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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein die Expression von Proteinen
in einer Wirtszelle. Die vorliegende Erfindung stellt Expressionsvektoren,
Verfahren und Systeme für
die Produktion von Proteinen in einer Wirtszelle bereit.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Eubakterien
exportieren zahlreiche Proteine durch die Plasmamembran hindurch
entweder in den periplasmatischen Raum (Gram-negative Arten) oder
in das Wachstumsmedium (Gram-positive Arten). Das Gram-positive
Eubakterium Bacillus subtilis und insbesondere seine nahen Verwandten
Bacillus amyloliquefaciens und Bacillus lichenifomis sind für ihre hohe
Kapazität,
Proteine (in Gramm pro Liter-Konzentrationen) in das Medium zu sekretieren,
wohlbekannt. Diese Eigenschaft, welche die effiziente Abtrennung
von (sekretierten) Proteinen vom zytoplasmatischen Massen-Protein-Komplement
ermöglicht,
hat zur kommerziellen Verwertung der Letztgenannten Bacilli als
wichtige "Zellfabriken" geführt. Trotz
ihrer hohen Kapazität,
Proteine Gram-positiven Ursprungs zu sekretieren, ist die Sekretion
von rekombinanten Proteinen Gram-negativen eubakteriellen oder eukaryotischen
Ursprungs durch Bacillus Arten häufig
ineffizient. Dies kann auf einer Vielfalt von (potentiellen) Engpässen im
Sekretionsweg beruhen, wie einem schlechten Targeting an die Membran,
einer Vortranslokations-Faltung, einer ineffizienten Translokation,
einer langsamen oder unkorrekten Nachtranslokation-Faltung des sekretorischen
Proteins und einer Proteolyse. Bemerkenswerterweise betreffen viele
dieser Probleme die spezifischen Eigenschaften des allgemeinen sekretorischen
(Sec) Wegs, der bisher in allen dokumentierten Versuchen verwendet
wurde, um Bacilli für
die Sekretion von heterologen Proteinen von kommerziellem oder biomedizinischem
Wert zu verwenden.
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Allgemeine
Strategien für
die Sekretion von heterologen Proteinen durch Bacilli beruhen auf
der Fusion mit einem Amino-terminalen Signalpeptid im Raster des
betreffenden Proteins, welches dieses Protein in den Sec-abhängigen Sekretionsweg
lenkt. Nach Translokation durch die Membran hindurch wird das Signalpeptid
von einer Signalpeptidase entfernt, was eine Voraussetzung für die Freisetzung
des translozierten Proteins aus der Membran und seine Sekretion
in das Medium ist. Wie am Beispiel von Human-Interleukin-3 gezeigt,
das von B. licheniformis in Gramm pro Liter-Konzentrationen sekretiert
wird, ermöglicht
diese Strategie eine Proteinproduktion auf kommerziell signifikanten
Niveaus.
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Zwei
Haupthürden
sind für
die Sekretion von heterologen Proteinen über den Sec-abhängigen
Weg identifiziert worden. Die erste ist der Translokationsprozess
durch die Sec-Maschinerie, die aus einem proteinhaltigen Kanal in
der Membran (der aus SecY, SecE, SecG und SecDF-YrbF besteht) und
einem Translokationsmotor (SecA) zusammengesetzt ist. Es ist bekannt,
dass die Sec-Maschinerie
ihre Substrate in ungefaltetem Zustand durch die Membran "fädelt". Dementsprechend ist diese Maschinerie
inhärent
nicht in der Lage, Proteine zu translozieren, die sich im Zytosol
falten. Ein zweiter Engpass ist für andere heterologe Proteine identifiziert
worden, die korrekt transloziert werden, sich aber in der Zellwandumgebung
langsam oder unkorrekt falten, wahrscheinlich, weil diesem Kompartiment
die geeigneten Chaperone-Moleküle
fehlen, um deren Faltung zu unterstützen. Molekulare Chaperone
der Hsp60- und Hsp70-Klasse sind für die Faltung vieler Proteinen
wesentlich, aber diese sind alle in bakteriellen extrazytoplasmatischen
Kompartimenten abwesend. Da die Membran-Zellwandumgebung von Bacilli
hoch proteolytisch ist, werden sich langsam oder unkorrekt faltende
translozierte Proteine häufig
abgebaut, bevor sie in das Medium sekretiert werden. Dementsprechend ist
die Proteinsekretion über
den Sec-Weg nur für
die Produktion einer Unterklasse von heterologen Proteinen ein hoch
effizientes Werkzeug.
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Die
Proteinproduktion und -sekretion aus Bacillus-Arten ist ein Haupt-Produktionswerkzeug
mit einem Markt von mehr als $ 1 Milliarde pro Jahr. Jedoch sind,
wie oben angemerkt, die Standard-Exporttechnologien auf der Grundlage
des gut charakterisierten allgemeinen sekretorischen (Sec-) Wegs
häufig
für die
Produktion von Proteinen nicht verwendbar. So wäre es vorteilhaft, über einen
alternativen Mechanismus für
die Produktion und Sekretion von Proteinen zu verfügen.
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Die
WO 99/51753 offenbart die Expression und Sekretion von chimären Polypeptiden
mit einem E. coli Zwillingsarginin-Signalpeptid in Zellen mit geeigneten
Membran-Targeting- und -Translokations- (MTT-) Genen.
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Tjalsma
et al. (Microbiology and Molecular Biology Reviews, Sept. 2000,
S. 515–547)
besprechen Hinweise, dass B. subtilis einen Zwillingsarginin-Sekretionsweg
besitzen könnte.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Hierin
werden Verfahren zur Produktion eines heterologen Polypeptids in
einer bakteriellen Wirtszelle bereitgestellt, wie in den beigefügten Ansprüchen beschrieben.
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In
einem Aspekt der Erfindung ist die Wirtszelle ein Gram-positives
Bakterium. Der Gram-positive Mikroorganismus ist bevorzugt ein Mitglied
der Gattung Bacillus. In einer bevorzugteren Ausführungsform
ist die Wirtszelle Bacillus subtilis.
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In
einem weiteren Aspekt der Erfindung ist die Wirtszelle ein Gram-negativer
Mikroorganismus. Der Gram-negative Mikroorganismus ist bevorzugt
ein Mitglied der Gattung Pantoaea, bevorzugt Pantoaea citrea. In
einer alternativen Ausführungsform
ist der Gram-negative Mikroorganismus bevorzugt Escherichia coli.
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So
ist die Wirtszelle genetisch verändert,
um ein gewünschtes
Protein, wie ein Enzym, einen Wachstumsfaktor oder ein Hormon, zu
produzieren. Das Enzym kann ausgewählt sein aus der Gruppe bestehend aus
Proteasen, Carbohydrasen, einschließlich Amylasen, Cellulasen,
Xylanasen und Lipasen; Isomerasen, wie Racemasen, Epimerasen, Tautomerasen
oder Mutasen; Transferasen, Kinasen und Phosphatasen; Acylasen,
Amidasen, Esterasen, Oxidasen.
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Andere
Gegenstände,
Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden aus der
folgenden detaillierten Beschreibung ersichtlich. Es versteht sich
jedoch, dass die detaillierte Beschreibung und die speziellen Beispiele,
obwohl sie bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung angeben, lediglich zur Erläuterung angegeben sind, da
dem Fachmann aus dieser detaillierten Beschreibung verschiedene Änderungen
und Abwandlungen innerhalb des Bereichs der Ansprüche ersichtlich
werden.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER FIGUREN
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1. Tat-Komponenten von B. subtilis und
E. coli. Die Aminosäuresequenzen
von Tat-Komponenten von B. subtilis und E. coli, wie aus der SubtiList-
(http://bioweb.pasteur.fr/Genolist/SubtiList.html) und Colibri (http://bioweb.pasteur.fr/Genolist/Colibri.html)-Datenbank
abgeleitet, wurden für
Vergleiche verwendet. Identische Aminosäuren [*] oder konservative
Ersetzungen [.] sind markiert. Mutmaßliche Transmembran-Segmente,
durch graue Schattierung angezeigt, wurden mit dem TopPred2-Algorithmus
(34,35) vorhergesagt. (A) Vergleich von TatAc (YnzA), TatAd (YczB)
und TatAy (YdiI) von B. subtilis (Bsu) mit TatA, TatB und TatE von
E. coli (Eco). (B) Vergleich von TatCd (YcbT) und TatCy (YdiJ) von
B. subtilis mit TatC von E. coli.
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2.
Die tatAC-Regionen von B. subtilis und E. coli. (A) Chromosomale
Organisation der B. subtilis-tatAd-tatCd- und -TatAy-TatCy-Region
(angepasst aus der SubtiList-Datenbank). Man bemerke, dass das tatAd-
und tatCd-Gen stromabwärts
vom PhoD-Gen angeordnet sind. (B) Chromosomale Organisation der
E. coli-tatABCD-Region (angepasst aus der Colibri-Datenbank).
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3.
Konstruktion von tatC-Mutantenstämmen
von B. subtilis. (A) Schematische Darstellung der Konstruktion von
B. subtilis-ΔtatCd
und B. subtilis-ΔtatCy. Das
chromosomale tatCd-Gen wurde mit einem Kanamycin-Resistenzmarker (Kmr)
durch homologe Rekombination unterbrochen. Zu diesem Zweck wurde
B. subtilis 168 mit dem Plasmid pJCd2 transformiert, das in B. subtilis
nicht replizieren kann und eine mutierte Kopie des tatCd-Gens enthält, bei
dem ein inneres BclI-AccI-Fragment durch einen Kmr-Marker
ersetzt ist. Das chromosomale tatCy-Gen wurde mit einem Spectinomycin-Resistenzmarker
(Spr) durch homologe Rekombination unterbrochen.
Zu diesem Zweck wurde B. subtilis 168 mit dem Plasmid pJCy2 transformiert,
das in B. subtilis nicht replizieren kann und eine mutierte Kopie
des tatCy-Gens mit einem Spr-Marker an der
PstI-Stelle enthält.
Nur Restriktionsstellen, die für
die Konstruktion relevant sind, sind gezeigt. tatCd', 5'-Ende des tatCd-Gens; 'tatCd, 3'-Ende des tatCd-Gens;
tatCy', 5'-Ende des tatCy-Gens; 'tatCy, 3'-Ende des tatCy-Gens. (B)
Schematische Darstellung der tatCd-Region von B. subtilis ItatCd.
Durch eine Integration vom Campbell-Typ des pMutin2-Derivats pMICd1
in das B. subtilis 168-Chromosom wurde das tatCd-Gen unter die Kontrolle des IPTG-abhängigen Pspac-Promotors
gestellt, der durch das Produkt des lacI-Gens suprimiert werden kann.
Gleichzeitig wurde das spoVG-laZ-Reportergen von pMutin2 unter die
Transkriptionskontrolle der tatCad-Promotorregion gestellt. PCR-amplifizierte
Regionen sind mit schwarzen Balken angezeigt. Ori pBr322, Replikationsfunktionen
von pBR322; Apr, Ampicillin-Resistenzmarker;
Emr, Erythromycin-Resistenzmarker; tatCd', 3'-verkürztes tatCd-Gen; T1T2, Transkriptionsterminatoren
auf pMutin2. (C) Schematische Darstellung der tatCy-Region von B.
subtilis ItatCy. Durch eine Integration vom Campbell-Typ des pMutin2-Derivats pMICy1
in das B. subtilis 168-Chromosom wurde das tatCy-Gen unter die Kontrolle des IPTG-abhängigen Pspac-Promotors
gestellt. Gleichzeitig wurde das spVG-lacZ-Reportergen von pMutin2
unter die Transkriptionskontrolle der tatCy-Promotorregion gestellt.
tatCy', 3'-verkürztes tatCy-Gen.
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4. TatCd ist für die Sekretion von PhoD erforderlich.
B. subtilis 168 (Elternstamm), B. subtilis ΔtatCd, B. subtilis ΔtatCy oder
B. subtilis ΔtatCd-ΔtatCy wurde
unter Bedingungen von Phosphat-Mangel unter Verwendung von LPDM- Medium gezüchtet. Um
die Sekretion von PhoD (A) oder PhoB (B) zu untersuchen, wurden
B. subtilis-Zellen durch Zentrifugation vom Wachstumsmedium abgetrennt.
Sekretiertes PhoD und PhoB im Wachstumsmedium wurden mittels SDS-PAGE
und Western-Blotting unter Verwendung von PhoD- oder PhoB-spezifischen Antikörpern sichtbar
gemacht. (C) Zellen von B. subtilis 168 und B. subtilis ItatCd-ΔtatCy wurden
unter Bedingungen von Phosphat-Mangel in LPDM-Medium gezüchtet. Als nächstes wurden
Zellen und Wachstumsmedium durch Zentrifugation getrennt, und PhoD
wurde mittels SDS-PAGE und Western-Blotting unter Verwendung von
PhoD-spezifischen Antikörpern
sichtbar gemacht.
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5.
Zweidimensionale Gelelektrophorese-Analyse der TatC-abhängigen Sekretion
von PhoD. B. subtilis 168 oder B. subtilis ΔtatCd-ΔtatCy wurde unter Bedingungen
von Phosphat-Mangel in LPDM-Medium gezüchtet. Sekretierte Proteine
wurden durch zweidimensionale Gelelektrophorese analysiert, wie
im Abschnitt Experimentelle Verfahren angegeben. Die Namen der durch
Massenspektrometrie identifizierten Proteine sind angegeben.
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6.
TatC-abhängige
Sekretion der B. subtilis-Lipase LipA. B. subtilis 168 (Elternstamm),
B. subtilis ΔtatCd,
B. subtilis ΔtatCy
oder B. subtilis ΔtatCd-ΔtatCy wurden
in TY-Medium bis zum Ende der exponentiellen Vermehrungsphase gezüchtet. Um
die Sekretion von LipA zu untersuchen, wurden B. subtilis-Zellen
durch Zentrifugation vom Wachstumsmedium abgetrennt. Proteine im
Wachstumsmedium wurden 20-fach nach Fällung mit Trichloressigsäure konzentriert,
und Proben für
eine Polyacrylamidgelelektrophorese (SDS-PAGE) wurden präpariert.
Sekretiertes LipA im Wachstumsmedium wurde mittels SDS-PAGE und
Western-Blotting unter Verwendung von LipA-spezifischen Antikörpern sichtbar
gemacht.
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7.
Vorhergesagte Zwillingsarginin(RR-)Signalpeptide von B. subtilis.
Die aufgeführten
Signalpeptide enthalten zusätzlich
zu den Zwillingsargininen mindestens einen weiteren Rest der Consensus-Sequenz (R-R-X-ϕ ~ ϕ;
fett gedruckt). Die Zahl der Reste in der N- und H-Domäne jedes
Signalpeptids und die durchschnittliche Hydrophobie (h) jeder dieser
Domänen,
wie durch den Algorithmus von Kyte und Doolittle bestimmt (Kyte,
J. und R. F. Doolittle [1982] A simple method for displaying the
hydropathic character of a protein. J. Mol. Biol. 157: 105–32), sind
angegeben. Weiter sind die RR-Motive in der N-Domäne und die
SPase I-Erkennungsstellen in der C-Domäne (d.h. Positionen –3 bis –1 relativ
zu der vorhergesagten SPase-Spaltungsstelle) gezeigt. Proteine,
denen eine (mutmaßliche)
SPase I-Spaltungsstelle fehlt, von denen einige zusätzliche
Transmembran-Domänen
enthalten, sind mit "TM" angezeigt.
Ein Protein, das Zellwandbindungs-Sequenzwiederholungen enthält, ist
mit "W" angezeigt.
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8. Processing von PrePhoD in E. coli TG1.
(A) E. coli TG1I, welche das Plasmid pARphoD trägt, das Wildtyp-PhoD codiert,
wurde in M9 minimalem Medium bis zur frühen logarithmischen Phase gezüchtet. 1
Stunde vor der Markierung wurde die Expression von phoD mit IPTG
(1 mM) induziert. Die Zellen wurden 1 min lang mit [35S]-Methionin
markiert, wonach nicht-radioaktives Methionin zugesetzt wurde. Proben
wurden zu den Chase-Zeiten 10, 20, 40 und 60 min entnommen und mit
monospezifischen Antikörpern
gegen PhoD einer Immunpräzipitation
unterzogen, gefolgt von SDS-PAGE unter Verwendung eines 10%-igen
Polyacrylamidgels und Fluorographie. M, Molekulargewichtmarker;
Glu, nicht-induzierte Kontrolle. (B) In-vivo-Protease-Kartierung
von PhoD in E. coli TG1 (pAR3phoD). Die Zellen wurden in Sphäroplasten überführt und
mit Proteinase K, Proteinase K und Trition X-100 behandelt oder
blieben unbehandelt, wie angegeben. Die Lokalisation von prePhoD
ist angezeigt. Die Zugänglichkeit
von Proteinase K zum Zytosol wurde durch Überwachen von SecB in einem
15%-igen Polyacrylamidgel analysiert. PhoD und SecB wurden durch
monospezifische Antikörper
nachgewiesen.
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9. Induktion und Processing von SPBla-PhoD in E. coli TG1. (A) E. coli TG1
(pMUTIN2bla-phoD) wurde in TY-Medium bis zur logarithmischen Vermehrungsphase
gezüchtet.
Die Expression von bla-phoD wurde mit IPTG (1 mM, Bahnen 2–4) induziert,
oder sie blieb nicht-induziert (Bahn 1). Zum Zeitpunkt der Induktion wurden
die Kulturen mit Natriumazid (3 mM, Bahn 3), mit Nigericin (1 μM, Bahn 4)
behandelt oder blieben unbehandelt (Bahn 2). Proben wurden 20 min
nach Induktion von SPBla-PhoD entnommen,
lysiert, und die Zellextrakte wurden mittels SDS-PAGE unter Verwendung
von 10%-igem Polyacrylamid analysiert. B und C, TG1 (pMUTIN2bla-phoD)
wurde in M9 minimalem Medium bis zur frühen logarithmischen Phase gezüchtet. 1
Stunde vor Markierung wurde die Expression von phoD mit IPTG (1
mM) induziert. Während
eine Kultur unbehandelt blieb (B), wurde die andere bei der Induktion
mit Natriumazid (3 mM) behandelt (C). Die Zellen wurden 1 min lang
mit [35S]-Methionin
markiert, wonach nicht-radioaktives Methionin zugesetzt wurde. Die
Proben wurden zu Zeiten nach Chase entnommen, wie in den Figuren
angezeigt, und mit Antikörpern
gegen PhoD einer Immunpräzipitation
unterzogen, gefolgt von SDS-PAGE unter Verwendung eines 12,5%-igen
Polyacrylamidgels und Fluorographie. Die Lokalisation von SPBla-PhoD und reifem PhoD ist angezeigt. [14C]-markierter
Molekulargewichtsmarker.
