DE3741832A1 - Mit dynamischem haubenventil bestueckte innere harnleiterschiene zur verhinderung von urin-rueckfluss in die oberen harnwege - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft:
eine Modifikation für das blasenseitige Ende bekannter und gebräuch­ licher innerer Harnleiterschienen, zur Vermeidung von Rückfluß des Urins aus der Blase in den Harnleiter und das Nierenbecken-Kelch­ system bei Anstieg des Blaseninnendruckes;
außerdem den für die Einlage des Harnleiterkatheters von oben - intra operationem - erforderlichen Zusatz.

Derartige Katheter werden üblicherweise zur inneren Ableitung von Urin aus dem oberen Hohlsystem in die Blase verwendet, wenn der normale Abfluß -

• a) durch Einengung des Harnleiters, z. B. durch ange­ borene Stenose, Narbenbildung oder Verdrängung von außen, oder
• b) durch Verlegung der Harnleiterlichtung (Harnstein, Gerinnsel, Tumor)

- beeinträchtigt wird. Damit soll drohendem Schaden für das Funktionsgewebe der Niere durch anhaltende Druckbelastung, bzw. durch Infektion der im oberen Hohlsystem "stehenden Gewässer", vorgebeugt werden.

Gebräuchliche Versionen weisen entlang ihres Verlaufes, und vor allem an den in der Blase bzw. im Nierenbecken-Kelchsystem lie­ genden Enden, mehrere (Stanz-)Löcher auf, um den Zu- und Abfluß auch bei längerer Verweildauer zu gewährleisten. Darüber hinaus sind sie an ihren Enden, oben mit einem kleineren Krümmungsradius als unten, ringelförmig gekrümmt, was durch Einhaken vor dem Harnleiterabgang bzw. nach der Einmündung in die Blase ein Ver­ rutschen nach oben oder unten verhindert.

Der erleichterte Abfluß wurde aber bisher bei solchen in­ neren Schienen durch zeitweilig wiederkehrende, unphysiolo­ gische Druckspritzen im oberen Hohlsystem erkauft, denn die abflußsichernde Durchgängigkeit dieser Katheter hebt die kör­ pereigene Ventilfunktion der Harnleitereinmündung auf. Damit wird eine Drucksteigerung in der Blasenlichtung durch zurück­ fließenden Urin kontinuierlich auf das Nierenbecken-Kelch­ system übertragen. Dadurch kommt es bei den Trägern oft zu erheblichen Schmerzen, denn einerseits aktiviert die plötz­ liche Drucksteigerung Dehnungsrezeptoren in der Nierenbecken- Wand, deren Reizung sehr schmerzhaft empfunden wird (wie bei Koliken), andererseits führen Fremdkörper in der Blase zur Wandreizung mit gehäuften Kontraktionen, mit Flankenschmerzen auf der entlasteten Seite, da sich der Druck dieser Blasen­ krämpfe ungehindert in die oberen Hohlwege fortsetzen kann. Oft sind diese Patienten zum Ausgleich obstruktiver Entlee­ rungsstörungen auch mit einem Blasen-Dauerkatheter versorgt, und die damit in die Blase eingeschleppten Keime können mit dem Urin ungehindert den inneren Harnleiterkatheter entlang aufsteigen und teils lebensbedrohliche obere Harnwegsentzün­ dungen mit Beteiligung des Nierengewebes hervorrufen.

Die gegenständliche Erfindung besteht darin, die blasensei­ tigen Öffnungen der inneren Harnleiterschiene durch ein ein­ ziges, endständiges, dynamisches Rückflußventil zu ersetzen. Letzteres soll durch seine Gestalt die Nachteile bisheriger Konzepte vermeiden. Andere Modelle störten zum Beispiel den Abfluß durch übermäßigen Strömungswiderstand im Ruhezustand, oder sie haben nach kurzer Zeit durch Verkrustung ihre Schließ­ fähigkeit, bzw. Öffnungsfreiheit, erheblich eingebüßt. Das hier vorgestellte Ventilprinzip zeichnet sich im Unterschied zu früheren Entwürfen anderer Erfindung dadurch aus, daß es

• a) im Ruhezustand als Fortsetzung des vollen Katheter­ querschnitts geöffnet vorliegt,
• b) nicht durch Verformung oder Abknickung von außen verstopft werden kann,
• c) infolge eines hydrodynamischen Wirkprinzips, beim Ansatz von Rückfluß, annähernd trägheitsfrei ge­ schlossen wird, wenn der Blaseninnendruck den im oberen Hohlsystem übersteigt, und
• d) durch die Verformung beim Schließen, wie beim Öffnen, von Inkrustationen befreit wird, wodurch die Funk­ tionsfähigkeit auch bei längerer Verweildauer ge­ währleistet bleibt.

Das nachfolgende Diagramm dient zur Erläuterung der Gestalt und der Wirkungsweise der Erfindung. Die Ziffern im Text ent­ sprechen denen in der Zeichnung.

