DE3843958C2 - Zusammensetzung für die Konservierung und Lagerung eines Organtransplantats und Verfahren zu dessen Konservierung - Google Patents
Zusammensetzung für die Konservierung und Lagerung eines Organtransplantats und Verfahren zu dessen KonservierungInfo
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- DE3843958C2 DE3843958C2 DE3843958A DE3843958A DE3843958C2 DE 3843958 C2 DE3843958 C2 DE 3843958C2 DE 3843958 A DE3843958 A DE 3843958A DE 3843958 A DE3843958 A DE 3843958A DE 3843958 C2 DE3843958 C2 DE 3843958C2
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Description
Die Erfindung betrifft zunächst eine Zusammensetzung für die
Konservierung und Lagerung eines für die Implantation in einen
Patienten bestimmten Organs, mit einem Gehalt an Lactobionat
und einer Hydroxyethylstärke. Des weiteren bezieht sich die
Erfindung auf ein Verfahren zur Konservierung eines für die
Implantation in einen Patienten bestimmten Organs.
Bei der Renalpräservierung, der ex vivo Aufbewahrung von
Leichennieren, handelt es sich um ein relativ neues Gebiet. Die
Konservierung von Leichennieren für die Transplantation ist
geläufige Praxis in Krankenhäusern; die Fortschritte waren
jedoch auf Versuchs- und Fehlerexperimentation begrenzt.
Wenngleich, vom klinischen Standpunkt, diese Vorgehensweise
teilweise erfolgreich war, so sind die hinter diesen Erfolgen
stehenden tatsächlichen Prinzipien nicht gut verständlich.
Da sich die Renaltransplantation aus einer eigentlichen
Forschungsangelegenheit zu einer etablierten klinischen
Therapie bei renalen Erkrankungen im Endstadium entwickelt hat,
ist die Renalpräservierung vom Stadium der Laborforschung zu
einer etablierten klinischen Methode fortgeschritten. Die
gegenwärtig im allgemeinen meist angewendeten beiden Verfahren
zur Renalkonservierung sind die einfache hypothermische
Lagerung und kontinuierliche Perfusion. Bei der hypothermischen
Lagerung, der am meisten angewandten Methode, werden die Organe
aus dem toten Spender entfernt und schnell abgekühlt. Dies wird
allgemein durch eine Kombination von externer Kühlung und einer
kurzen Perfusionsperiode bewerkstelligt, um die Kerntemperatur
so schnell wie möglich abzusenken. Die Nieren werden dann
gelagert, eingetaucht in eine in einem einfachen
Plastikbehälter
befindlichen Auswaschlösung, und durch Eintauchen des Behälters in
Eis auf eine Temperatur von 0 bis 4°C gehalten. Die Vorteile
dieser Methode sind ihre Einfachheit, ihre geringen Kosten und die
Leichtigkeit für den Transport der Organe. Die Zusammensetzung der
("flush-out") Auswaschlösung wurde eingehend untersucht, um eine
optimale Konservierung zu erreichen.
Bei der zweiten Methode zur Renalkonservierung, die Gegenstand
eingehender Laboruntersuchungen wie auch von klinischen Tests ist,
handelt es sich um eine pulsierende Dauerperfusion. Die
grundsätzlichen Elemente der Dauerperfusion sind im allgemeinen:
(1) pulsierendes Strömen, (2) Hypothermie, (3) Membranoxigenierung
und (4) ein Perfusionsmittel, das sowohl Albumin als auch Lipide
enthält. Die kontinuierliche bzw. Dauerperfusion hat verschiedene
Vorteile. Zunächst verschafft die Perfusion genügend Zeit, um die
Transplantation zu einer teilweisen Auswahlprozedur zu machen.
Zweitens gestattet sie die Untersuchung der Lebensfähigkeit vor
der Implantation. Mit einer bedeutenden Verbesserung der
Ergebnisse der Renaltransplantation von Leichen wäre zu erwarten,
wenn die Konservierungszeit auf 5 bis 7 Tage ausgedehnt werden
könnte, welche für die gegenwärtigen Verfahren der gemischten
Lymphozyten-Kulturtests benötigt wird.
Die Möglichkeit, menschliche Nieren für 2 oder 3 Tage entweder
durch einfache Kühllagerung nach anfänglichem Auswaschen bzw.
