Bei Durchgang eines Gases, z. B. Dampf, härtbare Beschichtungen
sind üblicherweise eine Klasse von Beschichtungen, die aus
Polymerisat mit funktionellen aromatischen Hydroxylgruppen
und Vernetzungsmitteln mit mehreren Isocyanatgruppen
hergestellt werden. Überzüge oder Filme daraus werden durch
Einwirkung eines gasförmigen (dampfförmigen) tertiären Amins
als Katalysator gehärtet. Um das gasförmige tertiäre Amin
wirtschaftlich und sicher zu handhaben, wurden Härtungsräume
oder -kammern entwickelt. Solche Härtungskammern sind üblicherweise
im wesentlichen leere Kammern, durch die ein
Förderband geleitet wird, das das beschichtete Substrat
trägt und in dem das gasförmige tertiäre Amin, normalerweise
vermischt mit einem inerten Trägergas, mit dem beschichteten
Substrat in Berührung gebracht wird. Die Verwendung
von Polymerisaten mit funktionellen aromatischen Hydroxylgruppen
wird empfohlen, wenn ein System mit verlängerter
Topfzeit verlangt wird. Wenn Zweipackungsrezepturen möglich
sind, können auch Polymerisate mit funktionellen aliphatischen
Hydroxylgruppen eingesetzt werden. Die Vernetzungsmittel
mit mehreren Isocyanatgruppen enthalten in herkömmlichen,
bei Gasdurchgang härtbare Beschichtungen mindestens
einige aromatische Isocyanatgruppen, damit für die Praxis
annehmbare Härtungsgeschwindigkeiten erreicht werden.
Die Anforderungen an die üblichen bei Durchgang eines Gases
härtbaren Beschichtungen haben sich in gewissem Maße durch
das in der US-PS 45 17 222 beschriebene Verfahren zum Aufsprühen
eines dampfförmigen Amins geändert. Das Verfahren
zum Aufsprühen eines gasförmigen Katalysators beruht auf
der gleichzeitigen Erzeugung eines Zerstäubungsgutes (Atomisates)
aus einer Beschichtungsmasse und einem eine katalytische
Menge eines dampfförmigen tertiären Amins als Katalysator
enthaltenden Trägergases. Das erzeugte Atomisat und
der den dampfförmigen Amin-Katalysator enthaltende Trägergasstrom
werden vermischt und auf ein Substrat gerichtet,
auf dem eine Beschichtung daraus erzeugt wird. Die Härtung
verläuft rasch, und die Benutzung einer Härtungskammer ist
nicht erforderlich. Außerdem können alle aliphatischen Isocyanat-
Härtungsmittel in einem derartigen Sprühverfahren
verwendet werden. Aromatische Hydroxylgruppen sind jedoch
in dem Polymerisat noch erforderlich.
Ein Nachteil des Erfordernisses von aromatischen Hydroxylgruppen
im Polymerisat ist die inhärente Begrenzung, die der aromatische
Charakter bei der Rezepturerstellung von Beschichtungen
mit hohem Feststoffgehalt mit sich bringt. Dies gilt auch
für das Erfordernis der Anwesenheit aromatischer Einheiten
im Polyisocyanat-Vernetzungsmittel. Eine derartige Begrenzung
des Gehalts an nichtflüchtigen Feststoffen gilt sogar
für das vorstehend beschriebene Aufsprühverfahren mit einem
dampfförmigen Amin.
Trotz der Verbesserungen auf dem Gebiet der bei Durchgang
eines Gases härtbaren Beschichtungen sind noch keine vollständig
aliphatischen, qualitativ hochstehenden Polyurethan-
Decküberzüge entwickelt worden. Vielmehr werden solche Polyurethan-
Decküberzüge immer noch in Gegenwart eines Zinn-
oder Metallkatalysators hitzegehärtet. Auf dem Fachgebiet
besteht deshalb ein Bedürfnis nach der Anpassung der Technologie
der bei Durchgang eines Gases härtbaren Beschichtungen
für solche Polyurethan-Deckschichten, wobei es wünschenswert
wäre, herkömmliche Zinn-Katalysatorsysteme zu verwenden.
Dieses Bedürfnis wird durch die vorliegende Erfindung befriedigt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein katalysierbares
Reaktionsgemisch bereitzustellen, enthaltend einen aktivierbaren
Katalysator, der wirksam ist für die Umsetzung
einer Hydroxylverbindung und einer Isocyanatverbindung, mit
dem die Begrenzungen aufgehoben werden, denen Beschichtungen
unterliegen, die durch Dampfdurchgang in einer Härtungskammer
gehärtet werden, sowie ein Verfahren zum Aushhärten dieses
katalysierbaren Reaktionsgemisches zu schaffen.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein katalysierbares Reaktionsgemisch,
bestehend aus a) einem Polyol, b) einem Polyisocyanat
und c) einem aktivierbaren Katalysator für die
Umsetzung einer Hydroxylverbindung mit einer Isocyanatverbindung,
der in Gegenwart eines Amin-Aktivators oder durch
Erhitzen aktiviert wird, welches dadurch gekennzeichnet ist,
daß der Katalysator ein durch Vermischen von einem Zinnkatalysator,
einem Wismut-Katalysator oder einem Gemisch davon
mit einem
molaren Überschuß eines der Komplexierungsmittel
1. eine Mercaptoverbindung,
2. ein mit einer Isocyanatgruppe in
Gegenwart eines tertiären Amins als Aktivator reaktionsfähiges
Polyphenol mit benachbarten Hydroxylgruppen und
3. Gemischen
davon
erhältliches sechsfach koordiniertes Produkt
ist.
Ferner ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung ein Verfahren
zur Aushärtung des katalysierbaren Reaktionsgemisches
durch Aufbringen einer Beschichtung aus dem katalysierbaren
Reaktionsgemisch auf ein Substrat, wobei das katalysierbare
Reaktionsgemisch das vorstehend erwähnte ist. Auf den aufgebrachten
Film wirkt dann zur Härtung ein Amin-Aktivator
oder Hitze ein. Bei Anwendung des Amin-Aktivators verläuft
die Härtung bei Raumtemperatur.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ferner das Aufbringen
des katalysierbaren Reaktionsgemisches in Form eines
Zerstäubungsgutes, welches mit einem Amin-Aktivator vermischt
und das Gemisch auf ein Substrat in Form eines Überzuges
aufgebracht wird. Der Amin-Aktivator kann in dem katalysierbaren
Reaktionsgemisch als Dampf oder als Flüssigkeit
vorliegen.
Durch die vorliegende Erfindung wird die Topfzeit eines katalysierbaren
Reaktionsgemisches aus einem Polyol und einem
Polyisocyanat, wobei der aktivierbare Katalysator ein bestimmt
zusammengesetzter Zinn-Katalysator, Wismut-Katalysator
oder ein Gemisch davon ist, erhöht. Bei diesem katalysierbaren
Reaktionsgemisch ist der Katalysator mit einem
Komplexierungsmittel in molarem Überschuß umgesetzt, nämlich
einer Verbindung mit Mercaptogruppen, einem Polyphenol mit
benachbarten Hydroxylgruppen, das in Gegenwart eines tertiären
Amin-Aktivators mit einer Isocyanatgruppe reaktionsfähig
ist, oder Gemischen davon. Zusätzliche Stabilität kann
durch weiteres Einmischen eines Chelatbildners gewonnen werden.
Die Vorteile der vorliegenden Erfindung liegen in der Möglichkeit,
ein katalysierbares Reaktionsgemisch zu formulieren,
das sehr lange und wertvolle Topfzeit aufweist. Ein
weiterer Vorteil besteht darin, daß ein solches Reaktionsgemisch
rasch und einfach in Gegenwart eines Amin-Aktivators
ausgehärtet werden kann. Ein weiterer Vorteil besteht darin,
daß das katalysierbare Reaktionsgemisch zur Aushärtung nicht
erhitzt werden muß, jedoch gewünschtenfalls durch Erhitzen
gehärtet werden kann. Schließlich liegt ein weiterer Vorteil
der Erfindung in der Möglichkeit, das aktivierbare Katalysatorsystem
in üblichen Polyurethan-Beschichtungsmassen zu
verwenden, insbesondere bei hochwertigen Polyurethan-Deckschichten.
In den Zeichnungen zeigt
Fig. 1 in schematischer Darstellung die Komplexbildung des
Katalysators und die anschließende Aktivierung, dargestellt
an einem Zinn-Katalysator und einem Mercapto-
Komplexierungsmittel;
Fig. 2 graphisch die prozentuale Viskositätsänderung im
Verlauf von 6 Stunden als Funktion der Katalysatorkonzentration
bei der Beschichtungsmasse von Beispielen
5-8;
Fig. 3 graphisch die Daten für eine Stunde Abrieb mit Methyl-
Äthylketon (MEK) als Funktion der Katalysator-
Konzentration für die Beschichtungsmasse von Beispielen
5-8;
Fig. 4 graphisch die Daten für eine Stunde Abrieb mit MEK
als Funktion der Katalysator-Konzentration für die
Beschichtungsmasse von Beispielen 9-12; und
Fig. 5 bis 7 graphisch die Werte der Topfzeit und die Werte
für den Abrieb mit MEK als Funktion der Katalysator-
Konzentration für die Beschichtungsmassen von Beispielen
13-15 und Vergleichsversuchen V bis VIII mit und ohne den neuen Zinn/Mercaptan-
Komplex.