Der erfindungsgemäß modifizierte Harnleiterkatheter (4) weist nur in seinen oberen und mittleren Abschnitten, d. h. im Nie­ renbecken-Kelchsystem (1) und im Verlauf des Harnleiters (2), Perforationen (5) auf. Im unteren Abschnitt, der in der Blase (3) zu liegen kommt, sind seitlich keine Öffungen mehr, nur das schräg auslaufende, blasenartige Ende ist in voller Lichtungsweite offen (6). Im ausreichenden Abstand, um die zum Schließen erforderliche Verformung zu erlauben, ist die Folie des Haubenventils (7) an den Katheterumfang verklebt oder verschweißt (8) (Ausschnitt Ia, b).

Der Ventilverschluß wird durch das nach Venturi benannte Prin­ zip bewerkstelligt (IIa, b). Bei ansteigendem Blasendruck führt schon der Ansatz von Rückfluß zur Durchströmung des ventil­ tragenden Schlauchendes, mit einer Druckminderung hier im Verhältnis zum restlichen Blaseninnendruck. Der Druckgradient nimmt die leichte Folie mit und legt sie auf die endständige Öffnung des Katheters, wo sie diese verschließt, bis der Druck­ unterschied, z. B. am Ende der Blasenentleerung, wieder schwin­ det. Dann führt die Elastizität der Haubenfolie sie in die Aus­ gangskrümmung zurück und gibt das Schlauchende wieder frei. Die wiederkehrende Verformung sprengt entsprechende Krusten frühzeitig ab.

Die gewählte Folienstärke muß ausreichen, das Einstülpen der Haube in die verschlossene Schlauchöffnung zu verhindern. Die ihr dann innewohnende Rigidität gewährleistet die Rückkehr in die Krümmung des Schlauchumfanges, an der sie befestigt ist, wodurch das Haubenventil im Ruhezustand voll geöffnet bleibt. Andererseits muß die Folie ausreichend flexibel sein, schon einem geringen Druckgefälle zu folgen, sich abzuflachen und die schräge terminale Öffnung abzudeckeln. Diesen Anforde­ rungen genügt z. B. eine glatte, 20 µ dicke Folie.

Die Folie umschließt den Schlauch nicht im vollen Umfang. Eine Teilummantelung ist leichter, zu einer Fläche zu verfor­ men, und es genügt schon ein Teil des Schlauchumfanges, die Öffnung breit genug abzudeckeln. Darüber hinaus ist das Ventil dadurch gegen unerwünschte Abflußstörung durch Abknicken oder Verkanten desselben an der Blasenwand geschützt.

Zum Einführen des inneren Harnleiterkatheters mittels Blasen­ spiegel, durch die Harnröhre von unten in das obere Hohlsy­ stem, wird (IIIa) der Schlauch durch ein in seine Lichtung eingeführten und sich am stumpf verschlossenen oberen Ende abstützenden Führungsdraht (9) begradigt. Nach dessen Ent­ fernung nimmt die Schiene wieder die gegen Verrutschen schüt­ zenden Krümmungen ein. Soll aber ein derart modifizierter Harnleiterkatheter, z. B. bei Operationen, von oben, d. h. in antegrader Richtung, eingelegt werden, dient zur Abstützung des Führungsdrahtes blasenwärts eine das Haubenventil reib­ schlüssig umfassende, wasserlösliche Gelkappe (10). Liegt die Schiene regelrecht, wird die Kappe mit dem Draht beherzt weg­ gestoßen, gibt das Ventil frei, und löst sich in kurzer Zeit auf (IIIb, IVa, b).

Claims (4)

1. Gegen Rückfluß gesicherter innerer Harnleiterkatheter mit mehreren Perforationen im oberen und mittleren Verlauf, gekennzeichnet durch ein im Ruhezustand völlig offenes, sich beim Ansatz von Rückfluß hydrodynamisch verschlie­ ßendes Haubenventil am blasenseitigen Ende (Abb., Ziff. 4).

2. Antirefluxiv modifizierter innerer Harnleiterkatheter nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß das genante Hau­ benventil eine knapp vor der unteren Katheterausmündung randständig fixierte, dem äußeren Schlauchumfang anlie­ gende Kunststoff-Folie ist, die das schräg endende Schlauch­ ende überragt und durch Minderdruck bei rückläufigem Durch­ fluß zugezogen wird (Ausschnitt Ia, b).

3. Antirefluxiver Harnleiterkatheter nach Anspruch 1 und/oder 2, gekennzeichnet dadurch, daß das genannte Haubenventil, zur Sicherung gegen unerwünschtes Verschließen, nicht den gesamten Schlauchumfang umschließt, sondern durch Frei­ lassen eines breiten Spaltes einer Abflußstörung durch Abknicken oder Verkanten des Ventils vorbeugt.

4. Zusatz für den antirefluxiven Harnleiterkatheter nach Anspruch 1, 2 und/oder 3, gekennzeichnet dadurch, daß zum Schutz des Haubenventils beim antegraden Einführen eine reibschlüssig blasenseitig übergestülpte, wasserlösliche Gelklappe benützt werden kann, die nach Eintritt in die Blase mit dem Führungsdraht weggestoßen wird, um das Haubenventil freizugeben, bevor der Führungsdraht zurück­ gezogen wird (IVa, b).