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10. Lokalisation von SPPhoD-LacZ
in E. coli TG1 in Abwesenheit oder Anwesenheit von B. subtilis tatAd/Cd.
E. coli TG1-Stämme,
die entweder das Plasmid pAR3phoD-lacZ (A) oder die Plasmide pAR3phoD-lacZ,
pREP4 und pQE9tatAd/Cd (B) trugen, wurden in TY-Medium bis zur exponentiellen
Vermehrung gezüchtet,
und die Expression von phoD-lacZ und tatAd/Cd wurde 1 Stunde lang
mit Arabinose (0,2%-ig) bzw. IPTG (1 mM) induziert. Die subzelluläre Lokalisation
von SPPhoD-LacZ wurde durch In-vivo-Protease-Kartierung
gemäß 8B detektiert.
SPPhoD-LacZ und SecB wurden mittels Antiseren
gegen LacZ und SecB überwacht.
Banden, die SPPhoD-LacZ, LacZ und SecB darstellen,
sind angezeigt.
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11. Processing von SPPhoD-LacZ
in E. coli TG1, die B. subtilis tatAd/Cd coexprimiert. E. coli-Stämme, TG1(pAR3phoD-lacZ)
(A) und TG1(pAR3phoD-lacZ,
pREP4, pQE8tatAd/Cd) (B), wurden in M9 minimalem Medium bis zur
frühen
logarithmischen Phase gezüchtet
und 1 Minute lang mit [35S]-Methionin markiert und anschließend mit
nicht-radioaktivem Methionin der Chase-Phase unterzogen. Proben
wurden zu den angezeigten Chase-Zeiten entnommen und weiter durch
Immunpräzipitation
mit Antiserum gegen LacZ verarbeitet, gefolgt von SDS-PAGE unter
Verwendung eines 7,5%-igen Polyacrylamidgels und Fluorographie.
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Banden,
die SPPhoD-LacZ und LacZ darstellen, sind
angezeigt. M, [14C]-markierter Molekulargewichtsmarker.
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12. TatAd/Cd-vermittelter Transport von
SPPhoD-LacZ in E. coli ist ΔpH-abhängig. E.
coli TG1 (pAR3phoD-lacZ, pREP4, pQE9tatAd/Cd) wurde im TY-Medium bis zur exponentiellen
Vermehrung gezüchtet, Nigericin
(1 μM) (A)
oder Natriumazid (3 mM) (B) wurde vor der Induktion der Genepxression
zu den Kulturen gegeben. Die Lokalisation von LacZ wurde durch In-vivo-Protease-Kartierung analysiert,
wie in 10 beschrieben. Proben wurden
einem immunologischen Nachweis von LacZ mit spezifischen Antikörpern unterzogen.
Banden, die SPPhoD-LacZ, LacZ und SecB darstellen,
sind angezeigt.
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13.
Lokalisation von SPPhoD-LacZ in einem E.
coli-Stamm, der arm an tatABCDE war. Der E. coli-Stamm TG1 Δtat, 48CDE
(pAR3phoD-lacZ, pREP4 und pQE9tatAd/Cd) wurde in TY-Medium gezüchtet, die Synthese
von SPPhoD-LacZ und TatAd/Cd wurde induziert,
und sie wurden einer In-vivo-Protease-Kartierung unterzogen, wie
in 10 beschrieben. LacZ und SecB wurden
mittels SDS-PAGE
und Western-Blotting sichtbar gemacht.
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14.
Homologe aus B. alcalophilus. B. subtilis-Sequenzen wurden für eine BLAST-Suche
des B. alcalophilus-Genoms in einer Hausdatenbank verwendet.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung wird nun in Einzelheiten lediglich mittels Hinweis unter
Verwendung der folgenden Definitionen und Beispiele beschrieben.
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Falls
nicht anders hierin definiert, weisen alle hierin verwendeten technischen
und wissenschaftlichen Ausdrücke
die gleiche Bedeutung auf, wie sie üblicherweise vom gewöhnlichen
Fachmann verstanden wird, an den sich diese Erfindung richtet. Singleton
et al., DICTIONARY OF MICROBIOLOGY AND MOLECULAR BIOLOGY, 2. Aufl.,
John Wiley and Sons, New York (1994) und Hale & Marham, THE HARPER COLLINS DICTIONARY
OF BIOLOGY, Harper Perennial, NY (1991) stellen für den Fachmann
ein allgemeines Lexikon für viele
der in dieser Erfindung verwendeten Ausdrücke bereit. Obwohl irgendwelche
Verfahren und Materialien, die den hierin beschriebenen ähnlich oder äquivalent
sind, bei der Durchführung
oder dem Testen der vorliegenden Erfindung verwendet werden können, werden
die bevorzugten Verfahren und Materialien beschrieben. Numerische
Bereiche schließen
die Zahlen ein, welche den Bereich definieren. Falls nicht anders
angegeben, sind Nukleinsäuren
von links nach rechts in 5' nach
3'-Richtung geschrieben;
Aminosäuresequenzen
sind von links nach rechts jeweils in Amino- bzw. Carboxy-Orientierung
geschrieben. Praktiker werden insbesondere auf Sambrook et al.,
1989, und Ausubel FM et al., 1993, bezüglich Definitionen und Ausdrücken auf
dem Gebiet hingewiesen. Es versteht sich, dass diese Erfindung nicht
auf die speziellen beschriebenen Methoden, Protokolle und Reagenzien
beschränkt
ist, da diese variieren können.
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Die
hierin bereitgestellten Überschriften
sind keine Beschränkungen
der verschiedenen Aspekte oder Ausführungsformen der Erfindung,
die unter Bezugnahme auf die Beschreibung als Ganze erhalten werden können. Demgemäß sind die
unmittelbar nachstehend definierten Ausdrücke vollständiger durch Bezugnahme auf
die Beschreibung als Ganze definiert.
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Wie
hierin verwendet, schließt
die Gattung Bacillus alle dem Fachmann bekannten Mitglieder ein,
einschließlich,
ohne jedoch darauf beschränkt
zu sein, B. subtilis, B. licheniformis, B. lentus, B. brevis, B.
stearothermophilus, B. alcalophilus, B. amyloliquefaciens, B. clausii,
B. coagulans, B. circulans, B. lautus und B. thuringiensis.
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Der
Ausdruck "Polypeptid", wie hierin verwendet,
bezeichnet eine Verbindung, die aus einer einzigen Kette von Aminosäurenresten
besteht, die durch Peptidbindungen verknüpft sind. Der Ausdruck "Protein", wie hierin verwendet,
kann synonym mit dem Ausdruck "Polypeptid" sein oder kann zusätzlich einen
Komplex von zwei oder mehr Polypeptiden bezeichnen.
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Die
Ausdrücke "chimäres Polypeptid" und "Fusionspolypeptid" werden hierin austauschbar
verwendet und bezeichnen ein Signalpeptid aus phoD, das mit dem
interessierenden Protein oder heterologen Protein verknüpft ist.
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Ein "Signalpeptid", wie hierin verwendet,
bezeichnet eine Amino-terminale Verlängerung an einem zu sekretierenden
Protein. Nahezu alle sekretierten Proteine verwenden eine Amino-terminale
Protein-Verlängerung,
die eine kritische Rolle beim Targeting auf das und bei der Translokation
des Vorläufer-Proteins)
durch die Membran hindurch spielt und die durch eine Signalpeptidase
während
oder unmittelbar nach dem Membrantransport proteolytisch entfernt
wird.
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Wie
hierin verwendet, bezeichnet ein "interessierendes Protein" oder "interessierendes
Polypeptid" das
durch die Wirtszelle zu exprimierende und sekretierende Protein.
Bei dem interessierenden Protein kann es sich um irgendein Protein
handeln, das bis jetzt für
eine Expression in Prokaryoten in Betracht gezogen worden ist. Das
interessierende Protein ist heterolog zum Wirt.
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Die
Ausdrücke "isoliert" oder "gereinigt", wie hierin verwendet,
bezeichnen eine Nukleinsäure
oder eine Aminosäure,
die von mindestens einer Komponente entfernt ist, mit der sie natürlich assoziiert
ist.
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Wie
hierin verwendet, bezeichnet der Ausdruck "heterologes Protein" ein Protein oder Polypeptid, das nicht
natürlich
in einer Wirtszelle vorkommt. Beispiele für heterologe Proteine umfassen
Enzyme, wie Hydrolasen, einschließlich Proteasen, Cellulasen,
Amylasen, andere Carbohydrasen und Lipasen; Isomerasen, wie Racemasen,
Epimerasen, Tautomerasen oder Mutasen; Transferasen, Kinasen und
Phosphatasen. Das heterologe Gen kann therapeutisch bedeutende Proteine
oder Peptide, wie Wachstumsfaktoren, Cytokine, Liganden, Rezeptoren
und Inhibitoren sowie Impfstoffe und Antikörper, codieren. Das Gen kann
kommerziell wichtige industrielle Proteine oder Peptide, wie Proteasen,
Carbohydrasen, wie Amylasen und Glucoamylasen, Cellulasen, Oxidasen
und Lipasen, codieren. Das interessierende Gen kann ein natürlich vorkommendes
Gen, ein mutiertes Gen oder ein synthetisches Gen sein.
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Der
Ausdruck "homologes
Protein" bezeichnet
ein Protein oder Polypeptid, das in einer Wirtszelle nativ oder
natürlich
vorkommend ist.
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Der
Ausdruck "Nukleinsäure-Molekül" umfasst RNA-, DNA-
und cDNA-Moleküle.
Es versteht sich, dass als Ergebnis der Degeneration des genetischen
Codes eine Vielheit von Nukleotid-Sequenzen, die ein gegebenes Protein,
wie TatC und/oder TatA, codieren, erzeugt werden kann. Die vorliegende
Erfindung zieht jede mögliche
Varianten-Nukleotidsequenz, die TatC und/oder TatA codiert, in Betracht,
die alle im Hinblick auf die Degeneration des genetischen Codes
möglich
sind.
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Ein "heterologes" Nukleinsäure-Konstrukt
oder eine heterologe Nukleinsäure-Sequenz weist einen Abschnitt
der Sequenz auf, der für
die Zelle nicht nativ ist, in der es bzw. sie exprimiert wird. Heterolog
mit Bezug auf eine Kontrollsequenz bezeichnet eine Kontrollsequenz
(d.h. Promotor oder Enhancer), die in der Natur nicht fungiert,
um das gleiche Gen zu regulieren, dessen Expression aktuell reguliert
wird. Im Allgemeinen sind heterologe Nukleinsäuresequenzen für die Zelle
oder das Genom, in dem sie vorliegen, nicht endogen und sind durch
Infektion, Transfektion, Mikroinfektion, Elektroporation oder dergleichen
zu der Zelle hinzugefügt worden.
Ein "heterologes" Nukleinsäure-Konstrukt
kann eine Kombination einer Kontrollsequenz/codierenden DNA-Sequenz
enthalten, welche die gleiche ist wie oder eine andere als eine
Kombination einer Kontrollsequenz/codierenden DNA-Sequenz, die in
der nativen Zelle gefunden wird.
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Wie
hierin verwendet, bezeichnet der Ausdruck "Vektor" ein Nukleinsäure-Konstrukt, das für eine Übertragung zwischen verschiedenen
Wirtszellen entworfen ist. Ein "Expressionsvektor" bezeichnet einen Vektor,
der die Fähigkeit
hat, heterologe DNA-Fragmente zu enthalten und in einer fremden
Zelle zu exprimieren. Viele prokaryotische und eukaryotische Expressionvektoren
sind im Handel erhältlich.
Die Wahl von geeigneten Expressionvektoren liegt im Vermögen des
Fachmanns.
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Demgemäß ist eine "Expressionskassette" oder ein "Expressionsvektor" ein rekombinant
oder synthetisch erzeugtes Nukleinsäure-Konstrukt mit einer Reihe
von spezifizierten Nukleinsäure-Elementen,
welche die Transkription einer speziellen Nukleinsäure in einer
Zielzelle ermöglichen.
Die rekombinante Expressionskassette kann einem Plasmid, Chromosom,
Mitochondrien-DNA, Plastiden-DNA, einem Virus oder einem Nukleinsäure-Fragment
einverleibt werden. Typisch umfasst der rekombinante Expressionskassetten-Abschnitt
eines Expressionsvektors unter anderen Sequenzen eine Nukieinsäuresequenz,
die zu transkribieren ist, und einen Promotor.
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Wie
hierin verwendet, bezeichnet der Ausdruck "Plasmid" ein ringförmiges doppelsträngiges (ds) DNA-Konstrukt,
das als Klonierungsvektor verwendet wird und das ein extrachromosomales
selbst-replizierendes genetisches Element in vielen Bakterien und
einigen Eukaryoten bildet.
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Wie
hierin verwendet, bezeichnet der Ausdruck "einen selektierbaren Marker codierende
Nukleotidsequenz" eine
Nukleotidsequenz, die zur Expression in Säugerzellen in der Lage ist
und wobei die Expression des selektierbaren Markers Zellen, die
das exprimierte Gen enthalten, die Fähigkeit verleiht, sich in Anwesenheit
eines entsprechenden selektiven Agens zu vermehren.
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Wie
hierin verwendet, bezeichnet der Ausdruck "Promotor" eine Nukleinsäuresequenz, die fungiert, um
die Transkription eines stromabseitigen Gens zu lenken. Der Promotor
ist im Allgemeinen für
die Wirtszelle geeignet, in der das Zielgen exprimiert wird. Der
Promotor ist zusammen mit anderen Transkriptions- und Translations-Regulationsnukleinsäuresequenzen
(auch als "Kontrollsequenzen" bezeichnet) erforderlich,
um ein gegebenes Gen zu exprimieren. Im Allgemeinen umfassen die
Transkriptions- und Translations-Regulationssequenzen, ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein, Promotorsequenzen, Ribosomenbindungsstellen, Transkriptionsstart-
und -stopp-Sequenzen, Translations-Start- und -stopp-Sequenzen und Enhancer-
oder Aktivator-Sequenzen.
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"Chimäres Gen" oder "heterologes Nukleinsäure-Konstrukt", wie hierin definiert,
bezeichnet ein nicht-natives Gen (d.h. eines, das in einen Wirt
eingeführt
worden ist), das aus Teilen von verschiedenen Genen, einschließlich Regulationselementen,
zusammengesetzt sein kann. Ein chimäres Genkonstrukt für eine Transformation
einer Wirtszelle ist typisch aus einer Transkriptions-Regulationsregion
(Promotor) zusammengesetzt, die operativ mit einer heterologen Protein-codierenden Sequenz
oder in einem selektierbaren chimären Markergen mit einem selektierbaren
Markergen verknüpft
ist, welches ein Protein codiert, das transformierten Zellen Antibiotikum-Resistenz
verleiht. Ein typisches chimäres
Gen der Erfindung für
eine Transformation in eine Wirtszelle umfasst eine Transkriptions-Regulationsregion,
die konstitutiv oder induzierbar ist, eine ein Signalpeptid codierende
Sequenz, eine ein Protein codierende Sequenz und eine Terminatorsequenz.
Ein chimäres
Genkonstrukt kann auch eine zweite DNA-Sequenz einschließen, die ein Signalpeptid codiert,
wenn die Sekretion des Ziel-Proteins
gewünscht
wird.
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Eine
Nukleinsäure
ist "operativ verknüpft", wenn sie in eine
funktionale Beziehung mit einer weiteren Nukleinsäuresequenz
gestellt wird. Zum Beispiel ist DNA, die einen sekretorischen Leader
codiert, operativ mit DNA für
ein Polypeptid verknüpft,
wenn sie als Präprotein
exprimiert wird, das an der Sekretion des Polypeptids teilnimmt;
ein Promotor oder Enhancer ist operativ mit einer codierenden Sequenz
verknüpft,
wenn er die Transkription der Sequenz beeinflusst; oder eine Ribosomenbindungsstelle
ist operativ mit einer codierenden Sequenz verknüpft, wenn sie so angeordnet
ist, dass sie die Translation erleichtert. Allgemein bedeutet "operativ verknüpft", dass die DNA-Sequenzen
aneinander angrenzend und im Fall eines sekretorischen Leaders aneinander
angrenzend und in Lesephase verknüpft sind. Jedoch müssen Enhancer
nicht angrenzend sein. Die Verknüpfung
wird durch Ligation an zweckmäßigen Restriktionsstellen
bewerkstelligt. Wenn derartigen Stellen nicht existieren, werden
gemäß herkömmlicher
Praxis synthetische Oligonukleotid-Adaptoren oder -Linker verwendet.
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Wie
hierin verwendet, bedeutet der Ausdruck "Gen" das
DNA-Segment, das an der Produktion einer Polypeptid-Kette beteiligt
ist und der codierenden Region vorangehende oder nachfolgende Regionen
einschließen
kann oder nicht, z.B. 5' nicht-translatierte
(5' UTR) oder "Leader"-Sequenzen und 3' UTR oder "Trailer"-Sequenzen sowie dazwischenliegende Sequenzen
(Introne) zwischen einzelnen codierenden Segmenten (Exonen).
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Eine
Nukleinsäuresequenz
wird als "selektiv
hybridisierbar" mit
einer Bezugs-Nukleinsäuresequenz angesehen,
wenn die zwei Sequenzen spezifisch unter mäßig bis hoch stringenten Hybridisierungs-
und Waschbedingungen miteinander hybridisieren. Die Hybridisierungsbedingungen
beruhen auf der Schmelztemperatur (Tm) des Nukleinsäure-Bindungskomplexes
oder der Sonde. Zum Beispiel tritt eine "maximale Stringenz" typisch bei etwa Tm-5°C (5°C unterhalb
der Tm der Sonde) auf; "hohe
Stringenz" bei etwa
5–10°C unterhalb
der Tm; "mittlere
Stringenz" bei etwa
10–20° unterhalb
der Tm der Sonde; und "niedrige
Stringenz" bei etwa
20–25°C unterhalb
der Tm. Funktionell können
maximale Stringenz-Bedingungen
verwendet werden, um Sequenzen zu identifizieren, die eine strikte
Identität
oder nahezu strikte Identität
mit der Hybridisierungssonde aufweisen; während hoch stringente Bedingungen
verwendet werden, um Sequenzen mit etwa 80%-iger oder höherer Sequenzidentität mit der
Sonde zu identifizieren.