Die Erfindung wird nachstehend im einzelnen anhand der
Zeichnungen erläutert.
Herkömmliche Urethanbeschichtungen, insbesondere Deckschichten,
werden in Form von zwei getrennten Packungen bereitgestellt
(Zweipackungs-Rezepturen). Eine Packung,
gewöhnlich Teil A, besteht aus dem Polyol, die zweite Packung,
Teil B, ist das Polyisocyanat. Lösungsmittel und andere
übliche Anstrichzusätze werden nach den herkömmlichen
Lehren beiden Packungen einverleibt. Der Katalysator, üblicherweise
ein Zinn- oder Metall-Katalysator, wird
häufig in die Polyol-Packung gegeben, um vorzeitige Gelbildung
des Polyisocyanats zu vermeiden. Gelegentlich wird
die Katalysator-Packung keinem der Teile A oder B bis kurz
vor dem Aufbringen der Beschichtungsmasse zugesetzt.
Das Aufbringen solcher üblicher Zweipackungs-Beschichtungsmassen
umfaßt üblicherweise das Vermischen der zwei Packungen
unmittelbar vor der Anwendung, die durch übliche Walzenbeschichtung,
umgekehrte Walzenbeschichtung oder mit anderen
üblichen Mitteln vorgenommen werden kann. Es können auch
Aufsprühverfahren mit üblichen Zweikopf-Spritzpistolen angewendet
werden. Unabhängig von dem Auftragverfahren werden
die zwei Packungen getrennt gehalten, um vorzeitige Umsetzung
mit dem damit verbundenen Viskositätsanstieg zu
vermeiden, der wirkungsvolles Aufbringen verhindert. Die
aufgebrachten Beschichtungen werden oft hitzegehärtet, um
die Härtung zu beschleunigen und das Austreiben des Lösungsmittels
aus dem aufgebrachten Überzug sicherzustellen.
Eines der einzigartigen Merkmale des katalysierbaren Reaktionsgemisches der
Erfindung betrifft die verlängerte Topfzeit, die sich bei
seiner Anwendung ergibt. Eine derartige verlängerte Topfzeit
wird ohne Notwendigkeit für eine Rezeptur auf speziell
zugeschnittene Polymerisate und Härtungsmittel erreicht.
Vielmehr kann das katalysierbare Reaktionsgemisch
nach Bedarf einfach dadurch gehärtet werden, daß man einen
Amin-Aktivator auf das katalysierbare Reaktionsgemisch einwirken
läßt oder dieses erhitzt. Eine derartige Wirkungskombination
ergibt sich nicht einfach aus der Verwendung
eines üblichen Zinn-Mercaptid-Katalysators allein, was
einen wichtigen Gesichtspunkt darstellt. Das Katalysatorsystem
im Reaktionsgemisch der Erfindung ist nicht ein Zinn-Mercaptid, sondern
ist das Umsetzungsprodukt eines Zinn- und/oder Wismut-Katalysators mit einem
molaren Überschuß eines Komplexierungsmittels, wie eine
Mercapto-Verbindung. Dieses Umsetzungsprodukt entsteht bei
Raumtemperatur einfach durch Vermischen und wird hier als
Zinn/Wismut/Mercaptan-Komplexkatalysator bezeichnet. Tatsächlich
kann auch eine Beschichtungsmasse, die mit einem Zinnmercaptid
katalysiert ist, durch den Zusatz einer Mercapto-Verbindung
eine verlängerte Topfzeit erlangen. Ob ein Zinn- und/oder Wismutmercaptid/
Mercapto-Komplex entsteht, ist nicht genau bekannt,
obwohl die Kombination von verlängerter Topfzeit und rascher
Härtung in Gegenwart eines Amin-Aktivators experimentell bestätigt
wurde. Die vorliegende Beschreibung bezieht sich
auf Zinn/Wismut-Katalysatoren und Mercapto-Komplexbildner zur Erläuterung
der Erfindung, nicht jedoch um sie zu begrenzen.
Unter diesem Gesichtspunkt ist zu verstehen, daß ein molarer
Überschuß der Mercaptoverbindung im Verhältnis zum Zinn/Wismut-
Katalysator verwendet wird, um die neuen Zinn- und/oder Wismutkatalysator/
Mercaptan-Komplexe zu erzeugen. Ein molarer Überschuß der
Mercaptoverbindung bedeutet, daß ausreichend Mercaptoverbindung
dem Zinn- und/oder Wismutkatalysator zugegeben wird, so daß die Topfzeit
eines Polyol/Polyisocyanat/Katalysator-Gemisches mindestens zweimal
so lang wird als diejenige des gleichen Gemisches, das
nur den Zinn- und/oder Wismutkatalysator enthält, d. h. ohne Mercaptoverbindung.
Dies bedeutet im allgemeinen ein Molverhältnis von
Mercaptoverbindung zu Zinn- und/oder Wismutkatalysator von mehr als 2 : 1 bis
500 : 1 je nach der bestimmten Auswahl von Zinn- und/oder Wismutkatalysator,
Mercaptoverbindung und anderen Bestandteilen der Rezeptur.
In diesem Zusammenhang ist die Topfzeit einer Beschichtungsmasse
die Zeit, die für die Erhöhung der Viskosität
der Beschichtung in einem offenen Topf auf das Doppelte
der Anfangsviskosität erforderlich ist.
Ohne eine bestimmte Theorie vertreten zu wollen, erscheint
es, daß der Zinn- und/oder Wismutkatalysator und die Mercaptoverbindung
einen Komplex bilden, der den Zinn- und/oder Wismutkatalysator blockiert
oder ihm in anderer Weise seine Reaktivität nimmt. Die
Struktur des Komplexes und die Umsetzung zu seiner Herstellung
sind in Fig. 1 dargestellt. In Fig. 1 ist die Katalysatorstruktur
I diejenige eines üblichen Zinnkatalysators,
wie Dibutylzinndilaurat als Beispiel, wobei die Liganden
X Lauratgruppen sind. Vermutlich führt die Umsetzung,
die bei Zugabe einer Mercaptoverbindung, beispielsweise
R′SH, stattfindet, anfangs zur Verdrängung von zwei der
Liganden, beispielsweise der Lauratgruppen, wobei diese
durch Mercaptogruppen ersetzt werden und die Katalysator-
Spezies II erhalten wird. Beide Katalysator-Spezies I und II
sind aktive Katalysatoren, da sie die Hydroxyl/Isocyanat-
Reaktion beschleunigen.
Bei Zugabe überschüssiger Mercaptoverbindung ergibt sich
dann eine Gleichgewichtsreaktion zwischen den Katalysator-
Spezies II und III. Es ist zu sehen, daß bei dieser Reaktion
das Zinn-Metall aus einer vierfach koordinierten Spezies
in einer sechsfach koordinierte Spezies übergeht, da
zwei zusätzliche Mercaptogruppen damit koordiniert werden.
Die Katalysator-Spezies III ist inaktiv und stellt die neue
Katalysator-Spezies des Reaktionsgemisches der Erfindung dar. Es ist die Katalysator-
Spezies III, die die Herstellung eines katalysierbaren
Systems erlaubt, welches hervorragende Topfzeit aufweist.
Es ist auch die Katalysator-Spezies III, die in der
Lage ist, nach Bedarf aktiviert zu werden.
Der Aktivator, der die Katalysator-Spezies III in eine aktive
Form umwandelt, umfaßt entweder ein Amin oder Wärme.
Möglicherweise führt die Aktivierung zur Freisetzung der Katalysator-
Spezies II, IV oder einer Kombination davon. Unabhängig
davon, welche aktive Spezies freigesetzt wird, ist
die Gegenwart des Aktivators, z. B. Amin oder Wärme, und
funktioneller Isocyanatgruppen, erforderlich. Die funktionellen
Isocyanatgruppen sind mit dem Komplexierungsmittel,
z. B. Mercaptogruppen, reaktiv, was die Umwandlung der
inaktiven Katalysator-Spezies III in die aktive Katalysator-
Spezies II oder IV fördert. Die freigesetzten oder verdrängten
Mercaptogruppen reagieren mit den freien Isocyanatgruppen
in der Beschichtung unter Bildung von Thiocarbamatbindungen.
Thiocarbamatbindungen wirken katalytisch auf die
Hydroxyl/Isocyanat-Reaktion. Solche Thiocarbamatbindungen
dienen nur der weiteren Beschleunigung der Hydroxyl/Isocyanat-
Reaktion und der Aushärtung der Beschichtung.
Es ist zu beachten, daß Fig. 1 und die vorstehende Beschreibung
ausschließlich der Erläuterung der Erfindung dienen und
daß der aktive Metallkatalysator auch Wismut sein kann. Dabei
kann das Komplexierungsmittel auch ein mit einer Isocyanatgruppe
in Ggenwart eines tertiären Amins als Aktivator
reaktionsfähiges Polyphenol mit benachbarten Hydroxylgruppen
sein, wie im einzelnen nachstehend beschrieben wird.