Durchspülen mit einer intrazellularen Elektrolytlösung oder
einer pulsierenden bzw. rhythmischen Perfusion mit einer
Elektrolyt-Proteinlösung erfolgreich zu konservieren, hat
genügend Zeit verschafft für die Untersuchung der
Gewebeverträglichkeit von Spender und Rezipient, die
Nierenverteilung unter den Transplantationszentren, eine
sorgfältige präoperative Vorbereitung des Rezipienten, für die
Beschaffung vorbereitender Spender-Kulturergebnisse und
vaskulärer Ausbesserungen am
Nierentransplantat vor der Implantation. Es hat sich erwiesen, daß
Nieren, die über 72 Stunden unter Anwendung einer hypothermischen,
pulsierenden (rhythmischen) Perfusion mit Kryopräzipitat-Plasma
konserviert worden waren, einen bedeutenden Fortschritt in der
Konservierung menschlicher Nieren darstellten, und es sich hierbei
um das bevorzugte Konservierungsverfahren handelt. Die Nieren-
Organkonservierung mit einer eisgekühlten intrazellularen
Elektrolyt-Spül(Auswasch)lösung mit anschließender einfacher
Kältelagerung ist mit zufriedenstellenden Ergebnissen bei der
Menschennierenkonservierung bis zu 61 Stunden angewandt worden.
Serumalbumin in den verschiedenen Formen wird ausschließlich zur
klinischen Organkonservierung verwendet, um den nötigen Osmotischen
Druck zu erzeugen. Bei diesen Formen handelt es sich um
Kryopräzipitat-Plasma, eine Plasma-Proteinfraktion, menschliches
Serumalbumin und mit Silicagel behandeltes Plasma. Da diese
Perfusionsmittel jedoch von natürlichen Materialien abgeleitet
sind, sind Schwankungen unvermeidlich. Es wäre ganz besonders
vorteilhaft, wenn ein Perfusionsmittel zur Verfügung stünde, das
ein synthetisches Kolloid enthielte.
In der Vergangenheit sind eine große Zahl von synthetischen
Kolloidmaterialien experimentell auf ihre Wirksamkeit bei der
Nierenkonservierung untersucht worden. Bei diesen Kolloiden
handelt es sich um Dextrane, Polyvinylpyrrolidin, Pluronics,
Hydroxyethyl-Stärke (HES), Ficoll, Gummi arabicum und
Polyethylenglykol. Keines hiervon war so wirksam wie Serumalbumin.
HES war jedoch für eine 24- und in manchen Fällen 72stündige
Konservierung wirksam. Diese kolloiden Stoffe wurden alle in
Perfusationsmitteln auf Salzbasis untersucht.
Kürzlich wurde eine
ausgezeichnete 72stündige Konservierung von Hundenieren
beobachtet bei Anwendung eines Perfusionsmittels, das Gluconat-
Anionen anstelle von Chlorid mit menschlichem Serumalbumin (HSA)
zur kolloiden osmotischen Unterstützung enthielt.
In den späten 1960ern zeigten zwei wichtige Studien, daß Nieren
sicher über 30 Stunden durch Kältelagerung (1) und bis zu 72
Stunden bei Dauerperfusion (2) sicher konserviert werden konnten.
Diese beiden Studien veränderten die klinische Transplantation von
Leichennieren von einer Notprozedur zu einem Halb-
Auswahlverfahren. Die Collins-Lösung oder die modifizierte
Eurocollins-Lösung wird von den meisten Transplantationszentren
bevorzugt, welche Nieren durch Kältelagerung konservieren.
Die Einführung von Cyclosporin für die Immunosuppression während
der 1980er wiederbelebten das Interesse an der Transplantation
anderer Organe, insbesondere der Leber, der Pankreas, des Herzens,
der Lunge und Herz-Lungen. Die für Nieren erfolgreichen
Konservierungsverfahren haben sich jedoch bei anderen Organen als
nicht erfolgreich erwiesen. Folglich wird die klinische
Konservierung von Herz, Leber und Pankreas auf einem Minimum
gehalten, nicht länger als 6 bis 10 Stunden. Die Transplantation
dieser Organe ist vom Umfang her sehr viel komplexer als die
Übertragung von Nieren, so daß die Operationen ständig während der
Nacht durchgeführt werden müssen, wenn die Operationsräume in den
Spenderkrankenhäusern zur Verfügung stehen. Kurze
Konservierungszeiten für Herz und Leber machen auch zwei
Operationsteams erforderlich, eines für den Spender und das andere
für den Empfänger. Die Erstreckung der Konservierungszeit für
diese Organe auf 30 Stunden würde auf ihre Transplantation die
selbe Auswirkung haben wie auf die
Nierentransplantation, nämlich als Vergrößerung der Organ-
Verfügbarkeit, Verringerung des Organ-Verlusts, Verbesserung
der Organ-Verteilung und Kostenverringerung.