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Mäßig und
hoch stringente Hybridisierungsbedingungen sind in der Technik wohlbekannt
(siehe zum Beispiel Sambrook et al., 1989, Kapitel 9 und 11 und
in Ausubel, F. M., et al., 1993, ausdrücklich hierin durch Bezugnahme
aufgenommen). Ein Beispiel für
hoch stringente Bedingungen schließt eine Hybridisierung bei etwa
42°C in
50%-igem Formamid, 5 × SSC,
5 × Denhardt-Lösung, 0,5% SDS und 100 μg/ml denaturierte
Träger-DNA,
gefolgt von zweimaligem Waschen in 2 × SSC und 0,5% SDS bei Raumtemperatur
und zwei weitere Mal in 0,1 × SSC
und 0,5% SDS bei 42°C,
ein.
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Wie
hierin verwendet, schließt "rekombinant" die Bezugnahme auf
eine Zelle oder einen Vektor ein, die bzw. der durch Einführen einer
heterologen Nukleinsäuresequenz
modifiziert worden ist, oder dass die Zelle von einer so modifizierten
Zelle abstammt. So exprimieren zum Beispiel rekombinante Zellen
als Ergebnis eines gezielten menschlichen Eingriffs Gene, die nicht
in identischer Form innerhalb der nativen (nicht-rekombinanten)
Form der Zelle gefunden werden, oder exprimieren native Gene, die
ansonsten abnormal exprimiert werden, unterexprimiert werden oder überhaupt
nicht exprimiert werden.
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Wie
hierin verwendet, bedeuten die Ausdrücke "transformiert", "stabil
transformiert" oder "transgen" mit Bezug auf eine
Zelle, dass die Zelle eine nicht-native (heterologe) Nukleinsäuresequenz
in ihrem Genom integriert oder als episomales Plasmid aufweist,
welche über
zwei oder mehr Generationen aufrechterhalten wird.
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Wie
hierin verwendet, bezeichnet der Ausdruck "Expression" den Prozess, durch welchen ein Polypeptid
auf der Basis der Nukleinsäuresequenz
eines Gens produziert wird. Der Prozess umfasst sowohl Transkription
als auch Translation.
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Der
Ausdruck "eingeführt" im Zusammenhang
mit dem Inserieren einer Nukleinsäuresequenz in eine Zelle bedeutet "Transfektion" oder "Transformation" oder "Transduktion" und umfasst den
Hinweis auf die Einverleibung einer Nukleinsäuresequenz in eine eukaryotische
oder prokaryotische Zelle, wobei die Nukleinsäuresequenz dem Genom der Zelle
(zum Beispiel der Chromosomen-, Plasmid-, Plastiden- oder Mitochondrien-DNA)
einverleibt sein kann, in ein autonomes Replikon überführt sein
kann oder vorübergehend
exprimiert werden kann (zum Beispiel transfizierte mRNA).
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Die
vorliegende Erfindung stellt Verfahren bereit, die in Mikroorganismen
verwendet werden können, um
den Engpass für
die Proteinsekretion und die Produktion von Proteinen in sekretierter
Form zu verbessern, wenn die Proteine rekombinant eingeführt und
von der Wirtszelle überexprimiert
werden. Die von Bacillus subtilis abstammenden Sekretionsfaktoren
TatC und TatA und insbesondere das TatCd- und TatCy-Peptid sowie die
Gene, die sie codieren, sind hierin beschrieben.
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Die
kürzliche
Entdeckung eines allgegenwärtigen
Translokationswegs, der speziell für Proteine mit einem Zwillingsarginin-Motiv
in ihrem Signalpeptid erforderlich ist, hat das Interesse auf dessen
Membran-gebundene Komponenten fokussiert, von denen eine als TatC
bekannt ist. Anders als die meisten Organismen, deren Genom vollständig sequenziert
worden ist, enthält
das Gram-positive Eubakterium Bacillus subtilis zwei tatC-artige
Gene, die als tatCd und tatCy bezeichnet werden. Das entsprechende
TatCd- und TatCy-Protein weisen das Potential auf, an der Translokation
von 27 Proteinen mit mutmaßlichen
Zwillingsarginin-Signalpeptiden beteiligt zu sein, von denen 6 bis
14 wahrscheinlich in das Wachstumsmedium sekretiert werden. Unter Verwendung
eines Ansatzes der molekularen Erforschung der Protein-Genom-Wechselwirkung
zeigen wir, dass PhoD von B. subtilis, eine Phosphodiesterase, die
einer neuen Poteinfamilie angehört,
bei der alle bekannten Mitglieder mit typischen Zwillingsarginin-Signalpeptiden
synthetisiert werden, über
den Zwillingsarginin-Translokationsweg sekretiert wird. Bemerkenswerterweise
ist TatCd von großer
Wichtigkeit für
die Sekretion von PhoD, wohingegen TatCy für diesen Prozess nicht erforderlich
ist. So scheint TatC eine Spezifitätsdeterminante für die Proteinsekretion über den
Tat-Weg zu sein. Auf der Grundlage unserer Beobachtungen stellen
wir die Hypothese auf, dass die TatC-bestimmte Wegspezifität auf spezifischen
Wechselwirkungen zwischen TatC-artigen
Proteinen und anderen Weg-Komponenten, wie TatA, beruht, von denen
drei Paraloga in B. subtilis anwesend sind.
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Tat-Nukleinsäure- und
-Aminosäuresequenzen
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Das
TatCd-Polynukleotid mit der Sequenz, die der in 1 oder 14 gezeigten
Aminosäuresequenz
entspricht, codiert den Bacillus subtilis-Sekretionsfaktor TatCd.
Das Bacillus subtilis-TatCd wurde über eine FASTA-Suche der translatierten
Bacillus subtilis-Genomsequenzen unter Verwendung einer Consensussequenz
von TatC identifiziert, die von E. coli abstammt. Eine FASTA-Suche
der translatierten Bacillus subtilis-Genomsequenzen mit der E. coli-TatC-Sequenz
allein identifizierte das B. subtilis-TatCd nicht.
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Gram-positive
Polynukleotid-Homologe von B. subtilis-tatCd können durch in der Technik bekannte Standardverfahren
beispielsweise aus klonierter DNA (z.B. einer DNA-"Bibliothek"), genomischen DNA-Bibliotheken,
durch chemische Synthese, wenn identifiziert, durch cDNA-Klonieren
oder durch das Klonieren von genomischer DNA oder Fragmenten davon,
die aus einer gewünschten
Zelle gereinigt sind, erhalten werden. (Siehe zum Beispiel Sambrook
et al., 1989, Molecular Cloning, A Laboratory Manual, 2. Aufl.,
Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, New York;
Glover, D. M. (Hsg.), 1985, DNA Cloning: A Practical Approach, MRL
Press, Ltd., Oxford, U. K., Bd. I, II.) Eine bevorzugte Quelle ist
aus genomischer DNA. Nukleinsäuresequenzen,
die von genomischer DNA abgeleitet sind, können zusätzlich zu codierenden Regionen
Regulationsregionen enthalten. Was immer die Quelle ist, das isolierte
TatCd-Gen sollte molekular in einen geeigneten Vektor für die Propagierung
des Gens kloniert werden.
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Beim
molekularen Klonieren des Gens aus genomischer DNA werden DNA-Fragmente erzeugt,
von denen einige das gewünschte
Gen codieren werden. Die DNA kann an spezifischen Stellen unter
Verwendung verschiedener Restriktionsenzyme geschnitten werden.
Alternativ kann man DNAse in Anwesenheit von Mangan verwenden, um
die DNA zu fragmentieren, oder die DNA kann zum Beispiel durch Beschallung
physikalisch geschert werden. Die linearen DNA-Fragmente können dann gemäß Größe durch
Standardtechniken, einschließlich,
ohne jedoch darauf beschränkt
zu sein, Agarose- und Polyacrylamidgelelektrophorese und Säulenchromatographie,
aufgetrennt werden.
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Wenn
die DNA-Fragmente erzeugt sind, kann die Identifikation des spezifischen
DNA-Fragments, welches das tatCd enthält, in einer Anzahl von Weisen
bewerkstelligt werden. Zum Beispiel kann ein B. subtilis-tatCd-Gen
oder dessen spezifische RNA oder ein Fragment davon, wie eine Sonde
oder ein Primer, isoliert und markiert werden und dann in Hybridisierungsassays
verwendet werden, um ein Gram-positives tatC-Gen zu detektieren.
(Benton, W. und Davis, R., 1977, Science, 196: 180; Grunstein, M.
und Hogness, D., 1975, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 72: 3961). Jene
DNA-Fragmente, die eine wesentliche Sequenzähnlichkeit mit der Sonde aufweisen,
werden unter stringenten Bedingungen hybridisieren.
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Die
Hybridisierungsbedingungen beruhen auf der Schmelztemperatur (Tm)
des Nukleinsäure-Bindungskomplexes,
wie in Berger und Kimmel (1987, Guide to Molecular Cloning Techniques,
Methods in Enzymology, Bd 152, Academic Press, San Diego CA) gelehrt
und verleihen eine definierte "Stringenz", wie nachstehend
erklärt.
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"Maximale Stringenz" findet typisch bei
etwa Tm-5°C
(5°C unterhalb
der Tm der Sonde) statt; "hohe Stringenz" bei etwa 5°C bis 10°C unterhalb
der Tm; "mittlere
Stringenz" bei etwa
10°C bis
20°C unterhalb
der Tm; und "niedrige
Stringenz" bei etwa
20°C bis
35°C unterhalb
der Tm. Wie es der Fachmann versteht, kann eine Hybridisierung mit
maximaler Stringenz verwendet werden, um identische Polynukleotidsequenzen
zu identifizieren oder nachzuweisen, während eine Hybridisierung mit
mittlerer oder niedriger Stringenz verwendet werden kann, um Polynukleotidsequenz-Homolge
zu identifizieren oder nachzuweisen.
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Der
Ausdruck "Hybridisierung", wie hierin verwendet,
soll "das Verfahren,
durch welches ein Nukleinsäure-Strang
sich mit einem komplementären
Strang durch Basenpaarung verbindet" einschließen (Coombs J. (1994) Dictionary
of Biotechnology, Stockton Press, New York NY).
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Das
Amplifikationsverfahren, wie es in Polymerase-Kettenreaktions- (PCR-)
Technologien durchgeführt
wird, ist in Dieffenbach C. W. und G. S. Dveksler (1995, PCR Primer,
a Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Press, Plainview NY) beschrieben.
Eine Nukleinsäuresequenz
mit mindestens etwa 10 Nukleotiden und so viel wie etwa 60 Nukleotiden
aus der TatCd-Nukleotidsequenz, bevorzugt etwa 12 bis 30 Nukleotiden und
bevorzugter etwa 20–25
Nukleotiden, kann als Sonde oder PCR-Primer verwendet werden.
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Das
B. subtilis-tatCd-Polynukleotid, das der in 1 gezeigten
Aminosäuresequenz
entspricht, codiert B. subtilis-TatCd. Die vorliegende Erfindung
kann Aminosäure-Varianten
der in 1 gezeigten Aminosäuresequenz
von Grampositiven Mikroorganismen verwenden, die mindestens 80%
identisch, mindestens 90% identisch und mindestens 95% identisch
mit der in 1 gezeigten Sequenz sind,
solange die Aminosäuresequenz-Variante
in der Lage ist, durch Modulation der Sekretion von Proteinen in
Gram-positiven Mikroorganismen zu funktionieren.
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Der
in 1 gezeigte Sekretionsfaktor TatCd
wurde einer FASTA (Lipmann-Pearson-Routine)
-Aminsäure-Suche
gegen eine Consensus-Aminosäuresequenz
für TatCd
unterzogen. Das Aminosäure-Alignment ist
in 1 gezeigt.
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Expressionssysteme
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Die
vorliegende Erfindung stellt Expressionssysteme für die erhöhte Produktion
und Sekretion von gewünschten
heterologen Proteinen in einem Wirtsmikroorganismus bereit.
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I. Codierende
Sequenzen
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Ein
Vektor kann mindestens eine Nukleinsäure-Kopie umfassen, die einen
TatC- und/oder TatA-Sekretionsfaktor
eines Gram-positiven Mikroorganismus codiert, und umfasst vorzugsweise
mehrere Kopien. In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Gram-positive
Mikroorganismus Bacillus. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist der Gram-positive Mikroorganismus Bacillus subtilis. In einer
bevorzugten Ausführungsform
können
Polynukleotide, die B. subtilis-TatC und/oder -TatA oder Fragmente
davon oder Fusionsproteine oder homologe Polynukleotidsequenzen
codieren, welche Aminosäurevarianten
von TatC und/oder TatA codieren, verwendet werden, um rekombinante
DNA-Moleküle zu erzeugen,
welche die Expression von TatC und/oder TatA bzw. Aminosäure-Varianten
davon in Gram-positiven Wirtszellen steuern. In einer bevorzugten Ausführungsform
gehört
die Wirtszelle der Gattung Bacillus an. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform
ist die Wirtszelle B. subtilis.
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Wie
es vom Fachmann verstanden wird, kann es vorteilhaft sein, Polynukleotidsequenzen
zu produzieren, die nicht natürlich
vorkommende Codons besitzen. Von einer speziellen Gram-positiven
Wirtszelle bevorzugte Codons (Murray E. et al. (1989) Nuc. Acids
Res. 17: 477–508)
können
zum Beispiel gewählt
werden, um die Expressionsrate zu erhöhen oder um rekombinante RNA-Transkripte
mit wünschenswerten
Eigenschaften, wie einer längeren
Halbwertszeit als Transkripte, die aus natürlich vorkommenden Sequenzen
produziert werden, zu produzieren.
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Geänderte Gram-positive
tatC- und/oder tatA-Polynukleotidsequenzen, die gemäß der Erfindung
verwendet werden können,
umfassen Deletionen, Insertionen oder Substitutionen von verschiedenen
Nukleotidresten, was ein Polynukleotid zum Ergebnis hat, welches
das gleiche oder ein funktional äquivalentes
TatC- und/oder TatA-Homolog codiert. Wie hierin verwendet, ist "Deletion" als eine Änderung
entweder der Nukleotid- oder der Aminosäuresequenz definiert, in der
ein oder mehrere Nukleotide bzw. Aminosäurereste abwesend sind.
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Wie
hierin verwendet, ist eine "Insertion" oder "Addition" die Änderung
einer Nukleotid- oder Aminosäuresequenz,
welche im Vergleich zu dem natürlich
vorkommenden Gram-positiven TatC und/oder TatA die Addition eines
oder mehrerer Nukleotide bzw. Aminosäurereste zum Ergebnis hatte.
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Wie
hierin verwendet, resultiert eine "Substitution" aus dem Ersatz eines oder mehrerer
Nukleotide oder einer oder mehrerer Aminosäuren durch andere Nukleotide
bzw. Aminosäuren.
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Das
codierte Protein kann auch Deletionen, Insertionen und Substitutionen
von Aminosäureresten
zeigen, die eine stumme Änderung
produzieren und eine funktional äquivalente
Gram-positive TatC- und/oder TatA-Variante zum Ergebnis haben. Absichtliche
Aminosäure-Substitutionen
können
auf der Grundlage einer Ähnlichkeit
der Polarität,
Ladung, Löslichkeit,
Hydrophobie, Hydrophilie und/oder der amphipathischen Natur der
Reste vorgenommen werden, solange die Variante die Fähigkeit
beibehält,
die Sekretion zu modulieren. Zum Beispiel umfassen negativ geladene
Aminosäuren
Asparaginsäure
und Glutaminsäure;
positiv geladene Aminosäuren
umfassen Lysin und Arginin; und Aminosäuren mit ungeladenen polaren
Kopfgruppen mit ähnlichen
Hydrophilie-Werten umfassen Leucin, Isoleucin, Valin; Glycin, Alanin;
Asparagin, Glutamin; Serin, Threonin, Phenylalanin und Tyrosin.
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Das
TatC- und/oder TatA-Polynukleotid der vorliegenden Erfindung kann
gentechnisch verändert
werden, um die Klonierung, das Processing und/oder die Expression
des Genprodukts zu modifizieren. Zum Beispiel können unter Verwendung von Techniken,
die auf diesem Gebiet wohlbekannt sind, zum Beispiel ortsgerichteter
Mutagenese, um zum Beispiel neue Restriktionsstellen zu inserieren,
Glycosylierungsmuster zu ändern
oder die Codon-Präferenz
zu ändern,
Mutationen eingeführt
werden.
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung kann ein TatC- und/oder TatA-Polynukleotid
an eine heterologe Sequenz ligiert werden, um ein Fusionsprotein
zu codieren. Es kann auch ein Fusionsprotein konstruiert werden,
das eine Spaltstelle enthält,
die zwischen der TatC- und/oder TatA-Nukleotidsequenz und der heterologen
Proteinsequenz angeordnet ist, so dass das TatC- und/oder TatA-Protein
von der heterologen Einheit abgespalten und gereinigt werden kann.
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II. Vektor-Sequenzen
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Expressionsvektoren,
die bei der Expression der Sekretionsfaktoren der vorliegenden Erfindung
in Gram-positiven Mikroorganismen verwendet werden, umfassen mindestens
einen Promotor, der mit einem Gram-positiven tatC und/oder tatA
assoziiert ist, wobei der Promotor in der Wirtszelle funktional
ist. In einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist der Promotor der Wildtyp-Promotor des gewählten Sekretionsfaktors,
und in einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist der Promotor heterolog zum Sekretionsfaktor,
aber immer noch in der Wirtszelle funktional.
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Zusätzliche
Promotoren, die mit heterologer, gewünschte Proteine oder Polypeptide
codierender Nukleinsäure
assoziiert sind, können über rekombinante
DNA-Techniken eingeführt
werden. In einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist die Wirtszelle in der Lage, heterologes
Protein oder Polypeptid überzuexprimieren,
und Nukleinsäure,
die einen oder mehrere Sekretionsfaktor(en) codiert, wird rekombinant
eingeführt.