Als Zinnkatalysatoren können im erfindungsgemäßen katalysierbaren
Reaktionsgemisch eine Vielzahl herkömmlicher Zinnkatalysatoren
verwendet werden. Zu den üblichen Zinnkatalysatoren
gehören beispielsweise Zinn(II)-octoat, Dibutylzinndicarboxylate,
wie Dibutylzinndioctoat, Zinnmercaptide, wie
Dibutylzinndilaurylmercaptid, Zinn(II)-acetat, Zinn(IV)-
oxid, Zinn(II)-citrat, Zinn(II)-oxalat, Zinn(II)-chlorid,
Zinn(IV)-chlorid, Tetraphenylzinn, Tetrabutylzinn, Tri-n-butylzinnacetat,
Di-n-butylzinndilaurat und Dimethylzinndichlorid
sowie Gemische davon. Es ist denkbar, daß bestimmte
Zinnkatalysatoren und bestimmte Mercaptane (oder Polyphenole)
infolge sterischer Hinderung nicht die gewünschten
wirkungsvollen Komplexe bilden können. Jedoch kann ein
brauchbarer Komplex vermutlich aus den meisten Zinnkatalysatoren
und den meisten Mercaptanen (und Polyphenolen) erzeugt
werden.
Eine Vielzahl üblicher Wismut-Katalysatoren kann ebenfalls
in vorteilhafter Weise eingesetzt werden. Zu den üblichen
Wismut-Katalysatoren gehören beispielsweise Wismuttricarboxylate,
z. B. Acetate und Oleate, Wismutnitrat, Wismuthalogenide,
z. B. Bromid, Chlorid und Jodid, Wismutsulfid, basische
Wismutdicarboxylate, z. B. Wismutyl-bis-neodecanoat, Wismutsubsalicylat
und Wismutsubgallat, sowie Gemische davon.
Als Mercaptane können in vorliegender Erfindung eine Vielzahl
monofunktioneller und polyfunktioneller Mercaptane mit
Erfolg verwendet werden. Beispiele für geeignete Mercaptane
sind
Trimethylolpropan-tri-(3-mercaptopropionat), Pentaerythrit-
tetra-(3-mercaptopropionat), Glykol-di-(3-mercaptopropionat),
Glykol-dimercaptoacetat, Trimethylolpropan-trithioglykolat,
Mercaptodiäthyläther, Äthandithiol, Thiomilchsäure,
Mercaptopropionsäure und Ester davon, Thiophenol,
Thioessigsäure, 2-Mercaptoäthanol, 1,4-Butandithiol, 2,3-Dimercaptopropanol,
Toluol-3,4-dithiol, α,α′-Dimercapto-p-xylol,
Thiosalicylsäure, Mercaptoessigsäure, Dodecandithiol,
Didodecandithiol, Dithiophenol, Di-p-chlorthiophenol, Dimercaptobenzothiazol,
3,4-Dimercaptotoluol, Allylmercaptan,
Benzylmercaptan, 1,6-Hexandithiol, 1-Octanthiol, p-Thiokresol,
2,3,5,6-Tetrafluorthiophenol, Cyclohexylmercaptan, Methylthioglykolat,
verschiedene Mercaptopyridine, Dithioerythrit,
6-Äthoxy-2-mercaptobenzothiazol und d-Limonendimercaptan,
sowie Gemische davon.
Zusätzlich zu den monofunktionellen oder polyfunktionellen
Mercaptan-Monomeren oder -Oligomeren kann eine Vielzahl von
polymeren Verbindungen derart synthetisiert oder modifiziert
werden, daß sie Mercaptan- oder Thiolgruppen aufweisen. Spezielle
Beispiele für Mercaptane, die zur Herstellung der polymeren
Verbindungen mit funktionellen Mercaptangruppen zur
Verwendung in den Rezepturen der erfindungsgemäßen Reaktionsgemische
verwendet werden können, sind 1,4-Butandithiol,
2,3-Dimercaptopropanol, Toluol-3,4-dithiol und
α,α′-Dimercapto-p-xylol. Beispiele für weitere geeignete
Mercaptan-Verbindungen sind Thiosalicylsäure, Mercaptoessigsäure,
2-Mercaptoäthanol, Dodecandithiol, Didodecandithiol,
Dithiolphenol, Di-p-chlorthiophenol, Dimercaptobenzothiazol,
3,4-Dimercaptotoluol, Allylmercaptan, 1,6-Hexandithiol, Mercaptopropionsäure,
p-Thiokresol, d-Limonen-dimercaptan, Cyclohexylmercaptan,
Methylthioglykolat, Mercaptopyridine, Dithioerythrit
und 6-Äthoxy-2-mercaptobenzothiazol.
Im wesentlichen alle oligomeren oder polymeren Verbindungen
können derart modifiziert werden, daß sie Mercaptan- oder
Thiolgruppen enthalten. Spezielle Beispiele für Mercaptangruppen
enthaltende polymere Verbindungen können sich von
Epoxyharzen und epoxy-modifizierten Diglycidyläthern von
Bisphenol A-Verbindungen, mercaptofunktionellen Urethanen,
verschiedenen aliphatischen Polyäthylen- oder Polypropylenglykol
(Diglycidyläther)-Addukten und Glycidyläthern von
Phenolharzen ableiten. Weitere geeignete Polymerisate mit
Mercaptangruppen sind Polyamidharze, z. B. Kondensationsprodukte
dimerisierter Fettsäuren, die mit einem difunktionellen
Amin umgesetzt sind, wie Äthylendiamin, mit nachfolgender
Umsetzung mit 3-Mercaptopropionsäure. Auch eine Vielzahl
von Acrylharzen und Vinylharzen kommt für die Modifizierung
gemäß vorliegender Erfindung in Betracht.
In dieser Hinsicht ist zu beachten, daß praktisch alle üblichen
Hydroxylgruppen enthaltenden Monomeren, Oligomeren oder
Polymeren, die bisher zur Verwendung in durch Dampfdurchgang
härtbare Beschichtungen vorgeschlagen wurden, derart modifiziert
werden können, daß sie Mercaptogruppen enthalten. Auch
diese Verbindungen eignen sich zur Herstellung von Beschichtungsmassen.
Beispielsweise ist die Veresterung (oder Umesterung)
solcher Polyole mit Säuren mit endständigen Mercaptangruppen
nur eine Möglichkeit, die ohne weiteres für
die Modifizierung solcher
herkömmlicher durch Dampfdurchgang härtbarer Stoffe zur
Verwendung bei der Herstellung von Beschichtungsmassen
in Betracht kommen. Nachstehend sind Beispiele
für derartige bekannte durch Dampfdurchgang härtbare Beschichtungsmassen,
die in geeigneter Weise modifiziert werden
können, angegeben.
In der US-PS 34 09 579 ist eine Bindemittelzusammensetzung
aus einem Phenol-Aldehyd-Harz (einschließlich Resol-, Novolak
und Resitolharzen), das vorzugsweise ein Benzyläther-
oder -polyäther-Phenolharz ist, beschrieben. In der US-PS
36 76 392 ist eine Harzzusammensetzung in einem organischen
Lösungsmittel beschrieben, die aus einem Polyäther-Phenol
oder einem Phenol-(Resol)-Harz mit Methylol-Endgruppen besteht.
In der US-PS 34 29 848 ist eine ähnliche Zusammensetzung
wie in der US-PS 34 09 570 beschrieben, die zusätzlich
ein Silan enthält.
Die US-PS 37 89 044 betrifft ein Polyepoxidharz mit Hydroxybenzoesäure-
Endgruppen. In der US-PS 38 22 226 ist eine härtbare
Zusammensetzung aus einem Phenol, das mit ungesättigten
Fettsäuren, Ölen, Fettsäureestern, Butadien-Homopolymerisaten,
Butadien-Copolymerisaten, Alkoholen und Säuren
umgesetzt ist, beschrieben. In der US-PS 38 36 491 ist ein
ähnliches hydroxyfunktionelles Polymerisat, wie ein Polyester,
Acryl-Polymerisat oder Polyäther, mit Hydroxybenzoesäure-
Endgruppen beschrieben. Die GB-PS 13 69 351 betrifft
eine Hydroxy- oder Epoxy-Verbindung, die Diphenolsäure-
Endgruppen aufweist. Nach der GB-PS 13 51 881 werden Polyhydroxy-,
Polyepoxy- oder Polycarbonyl-Harze mit dem Reaktionsprodukt
aus einem Phenol und einem Aldehyd modifiziert.
In der US-PS 29 67 117 ist ein Polyhydroxy-Polyester beschrieben
und in der US-PS 42 67 239 die Umsetzung von p-
Hydroxybenzoesäure mit einem Alkydharz. In der US-PS
42 98 658 wird ein mit 2,6-Di-methylol-p-kresol modifiziertes
Alkyd-Harz beschrieben.
In den US-PS 43 43 839, 43 65 039 und 43 74 167 werden Polyester-
Harzbeschichtungen gelehrt, die sich insbesondere für
biegsame Substrate eignen. In der US-PS 43 74 181 sind Harze
beschrieben, die besonders an das Reaktionsspritzgießen
(RIM) von Urethanteilen angepaßt sind. In der US-PS 43 31 782
ist ein Hydroxybenzoesäure-Epoxy-Addukt beschrieben. In
der US-PS 43 43 924 wird ein stabilisiertes Kondensationsprodukt
mit funktionellen Phenolgruppen aus einem Phenol-Aldehyd-
Reaktionsprodukt beschrieben. In der US-PS 43 66 193
ist die Verwendung von 1,2-Dihydroxybenzol oder Derivate davon
für durch Gasdurchgang härtbare Beschichtungen beschrieben.
In der US-PS 43 68 222 ist die einzigartige Eignung von
durch Gasdurchgang härtbaren Beschichtungen für oberflächenporöse
Substrate und faserverstärkte Formmassen beschrieben.
In der US-PS 43 96 647 ist die Verwendung von 2,3′,4-Trihydroxydiphenyl
beschrieben.
