der Kontrollgruppe (5).
Die Entwicklung der Erkrankung korrelierte eindeutig mit einer höheren Virusbelastung
und als solches wurden die Tiere weitere 29 Wochen nach der Infektion beobachtet.
Der MVA-BN nef Impfstoff schien den Fortlauf der Erkrankung im Vergleich
zu der Kontrollgruppe zu verzögern,
und sogar in Woche 46 nach der Infektion überlebten 5 der 6 MVA-BN nef
Tiere (5). In Woche 59 nach der Infektion wurden jedoch
zwei weitere Tiere in der nef-geimpften Gruppe getötet, so
dass fünf überlebende
Tiere (drei von der MVA-BN nef Gruppe und zwei, die mit MVA-BN geimpft
worden waren) überblieben.
Eine Überprüfung der
Antikörpertiter,
die in diesen 12 Affen gegen MVA-BN erzeugt worden waren, zeigte
eindeutig, dass MVA-BN die Immunantwort selbst in Gegenwart einer
bereits bestehenden Immunität gegen MVA
verstärken
konnte (6). Nach der primären Immunisierung
mit entweder MVA-BN oder MVA-BN nef erzeugten alle Affen eine Antikörperantwort
gegen MVA mit einem mittleren Titer von 1000. Die Antikörperantwort
wurde nach der sekundären
Immunisierung signifikant verstärkt,
was eindeutig zeigt, dass MVA für ein "Prime-Boost" der Immunantwort
in gesunden Affen verwendet werden kann. Diese Antikörpertiter
sanken allmählich,
obwohl die Titer bis zur Woche 49 nach der Immunisierung ein Plateau
erreichten, so dass die mittleren Titer gegen MVA in Woche 99 2000
betrugen.
-
Die
fünf überlebenden
Affen waren SIV-infiziert und immungeschächt mit CD4-Zählungen
die geringer als 400/μl
Blut waren. Zur Untersuchung der Wirkung einer Verwendung von MVA-BN
in immungeschwächten Affen
wurden die fünf
Tiere dreimal mit MVA-BN tat in Woche 100, 102 und 106 nach der
anfänglichen
Impfung geimpft. Die erste Immunisierung mit MVA-BN tat verstärkte die
Antikörperantwort
gegen MVA in diesen immungeschwächten
Affen signifikant, die mit der dritten Immunisierung sechs Wochen
später
weiter verstärkt wurde
(6). Diese Ergebnisse zeigen ferner, dass MVA-BN
Imunantworten in Gegenwart einer signifikanten, bereits bestehenden
Immunität
gegen MVA verstärken
kann, selbst in immungeschwächten
Affen. Obwohl die Immunantwort der Affen nach den Immunisierungen
mit MVA-BN tat verstärkt
wurde, blieben die SIV-Werte stabil, was darauf hinweist, dass Immunisierungen
mit MVA-BN sicher sind und SIV-Werte in immungeschwächten Affen
nicht beeinflussen (7).
-
Diese
Studie zeigte, dass MVA-BN für
ein "Prime-Boost" von Immunantworten
in immungeschwächten Rhesusaffen
verwendet werden kann, und dass MVA-BN Immunisierungen sicher sind
und die Virämiewerte in
SIV-infizierten Tieren nicht beeinflussen. Die Verzögerung im
Fortlauf von AIDS-ähnlichen
Erkrankungen in den Tieren, die mit dem MVA-BN nef Impfstoff geimpft
sind, zeigt, dass auf nef eine Immunantwort erfolgreich erzeugt
wurde.
-
2.2.4: Therapeutische
Impfung von SIV-infizierten Affen, die einer antiretrovialen Behandlung
unterzogen werden
-
Ein
therapeutischer HIV-Impfstoff auf MVA-BN Basis wird wahrscheinlich
bei Individuen verwendet, die einer antiretroviralen Therapie unterzogen
werden. Daher untersuchte diese Studie die Sicherheit (Wirkung auf SIV-Werte)
und Wirksamkeit rekombinanter MVAs, die für eine Reihe von SIV-Antigenen
(gag, pol, env, rev, tat und nef) codieren, in SIV-infizierten Affen,
die mit PMPA behandelt werden. PMPA ist ein Nukleosidanalog und ist
gegen HIV und SIV wirksam (Rosenwirth, B. et al., 2000, J Virol
74, 1704–11).
-
Konstrukte
-
Alle
rekombinanten MVA-Konstrukte wurden auf CEF-Zellen vermehrt, Saccharose-aufgereinigt
und in Tris, pH 7,4, formuliert.