Der Erfindung liegt hiernach die Aufgabe zugrunde, eine
Konservierungs- und Lagerlösung zur Verfügung zu stellen, die
für alle Spenderorgane und sowohl für die in situ Organkühlung
beim Spender als auch für die Kältelagerung nach Entnahme des
Organs geeignet ist. Bei der Lösung dieser Aufgabe geht die
Erfindung von der von J.A. Wahlberg u. a., in Cryobiology, 23
(1986), Seiten 447 bis 482 beschriebenen Konservierungs- und
Lagerlösung für Organtransplantate aus, die Lactobionat und
Hydroxyethylstärke enthalten. In dieser Publikation befinden
sich keine Angaben zum Molekulargewicht der verwendeten
Hydroxyethylstärke.
Aus der DE 29 08 436 A1 ist ein kolloidales
Gefrierschutzmittel für Blutzellen und Organzellen bekannt, das
Hydroxyethylstärke enthält. Hierbei wird für die verwendete
Hydroxyethylstärke ein Molekulargewicht im Bereich von 30 000
bis 700 000 in Betracht gezogen.
Zur Lösung der vorstehend angegebenen Erfindungsaufgabe wird
eine Zusammensetzung für die Konservierung und Lagerung eines
für die Implantation in einen Patienten bestimmten Organs mit
einem Gehalt an Lactobionat und einer Hydroxyethylstärke
vorgeschlagen, welche die im Anspruch 1 angegebenen
Kennzeichnungsmerkmale aufweist. Eine solche Zusammensetzung
ermöglicht eine 72stündige Konservierung der
Bauchspeicheldrüse, 48stündige Lagerung der Niere und
wenigstens 24stündige Konservierung der Leber.
Obgleich die Perfusionsmittel auf der Basis von Serumalbumin
(HSH) die Lebensfähigkeit der Niere bis zu 3 Tagen
aufrechterhalten, werden die Nieren geschädigt, was sich durch
die erhöhten Serumkreatinin-Werte nach der Transplantation und
die für deren Rückführung auf die Normalwerte benötigte Zeit
anzeigt.
Vor der Erfindung standen akzeptable Verfahren für die
Renalpräservierung nicht zur Verfügung. Solche, die sich als
klinisch wirksam erwiesen haben sind auf Kurzzeit-Lagerung (3
Tage) beschränkt und sie verringern die Lebensfähigkeit
beträchtlich. Die vorliegende Erfindung beschreibt die
biochemische Zusammensetzung eines Perfusats und einer
Aufbewahrungslösung, die hervorragend geeignet ist für
hypothermisch konservierte Organe und ein neues synthetisches
kolloidales Osmoseagens, das eine bedeutend verbesserte
Langzeit-Konservierung ermöglicht.
Gefrierung und kontinuierliche aerobe Perfusion stellen
theoretisch die einzigen Mittel dar, um eine wirklich
langzeitige Konservierung (von einem Monat bis Jahren) zu
erreichen. Einfache Kältelagerung hat eine spezifische
Zeitgrenze, jenseits derer das Organ nicht länger lebensfähig
ist. Die Hypothermie verringert die Geschwindigkeit, mit der
intrazellulare Enzyme wesentliche Zellbestandteile abbauen, die
für die Organ-Lebensfähigkeit notwendig sind. Es hat sich
herausgestellt, daß die einfache Kühlung von ischämischen
Nieren mit kaltem Blut die Funktion über 12 Stunden
aufrechterhielt. Collins (Lancet 1969; 2:1219-1222) zeigte,
daß die Verwendung einer geeigneten Durchspüllösung die
Lagerzeit für Nieren um einen Faktor 3 (bis 30 Stunden)
verbesserte. Daß diese Lösung bei der Konservierung anderer
Organe wie Pankreas, Leber und Herz versagte, kann auf
organspezifische metabolische Unterschiede zurückzuführen sein.
Für ihre Eignung und Wirksamkeit sollte die Durchspül(flush-
out)lösung eine Zusammensetzung aufweisen, welche die
hypothermisch verursachte Zellausdehnung minimiert, die
Expansion des extrazellulären Raumes während der
Durchspülperiode vermeidet, eine Schädigung durch
sauerstofffreie Radikale, insbesondere während der Reperfusion
verhütet und Substrate für die Regenerierung energiereicher
Phosphatverbindungen während der Reperfusion zur Verfügung
stellt.