Alle vorstehend aufgeführten Polymerisate oder Verbindungen
mit aromatischen Hydroxylgruppen können in geeigneter Weise
derart modifiziert werden, daß sie Mercaptogruppen enthalten
und zur Herstellung von Beschichtungsmassen verwendet werden
können.
Das Polyol (a) kann ein polymeres Polyol oder ein monomerer
Alkohol sein, z. B. ein Polyester, Polyäther oder Polyurethanpolyol.
Auch eine olefinische Unsättigung kann in
dem monomeren Alkohol oder polymeren Polyol enthalten sein
oder anschließend in üblicher Weise in ein polymeres Polyol
oder einen monomeren Alkohol eingebaut werden, wenn eine
derartige Unsättigung gewünscht wird. Übliche Umsetzungen
hierfür sind die Umsetzung eines monomeren Alkohols oder polymeren
Polyols beispielsweise mit Acrylsäuren, Acrylhalogeniden,
Äthern mit endständigen Acrylresten, Acryl- oder Methacrylanhydriden,
Acrylaten mit endständigen Isocyanatgruppen
oder Epoxyacrylaten. Weitere Reaktionen zur Herstellung von
Hydroxylgruppenn aufweisenden Polymerisaten sind die Umsetzung
eines Hydroxyacrylat-Monomeren, Hydroxymethacrylat-Monomeren
oder eines Allylätheralkohols mit einem cyclischen
Anhydrid, wie z. B. Maleinsäure-, Phthalsäure-, Bernsteinsäure-,
Norbornen- oder Glutarsäureanhydrid. Ungesättigte Polyesterpolyole
können dann gegebenenfalls mit einem geeigneten
Oxiran umgesetzt werden, beispielsweise mit Äthylenoxid,
Propylenoxid, Glycidylacrylat, Allylglycidyläther, α-Olefin-
Epoxide oder Butylglycidyläther. Beispiele für geeignete Allylalkohole
sind Trimethylolpropanmonoallyläther, Trimethylolpropandiallyläther
und Allylhydroxypropyläther.
Weitere übliche Verfahren zur Herstellung von Hydroxylgruppen
aufweisenden Polymerisaten sind die Umsetzung von α-aliphatisch
oder aromatisch substituierten Acrylsäuren mit
einer Oxiranverbindung sowie die Umsetzung eines Hydroxyacrylates
oder Hydroxymethacrylates mit einer Dimercaptanverbindung.
Alle vorstehend genannten Polyole können auch
weiter mit einem Diisocyanat zu einem Hydroxylgruppen aufweisenden
Urethan-Vorpolymerisat umgesetzt werden. Somit unterliegen
die erfindungsgemäß verwendbaren Polyol-Arten und
ihre Herstellung fast keinen Begrenzungen.
Eine weitere herausragende Ausführungsform der Erfindung ist
die Modifizierung eines Polyols derart, daß es einige Mercaptangruppen
enthält, die mit dem Zinnkatalysator komplexiert
werden können. Die Herstellung solcher modifizierter
Polyole erscheint zwar in üblicher Weise zu verlaufen, es
wurde jedoch festgestellt, daß die Steuerung der Umsetzung
derart, daß im erhaltenen Polymerisat die Hydroxylgruppen
vorherrschen, ziemlich schwierig ist. Vorzugsweise wird deshalb
ein Verfahren angewendet, das die Herstellung von aliphatischen
Polyolen zum Gegenstand hat, welche einen geringeren
Anteil an aromatischen Hydroxyl- oder Mercaptogruppen
aufweisen. Bei diesem Verfahren wird in einer ersten Stufe
ein Polyol mit funktionellen Glycidylgruppen hergestellt,
mit dem in einer zweiten Stufe eine Mercaptoverbindung umgesetzt
wird, die Carboxylgruppen oder andere funktionelle
Gruppen enthält, die mit den Glycidylgruppen reagieren. Auf
diese Weise kann eine Vielzahl von Polyolen, beispielsweise
die vorstehend beschriebenen, in geeigneter Weise derart modifiziert
werden, daß sie eine geringere Menge Mercaptogruppen
enthalten, während nach den vorstehend beschriebenen
Herstellungsverfahren häufig Polymerisate mit einer größeren
Menge Mercaptogruppen erhalten werden. Dieses Verfahren wird
als "Dammann-Verfahren" bezeichnet. Die Beispiele erläutern
derartige Polymerisate, die funktionelle aliphatische oder
aromatische Hydroxylgruppen, Mercaptogruppen und den Zinnkatalysator
in einem einzigen Molekül enthalten. Diese Ausführungsform
ermöglicht die Herstellung von Beschichtungsmassen
mit viel höherem Feststoffgehalt, als es bisher möglich war.
Eine weitere Verbindungsgruppe, die sich als wirksam zur Erzeugung
eines inaktiven Zinn- oder Wismut-Katalysatorkomplexes
erwies, ist eine bestimmte Klasse von Polyphenolen mit
benachbarten Hydroxylgruppen, die dadurch gekennzeichnet
sind, daß sie in Gegenwart eines tertiären Amin-Aktivators
mit einer Isocyanatgruppe reagieren. In Abwesenheit des tertiären
Aminkatalysators reagieren diese Polyphenole dagegen
über längere Zeiträume nicht mit Isocyanatgruppen. Offensichtlich
können diese Polyphenole sechsfach koordinierte
Komplexe mit Zinn oder Wismut bilden, beispielsweise die Katalysator-
Spezies III von Fig. 1. Die Polyphenole, die in
Gegenwart eines tertiären Amin-Aktivators mit funktionellen
Isocyanatgruppen reagieren, verhalten sich in Gegenwart von
tertiären Amin-Aktivatoren wie Mercaptogruppen. Auch Wärme
fördert die Freisetzung einer aktiven Zinn-Katalysatorspezies.
Spezielle Beispiele für Polyphenole, die zur Herstellung
der erfindungsgemäß verwendeten inaktiven Zinn- oder
Wismut-Katalysatorkomplexe geeignet sind, sind Brenzkatechin,
Pyrogallol und 3-Methoxy-brenzkatechin. Diese Polyphenole
sind im einzelnen in der US-PS 43 66 193 beschrieben.
Was die Mengenanteile des aktivierbaren Katalysators angeht,
soll der Anteil des Zinn- oder Wismuth-Katalysators derart
eingestellt werden, daß er in einer für die Polyol/Polyisocyanat-
Reaktion wirksamen katalytischen Menge vorliegt.
Übertragen auf die Konzentration an aktivem Zinn/Wismuth-Katalysator
bedeutet dies Bereiche von etwa 0,0001 bis etwa 1,0 Gew.%.
Der Mengenanteil an Mercaptan oder Polyphenol wird im allgemeinen
so eingestellt, daß er in nennenswertem Überschuß zu
dem Anteil an Zinn/Wismut-Katalysator vorliegt. Bei höheren
Verhältnissen von Komplexierungsmittel zu Metallkatalysator
wird bessere Stabilität (Topfzeit) beobachtet, während die
Aushärtung der Beschichtungsmasse nicht so schnell abläuft.
Bei einem gegebenen Verhältnis ergibt ein höherer Anteil an
Metallkatalysator schnellere Härtung, jedoch kürzere Topfzeit.
Das Verhältnis Katalysator zu Komplexierungsmittel
kann in Abhängigkeit von dem jeweiligen Zinn- oder Wismut-
Katalysator, dem jeweiligen Mercaptan oder Polyphenol, dem
gewählten Polyol und Polyisocyanat und den geforderten Eigenschaften
des Gemisches schwanken. Im allgemeinen erwiesen
sich jedoch Molverhältnisse Katalysator zu Komplexierungsmittel
im Bereich von mehr als 2 : 1 bis 500 : 1 als geeignet
im katalysierten Reaktionsgemisch der Erfindung.
Polyisocyanat-Vernetzungsmittel vernetzen mit den Hydroxylgruppen
des Polyols unter dem Einfluß des Zinn- und/oder
Wismut-Katalysators. Dabei wird die Beschichtung ausgehärtet.
Es können aromatische, aliphatische oder gemischt aromatisch-
aliphatische Polyisocyanate verwendet werden. Natürlich können
polymere Isocyanate verwendet werden, um die
giftigen Dämpfe von monomeren Polyisocyanaten zu vermindern.
Außerdem finden auch alkoholmodifizierte Polyisocyanate erfindungsgemäß
Verwendung. Die Polyisocyanate enthalten vorzugsweise
2 bis 4 Isocyanatgruppen pro Molekül. Geeignete
Polyisocyanate zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung
sind z. B.
Hexamethylendiisocyanat, 4,4′-Toluoldiisocyanat
(TDI), Diphenylmethandiisocyanat (MDI), Polymethylen-polyphenylisocyanat
(polymeres MDI oder PAPI), m- und p-Phenylendiisocyanate,
Bitoluoldiisocyanat, Triphenylmethantriisocyanat,
Tris-(4-isocyanatophenyl)-thiophosphat, Cyclohexandiisocyanat
(CHDI), Bis-(isocyanatomethyl)-cyclohexan
(H6XDI), Dicyclohexylmethandiisocyanat (H12MDI), Trimethylhexandiisocyanat,
Dimersäure-diisocyanat (DDI), Dicyclohexylmethandiisocyanat
und Dimethyl-Derivate davon, Trimethylhexamethylendiisocyanat,
Lysindiisocyanat und sein Methylester,
Isophorondiisocyanat, Methylcyclohexandiisocyanat,
1,5-Naphthalindiisocyanat, Triphenylmethantriisocyanat,
Xylylendiisocyanat und seine Methyl- und hydrierten Derivate,
Chlorphenylen-2,4-diisocyanat und Gemische davon.