In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist Nukleinsäure, die TatC und/oder TatA
codiert, stabil in das Mikroorganismus-Genom integriert. In einer
weiteren Ausführungsform
ist die Wirtszelle so genetisch verändert, dass sie einen Sekretionsfaktor
der vorliegenden Erfindung überexprimiert,
und Nukleinsäure,
die das heterologe Protein oder Polypeptid codiert, wird über rekombinante
DNA-Techniken eingeführt. Die
vorliegende Erfindung umfasst Gram-positive Wirtszellen, die andere
dem Fachmann bekannte Sekretionsfaktoren oder andere dem Fachmann
bekannte oder in der Zukunft identifizierte Sekretionsfaktoren überexprimieren
können.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
der Expressionsvektor eine Kassette mit mehreren Klonierungsstellen,
welche vorzugsweise mindestens eine Restriktionsendonuklease-Stelle
umfasst, die einmalig in dem Vektor vorkommt, um die Leichtigkeit
der Nukleinsäure-Manipulation
zu erleichtern. In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst der Vektor
auch einen oder mehrere selektierbare Marker. Wie hierin verwendet, bezeichnet
der Ausdruck selektierbarer Marker ein Gen, das zur Expression in
dem Gram-positiven Wirt in der Lage ist, was die Leichtigkeit der
Selektion jener Wirte ermöglicht,
die den Vektor enthalten. Beispiele für derartige selektierbare Marker
umfassen, ohne jedoch darauf beschränkt zu sein, Antibiotika, wie
Erythromycin, Actinomycin, Chloramphenicol und Tetracyclin.
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III. Transformation
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In
einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird Nukleinsäure, die einen oder mehrere Gram-positive
Sekretionsfaktor(en) codiert, über
einen Expressionsvektor, der innerhalb der Wirtszelle replizieren
kann, in eine Gram positive Wirtszelle eingeführt. Geeignete replizierende
Plasmide für
Bacillus sind in Molecular Biological Methods for Bacillus, Hsg.
Harwood und Cutting, John Wiley & Sons,
1990, hierdurch ausdrücklich
durch Bezugnahme aufgenommen, beschrieben; siehe Kapitel 3 über Plasmide.
Geeignete replizierende Plasmide für B. subtilis sind auf Seite
92 aufgeführt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
ist Nukleinsäure,
die ein tatC und/oder tatA eines Gram-positiven Mikroorganismus
codiert, stabil in das Mikroorganismus-Genom integriert. Bevorzugte Gram-positive
Wirtszellen sind diejenigen der Gattung Bacillus. Eine weitere bevorzugte
Gram-positive Wirtszelle ist B. subtilis. Mehrere Strategien sind
in der Literatur für
das direkte Klonieren von DNA in Bacillus beschrieben worden. Plasmidmarker-Genrettungs-Transformation
beinhaltet die Aufnahme eines Donor-Plasmids durch kompetente Zellen,
die ein partiell homologes residentes Plasmid tragen (Contente et
al., Plasmid 2: 555–571
(1979); Haima et al., Mol. Gen. Genet. 223: 185–191 (1990); Weinrauch et al.,
J. Bacteriol. 154 (3): 1077–1087
(1983); und Weinrauch et al., J. Bacteriol. 169 (3): 1205–1211 (1987)).
Das eintretende Donor-Plasmid rekombiniert mit der homologen Region
des residenten "Helfer"-Plasmids in einem
Prozess, der eine chromosomale Transformation nachahmt.
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Die
Transformation durch Protoplasten-Transformation ist für B. subtilis
in Chang und Cohen, (1979) Mol. Gen. Genet. 168: 111–115; für B. megaterium
in Vorobjeva et al., (1980) FEMS Microbiol. Letters 7: 261–263; für B. amyloliquefaciens
in Smith et al., (1986) Appl. and Env. Microbiol. 51: 634; für B. thuringiensis in
Fisher et al., (1981) Arch. Microbiol. 139: 213–217; für B. sphaericus in McDonald
(1984) J. Gen. Microbiol. 130: 203; und für B. larvae in Bakhiet et al.,
(1985) 49: 577, beschrieben. Mann et al., (1986, Current Microbiol. 13:
131–135)
berichten über
die Transformation von Bacillus-Protoplasten, und Holubova, (1985)
Folia Microbiol. 30: 97, offenbart Verfahren zur Einführung von
DNA in Protoplasten unter Verwendung von DNA-haltigen Liposomen.
-
Identifikation
von Transformanten
-
Obwohl
die Anwesenheit/Abwesenheit einer Markergen-Expression nahelegt,
dass das interessierende Gen ebenfalls anwesend ist, sollten dessen
Anwesenheit und Expression bestätigt
werden. Zum Beispiel können,
wenn die tatC und/oder tatA codierende Nukleinsäure in eine Markergensequenz
inseriert ist, rekombinante Zelle, die das Insert enthalten, durch
Abwesenheit der Markergen-Funktion identifiziert werden. Alternativ
kann ein Markergen unter der Kontrolle eines einzigen Promotors
in Tandem mit Nukleinsäure
angeordnet werden, welche den Sekretionsfaktor codiert. Die Expression
des Markergens als Antwort auf Induktion oder Selektion zeigt gewöhnlich auch
die Expression des Sekretionsfaktors an.
-
Alternativ
können
Wirtszellen, welche die codierende Sequenz für einen Sekretionsfaktor enthalten und
das Protein exprimieren, durch eine Vielfalt von dem Fachmann bekannten
Verfahren identifiziert werden. Diese Verfahren umfassen, ohne jedoch
darauf beschränkt
zu sein, DNA-DNA- oder DNA-RNA-Hybridisierung und
Protein-Bioassay- oder -Immunoassay-Techniken, die Technologien
auf Membran-Basis, Lösungs-Basis oder
Chip-Basis für
den Nachweis und/oder die quantitative Bestimmung der Nukleinsäure oder
des Proteins einschließen.
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Die
Anwesenheit der tatC- und/oder tatA-Polynukleotidsequenz kann durch
DNA-DNA- oder DNA-RNA-Hybridisierung
oder Amplifikation unter Verwendung von Sonden, Abschnitten oder
Fragmenten nachgewiesen werden, die von dem B. subtili-tatC- und/oder
-tatA-Polynukleotid abstammen.
-
Sekretionsassays
-
Mittel
zur Bestimmung der Sekretionsniveaus eines heterologen Proteins
in einer Gram-positiven Wirtszelle und der Nachweis sekretierter
Proteine umfassen die Verwendung entweder von polyklonalen oder von
monoklonalen Antikörpern,
die für
das Protein spezifisch sind. Beispiele umfassen Enzyme-linked-immunosorbent Assay
(ELISA), Radioimmunassay (RIA) und Fluoreszenz-aktivierte Zellsortierung
(FACS). Diese und andere Assays sind unter anderem in Hampton R.
et al. (1990, Serological Methods, a Laboratory Manual, APS Press,
St. Paul MN) und Maddox D. E. et al. (1983, J. Exp. Med. 158: 1211)
beschrieben.
-
Eine
große
Vielfalt von Markierungen und Konjugationstechniken sind dem Fachmann
bekannt und können
in verschiedenen Nuklein- und Aminosäureassays verwendet werden.
Mittel zur Erzeugung markierter Hybridisierungs- oder PCR-Sonden für den Nachweis
spezifischer Polynukleotidsequenzen umfassen Oligomarkierung, Nick-Translation,
End-Markierung oder PCR-Amplifikation unter Verwendung eines markierten Nukleotids.
Alternativ kann die Nukleotidsequenz oder ein Teil davon in einen
Vektor für
die Produktion einer mRNA-Sonde kloniert werden. Derartige Vektoren
sind in der Technik bekannt, sind im Handel erhältlich und können verwendet
werden, um RNA-Sonden in vitro durch Zugabe einer geeigneten RNA-Polymerase,
wie T7, T3 oder SP6, und markierter Nukleotide zu synthetisieren.
-
Eine
Anzahl von Firmen, wie Pharmacia Biotech (Piscataway NJ), Promega
(Madison WI) und US Biochemical Corp (Cleveland OH) liefern kommerzielle
Kits und Protokolle für
diese Verfahren. Geeignete Reporter-Moleküle oder Markierungen umfassen
diese Radionuklide, Enzyme, fluoreszierenden, chemilumineszierenden
oder chromogenen Agenzien sowie Substrate, Cofaktoren, Inhibitoren,
magnetische Teilchen und dergleichen. Patente, welche die Verwendung
derartiger Markierungen lehren, umfassen die US-Patente 3,817,837;
3,850,752; 3,939,350; 3,996,345; 4,277,437; 4,275,149 und 4,366,241.
Auch rekombinante Immunglobuline können erzeugt werden, wie im
US-Patent Nr. 4,816,567 gezeigt.
-
Reinigung
von Proteinen
-
Wirtszellen,
die mit heterologes Protein codierenden Polynukleotidsequenzen transformiert
sind, können
unter Bedingungen kultiviert werden, die für die Expression und Gewinnung
des codierten Proteins aus der Zellkultur geeignet sind. Das von
einer rekombinanten Wirtszelle produzierte Protein, das einen Sekretionsfaktor
der vorliegenden Erfindung umfasst, wird in das Kulturmedium sekretiert.
Andere rekombinante Konstrukte können
die heterologen Polynukleotidsequenzen mit einer Nukleotidsequenz
verknüpfen,
die eine Polypeptid-Domäne
codiert, welche die Reinigung eines löslichen Proteins erleichtern
wird (Kroll, D. J. et al. (1993) DNA Cell Biol. 12: 441–53).
-
Derartige
die Reinigung erleichternde Domänen
umfassen, ohne jedoch darauf beschränkt zu sein, Metall-chelatierende
Peptide, wie Histidin-Tryptophan-Module, welche ein Reinigung auf
immobilisierten Metallen ermöglichen
(Porath, J. (1992) Protein Expr. Purif. 3: 263–281), Protein A-Domänen, welche
eine Reinigung auf immobilisiertem Immunglobulin ermöglichen,
und die Domäne,
die in dem FLAGS-Verlängerungs/Aftinitätsreinigungssystem
(Immunex Corp, Seattle WA) verwendet wird. Der Einschluss einer
spaltbaren Linker-Sequenz, wie Faktor XA oder Enterokinase (Invitrogen,
San Diego CA), zwischen der Reinigungsdomäne und dem heterologen Protein
kann verwendet werden, um die Reinigung zu erleichtern.
-
In
den vorliegenden Untersuchungen demonstrieren wir zum ersten Mal,
dass ein funktionaler Tat-Weg, der für die Sekretion des PhoD-Proteins
erforderlich ist, in dem Gram-positiven Eubakterium B. subtilis
existiert. Das TatCd-Protein, das durch eines der zwei tatC-Gene
von B. subtilis spezifiziert wird, spielt eine kritische Rolle in
diesem Sekretionsweg. Im Gegensatz dazu scheint das TatCy-Protein von geringerer
Bedeutung für
die PhoD-Sekretion zu sein. Obwohl keine spezielle Funktion für TatCy
identifiziert wurde, zeigen unsere Ergebnisse, dass das entsprechende
Gen unter Bedingungen des Phosphat-Mangels transkribiert wird, wenn
TatCd seine kritische Rolle bei der PhoD-Sekretion erfüllt. Weiter
scheint TatCy aktiv an der RR-Präprotein-Translokation
beteiligt zu sein, wie aus der Tatsache gefolgert, dass in einigen
Experimenten niedrige Niveaus der PhoD-Sekretion durch B. subtilis ΔtatCd (aber
niemals durch tatCd-tatCy-Doppelmutanten)
beobachtet wurden. Bemerkenswerterweise implizieren diese Beobachtungen,
dass TatC eine Spezifitätsdeterminante
für die
Proteinsekretion über
den Tat-Weg ist. In der Tat legt unsere Beobachtung, dass die Sekretion von PhoD
in Abwesenheit von TatCy erhöht
war, nahe, dass abortive Wechselwirkungen zwischen prePhoD und TatCy
oder TatCy-haltigen Translokasen stattfinden können. Nichtsdestoweniger können alternative,
indirektere Erklärungen
für diese
Beobachtung derzeit nicht ausgeschlossen werden. Interessanterweise
erinnert die positive Auswirkung der tatCy-Mutation auf die PhoD-Sekretion
an die Wirkung, die beobachtet wurde, als gewisse Gene (d.h. sipS
und/oder sipU für
paraloge Signalpeptidasen vom Typ I von B. subtilis unterbrochen wurden.
Dies hatte signifikant verbesserte Processingraten der α-Amylase-AmyQ-Vorstufe
durch die verbleibenden Signalpeptidasen vom Typ I (d.h. SipT, SipV
und/oder SipW; Tjalsma et al. (1998) Genes Dev. 12, 2318–2331, Tjalsma
et al. (1997) J. Biol. Chem. 272, 25983–25992, und Bolhuis et al.
(1996), Mol. Microbiol. 22, 605–618)
zur Folge. Zusammengenommen legen diese Beobachtungen nahe, dass
allgemein die Anwesenheit von zwei oder mehr paralogen Sekretionsmaschinerie-Komponenten
in B. subtilis noch undefinierte, abortive Wechselwirkungen mit
gewissen sekretorischen Präproteinen
zur Folge haben kann.
-
Das
PhoD-Protein von B. subtilis wird mit einem typischen RR-Signalpeptid
synthetisiert, das eine lange hydrophile N-Region mit einem Consensus-RR-Motiv
und eine mild hydrophobe H-Region enthält (Tabelle I). In der Tat
enthält
das RR-Signalpeptid
von PhoD keine nachweisbaren atypischen Merkmale für RR-Signalpeptide (siehe:
Berks, B. C. (1996) Mol. Microbiol. 22, 393–404), und deshalb ist es derzeit
nicht klar, warum PhoD spezifisch die Anwesenheit von TatCd für eine effiziente
Sekretion erfordert. Bemerkenswerterweise wurde die Sekretion von
YdhF, dem einzigen anderen Protein mit einem vorhergesagten RR-Signalpeptid, das bislang
durch 2D-Gelelektrophorese identifiziert werden konnte, nicht in
der ΔtatCd-ΔtatCy-Mutanten
beeinflusst. Diese Beobachtung zeigt, dass das RR-Motiv im YdhF-Signalpeptid
dieses Protein nicht in den Tat-Weg lenkt. Stattdessen wird YdhF
sehr wahrscheinlich über
den Sec-Weg sekretiert, was auf der relativ kurzen, aber hoch hydrophoben
H-Region des YdhF-Signalpeptids beruhen könnte. Ähnlich wurde kürzlich gezeigt, dass
das WapA- und WprA-Protein
von B. subtilis, die vorhergesagte RR-Signalpeptide aufweisen (Tabelle
I), auf stark Ffh- und SecA-abhängige
Weise sekretiert werden (Hirose et al. (2000) Micorbiology 146,
65–75), was
impliziert, dass diese Proteine nicht den Tat-Weg verwenden. Obwohl
die H-Regionen dieser Signalpeptide von ähnlicher Größe sind wie diejenige des PhoD-Signalpeptids,
sind sie signifikant hydrophober. Die letztgenannte Beobachtung
legt nahe, dass wie in E. coli (Cristóbal et al. (1999) EMBO J.
18, 2982–2990)
die Hydrophobie der H-Region eine wichtige Determinante ist, welche
ermöglicht,
dass die Zelle zwischen Sec-Typ- und RR-Signalpeptiden unterscheidet. Bemerkenswerterweise
sind die vorhergesagten RR-Motive von WapA, WprA und YdhF auch von
früher
beschriebenen RR-Signalpeptiden
verschieden, da sie einen Lys- oder Ser-Rest an der +3 Position
relativ zu den Zwillingsargininen enthalten (Tabelle I). In der
Tat fehlen an der +2 und +3 Position relativ zu den Zwillingsargininen
von bekannten RR-Signalpeptiden
hydrophile Reste vollständig
(Berks, B. C. (1996) Mol. Microbiol. 22, 393–404, Brink et al. (1998) FEBS
Lett. 434, 425–430,
Sargent et al. (1998) EMBO J. 17, 3640–3650, Chaddock et al. (1995)
EMBO J. 14, 2715–2722,
Sargent et al. (1999) J. Biol. Chem. 274, 36073–36082, und Santini et al.
(1998) EMBO J. 17, 101–112).
Wenn eine geringe Gesamt-Hydrophobie und die Anwesenheit von hydrophoben
Resten an der +2 und +3 Position als Kriterien für die Vorhersage von RR-Signalpeptiden
verwendet werden, kann die Gesamtzahl von vorhergesagten B. subtilis-Signalpeptiden
dieses Typs von 27 auf 11 verringert werden. Bemerkenswerterweise
enthalten von diesen 11 Präproteinen
4 zusätzliche
Transmembran-Segmente, und einem fehlt eine Signalpeptidase-Spaltungsstelle.
So würde
man auf der Grundlage dieser stringenteren Kriterien vorhersagen,
dass lediglich 6 Proteine von B. subtilis (d.h. AlbB, LipA, PhoD,
YkpC, YkuE und YwbN) über
den Tat-Weg in das Wachstumsmedium sekretiert werden. Dies würde erklären, warum
die Sekretion von lediglich einem Protein, PhoD, unter Bedingungen
des Phosphat-Mangels nachweisbar in B. subtilis ΔtatCd-ΔtatCy beeinflusst war. In dieser
Hinsicht ist es wichtig zu bemerken, dass die TatC-abhängige Sekretion
von einigen anderen Proteinen mit (vorhergesagten) RR-Signalpeptiden in
den vorliegenden Untersuchungen unbemerkt geblieben sein könnte, da
sie unter Bedingungen des Phosphat-Mangels mit sehr niedrigen Niveaus
exprimiert werden. Weiter ist es denkbar, dass andere TatC-abhängige Proteine
in der 2D-Gelelektrophorese-Analyse aufgrund ihrer schlechten Trennung
in der ersten Dimension verfehlt wurden.
-
Interessanterweise
wurde vorhergesagt, dass auch das YdhF-Protein ein Lipoprotein ist
(Tabelle I; Tjalsma et al. (1999) J. Biol. Chem. 274, 1698–1707).
Die Tatsache, dass YdhF im Wachstumsmedium gefunden wurde, legt
entweder nahe, dass diese Vorhersage falsch war, oder dass YdhF über ein
nachfolgendes Processing-Ereignis, das der Spaltung durch die Lipoprotein-spezifische
(Typ II) Signalpeptidase folgt, in das Wachstumsmedium freigesetzt
wird (Prágai
et al. (1997) Microbiology 143, 1327–1333). Derartige nachfolgende
Processing-Ereignisse
sind früher
für andere
Bacillus-Lipoproteine beschrieben worden (siehe: Tjalsma et al.