Die hypothermisch induzierte Zellausweitung wird durch die
Anreicherung von Wasser verursacht. Dieser Tendenz zur
Ausweitung kann durch die Zugabe von 110 bis 140 mmol (110 bis
140 mOsm/kg Osmotikkraft) an Substanzen entgegengewirkt werden,
die für die Zelle undurchlässig sind (Impermeanten). Diese
Konzentration der Impermeanten entspricht in etwa der
Glucosekonzentration in der Collins Kaltlagerungslösung (120
mM) und der Impermeanten in anderen Kaltlagerungslösungen.
Folglich handelt es sich bei der geeigneten Konzentration an
einem effektiven Impermeanten um eine Schlüsselkomponente einer
erfolgreich einsetzbaren Kaltlagerungslösung.
Eine effektive kalte Durchspülungslösung muß die Ausdehnung des
extrazellularen Raumes verhindern, die während der in situ
Durchspülung des Spenderorgans und des hiernach entnommenen
Organs stattfinden kann. Durch eine solche Expansion kann das
Kapillarsystem komprimiert werden, so daß die
Durchspülungslösung nur kärglich in dem Gewebe verteilt wird.
Die meisten Kaltlagerungslösungen enthalten keine Substanzen
für eine osmotische Unterstützung (Albumin oder andere
Kolloide). Deshalb diffundieren die Komponenten der
Durchspülungslösung schnell in extrazellulare Räume und
verursachen ein Gewebeödem. Demnach sollte eine in situ
Durchspülungs(flush-out)lösung Substanzen enthalten, welche
einen kolloidalen osmotischen Druck herbeiführen und den freien
Austausch von wesentlichen Bestandteilen der
Durchspülungslösung gestatten, ohne daß sich der extrazellulare
Raum ausweitet.
Es existieren wichtige Unterschiede im Metabolismus der Niere,
Leber und Bauchspeicheldrüse. Diese Unterschiede sind von
Einfluß darauf, wie gut diese Organe konserviert werden können.
Die Unterdrückung der Zellausweitung macht die Anwendung eines
wirksamen Impermeanten erforderlich. Glucose, der
Hauptimpermeant bei der Collins-Lösung, ist für die Leber und
Bauchspeicheldrüse nicht effektiv und dringt leicht in die
Zellen ein (Southard, et al., Cryobiology 1986; 23:477-482).
Mannitol, ein anderer allgemein eingesetzter Impermeant, ist
etwa so permeabel wie Glucose in der Leber. Ein Grund dafür,
warum Kaltlagerungslösungen auf der Basis von Glucose oder
Mannitol für die Leber und Bauchspeicheldrüse nicht effektiv
sind besteht also darin, daß diese Lösungen keine wirksamen
Impermeanten enthalten.
Gemäß der vorliegenden Erfindung enthält die Lösung für die
Konservierung der Organe das Lactobionatanion und vorzugsweise
Raffinose als Impermeanten für die Zelle; vorzugsweise besitzt
sie eine Lösungsosmolarität von etwa 320 Mosm/L, K⁺ von 120 mM
und Na⁺
von 30 mM. Das erfindungsgemäß bevorzugte Kolloid ist eine modifizierte
Hydroxyethyl-Stärke mit einem gewichtsdurchschnittlichen
Molekulargewicht von 150 000 bis 350 000, insbesondere von 200 000
bis 300 000 Daltons und einem Substitutionsgrad von 0.4 bis 0.7;
sie ist im wesentlichen frei von Anteilen
mit einem Molekulargewicht von unter
50 000 Daltons.
Entsprechend der Erfindung wird die Hydroxyethyl-Stärke gegen
destilliertes-deionisiertes Wasser dialysiert oder in anderer
Weise behandelt, um verschiedene Kontaminanten zu entfernen, von
denen vorher nicht bekannt war, daß sie für die Wirksamkeit der
Hydroxyethyl-Stärke-Zubereitungen schädlich sind. Bei den Stoffen,
welche durch die Dialyse entfernt werden, handelt es sich um die
allerkleinsten Hydroxyethyl-Stärke-Bestandteile einschließlich
Ethylenglycol und Ethylen-Chlorhydrin als Nebenprodukte der
Hydroxyethylierung als auch um Restaceton und Natriumchlorid.
Ethylenglycol und Ethylen-Chlorhydrin sind bekanntlich toxisch.
Deshalb ist ihre Entfernung, selbst wenn sie in kleinen Mengen
vorliegen, wünschenswert.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für eine erfolgreiche Kaltlagerung
ist die Vermeidung einer intrazellularen Azidose.