Aromatische und aliphatische Polyisocyanat-Dimere, -Trimere,
-Oligomere und -Polymere einschließlich Biuret- und
Isocyanurat-Derivate, und funktionelle Isocyanat-Vorpolymerisate
sind oft als vorbereitete Packungen verfügbar, die
sich ebenfalls zur Verwendung in vorliegender Erfindung eignen.
Das Verhältnis von Isocyanat-Äquivalenten des Polyisocyanat-
Vernetzungsmittels zu den Hydroxylgruppen des Polyols soll
vorzugsweise größer als etwa 1 : 1 sein und kann im Bereich
von 1 : 2 bis 2 : 1 liegen. Die genaue erstrebte Anwendung
der Beschichtungsmassen gibt häufig dieses Verhältnis als
Isocyanat-Index vor.
Dem katalysierbaren Reaktionsgemisch kann ein Lösungsmittel
einverleibt werden. Flüchtige organische Lösungsmittel können
Ketone und Ester zur Herabsetzung der Viskosität des Gemisches
einschließen. Etwas aromatisches Lösungsmittel kann
notwendig sein. Es stellt gewöhnlich einen Teil der flüchtigen
Bestandteile von technischen Isocyanat-Polymerisaten
dar. Beispiele für flüchtige organische Lösungsmittel sind
Methyläthylketon, Aceton, Butylacetat, Methylamylketon, Methylisobutylketon
und Äthylenglykolmonoäthylätheracetat. Für
das Polyisocyanat umfassen übliche technisch verfügbare Lösungsmittel
Toluol und Xylol. Der effektive Gehalt an nichtflüchtigen
Feststoffen in dem katalysierbaren Reaktionsgemisch
kann durch Einbau eines verhältnismäßig wenig oder
nichtflüchtigen (hochsiedenden) Esters als Weichmacher erhöht
werden, der zum großen Teil im gehärteten Film verbleibt.
Beispiele für derartige Ester-Weichmacher sind Dibutylphthalat
und Di-(2-äthylhexyl)-phthalat [DOP]. Der Anteil
an Ester-Weichmacher soll nicht über 5 bis 10 Gew.-% liegen,
da sonst ein Verlust an Kratzfestigkeit auftreten kann.
Das katalysierbare Reaktionsgemisch kann außerdem Pigmente
zur Trübung und inerte Streckmittel enthalten, z. B. Titandioxid,
Zinkoxid, Tone, wie Kaolinit, Siliciumdioxid, Talk,
Kohlenstoff oder Graphit, z. B. für leitfähige Beschichtungen.
Ferner kann es färbende Pigmente, korrosionsinhibierende
Pigmente und eine Vielzahl von anderen, üblicherweise
in Beschichtungsmassen verwendeten Mitteln enthalten. Hierzu
gehören z. B. Netzmittel, Fließ- oder Verlaufmittel und Pigment-
Dispergiermittel. Die zur Herstellung der Reaktionsgemische
verwendeten Bestandteile werden derart ausgewählt,
daß Systeme mit verhältnismäßig geringem Säurewert erhalten
werden. Höhere Säurewerte führen zur Verkürzung der Topfzeit
und zur Verzögerung der Aushärtung der Beschichtungsmassen.
Außerdem kann zusätzliches Amin zur Härtung erforderlich
sein. Bevorzugt sind deshalb die Systeme mit niedrigem Säurewert.
Eine weitere Gruppe von Zusätzen, die gegebenenfalls in dem
katalysierbaren Reaktionsgemisch der Erfindung verwendet
werden können, sind Chelatbildner auf Ketonbasis. Beispielsweise
beschreibt die US-PS 33 14 834 die Keto-Chelatbildner,
die sich zur Verlängerung der Topfzeit von Urethan-
Treibmitteln eignen. Die US-PS 36 35 906 zeigt, daß Urethan-
Beschichtungsmassen verlängerte Topfzeit aufweisen können,
wenn die Katalysatoren mit β-Dicarbonylverbindungen, α-Hydroxyketonen
oder kondensierten aromatischen β-Hydroxyketonen
komplexiert sind. Weitere Chelatbildner auf Ketonbasis,
die im erfindungsgemäßen Reaktionsgemisch eingesetzt werden
können, sind beispielsweise Dialkylmalonate, Acetoessigsäureester,
Alkyllactate und Alkylpyruvate. Solche Chelatbildner
ergeben zwar nicht das Ausmaß an Topfzeit, das durch die
Anwendung der Mercaptoverbindungen oder Polyphenole in dem
aktivierbaren Katalysator erzielt wird, ihre Gegenwart kann
jedoch für die Verlängerung der Topfzeit des Systems
hilfreich sein, wie die Beispiele zeigen. Außerdem ist zu
verstehen, daß solche Keton-Chelatbildner keiner inaktiven
Katalysatorspezies ergeben, die durch ein Amin oder Erwärmung
auf nicht zu hohen Temperaturen ausgelöst werden können,
da die Chelatbildner auf Ketonbasis unter normalen Bedingungen
nicht mit funktionellen Isocyanatgruppen reagieren.
Außerdem sind diese Keton-Chelatbildner bei der Komplexierung
mit Zinn oder Wismut weniger wirksam als Mercaptane
oder Phenole, wie die nachstehenden Beispiele zeigen.
Das katalysierbare Reaktionsgemisch aus Polyol und Polyisocyanat-
Vernetzungsmitteln hat eine Mindest-Topfzeit von 4
Stunden in einem offenen Topf. Im allgemeinen ist die Topfzeit
größer als 8 Stunden und kann bis zu 18 Stunden oder
mehr erreichen. Eine solche lange Topfzeit bedeutet, daß ein
Auffüllen des Topfes in der Anlage im Verlauf der Verschiebungen
im allgemeinen nicht erforderlich ist. Außerdem ist
die Topfzeit des Reaktionsgemisches je nach Rezeptur im geschlossenen
Behälter im allgemeinen
länger als 1 Tag. Nach der Lagerung kann das Reaktionsgemisch
mit einem geeigneten Lösungsmittel auf die für die Anwendung richtige Viskosität
gebracht werden. Ein solches Gemisch bewahrt alle ursprünglich
besessenen hervorragenden Eigenschaften.
Der Amin-Aktivator kann in flüssiger oder Dampfphase zugeführt werden; er
ist vorzugsweise ein tertiäres Amin. Dazu gehören beispielsweise auch
tertiäre Amine, die Substituenten, wie Alkyl-, Alkanol-, Aryl- oder
cycloaliphatische Reste und Gemische solcher Rest enthalten. Auch
heterocyclische tertiäre Amine können zur Verwendung im Verfahren der
Erfindung geeignet sein. Spezielle Beispiele für geeignete
tertiäre Amine sind Triäthylamin, Dimethyläthylamin, Tetramethyläthylendiamin,
Trimethylamin, Tributylamin, Dimethylbenzylamin,
Dimethylcyclohexylamin, Dimethyläthanolamin, Diäthyläthanolamin,
Triäthanolamin, Pyridin, 4-Phenylpropylpyridin,
2,4,6-Collidin, Chinolin, Tripropylamin, Isochinolin,
N-Äthylmorpholin, Triäthylendiamin und Gemische
davon. Außerdem können Aminoxide und quarternäre Ammonium-Amine verwendet
werden. Eine Vielzahl von tertiären Aminen ist als Katalysator
derzeit im Handel erhältlich und eignet sich für die
Zwecke der Erfindung. Der Amin-Aktivator ist zwar vorzugsweise
ein tertiäres Amin und wird vorzugsweise als gasförmiges
tertiäres Amin verwendet, das tertiäre Amin kann jedoch
auch als Flüssigkeit vorliegen, wobei die Erfindung
wirksam ausgeführt werden kann. Außerdem aktivieren auch
primäre und sekundäre Amine den Zinn/Mercaptan-Katalysatorkomplex;
diese sind jedoch nicht derart bevorzugt, weil bei
ihrer Verwendung längere Härtungszeiten auftreten. Sterisch
gehinderte sekundäre Amine können gelegentlich Anwendung
finden und sogar bevorzugt sein. Solche nichttertiären Amine,
die eingesetzt werden können, umfassen beispielsweise
Diisopropylamin, Di-tert.-butylamin, Dibutylamin, tert.-Butylamin,
Diisopropylamin, 1,1-Dimethylpropylamin, Monoäthanolamin
und Diäthanolamin sowie Gemische
davon.
Der Mengenanteil an Amin-Aktivator kann bis zu mindestens
6 Vol.-% reichen. Gewöhnlich genügt jedoch ein Gehalt von weniger
als 1 Vol.-%, beispielsweise zwischen etwa 0,25 und 1 Vol-%.
Der Mengenanteil am Amin-Aktivator kann in Abhängigkeit davon
schwanken, ob der Amin-Aktivator in flüssigem oder in
dampfförmigem Zustand eingesetzt wird und ob der Amin-Aktivator
ein tertiäres, primäres oder sekundäres Amin ist. Im
allgemeinen muß ein flüssiger Amin-Aktivator in größerer
Konzentration eingesetzt werden als ein dampfförmig zugeführter
Amin-Aktivator. Das gleiche gilt für primäre und sekundäre
Amine, die im allgemeinen im Hinblick auf ihre Reaktivität
im System in größerer Menge verwendet werden müssen.