-
Impfungsprotokoll
-
Drei
Gruppen (n = 6) von Rhesusaffen (Macaca mulatta) wurden mit 50 MID50 eines pathogenen primären SIV-Isolats (1 × C) infiziert
und dann täglich
mit PMPA (60 mg/kg, s.c. verabreicht) 19 Wochen behandelt. In Woche
10 wurden die Tiere mit rekombinantem MVA-BN (i.m.) oder Kochsalzlösung geimpft
und erhielten 6 Wochen später
identische Impfungen. Gruppe 1 erhielt eine Mischung aus MVA gag-pol
und MVA env, Gruppe 2 erhielt MVA tat, MVA rev und MVA nef, während Gruppe
3 Kochsalzlösung
erhielt. Der klinische Status der Tiere wurde öfters überwacht und regelmäßige Blutproben
wurden zur Messung der Virämie,
Immunparameter und einem vollen Umfang der Hämatologie und klinischen chemischen
Blutuntersuchungsparameter entnommen.
-
Alle
Tiere entwickelten hohe SIV-Belastungen, die 2 Wochen nach der Infektion
Spitzenwerte erreichten (8). Nach einer täglichen
Behandlung mit PMPA sanken die SIV-Werte und stabilisierten sich
bis Woche 9 auf niederen Werten. Wie in der vorangehenden Studie
hatten die Impfungen mit MVA in Woche 10 und 16 keine Wirkung auf
die SIV-Werte, was darauf hinweist, dass MVA-BN ein sicherer Imfpstoffvektor
für immungeschwächte Tiere
ist. Sobald die PMPA-Behandlung bei den Tieren abgesetzt wurde (Woche
21) stiegen die SIV-Werte. Obwohl drei Tiere in Gruppe 1 verringerte
SIV-Werte im Vergleich zur Gruppe 3 aufwiesen, gab es keinen signifikanten
Unterschied in der mittleren SIV-Belastung zwischen den Gruppen
nach dem Ende der PMPA-Behandlung (8). Unter
Verwendung eines ELISA für
SIV-infizierte T-Zelllysate erzeugten Tiere in allen Gruppen eine
Antikörperantwort
auf SIV bis Woche 4 nach der Infektion (9). Der
SIV-Antikörpertiter in
der Kontrollgruppe (Kochsalzlösung)
fiel während
der PMPA-Behandlung
und stieg rasch ab, als die PMPA-Behandlung beendet wurde, was den
Abfall und die anschließende
Erhöhung
in den SIV-Werten während der
antiretroviralen Therapie reflektiert (9). Ein ähnliches
Muster im SIV-Antikörpertiter
wurde in Gruppe 2 beobachtet, die MVA tat, MVA rev und MVA nef erhielt,
was möglicherweise
die zu geringe Expression dieser regulatorischen Proteine in den
SIV-infizierten T-Zelllysaten reflektiert, die im ELISA verwendet
wurden. Im Gegensatz dazu stiegen jedoch die Anti-SIV-Antikörpertiter
in Gruppe 1 nach den Impfungen mit MVA gag-pol und MVA env in Woche
10, was darauf hinweist, dass rekombinantes MVA-BN die Immunantwort
auf SIV in (SIV-) infizierten Tieren verstärken kann, die einer antiretroviralen
Therapie unterzogen werden. Es ist von Bedeutung, dass die Anti-SIV-Antikörpertiter
nach der sekundären
Immunisierung in Woche 16 verstärkt
wurden, was wieder zeigt, dass MVA die Immunantworten in immungeschwächten Tieren
selbst in Gegenwart einer bereits bestehenden Immunität gegen
MVA verstärken
kann (8). Die Anti-MVA-Antikörpertiter in Gruppe 1 reflektierten
auch dieses Muster mit der Erzeugung einer Antikörperantwort nach der primären Immunisierung,
und diese wurde nach der sekundären
Impfung signifikant verstärkt
(10).
-
Referenzen
-
- Schneider, J., Gilbert, SC., Blanchard, TJ., Hanke, T.,
Robson, KJ., Hannan, CM., Becker, M., Sinden, R., Smith, GL., und
Hill, AVS. 1998. Enhanced immunogenicity for CD8+ T cell induction
and complete efficacy of malaria DNA vaccination by boosting with
modified vaccinia virus Ankara, Nat. Med. 4; 397–402.
- Thomson, SA., Sherritt, MA., Medveczky, J. Elliott, SL., Moss,
DJ., Fernando, GJP., Brown, LE., und Suhrbier, A., 1998. Delivery
of multiple CD8 cytotoxic T cell epitopes by DNA vaccination. J.
Immunol. 160: 1717.
-
-
- Virusamplifikation über
dem Inputwert nach 4 Tagen Infektion
- Amplifikationsverhältnis
= Output TCID50 – Input TCID50.
- Werte sind in TCID50.
-
-
ANGABEN
ZU EINEM HINTERLEGTEN MIKROORGANISMUS (PCT RULE 13bis)
-
- Formular PCT/RO/134 (Juli 1992)
-
-
-
ANGABEN
ZU EINEM HINTERLEGTEN MIKROORGANISMUS (PCT RULE 13bis)
-
- Formular PCT/RO/134 (Juli 1992)
-
-
ANGABEN
ZU EINEM HINTERLEGTEN MIKROORGANISMUS (PCT RULE 13bis)
-
- Formular PCT/RO/134 (Juli 1992)