Ischämie, selbst in der Kälte, stimuliert die Glycolyse und
Glycogenolyse (Pasteureffekt); sie erhöht auch die Erzeugung von
Milchsäure und die Konzentration von Wasserstoffionen.
Gewebeazidose ist für Zellen außerordentlich schädlich und kann
eine lysosomale Instabilität verursachen, lysosomale Enzyme
aktivieren und die mitochondriellen Eigenschaften verändern. Die
Verhütung einer intrazellularen Azidose stellt deshalb ein
wichtiges Erfordernis für eine gute Konservierung dar. Einige
Untersuchungen zeigten, daß die wirksame Abpufferung der
Kaltlagerungslösungen oder die Verwendung von
Durchspülungslösungen mit einem alkalischen pH die Lagerung von
Lebern (Lie, TS et al., Transplant Proc. 1984, 16:134-137) und
Bauchspeicheldrüsen (Abstract, Am. Soc. of Transplant Surgeons
13th Annual Meeting, 28.-29. Mai 1987) verbessert. Die gemäß der
vorliegenden Erfindung bevorzugte Zusammensetzung besitzt einen pH
von etwa 7.4.
Ein anderer wichtiger Aspekt für eine effektive Kaltlagerung ist
die von sauerstofffreien Radikalen ausgehende Schädigung während
der Reperfusion, wobei allerdings die exakte Rolle dieser Agenzien
noch unklar ist. Es wird angenommen, daß sauerstofffreie Radikale
für menschliche Lebern und Nieren geringe Bedeutung haben, weil
endogene Xanthin-Oxidase eine verhältnismäßig geringe Aktivität
besitzt im Vergleich mit der hohen endogenen Aktivität von
Superoxid-Dismutase, für welche Superoxid-Anionen eine
Nahrungsquelle darstellt. Demgegenüber stellt die von
sauerstofffreien Radikalen ausgehende Schädigung bei Lungen und
Intestina, die gegenüber einer solchen Schädigung empfindlich
sind, einen wichtigen Faktor dar, weshalb die Zusammensetzung
vorzugsweise Glutathion enthält.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist der Energie-Metabolismus.
Adenosintriphosphat (ATP) baut während der hypothermischen
Lagerung sehr schnell ab, wobei dieser Abbau zur Bildung von
Endprodukten (Adenosin, Inosin, Hypoxanthin) führt, für welche die
Plasmamembran sehr permeabel ist. Die Organreperfusion macht die
schnelle Regeneration der Na-Pumpaktivität erforderlich, wofür ATP
notwendig ist. Das Vorhandensein von ATP-Precursoren ist deshalb
für eine erfolgreiche Organkonservierung wichtig. Dementsprechend
enthält die Zusammensetzung vorzugsweise Adenosin.
Die Hydroxyethyl-Stärke liegt typischerweise in einer Menge von 3
bis 8 Gew.% vor.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform enthält die
Konservierungslösung und Perfusionszusammensetzung die folgenden
Bestandteile, vorzugsweise annähernd in den angegebenen Mengen,
ohne jedoch hierauf beschränkt zu sein.
Substanz | |
Menge in 1 Liter | |
K⁺-Lactobionat | |
100 mmol | |
KH₂PO₄ | 25 mmol |
MgSO₄ | 5 mmol |
Raffinose | 30 mmol |
Adenosin | 5 mmol |
Glutathion | 3 mmol |
Insulin | 100 U |
Bactrim | 0,5 mL |
Dexamethason | 8 mg |
Allopurinol | 1 mM |
Hydroxyethyl-Stärke mit einem Molekulargewicht von 200 000 bis 300 000 Daltons und einem Substitutionsgrad von 0,4 bis 0,7 | 50 g |
Die Lösung wird mit NaOH auf einen pH 7.4 bei Raumtemperatur
gebracht. Die Endkonzentrationen sind Na⁺=30± 5 mM, K⁺=120+5
mM, mOsm/Liter=320 ± 5. Bactrim = Trimethoprim (16 mg/mL) und
Sulfamethoxazol (80 mg/mL).
Eine andere bevorzugte Zusammensetzung ist die folgende:
Die vorliegende Erfindung ermöglicht somit eine verlängerte
klinische Organkonservierungszeit, wobei die Verwendung eines
synthetischen Kolloids Abweichungen minimiert, welche bei
Perfusaten auftreten, die aus natürlich abgeleiteten Materialien
hergestellt sind.
Mit den nachfolgenden Beispielen wird die Erfindung weiter
veranschaulicht.