Die Hitze-Aktivierung des Katalysatorkomplexes erfordert ein
Erhitzen des katalysierbaren Reaktionsgemisches auf Temperaturen
im Bereich von 50 bis 150°C oder darüber für Zeiten
von 1 bis 30 Minuten. Dieses Heizschema zur Aktivierung des
Katalysatorkomplexes ist üblicherweise weniger streng als
das zur Aushärtung der Polyol/Polyisocyanat-Beschichtungsmasse
ohne Anwesenheit irgendeines Katalysators erforderliche.
Das Erhitzen des beschichteten Substrats auch bei Verwendung
eines Amin-Aktivators kann natürlich günstig für die
Austreibung des Lösungsmittels aus der Beschichtung sein.
Außerdem kann damit sichergestellt werden, daß die Beschichtung
bei rascher Handhabung des beschichteten Substrates
nicht mehr klebrig ist. Auch hier ist das Heizschema eher
mild im Hinblick auf Temperatur und Zeit im Vergleich zu üblichen
hitzegehärteten Urethansystemen.
Mit den katalysierbaren Reaktionsgemischen kann eine Vielzahl
von Substraten beschichtet werden. Hierzu gehören Metalle,
wie Eisen, Stahl, Aluminium, Kupfer, elektrolytisch
beschichteter Stahl und Zink. Die Reaktionsgemische können
auch auf Holz, Faserplatten (nach dem Reaktions-Spritzguß-
Verfahren hergestellte Polyurethane), Platten-Formverbindungen,
Vinylpolymerisate, Acrylpolymerisate, andere Polymerisate
oder Kunststoffe und Papier aufgebracht werden. Da die
Reaktionsgemische bei Raumtemperatur gehärtet werden können,
stellt eine Beschädigung durch Erhitzen von wärmeempfindlichen
Substraten keine Begrenzung ihrer Anwendung für Beschichtungsmassen
dar. Dadurch, daß das Aufsprühverfahren
mit dampfförmigem Amin als Katalysator angewendet werden
kann, sind die Einsatzmöglichkeiten der Reaktionsgemische
noch vergrößert. Ein Erhitzen der Reaktionsgemische nach dem
Aufbringen, beispielsweise auf 50 bis 150°C, ist zur Beschleunigung
der Austreibung des Lösungsmittels häufig
empfehlenswert. Tatsächlich wird sogar gelegentlich ein Erhitzen
auf die üblichen Härtungstemperaturen durchgeführt.
Schließlich muß noch betont werden, daß die erfindungsgemäßen
katalysierbaren Reaktionsgemische auch für Grundierungen, Zwischenschichten
und Deckschichten angewendet werden können, und
zwar im wesentlichen unabhängig von der Schichtdicke. Tatsächlich
kann das katalysierbare Reaktionsgemisch die Möglichkeit
zur Herstellung einer einzigen Beschichtung schaffen, die sowohl
als Grundierung als auch als Deckschicht wirken kann
(Unicoat-System).
Die Beispiele erläutern die Erfindung. Prozent- und Anteilsangaben
beziehen sich auf das Gewicht, sofern nichts anderes angegeben
ist.
Beispiel 1
Es wurden Untersuchungen zur Bestimmung der Auswirkung der Art des Mercaptans
auf die Stabilität des Zinn/Mercaptan-Komplexes durchgeführt.
Diese wurde durch die Viskosität (Topfzeit) eines katalysierbaren Reaktionsgemisches
aus Polyol/Polyisocyanat/aktivierbarem Katalysator bestimmt.
Es wird ein Vorratsansatz aus 364 g Polycaprolactontriol mit
einer OH-Zahl 310 (Tone® 0305, Handelsname der Union Carbide Corporation),
481 g trimerem Hexamethylendiisocyanat in Äthylacetat als Lösungsmittel
mit 90% Feststoffen (DESMODUR®N 3390, Handeslname der Mobay
Chemical Company) und 300 g Methylamylketon (MAK) als Lösungsmittel zubereitet.
Verschiedene Mercaptane werden mit dem Katalysator Dibutylzinndilaurat
in einer Menge von 0,2 Gew.-% Zinnkatalysator, bezogen auf
den Feststoffgehalt der Beschichtungsmasse, komplexiert (Mercaptan : Zinn-
Äquivalentverhältnis von 48 : 1). Anteile von
80 g der Vorratsmasse werden mit den verschiedenen Zinn/
Mercaptankomplexen vermischt, und die Viskosität wird in verschiedenen
Zeitabständen gemessen (Spindel Nr. 2 bei 60
U. p. M.). In anderen Tests war bestimmt worden, daß bei der
Menge des eingesetzten Zinnkatalysators die Topfzeit der
Rezeptur mit dem Zinnkatalysator allein (ohne Mercaptan)
viel kürzer als 1 Stunde ist und üblicherweise im Bereich
von 10 bis 20 Minuten liegt. Die Ergebnisse der Versuche
sind in Tabelle I zusammengestellt.
Die Werte in Tabelle I zeigen, daß eine Vielzahl von Mercaptanen mit
Zinn-Katalysatoren Komplexe bilden. Es ist festzustellen, daß Carboxylgruppen
enthaltende Mercaptane offenbar die Topfzeit der Formulierung
verkürzen.
Beispiele 2 bis 4
und Vergleichsversuche I bis II
Zu Gemischen von jeweils 55,8 g Polyesterpolyol aus Adipinsäure, Phthalsäure
und einem Triol mit einer OH-Zahl von 290 (Desmophen® 800, Handelsname
der Mobay Chemical Company), 43,2 g trimerem Hexamethylendiisocyanat
von Beispiel 1 und 20 g Lösungsmittelgemisch aus Methylamylketon und
Butylacetat im Volumenverhältnis 1/2 werden verschiedene mit GDP (Beispiel
1) komplexierte Zinnkatalysatoren zugefügt. Die Art und zugesetzte
Menge dieser komplexierten Zinnkatalysatoren kann Tabelle II entnommen
werden. Die letzte geklammerte Zahl in den jeweiligen Beispielen
gibt die verwendete Menge des jeweiligen Gemisches an.
Gemäß Beispiel 1 werden Viskositätsmessungen durchgeführt.
Die Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengefaßt.
Die Ergebnisse in Tabelle III zeigen, daß bei verschiedenen
Zinn-Katalysatoren eine Verzögerung der katalytischen Aktivität
durch Komplexierung mit einem Mercaptan möglich ist.
Bei einer vorstehend nicht angegebenen Rezeptur mit einem
Gehalt an 10% Zinn(II)-octoat in GDP (1,76 g) entsteht ein
weißer Niederschlag, der sich wieder auflöst. Außerdem wird
eine exotherme Reaktion festgestellt. Diese Ansatz verdickt
etwas, geliert aber nicht.
Alle Rezepturen werden nach dem in US-PS 45 17 222 beschriebenen
Dampfsprühverfahren unter Verwendung von 0,5 Gew.-%
Dimethyläthanolamin (DMEOLA) als Katalysator auf Glas gesprüht
und anschließend 5 Minuten bei 82,2°C ausgehärtet.
Die Vergleichsversuche I und II ergeben nach der thermischen
Aushärtung nicht klebefreie Produkte. Die Rezepturen gemäß
Beispielen 2 bis 4 liefern dagegen alle nach der thermischen
Aushärtung klebefreie Produkte, was aufzeigt, daß der Amin-
Aktivator den Zinn-Katalysator aktiviert hat. Die Grundrezeptur
(Polyesterpolyol und Polyisocyanat) ergibt einen weichen
ausgehärteten Überzug, dessen Eigenschaften
[Methyläthylketon-(MEK)-Abriebfestigkeit und Bleistifthärte]
hier nicht wichtig sind. Von Bedeutung ist die Fähigkeit der
Verzögerung der katalytischen Aktivität von Zinn-Katalysatoren
und zur raschen Aktivierung ihrer Aktivität bei Bedarf
mit dem Amin-Aktivator.
Beispiele 5 bis 8
und Vergleichsversuch III
Die Wirksamkeit der Zinnkonzentration (Zinn aus einem Zinn/
Mercaptan-Komplex) in einer Polyol/Polyisocyanat/aktivierbarer
Katalysator-Rezeptur wird in Form der Topfzeit (Viskosität)
und der Eigenschaften der ausgehärteten Beschichtung
(MEK-Abriebfestigkeit) untersucht. Es werden die in Tabelle
IV aufgeführten Rezepturen hergestellt.
Die Viskositätswerte sind in Tabelle V zusammengefaßt (Spindel
Nr. 2, 60 U.p.M.).
Die Werte in Tabelle V zeigen, daß die Menge des Zinn-Katalysators
die Topfzeit beeinflußt, bei den geprüften Rezepturen
jedoch nach 6 Stunden noch nicht erheblich. Bei
den geprüften Mengen Zinn wird eine zum Sprühen ausreichende
Viskosität für eine Dauer von über 6 Stunden aufrecht erhalten.
Alle Beschichtungen werden gemäß Beispiel 2 mit 0,5 Gew.-%
Dimethyläthanolamin nach dem Dampfstrahl-Härtungsverfahren
auf Glas gesprüht. Es werden die in Tabelle VI zusammengestellten
Eigenschaften erhalten.