(1999) J. Biol. Chem. 274, 1698–1707).
In der Tat erklärt
die letztgenannte Möglichkeit
am wahrscheinlichsten, warum das Phosphat-bindende Protein PstS,
das ein typisches Lipoprotein ist (früher als YqgG bekannt; Tjalsma
et al. (1999) J. Biol. Chem. 274, 1698–1707, und Qi, Y. und Hulett,
F. M. (1989) J. Bacterial. 180, 4007–4010), im Wachstumsmedium
gefunden wurde. Wie es für
Lipoproteine erwartet wird, waren signifikante Mengen von PstS auch
in Zell-assoziierter
Form vorhanden (Antelmann, H., Schart, C. und Hecker, M. (2000) J.
Bacteriol. im Druck und Eymann et al. (1996) Microbiology 142, 3163–3170).
-
Eines
der herausragenden Merkmale des Tat-Wegs von E. coli ist dessen
Fähigkeit,
voll gefaltete Proteine, die vor dem Export aus dem Zytoplasma Cofaktoren
binden, und selbst multimere Enzym-Komplexe zu translozieren (Berks,
B. C. (1996) Mol. Microbiol. 22, 393–404, Weiner et al. (1998)
Cell 93, 93–101,
Santini et al. (1998) EMBO J. 17, 101–112, und Rodrigue et al. (1999)
J. Biol. Chem. 274, 13223–13228). Ähnlich wurde gezeigt,
dass der thylakoidale Tat-Weg gefaltete Proteine transloziert (Bogsch
et al. (1997) EMBO J. 16, 3851–3859,
und Hynds et al. (1998) J. Biol. Chem. 273, 34868–34874).
So scheint es, als ob dieser Weg für den Transport von Proteinen
verwendet wird, die mit Sec inkompatibel sind, entweder weil sie
vor der Translokation gefaltet werden müssen oder weil sie sich zu
rasch oder zu eng falten, um einen Transport über das Sec-System zu gestatten,
von dem bekannt ist, dass es Proteine in ungefalteter Konformation
transportiert (siehe: Dalbey, R. E. und Robinson, C. (1999) Trends
Biochem. Sci. 24, 17–22).
Im Einklang mit dieser Idee wurde gezeigt, dass gefaltete Präproteine,
von denen einige biologisch aktiv waren, in tat-Mutanten von E.
coli akkumulieren (Sargent et al. (1998) EMBO J. 17, 3640–3650, Bogsch
et al. (1998) J. Biol. Chem. 273, 18003–18006, Weiner et al. (1998)
Cell 93, 93–101,
und Sargent et al., (1999) J. Biol. Chem. 274, 36073–36082).
Deshalb ist es denkbar, dass der Tat-Weg von B. subtilis ebenfalls
am Transport von gefalteten Cofaktor-bindenden Proteinen beteiligt
ist. Diese Ansicht wird durch die Beobachtung gestützt, dass
das Eisen-Schwefel-Cluster-bindende
Rieske-Protein QcrA von B. subtilis (Yu et al. (1995) J. Bacteriol.
177, 6751–6760)
mit einem vorhergesagten RR-Signalpeptid synthetisiert wird (Tabelle
I). Nichtsdestoweniger wird die prePhoD-Akkumulation im Vergleich
zum Elternstamm in B. subtilis ΔtatCd-ΔtatCy nicht
erhöht.
Dies legt nahe, dass prePhoD entweder vor der Translokation nicht
gefaltet wird oder dass gefaltetes prePhoD gegenüber zytosolischen Proteasen
von B. subtilis empfindlich ist. Wir bevorzugen die erste Möglichkeit,
da die meisten nativen B. subtilis-Proteine gegen eine Proteolyse hoch
resistent sind, vorausgesetzt, dass sie richtig gefaltet sind (siehe:
Stephenson et al. (1998) Appl. Environ. Microbiol. 64, 2875–2881, Bolhuis
et al. (1999) J. Biol. Chem. 274, 15865–15868, und Bolhuis et al.
(1999) Appl. Environ. Microbiol. 65, 2934–2941). Im Einklang mit der
Idee, dass prePhoD in locker gefalteter oder ungefalteter Konformation
sekretiert werden könnte,
steht die Beobachtung, dass locker gefaltete Proteine über den
thylakoidalen Tat-Weg transportiert werden können (Bogsch et al. (1997)
EMBO J. 16, 3851–3859,
und Hynds et al. (1998) J. Biol. Chem. 273, 34868–34874). Bemerkenswerterweise
werden die vier bekannten Homologe von PhoD, die alle in Streptomyces-Arten
identifiziert wurden, mit einem typischen RR-Signalpeptid synthetisiert
(Tabelle IV). So scheint es, dass PhoD-artige Proteine einer neuen
Familie von Proteinen mit einem noch undefinierten Erfordernis für eine Translokation über den
Tat-Weg angehören.
In dieser Hinsicht ist es interessant zu bemerken, dass die N-Regionen
der RR-Signalpeptide von PhoD und PhoD-artigen Proteinen zu den längsten N-Regionen
von bekannten RR-Signalpeptiden gehören (siehe: Berks, B. C. (1996)
Mol. Microbiol. 22, 393–404).
-
Schließlich ist
eines der bemerkenswertesten Ergebnisse unserer derzeitigen Untersuchungen
die Beobachtung, dass TatC eine Spezifitätsdeterminante für die Proteinsekretion über den
Tat-Weg von B. subtilis ist. Interessanterweise stellt dieser Befund
zu einem gewissen Ausmaß die
Hypothese in Frage, dass die TatA-artigen Komponenten dieses Wegs eine
Rezeptor-ähnliche
Funktion aufweisen (Chanal et al. (1998) Mol. Microbiol. 30, 674–676, und
Settles et al. (1997) Science 278, 1467–1470). Stattdessen legt er
nahe, dass TatC-artige Proteine spezifische Elemente von gewissen
exportierten Proteinen, wie das RR-Signalpeptid, erkennen. So könnten unsere
Ergebnisse die erste experimentelle Stütze für das "Seeanemonen"-Modell von Berks et al. (Mol. Microbiol.
(2000) 5, 260–274)
darstellen, in dem auf der Grundlage von theoretischen Überlegungen
vorgeschlagen wird, dass die TatABE-Proteine einen Protein-leitenden
Kanal bilden, während
das TatC-Protein als RR-Signalpeptid-Rezeptor wirkt. Alternativ
ist es noch denkbar, dass gewisse Proteine mit RR-Signalpeptiden
von TatA-artigen
Proteinen erkannt werden, vorausgesetzt, dass ein spezifisches TatC-artiges Partner-Protein
anwesend ist. Eine dritte Möglichkeit
wäre, dass
spezifische TatA- und TatC-artige Partner-Proteine zusammen an einer
Substrat-Erkennung
beteiligt sind. Die Tatsache, dass weder TatAc noch TatAd von B.
subtilis in der Lage waren, tatA-, tatB- oder tatE-Mutationen in
E. coli zu komplementieren, und dass TatCd von B. subtilis nicht
in der Lage war, die E. coli tatC-Mutation zu komplementieren (unsere
unveröffentlichten
Beobachtungen), legt nahe, dass die TatC-determinierte Wegspezifität, wie in
den vorliegenden Untersuchungen beschrieben, auf spezifischen Wechselwirkungen
zwischen TatA- und
TatC-artigen Proteinen beruht. Wenn dies der Fall ist, implifiziert
dies, dass B. subtilis zwei parallele Wege für die Zwillingsarginin-Translokation
enthält,
wobei an einem das TatCd-Protein beteiligt ist. Wie in den vorliegenden
Untersuchungen gezeigt, scheint die TatCd-abhängige Translokation spezifisch
unter Bedingungen von Phosphat-Mangel aktiviert zu werden, vielleicht
mit dem alleinigen Zweck der Translokation von PhoD. Ähnlich zu
der Situation in B. subtilis können
parallele Wege für
die Zwillingsarginin-Translokation in anderen Organismen, wie Archaeoglobus fulgidus,
vorhanden sein, von dem gezeigt wurde, dass er zwei paraloge tatC-artige
Gene enthält
(Berks et al. (2000) Mol. Microbiol. 5, 260–274, und Klenk et al. (1997)
Nature 390, 364–370).
-
Zusätzliche
Arbeiten, die als Stütze
für die
vorliegende Erfindung durchgeführt
wurden, zeigen an, dass sowohl tatCd als auch tatCy TAT-Komponenten
und auch für
die Sekretion von anderen Genen verantwortlich sein können. In
der Tat beseitigt mit Bezug auf 6 eine tatCd-Deletion
die Sekretion von LipA vollständig. 6 legt
jedoch auch nahe, dass, obwohl tatCd die primäre Tat-Komponente ist, TatCy eine gewisse Rolle
bei der Sekretion von LipA spielt (obwohl nicht so stringent wie
TatCd).
-
Der
bakterielle Zwillingsarginin-Translokations- (Tat-) Weg ist kürzlich für PhoD von
Bacillus subtilis, einer ein Zwillingsarginin-Signalpeptid enthaltenden
Phosphodiesterase, beschrieben worden. Die Expression von phoD,
die als Antwort auf einen Phosphat-Mangel induziert wird, ist mit
der Expression des tatAd- und tatCd-Gen coreguliert, welche stromabwärts von
phoD lokalisiert sind. Während
tatCd von großer
Bedeutung für
die Sekretion von PhoD war, war die zweite Kopie eines tatC (tatCy)
für diesen
Prozess nicht erforderlich. Um die Spezifität des PhoD-Transports weiter
zu charakterisieren, wurde die Translokation von PhoD in E. coli untersucht.
Unter Verwendung von Genfusionen analysierten wir die spezielle
Rolle des Signalpeptids und der reifen Region von phoD beim Kanalisieren
des Transportwegs. Ein Hybrid-Protein, das aus dem Signalpeptid von
TEM-β-Lactainase
und reifem PhoD bestand, wurde Sec-abhängig
transportiert, was anzeigt, dass der reife Teil von PhoD keine Information
enthält,
welche den gewählten
Translokationsweg kanalisiert. prePhoD sowie aus dem Signalpeptid
von PhoD (SPphoD) und β-Galactosidase (LacZ) bestehendes
Fusionsprotein verblieben in Escherichia coli zytosolisch. So scheint
SPphoD nicht von E. coli-Transportsystemen
erkannt zu werden. Die Coexpression von B. subtilis-tatAd/Cd-Genen hatte
das Processing von SPphoD-LacZ und die periplasmatische
Lokalisation von LacZ zur Folge, was eine enge Substrat-Tat-Komponentenspezifität des PhoD-TatAd/Cd-Transportsystems
veranschaulicht. Während
die Blockade des Sec-abhängigen
Transports die Lokalisation von SPphoD-LacZ
nicht beeinflusste, waren die Translokation und das Processing vom
pH-Gradienten der zytosolischen Membran abhängig. Der TatAd/Cd-vermittelte
Transport von SPphoD-LacZ wurde in Abwesenheit von
E. coli-Tat-Proteinen beobachtet, was anzeigt, dass SPphoD-Peptide
und ihr übernommenes
TatAd/Cd-Proteinpaar
in E. coli ein autonomes Tat-System bilden. So besteht die minimale
Anforderung eines aktiven Tat-abhängigen Protein-Translokationssystems
aus einem Zwillingsarginin-Signalpeptid, das Tat-Substrat enthält, dessen
spezifischen TatA/C-Proteinen und dem pH-Gradienten über die
zytosolische Membran hinweg.
-
Die
folgenden Herstellungen und Beispiele werden angegeben, um den Fachmann
in die Lage zu versetzen, die vorliegende Erfindung klarer zu verstehen
und durchzuführen.
Sie sollten nicht als Beschränkung des
Bereichs der Ansprüche,
sondern lediglich als erläuternd
und repräsentativ
für dieselben
angesehen werden.
-
In
der experimentellen Offenbarung, die folgt, gelten die folgenden
Abkürzungen: Äq (Äquivalente);
M (molar); μM
(mikromolar); N (normal); Mol (Mol(e)); mMol (Millimol); μMol (Mikromol);
nMol (Nanomol); g (Gramm); mg (Milligramm); kg (Kilogramm); μg (Mikrogramm);
l (Liter); ml (Milliliter); μl
(Mikroliter); cm (Zentimeter); mm (Millimeter); μm (Micrometer); nm (Nanometer); °C (Grad Celsius);
h (Stunden); min (Minuten); s (Sekunden); ms (Millisekunden); DSC
(Dünnschichtchromatographie);
TY, Trypton/Hefe-Extrakt; Ap, Ampicillin; DTT, Dithiotreit; Em,
Erythromycin; HPDM, definiertes Medium mit hohem Phosphatgehalt;
IPG, immobilisierter pH-Gradient; IPTG, Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid;
Km, Kanamycin; LPDM, definiertes Medium mit niedrigem Phosphatgehalt;
MM, minimales Medium; OD, optische Dichte; PAGE, Polyacrylamidgelelektrophorese;
PCR, Polymerase-Kettenreaktion; Sp, Spectinomycin; SSM, Schaeffers
Sporulationsmedium; 2D, zweidimensional.
-
Beispiel 1
-
Identifikation von tat-Genen
von B. subtilis
-
Um
zu untersuchen, ob B. subtilis einen potentiellen Tat-Weg enthält, wurde
unter Verwendung der vollständigen
Sequenz des B. subtilis-Genoms (Kunst et al. (1997) Nature 390,
249–256)
eine Suche nach Homologen von E. coli-Tat-Proteinen durchgeführt. Zuerst zeigten Sequenz-Vergleiche,
dass B. subtilis drei paraloge Gene (d.h. yczB, ydiI und ynzA) enthält, die
Proteine mit einer Sequenzähnlichkeit
zu den drei Paralogen E. coli-TatA, -TatB- und -TatE-Proteinen spezifizieren.
Speziell zeigte das YdiI-Protein (57 Reste), das zu TatAy umbenannt
wurde, den höchsten
Grad an Sequenzähnlichkeit
mit dem E. coli-TatA-Protein
(58% identische Reste und konservative Ersetzungen); das YczB- Protein (70 Reste),
das zu TatAd umbenannt wurde, zeigte den höchsten Grad an Sequenzähnlichkeit
mit dem E. coli-TatB-Protein (54% identische Reste und konservative
Ersetzungen); und das YnzA-Protein (62 Reste), das zu TatAc umbenannt
wurde, zeigte den höchsten
Grad an Sequenzähnlichkeit
mit dem E. coli-TatB-Protein (53% identische Reste und konservative
Ersetzungen). Alle drei B. subtilis-Proteine wurden zu TatA umbenannt,
um mögliche
Fehlinterpretationen bezüglich ihrer
jeweiligen Funktionen zu vermeiden, die derzeit unbekannt sind.
Wie TatA, TatB und TatE von E. coli scheinen die drei TatA-Proteine
von B. subtilis eine Amino-terminale Membran-überspannende Domäne aufzuweisen
(1A), und es wird vorausgesagt, dass die Carboxyl-terminalen
Teile dieser Proteine in Richtung des Zytoplasmas liegen. Obwohl
TatAc, TatAd und TatAy von B. subtilis eine signifikante Ähnlichkeit
mit TatA, TatB und TatE von E. coli zeigen, wenn die Aminosäuresequenzen
dieser Proteine paarweise verglichen werden, ist nur eine begrenzte
Zahl von Resten in allen sechs Aminosäuresequenzen konserviert (17%
identische Reste und konservative Ersetzungen; 1A).
-
Zweitens
wurde gezeigt, dass B. subtilis im Gegensatz zu E. coli, die ein
einziges tatC-Gen enthält (10),
zwei paraloge tatC-artige Gene (d.h. ycbT und ydiJ) enthält. Das
YcbT-Protein (245 Reste), das zu TatCd umbenannt wurde, und das
YdiJ-Protein (254
Reste), das zu TatCy umbenannt wurde, zeigten eine signifikante Ähnlichkeit
mit dem E. coli-TatC-Protein (57% identische Reste und konservative
Ersetzungen in den drei ausgerichteten Sequenzen; 1B).
Wie TatC von E. coli weisen TatCd und TatCy von B. subtilis sechs
potentielle Transmembran-Segmente
auf (1B), und es wird vorausgesagt, dass die Amino-Termini
dieser Proteine in Richtung auf das Zytoplasma liegen (Daten nicht
gezeigt).
-
Im
Gegensatz zu E. coli, in dem das tatA-, tatB- und tatC-Gen ein einziges
Operon bilden, während das
tatE-Gen ein Monocistron ist (Sargent et al. (1998) EMBO J. 17,
3640–3650),
sind die tat Gene von B. subtilis an drei unterschiedlichen Chromosomen-Regionen
angeordnet. Zwei dieser Regionen enthalten benachbarte tatA- und
tatC-Gene, wobei das tatAd- und das tatAy-Gen unmittelbar stromaufwärts vom
tatCd- bzw. tatCy-Gen angeordnet sind (2). Bemerkenswerterweise
sind das tatAd- und das tatCd-Gen, die bei 24,4° auf dem auf dem B. subtilis-Chromosom
kartieren, unmittelbar stromabwärts
vom phoD-Gen angeordnet,
das ein sekretiertes Protein mit einem mutmaßlichen RR-Signalpeptid spezifiziert (Tabelle I).
Weiter sind das tatAy- und das TatCy-Gen bei 55,3° auf dem
B. subtilis-Chromosom innerhalb eines Genclusters mit unbekannter
Funktion angeordnet (2), und das tatAc-Gen ist bei
162,7° auf
dem B. subtilis-Chromosom angeordnet (Daten nicht gezeigt), unmittelbar
stromabwärts
vom cotC-Gen, das ein Sporenhüllen-Protein
spezifiziert (Donovan et al. (1987) J. Mol. Biol. 196, 1–10). Schließlich ist
ein tatD-artiges Gen, das als yabD bezeichnet wird, bei 4,1° auf dem
B. subtilis-Chromosom unmittelbar stromabwärts vom metS-Gen angeordnet,
welches eine Methionyl-tRNA-Synthetase
codiert (Daten nicht gezeigt).