100 g Hydroxyethyl-Stärke werden in destilliertem-deionisiertem
Wasser aufgelöst, um eine 10gew.%ige Lösung zu erhalten. Die HES
Lösung wird in Dialysetaschen eingebracht (34 mm×45,7 cm) mit
einem molekularen Ausschlußbereich von 50000 Daltons eingesetzt
in einen 10 bis 15 Liter Behälter mit destilliertem-deionisiertem
Wasser, und während 72 Stunden gerührt. Das Wasser wurde täglich
ausgetauscht und die HES gesammelt und durch Gefrieren bis zur
Verwendung bei -20°C gehalten, sie wies ein Molekulargewicht von
200 000 bis 300 000 Daltons und einen Substititutionsgrad von etwa
0.4 bis 0.5 auf.
Weibliche Hundebastarde mit einem Gewicht von 15-25 kg wurden
für das Experiment verwendet.
Operationsprozedur. Die Anästhesie wurde mit Pentatol eingeleitet
und mit Halothan aufrechterhalten. Durch einen über die
Mittellinie laufenden Einschnitt wurde das linke Segment (Ende)
der Pankreas wie früher beschrieben entnommen. Das Organ mit der
anhängenden Milz wurde auf die Iliumgefäße transplantiert,
entweder unmittelbar nach der Durchspülung (flush-out) (zur
Kontrolle) oder nach 48- und 72stündiger Kaltlagerung. Der
pankreatische Kanal wurde offengelassen, so daß die pankreatischen
Säfte frei in die Abdomenhöhlung abfließen konnten. Es wurden
keine Antikoagulantien verwendet. Das rechte Segment der Pankreas
wurde zum Zeitpunkt der Transplantation entfernt.
Experimentelles Protokoll. Sämtliche Hunde erhielten 0.5 g Mandol
I.V vor der Organentnahme und während der ersten drei
Posttransplantationstage. Die Hunde wurden mit einer
Standardhundefutter-Diät gefüttert, die Viokase enthielt. Die
Tiere wurden in drei Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 (Kontrolle):
Nach der Entnahme und dem Auswaschen wurden die Organe sofort
transplantiert; Gruppe 2 (48stündige Kaltlagerung CS) Gruppe 3
(72stündige Kaltlagerung CS). Die Blutglucose-Konzentration wurde
täglich während der ersten Posttransplantationswoche bestimmt und
danach zweiwöchentlich.
Der intravenöse Glucose-Toleranztest (IVGTT) wurde während 24
Stunden, 2 Wochen und 4 Wochen nach der Transplantation
durchgeführt. Die Organtransplantate wurden nach 4 Wochen entfernt
und 2 bis 3 Tage später wurde der IVGTT vorgenommen. Für den IVGTT
wurde Glucose (0.5 g/kg Körpergewicht) injiziert und die
Blutglucose nach 1, 5, 10, 20, 30, 60, 90 und 120 Minuten
bestimmt. Der K-Wert wurde aus der Blutglucosekonzentration
errechnet, die aus den Messungen (9) zwischen 5 bis 60 Minuten
erhalten wurden. Die Glucosewerte größer als 150 mg% während mehr
als 2 Tagen und ein K-Wert unterhalb 1.0 wurden als Hinweis auf
Diabetes angesehen.
Konservierung. Die Zusammensetzung der Konservierungslösung ist in
Tabelle 1 angegeben. Nach der Entfernung wurde das Pankreas mit
annähernd 250-300 mL Durchspülungslösung aus einer Höhe von 60
cm durchspült. Das Organtransplantat wurde in eine doppelte
Plastiktasche gebracht, mit der Konservierungslösung überdeckt und
in ein Eiswasserbad gestellt.
Statistik. Die statistische Auswertung erfolgte unter Verwendung
des Student's T Tests. Die angegebenen Werte sind Mittel±SEM.
Alle Organtransplantate wurden unmittelbar nach der
Transplantation gut perfusioniert. Bei den konservierten
Transplantaten entwickelten sich nach 5-10 minütiger Reperfusion
graduell unterschiedliche intralobulare Ödeme. In allen Fällen
wurde die Milz gut perfusioniert. Wie aus Tabelle 2 hervorgeht,
starben fünf Hunde; drei aus der Kontrollgruppe und zwei aus der
Gruppe 3 (72stündige Konservierung). Die Gründe für den Tod
standen in keiner Beziehung zu dem Transplantat; alle Hunde
starben mit funktionierendem Organtransplantat.