Die Werte in Tabelle VI zeigen erneut, daß ein Amin-Aktivator
das Zinn in einem Zinn/Mercaptan-Katalysator zur wirkungsvollen
Härtung eines katalysierbaren Reaktionsgemisches
aktiviert. Diese Daten zeigen auch, daß die Härtung der
Beschichtung durch erhöhte Mengen Zinnkatalysator bis zu
einem bestimmten Punkt beschleunigt wird. Dieser Verlauf
kann auch in den Fig. 2 und 3 erkannt werden, in denen die
Viskositätsänderung über 6 Stunden und die Werte für die Abriebe
mit MEK nach 1 Stunde gegen die Zinnkonzentration
graphisch dargestellt sind.
Eine Probe von Beispiel 8 wird auf Glas gesprüht, wobei nur Druckluft
(kein Amin) verwendet wird und dann 5 Minuten auf
82,2°C erhitzt (HT-1). Der erhaltene Überzug ist klebrig.
Eine weitere Probe von Beispiel 8 wird an der Luft auf Glas gesprüht
(kein Amin) und dann 5 Minuten auf 121,1°C erhitzt
(HT-2). Dieser Überzug ist nicht mehr klebrig. Die Werte für
die Eigenschaften der Proben werden 1 Tag nach dem Aufbringen
und Erhitzen ermittelt und sind in Tabelle VII aufgeführt.
Diese Werte zeigen, daß der Zinn/Mercaptan-Komplex in Kombination
mit einem Amin-Katalysator eine synergistische Wirkung
auf die Härtung der Beschichtung hat, wie die bei
82,2°C und 5 Minuten ermittelten Daten klar aussagen. Obwohl
die Beschichtung thermisch ausgehärtet werden kann,
übt das erfindungsgemäß verwendete Katalysatorsystem auch
dabei noch eine katalytische Wirkung auf das Gemisch aus.
Beispiele 9 bis 12
und Vergleichsversuch IV
Die Auswirkung der Zinnkonzentration auf eine Beschichtung,
die ein sehr biegsames Polyesterpolyol enthält, wird für den
Dibutylzinndilaurat-Katalysator untersucht.
Die Werte für die Viskosität sind in Tabelle IX aufgeführt.
Die geringe Topfzeit ist eine kennzeichnende Eigenschaft
dieser Rezepturen, da sie innerhalb von 4 Stunden gelieren.
Die Werte für die Aushärtung werden gemäß den Beispielen 5
bis 8, Tabelle VI, ermittelt. Sie sind in Tabelle X zusammengefaßt.
Die Rezeptur ohne Katalysator (Vergleichsversuch IV) härtet
erst bei 5 Minuten Erhitzen auf 121,1°C. Mit dem erfindungsgemäß
verwendeten Katalysatorsystem ist die Härtung jedoch
bereits bei 5 Minuten Erhitzen auf 82,2°C erfolgt. Dies kann
auch aus Fig. 3 entnommen werden, in der die vorstehend aufgeführten
Werte für Abriebe mit MEK nach 1 Stunde graphisch
dargestellt sind.
Beispiele 13 bis 15
und Vergleichsversuche V bis VIII
Es wurden Tests an einem langsam härtenden Acrylpolyol, das
80% nicht flüchtige Feststoffe enthält, eine OH-Zahl von
112 hat und von der Firma S.C. Johnson & Son, Inc. unter
dem Warenzeichen JONCRYL® 500 vertrieben wird, mit und ohne
Verwendung eines Mercaptans durchgeführt, um die Wirkung des
Komplexes und Amins aufzuzeigen. Ein Vorratsansatz wurde aus
den in Tabelle XI angegebenen Bestandteilen festgestellt.
Bestandteil |
Gewicht (g) |
Acrylpolyol |
167 |
Polyisocyanat von Beispiel 1 |
79 |
Methylamylketon |
40 |
Butylacetat |
40 |
Teile des Vorratsansatzes werden gemäß Tabelle XII mit
unterschiedlichen Mengen Dibutylzinndilaurat-Katalysator
verwendet.
Die Rezepturen wurden unter den in Tabelle XIII angegebenen
Bedingungen auf Substrate gesprüht.
AIR-RT: |
Beschichtung wird mit Luft (kein Amin) aufgesprüht und bei Zimmertemperatur getrocknet. |
VIC-RT: |
Die Beschichtung wird mit dem Dimethyläthanolamin nach US-PS 45 17 222 aufgesprüht und bei Zimmertemperatur getrocknet. |
AIR-HT1: |
Die Beschichtung wird mit Luft (kein Amin) aufgesprüht und dann 10 Minuten bei 65,5°C gehärtet. |
AIR-HT2: |
Die Beschichtung wird mit Luft (kein Amin) aufgesprüht und dann 10 Minuten bei 82,2°C gehärtet. |
AIR-HT3: |
Die Beschichtung wird mit Luft (kein Amin) aufgesprüht und dann 10 Minuten bei 98,8°C gehärtet. |
VIC-HT1: |
Die Beschichtung wird mit Dimethyläthanolamin wie bei VIC-RT aufgesprüht und dann 10 Minuten bei 65,5°C gehärtet. |
VIC-HT2: |
Die Beschichtung wird mit Dimethyläthanolamin wie bei VIC-RT aufgesprüht und dann 10 Minuten bei 82,2°C gehärtet. |
VIC-HT3: |
Die Beschichtung wird mit Dimethyläthanolamin wie bei VIC-RT aufgesprüht und dann 10 Minuten bei 98,8°C gehärtet. |
In einer Testreihe (Vergleichsversuche VI bis VIII) enthalten
die Rezepturen Dibutylzinndilaurat, aber kein Mercaptan
als Komplexierungsmittel. In der zweiten Testreihe (Beispiele
13 bis 15) enthalten die Rezepturen den Zinnmercaptan-
Komplex von Tabelle IV aus Beispielen 5 bis 8. Die
Mengen an Katalysator betragen 0%, 0,02%, 0,04% und 0,08%,
bezogen auf das Gewicht.
Die Werte für die Topfzeit sowie die MEK-Abriebe werden nach
5 Minuten, 1 Stunde, 4 Stunden und 24 Stunden ermittelt. Die
Beschichtungen werden auch darauf geprüft, ob sie klebefrei
sind und die festgestellte Zeit wird festgehalten. Eine
Reihe von Vergleichsversuchen (Vergleichsversuch V) ohne
Zinnkatalysator, ohne Mercaptan und ohne Amin wird ebenfalls
durchgeführt. Die Werte sind in Tabelle XIV zusammengefaßt.
Tabelle XIV (Fortsetzung)
Es ist zu erkennen, daß verwendeter Vorratsansatz eine
langsam härtende Masse ist und daß die untersuchten Zinnmengen
zu gering waren, um gute Eigenschaften bei den ausgehärteten Produkten
zu erreichen. Die Werte zeigen jedoch
sehr überzeugend, daß die Topfzeit verlängert werden kann,
wenn der Zinn/Mercaptan-Komplex verwendet wird und daß in etwa gleiche
Eigenschaften (sowohl im Klebefrei-Test als auch bei den
Abrieben mit MEK) bei äquivalenten Mengen Dibutylzinndilaurat
und Heizbedingungen erreicht werden, wenn nur der
Zinnkatalysator verwendet wird und wenn der Zinn/Mercaptan-
Komplex eingesetzt wird. Diese Gleichwertigkeit in den Eigenschaften
kann auch in den Fig. 4 bis 6 gesehen werden, in
denen die Werte der MEK-Abriebe nach 1 Stunde und die Werte
für eine Topfzeit graphisch als Funktion der Katalysator-
Konzentration mit und ohne Mercaptan für jede der untersuchten
Heizbedingungen dargestellt sind.
Beispiel 16 und Vergleichsversuch IX
Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung beinhaltet
die Verwendung eines Polymerisats, das sowohl funktionelle Hydroxylgruppen
als auch Mercaptogruppen enthält. Der Zusatz eines
Zinnkatalysators ergibt eine einzigartige Verzögerungswirkung
und ein selbstkatalysierendes Harz, das zusammen mit
einem Polyisocyanat zur Herstellung einzigartiger Polyurethan-
Beschichtungsmassen verwendet werden kann. Die Herstellung
eines solchen Harzes erfolgt nach dem vorstehend erläuterten
Dammann-Verfahren. Dazu wird ein Glycidyl-funktionelles
Polyol (z. B. Acrylpolyol) in einer ersten Stufe hergestellt,
und anschließend werden mit den Glycidylgruppen des Reaktionsproduktes
der ersten Stufe reaktive, Carboxyl oder andere
funktionelle Gruppen enthaltende Mercaptoverbindungen
zugegeben.
Es werden die in nachstehender Tabelle XV aufgeführten Bestandteile
verwendet.
OH- und SH-Gruppen enthaltendes Polymerisat |
|
Gew.-Teile |
Teil A |
Äthyl-3-äthoxypropionat |
180 |
Teil B
@ |
Butylacrylat (3 Mol) |
384 |
Glycidylmethacrylat (0,3 Mol) |
42,6 |
Hydroxyäthylmethacrylat (1 Mol) |
130 |
Teil C
@ |
Di-tert.-butylperoxid |
5,4 |
Äthyl-3-äthoxypropionat |
50 |
Teil D
@ |
Mercaptopropionsäure (0,25 Mol) |
26,5 |
In dem Verfahren wird Teil A auf 165°C erhitzt und dann mit
10 Gew.-% von Teil C und im Verlauf einer Stunde mit 80 Gew.-%
von Teil C und Teil B versetzt. Dieses Gemisch wird dann
15 Minuten stehen gelassen und anschließend mit 5 Gew.-% von
Teil C versetzt. Das Gemisch wird eine weitere Stunde stehen
gelassen, worauf 5 Gew.-% von Teil C zugegeben werden.