-
Zusammengenommen
legen diese Beobachtungen stark nahe, dass B. subtilis einen tat-Weg
für die Translokation
von Proteinen mit RR-Signalpeptiden über die zytoplasmatische Membran
besitzt. Weiter legt die Beobachtung, dass das tatAd- und tatCd-Gen stromabwärts vom
phoD-Gen angeordnet sind, das ein Mitglied des pho-Regulons ist
(Eder et al. (1996) Microbiology 142, 2041–2047), nahe, dass das tatAd-
und das tatCd-Gen ausschließlich
unter Bedingungen von Phosphat-Mangel exprimiert werden könnten.
-
Beispiel 2
-
TatC-abhängige Sekretion
des PhoD-Proteins
-
Um
zu untersuchen, ob in B. subtilis ein aktiver Tat-Weg existiert,
wurden verschiedene Einfach- und Doppel-tatC-Mutanten konstruiert.
Zu diesem Zweck wurde das tatCd-Gen entweder mit einem Km-Resistenzmarker
unterbrochen oder es wurde unter die Kontrolle des IPTG-abhängigen Pspao-Promotors
des Plasmids pMutin2 gestellt, was die B. subtilis-Stämme ΔtatCd bzw.
ItatCd zum Ergebnis hatte (3, A und
B).
-
Ähnlich wurde
das tatCy-Gen entweder mit einem Sp-Resistenzmarker unterbrochen
oder es wurde unter die Kontrolle des IPTG-abhängigen Pspac- Promotors des Plasmids
pMutin2 gestellt, was die B. subtilis-Stämme ΔtatCy bzw. ItatCy zum Ergebnis
hatte (3, A und C). Doppel-tatCd-tatCy-Mutanten wurden durch
Transformieren der ΔtatCy-Mutante
mit chromosomaler DNA des ΔtatCd- oder ItatCd-Mutantenstamms konstruiert.
-
Tabelle
II führt
die verwendeten Plasmide und Bakterienstämme an. TY1-Medium
(Trypton/Hefe-Extrakt) enthielt Bacto-Trypton (1%), Bacto-Hefeextrakt
(0,5%) und NaCl (1%). Minimales Medium (MM) wurde hergestellt, wie
in Tjalsma et al. (1998) Genes Dev. 12, 2318–2331, beschrieben. Schaeffers
Sporulationsmedium (SSM) wurde hergestellt, wie in Schaeffer et
al. (1965) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 271, 5463–5467, beschrieben. Definiertes
Medium mit hohem Phosphatgehalt (HPDM) und niedrigem Phosphatgehalt
(LPDM) wurde hergestellt, wie in Müller et al. (1997) Microbiology
143, 947–956,
beschrieben. Um das anaerobe Wachstum zu testen, wurde S7-Medium
hergestellt, wie in van Dijl et al. (1991) J. Gen. Microbiol. 137, 2073–2083, und
van Dijl et al. (1991) Mol. Gen. Genet. 227, 40–48, beschrieben, und mit NaNO3 (0,2%) und Glycerin (2%) supplementiert.
Falls erforderlich, wurden die Medien für E. coli mit Ampicillin (Ap;
100 μg/ml), Erythromycin
(Em; 100 μg/ml),
Kanamycin (Km; 40 μg/ml)
oder Spectinomycin (Sp; 100 μg/ml)
supplementiert; die Medien für
B. subtilis wurden mit Ein (1 μg/ml),
Km (10 μg/ml),
Sp (100 μg/ml)
und/oder Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid
(IPTG; 100 μM)
supplementiert.
-
Die
Verfahren für
die DNA-Reinigung, -Restriktion, -Ligation, -Agarosegelelektrophorese
und die Transformation von E. coli wurden durchgeführt, wie
in Sambrook et al. (1989) Molecular Cloning: A laboratory Manual,
2. Aufl., Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY,
beschrieben. Die Enzyme waren von Roche Molecular Biochemicals.
B. subtilis wurde transformiert, wie in Tjalsma et al. (1997) J.
Bio. Chem. 272, 25983–25992
beschrieben. PCR (Polymerase-Kettenreaktion) wurde mit der Pwo-DNA-Polymerase
(New England Biolabs) durchgeführt,
wie in van Dijl et al. (1995) J. Biol. Chem. 270, 3611–3618, beschrieben.
-
Um
B. subtilis ItatCd zu konstruieren, wurde die 5'-Region des tatCd-Gens mittels PCR mit
den Primern JJ14bT (5'-CCC
AAG CTT ATG AAA GGG AGG GCT TTT TTG AAT GG-3'), der eine HindIII-Stelle enthält, und
JJ15bT (5'-GCG GAT
CCA AAG CTG AGC ACG ATC GG-3'),
der eine BamHI-Stelle enthält,
amplifiziert. Die amplifizierten Fragmenten wurden mit HindIII und
BamHI geschnitten und in die entsprechenden Stellen von pMutin2
kloniert (Vagner et al. (1998) Microbiol. 144, 3097–3104),
was pMICd1 zum Ergebnis hat. B. subtilis ItatCd wurde durch eine
Integration vom Campbell-Typ (Einfach-Crossover) von pMICd1 in die tatCd-Region des Chromosoms
erhalten.
-
Um
B. subtilis ItatCy zu konstruieren, wurde die 5'-Region des tatCy-Gens mittels PCR mit
den Primern JJ03iJ (5'-CCC
AAG CTT AAA AAG AAA GAA GAT CAG TAA GTT AGG ATG-3'), der eine HindIII-Stelle
enthält,
und JJ04iJ (5'-GCG
GAT CCA AGT CCT GAG AAA TCC G-3'),
der eine BamHI-Stelle enthält,
amplifiziert. Das amplifizierte Fragment wurde mit HindIII und BamHI
geschnitten und in die entsprechenden Stellen von pMutin2 kloniert,
was pMICy1 zum Ergebnis hatte. B. subtilis ItatCy wurde durch eine
Integration vom Campbell-Typ (Einzel-Crossover) von pMICy1 in die
tatCy-Region des Chromosoms erhalten.
-
Um
B. subtilis ΔtatCd
zu konstruieren, wurde das tatCd-Gen mittels PCR mit dem Primer
JJ33Cdd (5'-GGA
ATT CGT GGG ACG GCT ACC-3'),
der eine EcoRI-Stelle
und 5'-Sequenzen
von tatCd enthält,
und dem Primer JJ34Cdd (5'-CGG
GAT CCA TCA TGG GAA GCG-3'),
der eine BamHI-Stelle und 3'-Sequenzen von
tatCd enthält,
amplifiziert. Als nächstes
wurde das PCR-amplifizierte Fragment mit EcoRI und BamHI geschnitten
und in die entsprechenden Stellen von pUC21 ligiert, was pJCd1 zum
Ergebnis hatte. Das Plasmid pJCd2 wurde durch Ersatz eines inneren
BclI-AccI-Fragments des tatCd-Gens in pJCd1 durch einen von pDG792
abstammenden Km-Resistenzmarker erhalten, welcher von BamHI- und
ClaI-Restriktionsstellen flankiert war. Schließlich wurde B. subtilis ΔtatCd durch
ein Doppel-Crossover-Rekombinationsereignis zwischen dem unterbrochenen
tatCd-Gen von pJCd2
und dem chromosomalen tatCd-Gen erhalten.
-
Um
B. subtilis ΔtatCy
zu konstruieren, wurde das tatCy-Gen mittels PCR mit dem Primer
JJ29Cyd (5'-GGG
GTA CCG GAA AAC GCT TGA TCA GG-3'),
der eine KpnI-Stelle und 5'-Sequenzen
von tatCy enthielt, und dem Primer JJ30Cyd (5'-CGG
GAT CCT TTG GGC GAT AGC C-3'),
der eine BamHI-Stelle und 3'-Sequenzen von tatCy
enthielt, amplifiziert. Als nächstes
wurde das PCR-amplifizierte
Fragment mit KpnI und BamHI geschnitten und in die Asp718- und BamHI-Stelle
von pUC21 ligiert, was pJCy1 zum Ergebnis hatte. Das Plasmid pJCy2
wurde durch Ligieren eines von pDG1726 abstammenden Sp-Resistenzmarkers,
der von PsfI-Restriktionsstellen flankiert war, in die einzige PsfI-Stelle
des tatCy-Gens in pJCy1 erhalten. Schließlich wurde B. subtilis ΔtatCy durch
ein Doppel-Crossover-Kombinationsereignis zwischen dem unterbrochenen
tatCy-Gen von pJCy2 und dem chromosomalen tatCy-Gen erhalten.
-
Doppel-tatCd-tatCy-Mutanten
wurden durch Transformieren der ΔtatCy-Mutante
mit chromosomaler DNA des ΔtatCd-
oder ItatCd-Mutantenstamms konstruiert. Die korrekte Integration
von Plasmiden oder Resistenzmarkern in das Chromosom von B. subtilis
wurde durch Southern-Blotting verifiziert. Der BLAST-Algorithmus
(Altschul et al. (1997) Nucleic Acids Res. 25, 3389–3402) wurde
für Proteinvergleiche
in GenBank verwendet. Die Proteinsequenz-Alignments wurden mit dem
ClustalW-Programm (Thompson et al. (1994) Nucleic Acids Res. 22,
4673–4680)
unter Verwendung der Blosum-Matrizen oder der Version 6.7 des PCGene
Analysis Program (Intelligenetics Inc.) durchgeführt. Mutmaßliche Transmembran-Segmente
und deren Membran-Topologien wurden mit dem TopPred2-Algorithmus
(Sipos et al. (1993) Eur. J. Biochem. 213, 1333–1340, und Cserzo et al. (1997)
Protein Eng. 10, 673–676)
vorhergesagt.
-
Kompetenz
und Sporulation – Die
Kompetenz für
eine DNA-Bindung und -Aufnahme wurde durch Transformation mit Plasmid-
oder chromosomaler DNA bestimmt (Bron et al. (1972) Mutat. Res.
15, 1–10).
Die Sporulationseffizienz wurde durch Züchten in SSM-Medium über Nacht,
Abtöten
der Zellen mit 0,1 Volumina Chloroform und anschließendes Plattieren
bestimmt.
-
Western-Blot-Analyse
und Immundetektion – Um
PhoB und PhoD zu detektieren, wurden B. subtilis-Zellen durch Zentrifugation
(2 min, 14.000 U/min, Raumtemperatur) von dem Wachstumsmedium abgetrennt.
Proteine im Wachstumsmedium wurden 20-fach nach Fällung mit
Trichloressigsäure
konzentriert, und Proben für
die SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (PAGE) wurden hergestellt,
wie zuvor von Laemmli, U. K. (1970) Nature 227, 680–685, beschrieben.
Nach Auftrennung durch SDS-PAGE wurden die Proteine auf eine Nitrocellulosemembran
(Schleicher und Schüll) übertragen,
wie in Towbin et al. (1979) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 76, 4350–4354, beschrieben.
PhoB und PhoD wurden mit spezifischen Antikörpern (Müller, J. P. und Wagner, M.
(1999) FEMS Microbiol. Lett. 180, 287–296) und alkalische Phosphatase-konjugierten
Ziege-anti-Kaninchen-Antikörpern (SIGMA)
gemäß den Anweisungen
des Herstellers sichtbar gemacht.
-
Zweidimensionale
(2D-) Gelelektrophorese von sekretierten Proteinen. B. subtilis-Stämme wurden
unter heftigem Bewegen bei 37°C
in 1 Liter eines synthetischen Mediums (Antelmann et al. (1997)
J. Bacteriol. 179, 7251–7256,
und Antelmann et al. (2000) J. Bacteriol. im Druck) gezüchtet, das
0,16 mM KH2PO4 zur
Induktion einer Phosphat-Mangel-Antwort enthielt. Eine Stunde nach
der exponentiellen Vermehrung wurden die Zellen durch Zentrifugation
von dem Wachstumsmedium abgetrennt. Die sekretierten Proteine in
dem Wachstumsmedium wurden über
Nacht mit eiskalter 10%-iger Trichloressigsäure gefällt und durch Zentrifugation (40.000
g, 2 h, 4°C)
gesammelt. Das Pellet wurde dreimal mit 96%-igem Ethanol gewaschen,
getrocknet und in 400 μl
Rehydratationslösung
resuspendiert, die 2 M Thioharnstoff, 8 M Harnstoff, 1% Nonidet
P40, 20 mM DTT und 0,5% Pharmalyte (pH 3–10) enthielt. Die Zellen wurden
durch Beschallung aufgebrochen, wie in Eymann et al. (1996) Microbiology
142, 3163–3170,
beschrieben, und die zellulären
Proteine wurden in Rehydratationslösung resuspendiert, wie oben
beschrieben. Proben von sekretierten oder zellulären Proteinen in Rehydratationslösung wurden
für das
Wiederaufquellan von Streifen mit immobilisiertem pH-Gradienten
(IPG) (pH-Bereich 3–10)
verwendet. Als nächstes
wurde die Proteinauftrennung in den IPG-Streifen (Elektrophorese in
der ersten Dimension) durchgeführt,
wie vom Hersteller (Amersham Pharmacia Biotech) empfohlen. Die Elektrophorese
in der zweiten Dimension wurde durchgeführt, wie in Bernhardt et al.
(1997) Microbiology 143, 999–1017,
beschrieben. Die resultierenden 2D-Gele wurden mit Silbernitrat
(Blum et al. (1987) Electrophoresis 8, 93–99) oder Comassie-Brilliant-Blau
R250 angefärbt.
-
Protein-Identifikafion.
Der tryptische Verdau von Proteinen im Gel, aufgetrennt durch 2D-Gelelektrophorese,
wurde unter Verwendung einer Peptid-Sammlungsvorrichtung (Otto et al. (1996)
Electrophoresis 17, 1643–1650)
durchgeführt.
Für diesen
Zweck wurden 0,5 μl
Peptid-Lösung
mit einem gleichen Volumen an gesättigter α-Cyano-4-hydroxyzimtsäure-Lösung in
50%-igem Acetonitril und 0,1% Trifluoressigsäure gemischt. Die resultierende
Mischung wurde auf die Proben-Matrix eines Matrix-unterstützten Laser-Desorptions/Ionisations-Massenspektrometers
(Voyager DE-STR, PerSeptive Biosystems) aufgetragen. Peptidmassen-Fingerabdrücke wurden
unter Verwendung von "MS-it"-Software analysiert,
die von Baker und Clausner über http.//prospector.ucsf.edu
geliefert wurde.
-
Die
Tatsache, dass Doppel-tatCd-tatCy-Mutanten erhalten werden konnten,
zeigt, dass die TatC-Funktion für
die Lebensfähigkeit
von B. subtilis nicht wesentlich ist, zumindest nicht, wenn die
Zellen aerobisch in TY oder minimalem Medium bei 37°C oder anaerobisch
im S7-Medium, das mit NaNO3 (0,2%) und Glycerin (2%)
supplementiert ist, bei 37°C
gezüchtet
werden (Daten nicht gezeigt). Weiter inhibierte die ΔtatCd-ΔtatCy-Doppelmutation
nicht die Entwicklung von Kompetenz für die DNA-Bindung und -Aufnahme, die
Sporulation und die anschließende
Sporenkeimung (Daten nicht gezeigt), was zeigt, dass diese primitiven Entwicklungsprozesse
die TatC-Funktion nicht erfordern.
-
Die
Auswirkungen von Einzel- und Doppel-tatC-Mutationen auf die Proteinsekretion über den
Tat-Weg wurden unter Verwendung von PhoD als nativem Reporter-Protein
untersucht. Zu diesem Zweck wurden tatC-Mutantenstämme unter
Bedingungen des Phosphat-Mangels unter Verwendung von LPDM-Medium
gezüchtet.
Wie durch Western-Blotting gezeigt, war die Sekretion von PhoD in
dem ΔtatCd-Mutantenstamm
und der ΔtatCd-ΔtatCy-Doppelmutante
stark verrin gert, wogegen sie im ΔtatCy-Mutantenstamm
nicht beeinflusst oder sogar verbessert wurde (4A).
Im Gegensatz wurde die Sekretion der alkalischen Phosphatase PhoB, die
von dem Haupt- (Sec-) Weg für
die Proteinsekretion abhängt
(49), in den tatC-Mutanten von B. subtilis nicht beeinflusst (4B).
Bemerkenswerterweise waren in einigen Experimenten sehr geringe
Mengen an PhoD im Wachstumsmedium von B. subtilis ΔtatCd nachweisbar
(Daten nicht gezeigt), aber niemals in demjenigen von ΔtatCd-ΔtatCy- oder
ItatCd-ΔtatCy-Doppelmutanten (4, A und C). Wie mit dem B. subtilis-ItatCd-ΔtatCy-Doppelmutantenstamm
beispielhaft aufgezeigt, enthielten die Zellen aller tatC-Mutantenstämme ähnliche
Mengen an prePhoD, die mit jenen im Elternstamm 168 vergleichbar
waren (4C; Daten nicht gezeigt). Schließlich zeigte
die 2D-Gelelektrophorese
von Proteinen im Medium von bezüglich
Phosphat ausgehungerten Zellen von B. subtilis ΔtatCd-ΔtatCy oder des Elternstamms
168, dass PhoD das einzige Protein ist, dessen Sekretion nachweisbar
durch die doppelte tatC-Mutation unter den Bedingungen von Phosphat-Mangel
nachweisbar ist (5). Wie erwartet, wurde die
Sekretion von Proteinen, denen ein RR-Signalpeptid fehlt, wie der
Glycerophosphoryldiester-Phosphodiesterase GlpQ, der Pectat-Lyase Pel, der alkalischen Phosphatasen
PhoA und PhoB, des Phosphat-bindenden
Proteins PstS, der geringfügeren
extrazellulären
Serin-Protease Vpr, des PBSX-Prophagen-Proteins XkdE und des Proteins
YncM mit unbekannter Funktion, durch die doppelte tatC-Mutation
nicht signifikant beeinflusst. Überraschenderweise
wurde jedoch die Sekretion des YdhF, eines Proteins mit unbekannter
Funktion, das ein potentielles RR-Signalpeptid aufweist (Tabelle I),
ebenfalls nicht durch die Unterbrechung von tatCd und tatCy beeinflusst
(5). In Einklang mit den obigen Beobachtungen konnten
mittels 2D-Gelelektrophorese keine Unterschiede zwischen den zellulären Protein-Genom-Wechselwirkungen
von B. subtilis ΔtatCd-ΔtatCy und
dem Elternstamm 168 nachgewiesen werden (Daten nicht gezeigt).
