DE4236752A1 - Kombinationspräparat aus Flupirtin und Morphin zur Behandlung von Schmerzen und zur Vermeidung der Morphin-Abhängigkeit - Google Patents
Kombinationspräparat aus Flupirtin und Morphin zur Behandlung von Schmerzen und zur Vermeidung der Morphin-AbhängigkeitInfo
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- A61P39/00—General protective or antinoxious agents
- A61P39/02—Antidotes
Description
Das aus Opium, dem eingetrockneten Milchsaft unreifer
Mohnkapseln (Papaver somniferum), gewonnene Morphin
ist seit seiner Isolierung durch Sertürner (1806) in
Form des Hydrochlorids als Mittel gegen starke
Schmerzen im Gebrauch. Bei häufigem und lang
andauerndem Gebrauch dieses Analgetikums,
beispielsweise bei Tumorpatienten, besteht die Gefahr
der Ausbildung einer Sucht und Toleranzentwicklung
(Morphinismus).
Aber auch die beim bestimmungsgemäßen Gebrauch zu
beobachtenden Nebenwirkungen wie beispielsweise
euphorische Wirkung, emetische Wirkung, spastische
Obstipation und Erhöhung des Tonus der glatten
Muskulatur reduzieren die therapeutische Anwendbarkeit
von Morphium.
So hat es nicht an Bemühungen gefehlt, stark wirkende,
aber nebenwirkungsarme Analgetika synthetisch
darzustellen. Das partial synthetische Produkt
Diamorphin (Heroin) ist zwar 10mal wirksamer als
Morphin, ruft aber wesentlich leichter Sucht hervor.
Pethidin ist ca. 5mal schwächer wirksam als Morphin
und ist auch weniger spasmogen.
Auch Pentazocin und Buprenorphin unterliegen auf Grund
ihres Suchtpotentials dem Betäubungsmittelrecht.
Tramadol ist nur etwa 1/10-1/5 so stark wirksam wie
Morphin, dafür besitzt es bis jetzt noch kein
bekanntgewordenes Suchtpotential.
Es besteht also immer noch ein großer Bedarf nach
einer zuverlässig, auch bei starken Schmerzen gut
wirksamen analgetischen Medikation mit wenig
Nebenwirkungen, die aus sozialen Gründen kein
Suchtpotential aufweisen sollte.
Um den Verbrauch an Analgetika zu senken, oder um die
nicht immer ausreichende analgetische Wirkung zu
verstärken, hat man den Weg der Kombination von
Wirkstoffen beschritten.
Man versucht dabei, durch Kombination von ausgewählten
Analgetika mit Morphin die Nebenwirkungen des Morphin
weniger stark in Erscheinung treten zu lassen und die
analgetische Wirkung zu verstärken.
Da Morphin keine entzündungshemmende Wirkung hat, kann
man dieses Defizit in der Morphinwirkung durch
Kombination von Morphin mit antiphlogistisch oder
antipyretisch wirkenden Analgetika ausgleichen. So
beschreiben Vergoni et al. (Life Sci., 50 (16), Seite
135-138 (1992)) die potenzierenden Effekte von
Pinacidil auf den analgetischen Effekt von Morphin.
Eine Kombination aus rektal verabreichten Indomethacin
mit intravenös verabreichten Morphin wird von Segstro
und Morley-Forster im Can. J. Anaesth. 38 (5), 578-581
(1991) beschrieben.
Tierversuche, die die Potenzierung von analgetischen
Effekten von Morphin und Clonidin an Ratten
beschreiben, werden von Wilcox, Carlsson, Jochim und
Jurna in Brain Res. 405 (1), 84-93 (1987) dargestellt.
Alle Versuche haben zum Ziel, die analgetischen
Wirkungen im Sinne einer synergistischen Wirkung zu
verstärken, um die Dosis an Analgetikum
beziehungsweise Antiphlogistikum und Morphin zu
reduzieren.