Zum Zeitpunkt der Pankreastektomie zeigten alle transplantierten
Organe (sogar aus der Kontrollgruppe) unterschiedliche Anzeichen
einer Fibrose, so auch die Milz. Arterielle und venöse Thrombosen
traten bei keinem der Organe in Erscheinung.
In der Tabelle 2 sind für jedes Tier die Posttransplantations-
Blutglucosewerte und die Ergebnisse von IVGTT angegeben. Die
Tabelle 2 enthält auch die Mittelwerte (± SEM) für jede der
untersuchten Gruppen. Der Durchschnitts-Blutglucosewert während
der ersten Posttransplantationswoche lag am höchsten bei der
Gruppe 3 (124±6 mg%) wobei dieser Wert deutlich verschieden war
(P<0.05) beim Vergleich mit den Werten für die Gruppe 1 (94±7
mg%) und der Gruppe 2 (107± mg%). Der mittlere K-Wert am Tag 1
lag ebenfalls bedeutend niedriger (P<0.05) bei der Gruppe 3 (185
± 0.15%) im Vergleich mit der Gruppe 1 (2.44± 0.14%) und Gruppe
2 (2.53±0.22%). Bei der Gruppe 3 waren die K-Werte, die an den
Tagen 14 (1.7±0.1%) und 28 (1.61±0.19%) ermittelt worden,
ähnlich dem K-Wert am Tag 1 (P=NS). Bei den Gruppen 1 und 2
nahmen die K-Werte ab und zwei Wochen nach der Transplantation
ergaben sich keine bedeutenden Unterschiede zwischen den drei
Gruppen. Nach der vierten Woche war der K-Wert für die Gruppe 3
besser als derjenige für die Gruppe 2, jedoch etwas niedriger im
Vergleich mit der Kontrollgruppe (eine statistische Bedeutung
konnte wegen der kleinen Anzahl in der Gruppe 1 nicht ermittelt
werden).
Alle Hunde wurden hyperglycämisch (Blutglucose oberhalb 200 mg%)
nach der Entfernung des Pankreas, was anzeigte, daß das
transplantierte Organ für die Glucose-Homeostasie allein
verantwortlich war. Vier Tiere aus der Gruppe 3 wurden während des
langzeitigen Überlebens beobachtet. Ein Hund starb 7 Wochen nach
der Transplantation an Pneumonie, blieb jedoch normal-glycämisch.
Zwei Tiere wurden nach 3 und 4 Monaten getötet, ein Hund wurde
während 6 Monaten gehalten. Keines zeigte Anzeichen von Diabetes
und alle waren normal glycämisch.
Die klinische Leberkonservierung ist auf etwa 6 bis 10 Stunden
begrenzt. Eine Erstreckung auf 24 Stunden oder darüber könnte eine
bedeutende Auswirkung auf die Lebertransplantation haben. Eine
isolierte, perfusionierte Kaninchenleber wurde verwendet, um die
Qualität der Konservierung nach der Kühllagerung in Collins
Lösung, Cambridge Plasma-Protein-Fraktion (PPF), Marshalls Lösung
und der erfindungsgemäßen Lösung (Tabelle 1) zu beurteilen. Die
Bilirubin-Erzeugung (bile) während der normal-thermischen
Perfusion von kühl gelagerten Lebern stellte den nützlichsten
Parameter für die Lebensfähigkeit dar; die Geschwindigkeit der
Bilirubin-Erzeugung (bile) (mL/100 gm/h ± SD) bei der Kontrolle
vs. 24stündiger Kühllagerung von Kaninchenlebern ist in der
Tabelle angegeben.
Die beschriebene Konservierungslösung gemäß der Erfindung war den
anderen Kalt-Lagerungslösungen überlegen hinsichtlich der
Bilirubinerzeugung nach 24stündiger Kühllagerung (2.4°C) und
normalthermischer Reperfusion.
Der beste Test für eine erfolgreiche Leberkonservierung ist das
Transplantationsmodell (transplantation model). Die
Konservierungslösung wurde deshalb an einem orthotopischen
Hundeleber-Transplantatmodell getestet. Nach einfacher
Durchströmungsperfusion mit der Lösung wurden drei Hundelebern
nacheinander während 24-26 Stunden gelagert. Die Transplantation
wurde unter Anwendung einer kombinierten "Manschetten"- und
Nähtechnik durchgeführt.
Sämtliche Lebern nahmen sofort ein zufriedenstellendes Aussehen an
und alle drei Hunde wachten prompt auf und standen innerhalb von 4
Stunden nach Ende der Prozedur auf ihren Beinen.