-
Zusammenfassend
zeigen diese Ergebnisse, dass in B. subtilis ein aktiver Tat-Weg existiert und
dass TatCd eine kritische Rolle bei der Sekretion von PhoD spielt.
-
Beispiel 3
-
Expression
von tatCd- und tatCy-Genen
-
Um
die Expression der tatCd- und tatCy-Gene zu untersuchen, wurden
die transkriptionellen tatCd-lacZ- und tatCy-lacZ-Genfusionen, die
in B. subtilis ItatCd und ItatCy vorhanden waren, verwendet.
-
Enzymaktivitätsassays – Der Assay
und die Berechnung von β-Galactosidase-Einheiten (ausgedrückt als
Einheiten pro OD600) wurden ausgeführt, wie in Miller, J. H. (1982)
Experiments in Molecular Biology, Cold Spring Harbor Laboratory
Press, Cold Spring Harbor, NY, beschrieben. Übernachtkulturen wurden in
frischem Medium 100-fach verdünnt
und Proben wurden in stündlichen
Zeitabständen
für OD600-Ablesungen
und β-Galactosidase-Aktivitätsbestimmungen
entnommen. Die Induktion der Phosphat-Mangel-Reaktion wurde durch
alkalische Phosphatase-Aktivitätsbestimmungen überwacht,
wie in Hulett et al. (1990) J. Bacteriol. 172, 735–740, beschrieben.
-
Wie
erwartet, konnte nach einem Mediumwechsel von Medium mit hohem Phosphat-Gehalt
(HPDM) zu einem mit niedrigem Phosphat (LPDM), um eine Phosphat-Mangel-Reaktion
zu induzieren, in B. subtilis ItatCd eine tatCd-Transkription beobachtet werden. In
diesem Stamm wurden relativ niedrige, aber konstante Niveaus von β-Galactosidase-Produktion
innerhalb eines Zeitraums von vier Stunden nach dem Wechsel zu LPDM-Medium
erreicht, während
in dem Ausgangsstamm 168 (keine lacZ-Genfusion vorhanden; Tabelle
II) keine β-Galactosidase-Produktion
nachweisbar war. Wenn Zellen von B. subtilis ItatCD in minimalem
(MM)-, Sporulations (SSM)- oder Trypton/Hefeextrakt (TY)-Medium,
von denen keines eine Phosphat-Mangel-Reaktion induziert, kultiviert
wurden, war im Gegensatz dazu keine Transkription des tatCd-Gens
detektierbar; unter diesen Bedingungen waren die β-Galactosidase-Spiegel
in Zellen von B. subtilis ItatCd ähnlich zu jenen des Ausgangsstamms
168. Mit B. subtilis ItatCy wurden vollständig unterschiedliche Ergebnisse
erhalten: das tatCy-Gen wurde in allen getesteten Kulturmedien transkribiert
und bemerkenswerterweise war die Transkription von tatCy in LPDM-Medium
viel höher
als jene des tatCd-Gens (Tabelle III). Im Gegensatz zu dem tatCd-Gen wurden
die höchsten
Niveaus von tatCy-Transkription in MM- und TY-Medium beobachtet,
während
die niedrigsten Niveaus von tatCy-Transkription in SSM-Medium beobachtet
wurden (Tabelle III). Als Schlussfolgerung zeigen diese Feststellungen,
dass tatCd nur unter Bedingungen eines Phosphat-Mangels transkribiert
wird im Gegensatz zu tatCy das unter allen getesteten Bedingungen
transkribiert wird.
-
Beispiel 4
-
PhoD wird in E. coli nicht
transportiert
-
Plasmide,
Bakterienstämme
und Medien – Tabelle
5 führt
die verwendeten Plasmide und Bakterienstämme auf. TY-Medium (h-yptone
(Trypton)/Hefeextrakt) enthielt Bacto-wiptone (Baktotrypton) (1%),
Bakto-Hefeextrakt (0,5%) und NaCl (1%). Für Pulse-Chase-Markierungsexperimente
wurde M9-Minimalmedium hergestellt, wie beschrieben (Miller et al.
(1992) Suppression of the growth and export defects of an Escherichia
coli secA(Ts) mutant by a gene cloned from Bacillus subtilis. Mol.
Gen. Genet. 235, 89–96).
Sofern erforderlich, wurden Medien mit Ampicillin (100 μg/ml), Kanamycin
(40 μg/ml),
Chloramphenicol (20 μg/ml),
Tetracyclin (12,5 μg/ml),
Arabinose (0,2%), Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid
(IPTG; 100 μM),
Nigericin (1 μM) und/oder
Natriumazid (3 mM) supplementiert. [35S]-Methionin
stammte von Hartman Analytic (Braunschweig, Deutschland), [14C]-markierter Molekulargewichtsmarker von
Amersham International (Amersham, Bucks, Vereinigtes Königreich).
-
DNA-Techniken – Verfahren
für die
DNA-Reinigung, -Restriktion, -Ligation, Agarosegelelektrophorese und
Transformation von E. coli wurden durchgeführt, wie in Sambrook et al.
beschrieben. Restriktionsenzyme stammten von MBI Fermentas. Die
PCR (Polymerase-Kettenreaktion) wurde mit VENT-DNA-Polymerase (New England
Biolabs) ausgeführt.
-
Um
pAR3phoD zu konstruieren, wurde das phoD-Gen einschließlich dessen
Ribosomenbindungsstelle aus dem Chromosom des B. subtilis-Stammes
168 durch PCR unter Verwendung des Primers P1 (5'-GAG GAT CCA TGA GGA GAG AGG GGA TCT
TGA ATG GCA TAC GAC-3'),
welcher eine BamHI-Stelle enthielt, und des Primers P2 (5'-CGA TCC TGC AGG
ACC TCA TCG GAT TGC-3'),
welcher eine PstI-Stelle enthielt, amplifiziert. Das amplifizierte
Fragment wurde mit BamHI und PstI geschnitten und in die entsprechenden
Stellen von pAR3 kloniert. Das resultierende Plasmid pAR3phoD ermöglichte
die durch Arabinose induzierbare Expression von Wildtyp-phoD in
E. coli.
-
Um
eine Genfusion zwischen bla- und phoD-Genen zu konstruieren, wurde
keine Signalsequenz aufweisendes phoD unter Verwendung des Primers
P3 (5'-GTA GGA TCC
GCG CCT AAC TTC TCA AGC-3'), welcher
eine BamHI-Stelle enthielt, und des Primers P2, welcher eine PstI-Stelle
enthielt, amplifiziert. Das amplifizierte Fragment wurde mit BamHI
und PstI geschnitten und in die entsprechenden Stellen von pUC19
kloniert, was zu dem Plasmid pUC19'phoD führte. Als nächstes wurde die 5'-Region von TEM-β-Lactamase,
welche deren Signalsequenz codierte, aus dem Plasmid pBR322 durch
PCR mit dem Primer B1 (5'-ATA
GAA TTC AAA AAG GAA GAG TAT G-3'),
welcher eine EcoRI-Stelle enthielt, und dem Primer B2 (5'-CTG GGG ATC CAA
AAA CAG GAA GGC-3'),
welcher eine BamHI-Stelle enthielt, amplifiziert. Das amplifizierte
PCR-Fragment wurde mit BamHI und EcoRI geschnitten und in mit den
gleichen Restriktionsenzymen geschnittenen pUC19'phoD inseriert, was zu dem Plasmid pUC19bla-phoD führte. Für eine leichte
Selektion von rekombinanten Klonen wurde das Plasmid pOR124, welches
ein Tetracyclin-Resistenzgen enthielt, 3' von der bla-phoD-Genfusion unter Verwendung einer
einmalig vorkommenden PstI-Stelle inseriert. Aus dem resultierenden
Plasmid pUC19bla-phoD-Tc wurde ein EcoRI-BglII-Fragment, welches bla-phoD und
das Tetracyclin-Resistenzgen von pOR124 enthielt, isoliert und in
mit EcoRI und BamHI geschnittenen pMUTIN2 inseriert. Bei dem Plasmid
pMutin2bla-phoD steht die bla-phoD-Genfusion unter der Kontrolle
des durch IPTG induzierbaren PSPAC-Promotors.
-
Um
eine aus der Signalsequenz von phoD und lacZ bestehende Genfusion
zu konstruieren, wurde ein DNA-Fragment, welches das Signalpeptid
von PhoD und die Translationsstartstelle von phoD codierte, durch PCR
mit dem Primer P1, welcher eine BamHI-Stelle enthielt, und dem Primer
P4 (5'-GAG AAG GTC
GAC GCA GCA TTT ACT TCA AAG GCC CC-3'), welcher eine SalI-Stelle enthielt,
amplifiziert und in die entsprechenden Stellen von pOR124 inseriert,
was zu dem Plasmid pOR124phoD' führte. Als
nächstes
wurde das lacZ-Gen, welchem neun 5'-terminale Codons fehlten, unter Verwendung
des Primers L1 (5'-ACC
GGG TCG ACC GTC GTT TTA CAA CG-3'),
welcher eine SalI-Stelle enthielt, und des Primers L2 (5'-GGG AAT TCA TGG
CCT GCC CGG TT-3'),
welcher eine EcoRI-Stelle
enthielt, amplifiziert und nachfolgend in die entsprechenden Stellen
von pOR124phoD inseriert. Das resultierende Plasmid pOR124phoD-lacZ
wurde mit BamHI linearisiert und in mit BglII geschnittenen pAR3
inseriert. Das resultierende Plasmid pAR3phoD-lacZ ermöglicht die
durch Arabinose induzierbare Expression der phoD-lacZ-Genfusion.
-
Um
ein Plasmid zu erhalten, welches eine induzierbare Überexpression
von tatAd tatCd von
B. subtilis vermittelt, wurde die DNA-Region, die diese Gene einschließlich ihrer
Ribosomenbindungsstellen enthielt, durch PCR mit dem Primer T1 (5'-CAA GGA TCC CGA
ATT AAG GAG TGG-3'),
welcher eine BamHI-Stelle enthielt, und dem Primer T2 (5'-GGT CTG CAG CTG
CAC TAA GCG GCC GCC-3'), welcher eine PstI-Stelle enthielt,
amplifiziert. Das amplifizierte Fragment wurde mit BamHI und PstI
geschnitten und in die entsprechenden Stellen von pQE9 (QIAGEN)
kloniert, was zu pQE9tatAd/Cd führte.
-
Um
TG1 ΔtatABCDE
zu erhalten, wurden die Plasmide pFAT44 und nachfolgend pFAT126,
welche im Leseraster erfolgende Deletionen der E. coli-tatE- bzw.
tatABCD-Gene aufwiesen, in das Chromosom von TG1 transferiert, wie
beschrieben. Der mutierte Stamm TG1 ΔtatABCDE wurde phänotypisch
durch einen Septenbildungs-Phänotyp
der mutierten Zellen, Überempfindlichkeit
gegen SDS und Resistenz gegenüber
P1-Phagen, wie beschrieben (Stanley et al. (2001) Escherichia coli
strains blocked in Tat-dependent protein export exhibit pleiotropic
defects in the cell envelope. J. Bacteriol. 183, 139–144), verifiziert.
-
SDS-PAGE
und Western-Blot-Analyse – SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese
(SDS-PAGE) wurde ausgeführt,
wie von Laemmli (Laemmli, U. K. (1970) Cleavage of structural proteins
during assembly of the head of bacteriophage T4. Nature 227, 680–685) beschrieben.
Nach Auftrennung durch SDS-PAGE wurden Proteine auf eine Nitrocellulosemembran
(Schleicher und Schüll)
transferiert, wie von Towbin et al. (Towbin et al. (1979) Electrophoretic
transfer of proteins from polyacrylamide gels to nitrocellulose
sheets: procedure and some applications. Proc. Natl. Acad. Sci.
USA, 76, 4350–4354)
beschrieben. Proteine wurden unter Verwendung von spezifischen Antikörpern gegen
PhoD (16), LacZ (5PRIME-3PRIME,
Boulder, USA) und SecB (Laborsammlung) und von alkalische Phosphatase-konjugierten
Ziege-anti-Kaninchen-Antikörpern
(SIGMA) gemäß den Anweisungen
des Herstellers sichtbar gemacht.
-
Protein-Chase-Experimente,
Immunpräzipitation
und Proteinquantifizierung-Pulsmarkierungsexperimente
von E. coli-Stämmen
wurden ausgeführt,
wie bereits früher
beschrieben (Mililer et al. (1992) Suppression of the growth and
export defects of an Escheitchia coli secA(Ts) mutant by a gene
cloned from Bacillus subtilis. Mol. Gen. Genet. 235, 89–96). Kulturen
wurden mit 100 μCi
[35S]-Methionin
pulsmarkiert, mit unmarkiertem Methionin der Chase-Phase unterzogen,
und Proben wurden zu den angegebenen Zeitpunkten entnommen, unverzüglich gefolgt
von einer Ausfällung
mit Trichloressigsäure
(0°C). Nach
der Zelllyse wurden Proteine mit spezifischen Antikörpern gegen
PhoD (Miller, J. P. und Wagner, M. (1999) Localisation of the cell wall-associated
phosphodiesterase PhoD of Bacillus subtilis. FEMS Microbiol. Lett,
180, 287–296)
oder β-Lactamase
und β-Galactosidase
(5PRIME-3PRIME, Boulder, USA) ausgefällt. Relative Radioaktivitätsmengen wurden
unter Verwendung eines Phospholmager (Fuji) und der damit kombinierten
Bildanalyse-Software PC-BAS abgeschätzt.
-
In-vivo-Protease-Kartierung – Eine In-vivo-Protease-Kartierung
wurde gemäß Kiefer
et al. (EMBO J. (1997) 16, 2197–2204)
durchgeführt.
Für die
Sphäroblastenbildung
wurden Zellen in TY-Medium bis zur exponentiellen Vermehrung kultiviert.
Für die
Induktion der Genexpression wurde das Medium mit Arabinose (0,2%) und/oder
IPTG (1 mM) 60 min ergänzt.
Nach der Sphäroblastenbildung
wurden die Zellen mit Proteinase K (SIGMA) behandelt, mit Proteinase
K und Triton X-100 behandelt oder blieben unbehandelt. Die Detektion
von zytosolischem SecB enthüllte
die Proteinase K-Resistenz von nicht mit Triton X-100 behandelten
Sphäroblasten.
-
Bestimmung
der β-Galactosidaseaktivität – Der Assay
und die Berechnung von β-Galactosidase-Einheiten
(ausgedrückt
als Einheiten pro OD600) wurden, wie von
Miller ((1972) Experiments in molecular genetics. Cold Spring Harbor
Laboratory, Cold Spring Harbor, N. Y.) beschrieben, unter Verwendung
von 2-Nitrophenyl-β-D-galactopyranosid
(ONPG, Serva) ausgeführt.
Die enzymatische Aktivität
des Überstands
von mit Lysozym behandelten Sphäroblasten
reflektierte den periplasmatischen Raum. Die mit den Sphäroblasten
assoziierte Aktivität
repräsentierte
die zytosolische und an die Zytoplasmamembran gebundene Aktivität.
-
PhoD
wird in E. coli nicht transportiert – Das anfängliche Ziel bestand darin,
zu testen, ob PhoD durch den Tat-Weg in E. coli exportiert werden
könnte.
Zu diesem Zweck stellten wir die dieses Peptid codierende (DNA)
unter die Kontrolle des PBAD-Promotors von
Salmonella typhimurium, welcher auf dem Plasmid pAR3 lokalisiert
war. Das resultierende Plasmid erlaubte die durch Arabinose induzierbare
enzymatisch aktive Produktion von PhoD in E. coli TG1 (Daten nicht
gezeigt). Da Phosphodiesterase für
die Zellphysiologie von E. coli hochgradig toxisch ist, stoppte
die Zellvermehrung unverzüglich
nach der Induktion der phoD-Expression. Um
den Transport von PhoD in E. coli TG1 (pARphoD) zu quantifizieren,
wurden Pulse-Chase-Experimente ausgeführt. Wie in 8 gezeigt,
wurde sogar nach 60 min Chase kein Processing des Wildtyp-prePhoD
beobachtet, was anzeigt, dass prePhoD durch die E. coli-Tat-Maschinerie
nicht transloziert wurde. Die Lokalisierung von PhoD wurde ferner
durch In-vivo-Protease-Kartierung
lokalisiert. Wie in 8 gezeigt, war
prePhoD für
Proteinase K auf der Außenseite
der zytosolischen Membran nicht zugänglich, was zeigt, dass PhoD
in E. coli TG1 (pARphoD) in einer zytosolischen Lokalisierung verbleibt.
-
PhoD
kann über
den Sec-abhängigen
Proteintranslokationsweg transportiert werden – Das Fehlen eines prePhoD-Processing
in E. coli könnte
auf eine ineffiziente Erkennung des Signalpeptids von PhoD durch die
E. coli-Tat-Maschinerie
oder auf die Natur des reifen Teils des PhoD-Peptids zurückzuführen sein.
Dieses B. subtilis-Protein könnte
unerwartete Faltungseigenschaften oder die Notwendigkeit für Cofaktoren,
die in E. coli nicht vorhanden sind, aufweisen. Um diese Frage anzusprechen,
wurde die das reife PhoD-Peptid codierende DNA mit der Region fusioniert,
welche das Signalpeptid von TEM-β-Lactamase
(SPBla) codiert. Die resultierende Genfusion
wurde in den pMUTIN2-Vektor kloniert, welcher einen IPTG-induzierbaren
PSPAC-Promotor enthielt, was die Synthese
des SPBla-PhoD-Peptids ermöglichte.