Flupirtin (INN) ist ein Analgetikum mit muskel
relaxierender Wirkkomponente. (B. Nickel, V. Jakovlev,
I. Szelenyi, Arzneim.-Forsch. 40 (II) 8, 909-911 (1990)
DE-OS 36 01 195).
Es verfügt über kein Abhängigkeitspotential
(B. Nickel, H. O. Barbe, I. Szelenyi, Arzneim.-Forsch.
40 (II) 8, 905-908 (1990)).
Der antinociceptive Effekt von Flupirtin läßt sich
durch Naloxon nicht antagonisieren. Weiterhin zeigt
Flupirtin keine Affinität zu Opiat-Rezeptoren.
(B. Nickel, A. Herz, V. Jakovlev, U. Tibes, Arzneim.-
Forsch. 35 (II), 1402 (1985)).
Es wurde nun gefunden, daß Flupirtin allein gegeben zu
keiner Toleranzentwicklung führt. Überraschend war,
daß auch in der Kombination Flupirtin und Morphin alle
Anzeichen für eine Toleranzentwicklung fehlten. Dies
ist nicht zu erwarten, da sich Flupirtin strukturell
stark von den bekannten Morphin-Antagonisten Naloxon
oder Methadon unterscheidet.
Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung von
verbesserten Arzneimitteln mit analgetischer
Wirksamkeit, die ein stark reduziertes oder gar kein
Suchtpotential mehr aufweisen.
Die in den Patentansprüchen und in der Beschreibung
angegebenen Gewichtsmengen beziehen sich immer auf die
freien Basen.
Die mehrwöchige Gabe von Flupirtin erzeugt im
Tierversuch keine Toleranz. (Fig. 1).
Die analgetische Wirkung bleibt über die gesamte Dauer
des Versuches (45 Tage) erhalten.
Die Prüfung erfolgte am Elektroschmerztest an der
Ratte (nach Blake et al. Arz. Med. exp. 9, 146 (1963)).
Nach der Einmalgabe von Flupirtin in Kombination mit
Morphin kommt es zu einer additiven antinociceptiven
Wirksamkeit (Fig. 2).
Die alleinige Gabe von Flupirtin ergibt eine
antinociceptive Wirkung von 45%, die Gabe der
Kombination ergibt eine Wirkung von 100%.
Bei der Prüfung auf physische Abhängigkeit wird das
schon öfters beschriebene Abhängigkeitssymptom unter
Morphin, Abnahme der Tiergewichte nach Entzug, durch
Flupirtin in der Kombination mit Morphin signifikant
aufgehoben (Fig. 3). Flupirtin hebt beziehungsweise
schwächt das physische Abhängigkeitspotential von
Morphin ab.
Die Prüfung auf das eventuelle Vorliegen einer
psychischen Abhängigkeit erfolgte gemäß der Methode
Hosoya, Pharmacol. Meth. Tox, 5, 515 (1979).
In derselben Langzeituntersuchung wurde das Verhalten
der Tiere am Entzugstag registriert. Es zeigte sich
auch in diesem Modell, daß das Verhalten der Tiere
nach Entzug von Morphin (Erregung, Rearing) durch
Flupirtin in der Kombination deutlich beeinflußt wird
(Fig. 4, 5). Die deutliche Erregung beziehungsweise
das Rearingverhalten der Tiere nach Morphin wird in
der Kombination mit Flupirtin reduziert und ähnelt
eher dem von unbehandelten Kontrolltieren. Auch wird
die durch Morphin hervorgerufene Rigidität bei Tieren
durch Flupirtin aufgehoben (Fig. 6).
Das Arzneimittel enthält beispielsweise in einer
Tablette 10 mg bis 1000 mg Flupirtin in Form eines
pharmazeutisch verträglichen Salzes und 5 mg bis
500 mg Morphin in Form eines pharmazeutisch
verträglichen Salzes und vorzugsweise 50 mg-500 mg
Flupirtin und 10 mg-250 mg Morphin.