Die Blutplättchenzahl war 6 Stunden nach der Operation normal. Die
Bilirubin- und Enzymwerte nach 6 Stunden und den folgenden 7 Tagen
sind in der Tabelle (Mittel ± SD) angegeben und zeigen eine
schnelle Wiederaufnahme der normalen Leberfunktion. Ein Hund starb
am Tag 5 nach der Operation infolge einer Intussusception.
Die beschriebene Kaltlagerungs(CS)lösung wurde für eine
Nierenkonservierung und auf ihre Wirkung auf die Renalfunktion
nach der Reperfusion untersucht: 1) an dem isolierten
perfusionierten Hundenieren-Modell (model) (IPK); und 2) bei dem
hundeautotransplantierten Modell (model).
- 1) Hundenieren wurden entweder während 48 Stunden in Eurocollings
(ES) oder der beschriebenen Kalt-Lagerungslösung (CS) aufbewahrt.
Die Nierenfunktion wurde während der Reperfusion mit dem IPK-
Modell untersucht, unter Verwendung einer oxigeniertes,
modifiziertes Albumin enthaltenden Krebs-Henseleit-Lösung bei 37°C
während einer Dauer von 90 Minuten. Harnproben wurden alle 10
Minuten gesammelt und analysiert. Die Werte für GFR (Creatinin-
Freigabe), Harn/Plasma-Protein (U/P) und die fraktionierte
Natriumreabsorption (% Na) wurden errechnet. Die Ergebnisse sind
in der Tabelle 3 als Mittel mit den Standardabweichungen in
Klammern angegeben.
Beide kühl gelagerte Nierengruppen hatten zum Zeitpunkt der Reperfusion in der Renalfunktion nachgelassen (verglichen mit den Kontrollnieren). Im Gegensatz zu EC-gelagerte Nieren verbesserte sich bei in einer Kälte-Lagerlösung (CS) aufbewahrten Nieren der GFR-Wert und die Natriumreabsorption signifikant während IPK. Diese Funktionsverbesserung legt die Annahme nahe, daß die in CS konservierten Nieren in der Lage sind, eine ischämische Schädigung sehr viel schneller zu verwinden als in EC aufbewahrte Nieren. - 2) Acht während 48 Stunden in CS konservierte Hundenieren wurden
nacheinander autotransplantiert. Drei Tiere starben infolge von
technischen Komplikationen (arterieller Thrombose,
Intussusception). Die Werte für das Posttransplantations-
Serumcreatinin (Mittel ± SD) der fünf überlebenden Tiere sind in
der Tabelle 4 angegeben.
Die Untersuchung zeigt die gute Präservation der Renalfunktion während 48 Stunden der Kaltlagerung mit der CS-Lösung. Diese Lösung ist folglich in der Lage, Nieren, Pankreas und Leber zu konservieren und kann entweder für eine einfache Kaltlagerung oder Dauerperfusion eingesetzt werden.
Claims (8)
1. Zusammensetzung für die Konservierung und Lagerung eines
für die Implantation in einen Patienten bestimmten
Organs, mit einem Gehalt an Lactobionat und einer
Hydroxyethylstärke, gekennzeichnet durch die Verwendung
einer Hydroxyethylstärke mit einem durchschnittlichen
Molekulargewicht von 150 000 bis 350 000 Daltons, die von
Anteilen mit einem Molekulargewicht von unterhalb 50 000
Daltons sowie von Ethylenglykol, Ethylenchlorhydrin,
Natriumchlorid und Aceton im wesentlichen frei ist.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
eine Lösung mit einer Osmolarität von etwa 320
mOsm/Liter.
3. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Stärke ein
durchschnittliches Molekulargewicht von 200 000 bis
300 000 Daltons und einen Substitutionsgrad von 0.4 bis
0.7 aufweist.
4. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Elektrolyten für
die Aufrechterhaltung der Zellebensfähigkeit und ein
Arzneimittel für die Reduzierung einer Infektion enthält.
5. Zusammensetzung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß sie Kaliumdihydrogenphosphat und/oder Calciumchlorid,
und/oder Dexamethason und/oder Penicillin enthält.
6. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß sie zusätzliche Komponenten
aus der Gruppe Raffinose, Glutathion, Glukonat, Adenosin,
Glukose, Insulin, Allopurinol
enthält.
7. Zusammensetzung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Hydroxyethyl-Stärke in
einer Menge von 3 bis 8 Gew.% vorliegt.
8. Verfahren zur Konservierung eines für die Implantation in
einen Patienten bestimmten Organs, dadurch
gekennzeichnet, daß das Organ in eine Zusammensetzung
gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche eingelegt wird.
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