Der Transport und das Processing dieses Fusionsproteins wurden durch
Immunblotting von Gesamtzellextrakten des E. coli-Stamms TG1 (pMUTIN2bla-phoD)
analysiert. Wie in 8A, Bahn 2, gezeigt, wurde SPBla PhoD vollständig in ein Protein mit einem
Molekulargewicht von reifem PhoD umgewandelt, was den effizienten
Transport des Proteins anzeigt. Um den für die SPBla-PhoD-Translokation
verwendeten Exportweg zu erhellen, wurde der Sec-abhängige Transport
selektiv durch die Hinzufügung
von Natriumazid (3 mM) gehemmt. Während die Anwesenheit von Natriumazid
die Umwandlung von SPBla-PhoD zu PhoD vernichtete,
verzögerte
die Hinzufügung
von Nigericin das Processing von SPBla-PhoD
nicht (8A, Bahnen 3 und 4). Um die
Sec-Abhängigkeit
des SPBla-PhoD-Transports detaillierter
zu analysieren, wurde die Expression von bla-phoD in E. coli TG1 (pMUTIN2bla-phoD)
in Anwesenheit oder Abwesenheit von Natriumazid induziert, mit [35S]-Methionin pulsmarkiert, und PhoD wurde
nachfolgend immunpräzipitiert. 8B zeigt
die Kinetik der Umwandlung von SPBla-PhoD
zu reifem PhoD. Die Anwesenheit von Natriumazid verzögerte die
Reifung von SPBla-PhoD signifikant (8C). Diese Daten zeigen, dass PhoD in
E. coli Sec-abhängig
transportiert werden kann. Folglich kann geschlossen werden, dass
das Signalpeptid-lose PhoD-Peptid nicht die Exportroute einschlägt und einen effizienten
Transport oder ein effizientes Processing nicht verhindert.
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Das
Signalpeptid von PhoD kann den Transport von LacZ in E. coli-Wildtypzellen
nicht vermitteln – Es ist
gezeigt worden, dass Signalpeptide, die ein Zwillingsarginin-Motiv
enthalten, den Transport von heterologen Proteinen über die
Tat-abhängige Translokationsroute
vermitteln können
(in einer Übersicht
dargestellt in Wu et al. (2000) Bacterial twin-arginine signal peptide-dependent
protein translocation pathway: evolution and mechanism. J. Mol.
Microbiol. Biotechnol. 2, 179–189).
Das Signalpeptid der E. coli-TMAO-Reduktase (TorA) ist erfolgreich
verwendet worden, um den Tat-abhängigen
Transport des thylakoidalen Proteins 23K, der Glucose-Fructose-Oxidoreduktase
GFOR von Zymomonas mobilis und des grünen fluoreszierenden Proteins
GFP zu vermitteln. Andere Berichte gaben an, dass Tat-Signalpeptide
die Spezifität
des Tat-abhängigen
Transports bestimmen könnten
(Wu, a.a.O.). So konnte GFOR in E. coli nicht transloziert werden
(28).
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Um
zu testen, ob das Signalpeptid von PhoD durch die E. coli-Tat-Maschinerie
erkannt wird und den Transport eines Proteins in E. coli vermitteln
könnte,
konstruierten wir eine Genfusion, bestehend aus der die 56 Aminosäurereste
des PhoD-Signalpeptids (SPPhoD) codierenden
Region und dem lacZ-Gen, welches β-Galactosidase als
Reporter-Protein codiert. Das Genhybrid wurde in das Plasmid pAR3
inseriert, was zu dem Plasmid pAR3phoD-lacZ führte. Eine Induktion der Produktion
des SPPhoD-LacZ-Fusionsproteins in E. coli
TG1 führte
zu LacZ+-Kolonien
(Daten nicht gezeigt). Folglich tritt in E. coli eine korrekte Faltung
und Tetramerisierung des Peptids als Voraussetzung für dessen
Aktivität
auf.
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Um
zu analysieren, ob das Signalpeptid von PhoD eine Translokation
von LacZ in eine extrazytosolische Lage vermitteln könnte, wurde
die enzymatische Aktivität
von LacZ in E. coli TG1 (pAR3phoD-lacZ) überwacht. Wie in Tabelle II
gezeigt, verblieb die Hauptmenge der LacZ-Aktivität im Zytosol
oder in der zytosolischen Membran. Da ein Fehlen von enzymatischer
LacZ-Aktivität
ein Ergebnis einer ineffizienten Faltung anstelle eines fehlenden
Transports sein könnte,
untersuchten wir als nächstes
die Lokalisierung von LacZ durch Verwendung einer In-vivo-Protease-Kartierung.
Wie in 9A gezeigt, konnte kein Processing
von SPPhoD-LacZ beobachtet werden. Das SPPhoD-LacZ-Fusionsprotein war in Sphäroblasten
einem Proteaseverdau nicht zugänglich.
Wenn die Sphäroblasten
durch die Hinzufügung
von Triton X-100 zerstört
wurden, wurde das unprozessierte SPPhoD-LacZ-Protein
Protease-empfindlich (9A, Bahn 3). Die Verlässlichkeit
der Methode wurde durch Verwendung des zytosolischen Proteins SecB
als interne Kontrolle verifiziert (9A). In
Sphäroblasten
war SecB gegen Proteinase K resistent, wurde aber nach Solubilisierung
der Sphäroblasten
mit Triton X-100 verdaut.
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Der
Export des SPPhoD-LacZ-Fusionsproteins in
E. coli erfordert die Anwesenheit der B. subtilis-TatAd- und
-TatCd-Transportkomponenten – Die oben
gezeigten Daten zeigen an, dass das Tat-System von E. coli den Transport
von prePhoD oder des SPPhoD-lacZ-Fusionsproteins
nicht vermittelt. Das Fehlen einer Translokation könnte auf
die Notwendigkeit von zusätzlichen
Komponenten für
die Translokation von PhoD, die nur in B. subtilis vorhanden sind,
oder auf die Spezifität
der Erkennung von PhoD als einem Tat-abhängigen Substrat zurückzuführen sein.
Unsere frühere
Beobachtung, dass nur das TatCd-Protein,
nicht aber die zweite Kopie von TatC den Tat-abhängigen Transport in B. subtilis
vermitteln konnte, war ein erster Hinweis auf eine spezifische Erkennung
von prePhoD. Um diese Hypothese zu testen, wurde das B. subtilis-tatAd/Cd-Genpaar ausgehend
von dem Chromosom von B. subtilis amplifiziert und unter der Kontrolle
des IPTG-induzierbaren Promotors von pQE9 (QIAGEN) inseriert. Mit
dem resultierenden Plasmid pQE9tatAd/Cd und dem Repressorplasmid pREP4 wurden E.
coli TG1 (pARphoD) und TG1 (pARphoD-lacZ) transformiert.
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Um
die Wirkung von TatAd/Cd-Proteinen
auf die Lokalisation von PhoD zu untersuchen, wurde die Expression
von phoD wie auch von tatAd/Cd in
dem Stamm TG1 (pARphoD, pREP4, pQE9tatAd/Cd) mit Arabinose und IPTG induziert. Unerwarteterweise
konnte in dem Stamm TG1 (pARphoD, pREP4, pQE9tatAd/Cd) unter Verwendung von Western-Blotting
kein PhoD detektiert werden (Daten nicht gezeigt). Eine Induktion
von TatAd/Cd-Proteinen
in dem Stamm TG1 (pARphoD, pREP4, pQE9tatAd/Cd) führte
zu einer stabilen Coproduktion von TatAd/Cd-Proteinen
und dem SPPhoD-LacZ-Fusionsprotein (Daten
nicht gezeigt). Das SPPhoD-LacZ-Processing
wurde in Abwesenheit und Abwesenheit von TatAd/Cd unter Verwendung einer Pulse-Chase-Markierung und
nachfolgenden Immunpräzipitation
mit spezifischen Antikörpern
gegen LacZ analysiert. Während
in TG1 (pARphoD'-LacZ)
kein Processing von SPPhoD-LacZ beobachtet
werden konnte (10A), wurde das Peptid in dem
Stamm TG1 (pARphoD, pREP4, pQE9tatAd/Cd) wenigstens teilweise prozessiert (10B).
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Da
das Processing des Translokationsprodukts ein Anzeichen für eine Membrantranslokation
darstellt, aber nicht notwendigerweise beweist, dass ein Export
des Proteins stattgefunden hat, untersuchten wir, ob LacZ in dem
periplasmatischen Raum in TG1 (pARphoD, pREP4, pQE9tatAd/Cd) lokalisiert sein konnte. Wie in Tabelle
II gezeigt, war die relative Menge von periplasmatischer LacZ-Aktivität im Vergleich
zu TG1 (pARphoD'-lacZ)
signifikant erhöht. Überraschender
war die relative Aktivität
von LacZ in dem tatAd/Cd exprimierenden
Stamm viel geringer im Vergleich zu jener von TG1 (pARphoD'-lacZ). Um die Lokalisierung
des LacZ-Peptids zu überwachen,
wurden Zellen des Stamms TG1 (pARphoD, pREP4, pQE9tatAd/Cd) in Sphäroblasten
umgewandelt und mit Proteinase K behandelt. Wie in 10B gezeigt, war bei einer Coexpression von tatAd/Cd das SPPhoD-LacZ-Fusionsprotein einem Proteaseverdau
in Sphäroblasten
vollständig
zugänglich.
Die Resistenz von SecB gegenüber
dem proteolytischen Verdau bestätigt
die Verlässlichkeit
der Methode. Unerwarteterweise waren sowohl die prozessierte Form
als auch die Vorstufe des Fusionsproteins der Proteasebehandlung
zugänglich.
Diese Ergebnisse zeigen klar, dass das SPPhoD-LacZ-Fusionsprotein
in den periplasmatischen Raum von E. coli transportiert wird, wenn
die B. subtilis-tatAd/Cd-Gene
coexprimiert werden.
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Der
TatAd/Cd-vermittelte
Transport von SPPhoD-LacZ erfordert einen
delta pH-abhängigen Gradienten an
der zytosolischen Membran und ist Sec-unabhängig – Um direkt zu beweisen, dass
die Membrantranslokation des Systems von dem pH-Gradienten durch die zytosolische Membran
hindurch abhängig
ist, wurden Sec- und
Tat-abhängige
Proteintranslokationswege selektiv blockiert. Nigericin, ein Ionophor,
welcher die Tat-abhängige
Proteintranslokation als Ergebnis einer Zerstörung des Membranpotentials
hemmt (29), blockierte effizient beides, Processing und Translokation
von SPPhoD-LacZ in TG1 (pARphoD'-lacZ, pREP4, pQE9tatAd/Cd) (11A). Natriumazid (3 mM), welches den Sec-abhängigen Proteinexport
starkt hemmt, indem es mit der Translokations-ATPase-Aktivität des SecA-Proteins
interferiert (30), beeinflusste die Lokalisation und das Processing
des SPPhoD-LacZ-Fusionsproteins in diesem
Stamm nicht, wie in 11B gezeigt.
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Der
TatAd/Cd-vermittelte
Transport von SPPhoD-LacZ wird durch E.
coli-Tat-Komponenten
nicht unterstützt – Trotz
der obigen Beobachtungen kann nicht ausgeschlossen werden, dass
die E. coli-Tat-Maschinerie bei dem TatAd/Cd-vermittelten
Transport von SPPhoD-LacZ nicht unterstützend tätig wird.
Die E. coli-tat-Gene werden
in E. coli konstitutiv exprimiert und bilden dementsprechend eine
funktionale konstitutive Translokase-Einheit (Jack et al. (2001)
Constitutive expression of Escherichia coli tat genes indicates
an important role for the twin-arginine
translocase during aerobic and anaerobic growth, J. Bacteriol. 183,
1801–1804).
Um eine kooperative Wirkung von B. subtilis- und E. coli-Tat-Proteinen
auszuschließen,
wurden in dem E. coli-Stamm TG1 die tatABCDE-Gene deletiert, und
dieser wurde nachfolgend mit den Plasmiden pARphoD'-LacZ, pREP4 und
pQE9tatAd/Cd transformiert.
Processing und Lokalisation des SPPhoD-LacZ-Fusionsproteins wurden
unter identischen Bedingungen, wie für den E. coli-tat+-Stamm beschrieben,
analysiert. Trotz der Tatsache, dass die Gesamtmenge von in der
periplasmatischen Fraktion gefundenem LacZ im Vergleich zu dem E.
coli-tat-Wildtypstamm,
welcher phoD'-LacZ
und tatAd/Cd exprimierte,
verringert war, war die relative Menge von periplasmatischem LacZ
im Vergleich zu TG1 (pARphoD'-LacZ)
signifikant erhöht
(Tabelle II). Wie in 12 gezeigt, war
in Abwesenheit der E. coli-tatABCDE-Gene die Hauptmenge des hybriden
SPPhoD-LacZ-Proteins
für die Protease
zugänglich,
was die extrazytosolische Lokalisation von SPPhoD-LacZ
zeigt. Die Resistenz von SecB gegen den proteolytischen Verdau zeigte
die Stabilität
der Sphäroblasten
(13). Überraschender
konnte kein Processing des SPPhoD-LacZ-Fusionsproteins
in Abwesenheit von tatABCDE beobachtet werden. Zusammengenommen
können
die B. subtilis-Tat-Komponenten
TatAd/Cd die Translokation des hybriden Peptids, bestehend aus dem
Signalpeptid mit dem Zwilingsarginin-Motiv von PhoD und LacZ, vermitteln.
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Obwohl
die vorangegangene Erfindung relativ detailliert durch Erläuterungen
und Beispiele für
die Zwecke der Klarheit und des Verständnisses beschrieben worden
ist, wird offensichtlich sein, dass bestimmte Änderungen und Modifikationen
innerhalb des Bereichs der beigefügten Ansprüche vorgenommen werden können. Tabelle
I: Vorhergesagte Signalpeptide von B. subtilis mit Zwillingsarginin-Motiv*
- * Mutmaßliche Signalpeptide mit Zwillingsarginin-Motiv
wurden auf zwei Weisen identifiziert. Erstens wurde die Anwesenheit
der Consensus-Sequenz R-R-X-ϕ-ϕ (ϕ ist
ein hydrophober Rest) unmittelbar vor einer aminoterminalen hydrophoben
Region, wie vorhergesagt mittels des TopPred2-Algorithmus (34,35),
bestimmt. Zu diesem Zweck wurden die ersten 60 Reste aller eingetragenen
Proteine von B. subtilis in der SubtiList-Datenbank (http://bioweb.pasteur.fr/Genolist/Subtilist.html)
verwendet. Zweitens wurden innerhalb der Gruppe von Membran-„Sorting"-Signalen mit Zwillingsarginin-Motiv
abspaltbare Signalpeptide mittels des SignalP-Algorithmus (61,62)
identifiziert. Konservierte Reste der Consensus-Sequenz mit Zwillingsarginin-Motiv
(R-R-X-ϕ-ϕ) sind fettgedruckt angegeben. Zusätzlich sind
positiv geladene Reste, die als ein so genanntes Sec-Vermeidungssignal
(„Sec-avoidance
signal") wirken
könnten
(54), fettgedruckt und kursiv angegeben. Die hydrophobe H-Domäne ist in
grauer Schattierung angegeben. In Signalpeptiden mit einer vorhergesagten
Signalpeptidase I-Spaltstelle sind Reste von Position –3 bis –1 bezogen
auf die Signalpeptidase I-Spaltstelle unterstrichen. Bemerkenswerterweise
enthalten einige von diesen Proteinen ein oder mehrere mutmaßliche Transmembransegmente
anderswo in dem Protein (angegeben mit „TM") oder sind mutmaßliche Lipoproteine. Reste,
die eine so genannte Lipobox für
eine Signalpeptidase II-Spaltung bilden, sind vergrößert angegeben.
Tabelle
II. Plasmide und Stämme Tabelle
III. β-Galactosidase-Aktivität (E/OD600)* - * Um die Transkription der tatCd- und tatCy-Gene
zu untersuchen, wurden Zellen von B. subtilis ItatCd (tatCd-lacZ),
ItatCy (tatCy-lacZ) oder des Ausgangsstamms 168 (keine lacZ-Genfusion)
10 h in LPDM-, MM-, SSM- oder TY-Medium nach Verdünnung ausgehend
von einer Übernachtkultur
kultiviert. Proben für β-Galactosidase-Aktivitätsbestimmungen
wurden in stündlichen
Zeitabständen
beginnend 4 h nach der Verdünnung ausgehend
von der Übernachtkultur
entnommen. Da die β-Galactosidase-Aktivitäten während des
gesamten Zeitraums der Probennahme geringe Schwankungen zeigten,
wurden Durchschnittswerte bestimmt. Die Zahlen in der Tabelle repräsentieren
Durchschnittswerte aus 3 unterschiedlichen Experimenten. Es ist
anzumerken, dass für
die Übernachtkultur
von Zellen, die in LPDM-Medium kultiviert wurden, HPDM-Medium verwendet
wurde, wohingegen Übernachtkulturen
von Zellen, die in MM-, SSM- oder TY-Medium kultiviert wurden, mit den jeweiligen
Medien hergestellt wurden.
Tabelle
IV. Signalpeptide mit Zwillingsarginin-Motiv von PhoD und PhoD-artigen
Proteinen* - * Homologe von B. subtilis-PhoD wurden
anhand von Aminosäuresequenzähnlichkeitsrecherchen
in GenBank unter Verwendung des BLAST-Algorithmus identifiziert.
SP1 (Sco), Gen SCC75A,32c von Streptomyces coelicolor (CAB61732);
SP2 (Sco), Gen SCF43A.18 von S. coelicolor (CAB48905); SP3 (Sco),
Gen SC4G6.37 von S. coelicolor (CAB51460) und SP4, phoD-Gen von
Streptomyces tendae (CAB62565). Die GenBank-Aufnahmenummern sind
in Klammem angegeben. Konservierte Reste der Consensus-Sequenz mit
Zwillingsarginin-Motiv sind fettgedruckt angegeben. Die hydrophobe
H-Region ist grau schattiert angegeben. Signalpeptidase I-Erkennungssequenzen,
die mittels des SignalP-Algorithmus (61, 62) vorhergesagt werden,
sind unterstrichen.
Tabelle
5 – Plasmide
und Stämme - a Cmr,
Chloramphenicolresistenzmarker; APr, Ampicillinresistenzmarker;
Kmr, Kanamycinresistenzmarker; Tcr, Tetracyclinresistenzmarker; Emr, Erythromycinresistenzmarker
-
Tabelle 6 – Lokalisierung
von Q-Galactosidase-Aktivität
in E. coli TG1 (pAR3phoD-lacZ)-Stämmen.
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Um
die Translokation des aus SPPhoD und LacZ
bestehenden hybriden Proteins zu untersuchen, wurden Zellen von
E. coli-Stämmen
in TY-Medium bis zu exponentieller Vermehrung kultiviert. Proben
für β-Galactosidase-Aktivitätsbestimmungen
wurden aus Überständen von
mit Lysozym behandelten Zellen, die die periplasmatische Aktivität repräsentieren,
und aus Sphäroblasten,
welche die zellgebundene Aktivität
repräsentieren,
entnommen. Die Experimente wurden mit doppelt erstellten Kulturen
ausgeführt.
+/–, Standardabweichung.
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