Als Salzbildner kommen im Falle des Flupirtins
beispielsweise Salzsäure, Gluconsäure, Malonsäure und
Maleinsäure in Frage, im Falle des Morphins kommen
Mineralsäuren, wie beispielsweise Salzsäure und
Schwefelsäure in Betracht.
Das erfindungsgemäße Arzneimittel kann in Form von
Tabletten, Kapseln, Pellets, Granulaten, Ampullen zur
intravenösen und intramuskulären Injektion, in Form
von Infusionslösungen und Zäpfchen vorliegen.
Die Herstellung der Arzneimittel erfolgt in bekannter
Weise, wobei die bekannten und üblichen
pharmazeutischen Hilfstoffe sowie sonstige übliche
Träger- und Verdünnungsstoffe verwendet werden.
Als derartige Träger- und Hilfsstoffe kommen zum
Beispiel solche Stoffe in Frage, die in folgenden
Literaturstellen als Hilfsstoffe für Pharmazie,
Kosmetik und angrenzende Gebiete empfohlen
beziehungsweise angegeben sind: Ullmanns Encyklopädie
der technischen Chemie, Band 4 (1953), Seite 1 bis 39;
Journal of Pharmaceutical Sciences, Band 52 (1963),
Seite 918 u.ff.,
H. v. Czetsch-Lindenwald, Hilfsstoffe für Pharmazie und
angrenzende Gebiete; Pharm. Ind., Heft 2, 1961, Seite
72 u.ff.; Dr. H. P. Fiedler, Lexikon der Hilfsstoffe
für Pharmazie, Kosmetik und angrenzende Gebiete, 2.
Auflage, Editio Cantor, Aulendorf in Württemberg 1981
and Pharmazeutische Technologie (Hrgs. Fuchs, Sucker,
Speiser, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage (1991).
Fig. 1 beschreibt die Toleranzentwicklung über 45
Tage der Kombination im Vergleich zu den
Einzelstoffen.
Fig. 2 zeigt die antinociaptive Wirkung der
Kombination im Vergleich zu den Einzelstoffen.
Fig. 3 stellt die Ergebnisse eines Versuchs zur
psychischen Abhängigkeit dar.
Fig. 4 zeigt anhand der Aufrichthäufigkeit von Ratten
die erregende Wirkung von Morphin alleine und die
nicht erregende Wirkung der erfindungsgemäßen
Kombination.
Fig. 5 zeigt einen ähnlichen Versuch wie Fig. 4;
hier wird als Maß für die Erregung der Tiere die
Wegstrecke gemessen.
Fig. 6 zeigt den Einfluß der Einzelsubstanzen auf die
Muskelrelaxation im Vergleich zur erfindungsgemäßen
Kombination.
Claims (3)
1. Arzneimittel,
dadurch gekennzeichnet,
daß es aus Flupirtin oder einem pharmazeutisch
annehmbaren Salz hiervon, in der Menge von 10 mg
bis 1000 mg bezogen auf die Base, und einem
pharmazeutisch verträglichen Salz des Morphins in
der Menge von 5 mg bis 500 mg, bezogen auf die
Base, besteht.
2. Verfahren zur Herstellung eines Arzneimittels,
gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man Flupirtin oder ein pharmazeutisch
verwendbares Salz in der Menge von 10 mg bis
1000 mg mit Morphin oder ein pharmazeutisch
verwendbares Salz hiervon in der Menge von 5 mg
bis 500 mg mit konventionellen Trägerstoffen und
Hilfsstoffen zu einem Arzneimittel verarbeitet.
3. Verwendung eines Gemisches aus Flupirtin oder ein
pharmazeutisch annehmbares Salz hiervon, in der
Menge von 10 mg bis 1000 mg bezogen auf die Base,
und einem pharmazeutisch verträglichen Salz des
Morphins in der Menge von 5 mg bis 500 mg, bezogen
auf die Base, zur Herstellung eines Arzneimittels.
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