Das dabei erhaltene Gemisch wird 2 Stunden stehen gelassen,
wobei ein Acrylpolyol mit funktionellen Glycidylgruppen erhalten
wird. Das Reaktionsgemisch wird hierauf auf 150°C
abgekühlt, mit dem Teil D versetzt und erneut 1 Stunde stehen
gelassen. Das erhaltene Polymerisat weist die in Tabelle XVI
angegebenen Eigenschaften auf.
Nicht flüchtige Bestandteile |
70,4 Gew.-% |
OH-Zahl |
95 |
Säurezahl |
7,5 |
Wasser |
0,35 Gew.-% |
Viskosität |
5,7 Stokes |
Gardner-Farbe |
1- |
Dichte |
1,06 g/cm3 |
Molekulargewicht (Zahlenmittel) |
2860 |
Molekulargewicht (Gewichtsmittel) |
10 000 |
SH |
16,7 Gew.-% |
sekundäre OH |
16,7 Gew.-% |
primäre OH |
66,6 Gew.-% |
Aus den in Tabelle XVII aufgeführten Bestandteilen wird eine
Vergleichsrezeptur sowie eine erfindungsgemäße Rezeptur hergestellt.
Die Rezepturen werden auf ihre Topfzeit geprüft und dann mit
Dimethyläthanolamin wie in den vorangehenden Beispielen auf
Glasplatten gesprüht. Die erhaltenen Eigenschaften sind in
Tabelle XVIII A und XVIII B angegeben.
|
% Viskositätsanstieg nach 3 Std. |
Vergleichsversuch IX |
24 |
Beispiel 16 |
27 |
Die Werte in Tabelle XVIII zeigen, daß ein multifunktionelles
Polymerisat nach Wunsch "geschneidert" und hergestellt
werden kann. Die Eigenschaften des Polymerisats werden in
diesem Beispiel nicht optimiert, da das Hauptinteresse der
Härtung gilt. Die chemischen Aspekte der Härtung werden bestätigt,
d. h. ein einzelnes Polymerisat kann fuktionelle
Hydroxylgruppen und funktionelle Mercaptangruppen zur Komplexbildung
mit dem Zinnkatalysator tragen.
Beispiele 17 bis 19
und Vergleichsversuche X bis XIII
Ein Acrylpolyol wird aus 1,5 Mol Hydroxyäthylacrylat, 2,0
Mol Butylmethacrylat und 1,0 Mol Butylacrylat unter Verwendung
von Di-tert.-burtylperoxid als Katalysator und 3-Äthoxypropionsäureäthylester
als Lösungsmittel hergestellt. Es hat
folgende Eigenschaften: OH-Zahl 104, Säurezahl 1,87, 71,7
Gew.-% nichtflüchtige Feststoffe, 0,1% H2O, Gardner-Farbe
1-, Dichte 1,06 g/cm3, Äquivalentgewicht 539,4. Ein weißer
Deckanstrich aus Polyurethan wurde in üblicher Weise (beispielsweise
mit einer Kugelmühle) aus den in Tabelle XIX angegebenen
Bestandteilen hergestellt.
Verschiedene übliche Zinnmercaptid-Katalysatoren wurden zusammen
mit dem erfindungsgemäß verwendeten Zinn-Mercaptan-
Komplexkatalysator geprüft. Überschüssiges Mercaptan wurde
mit den üblichen Zinnmercaptid-Katalysatoren verwendet, um
diese Ausführungsform der Erfindung zu erläutern. Die Zusammensetzungen
sind in Tabelle XX zusammengefaßt.
Die Werte für die Topfzeit der katalysierten Anstriche von
Tabelle XXI sind in Tabelle XXII angegeben.
Die Werte in Tabelle XXII zeigen deutlich, daß der mit Katalysator
A katalysierte Anstrich (Beispiel 17) die ausgezeichnete
Topfzeit des Anstrichs von Vergleichsversuch X,
der keinen Katalysator enthält, beibehält, während der nur
den Zinnkatalysator enthaltende Anstrich von Vergleichsversuch
XI eine sehr kurze Topfzeit aufweist. Zugabe von überschüssigem
Mercaptan zum katalysierten Anstrich mit dem
Zinnmercaptid T-125 ergibt eine etwa zweifache Zunahme der
Topfzeit (Vergleich der Anstriche von Beispiel 18 und Vergleichsversuch
XII). Zugabe von überschüssigem Mercaptan zu
dem mit Zinnmercaptid T-131 katalysierten Anstrich führt zu
einer etwa zweifachen Erhöhung der Topfzeit (Vergleich der
Anstriche von Beispiel 19 und Vergleichsversuch XIII. Wenn
noch ein größerer Überschuß an Mercaptan zum Anstrich Beispiel
19 gegeben wird, sind vermutlich noch längere Topfzeiten
erreichbar. Es wird jedenfalls die einzigartige Fähigkeit
zur Erhöhung der Topfzeit von mit Zinnmercaptid katalysierten
Anstrichen aufgezeigt.
Die Werte für die Aushärtung der katalysierten Anstriche
wurden durch Aufsprühen mit Luft und durch VIC-RT-Sprühen
mit 0,5 Gew.-% Dimethyläthanolamin bei einem Druck von etwa
3,5 bar, anschließendes Tempern bei Raumtemperatur für 2 Minuten
und schließlich 5 Minuten Erhitzen auf 82,2°C bestimmt.
Die erhaltenen Werte sind in Tabelle XXIII zusammengefaßt.
Der katalysierte Anstrich von Beispiel 17 mit dem Zinn/Mercaptan-Komplex
verhält sich gleichwertig wie der katalysierte Anstrich von Vergleichsversuch
XI, der einen Zinn-Katalysator, aber kein Mercaptan enthält, hat
jedoch eine viel längere Topfzeit. Die Anwesenheit von Mercaptan in den
katalysierten Anstrichen von den Beispielen 18 und 19 mit den Zinnmercaptid-
Katalysatoren verlängert die Topfzeit im Vergleich zu dem katalysierten
Anstrich von den Vergleichsversuchen XI und XII, die kein Mercaptan
enthalten, wobei die Härtung durch den Amin-Aktivator gefördert
wird. Dies zeigt die Einzigartigkeit des Zinn/Mercaptan-Komplexes mit
seiner schnellen Härtungs-Ansprache in Gegenwart eines Amins und seiner
verlängerten Topfzeit.
Bei den Beschichtungen, die an der Luft gesprüht und dann hitzegehärtet
werden, ist festzustellen, daß der inaktivierte Zinn/Mercaptan-Katalysatorkomplex
auch zur Härtung der aufgebrachten Anstriche freigesetzt
wird. Der Heizplan, nämlich 5 Minuten bei 82,2°C, ist weniger scharf als
er bei nicht katalysierten gleichwertigen Anstrichen erforderlich ist.
Beispielsweise ist bei gleichwertigen nicht katalysierten Anstrichen
eine Hitzehärtung von etwa 20 Minuten bei etwa 121,1°C erforderlich, um
den gleichen Härtungsgrad wie bei den in Tabelle XXIII angegebenen, bei
niedriger Temperatur gehärteten, an Luft aufgesprühten Anstrichen. Dies
zeigt, daß Erwärmung auch rasche Härtungsansprache der erfindungsgemäß
verwendeten Zinn/Mercaptan-Komplexe ergibt.
Beispiele 20 bis 21
und Vergleichsversuche XIV bis XV
Die Vielseitigkeit des erfindungsgemäß verwendeten Zinn/Mercaptan-Katalysatorkomplexes
ist an seiner großen Anpassungsfähigkeit für die Verwendung
in üblichen Zweipackungs-Urethanbeschichtungen zu ersehen, die
in Rezepturen mit langer Topfzeit umgewandelt werden. In diesen Beispielen
wird die Beschichtungsmasse mit den Warenzeichen IMRON® 817U und
IMRON® 192S (eine Zweipackungs-Urethan-Deckschicht, weiß, zur Endbehandlung
von Kraftfahrzeugen), die von der Firma E. I. DuPont de Nemours and
Co. vertrieben wird, geprüft. Die Rezepturen werden gemäß Tabelle XXIV
hergestellt.
Die erhaltenen Viskositätswerte sind in Tabelle XXV zusammengefaßt.
Die Werte in Tabelle XXV zeigen die Verbesserung der Topfzeit,
die durch den Zinn/Mercapto-Katalysatorkomplex im Vergleich
zu einer mit Zinn katalysierten Rezeptur und einem
Zinn/Keton-Katalysatorkomplex erreicht wird. Es wird auch
die größere Affinität aufgezeigt, die Zinn für Mercaptane im
Vergleich zu Keton-Chelatbildnern besitzt. Diese Daten sind
bemerkenswert, da sie unter Verwendung einer im Handel erhältlichen
üblichen Anstrichformulierung gewonnen wurden.
Die vier Rezepturen werden mit 0,5 Gew.-% Dimethyläthanolamin
auf Glas gesprüht und dann 5 Minuten auf 82,2°C erhitzt.
Der Vergleichsversuch XIV übersteht 5 Minuten nach
der Hitzehärtung 120 Doppelabriebe mit MEK, während die erfindungsgemäße
Rezeptur (Beispiel 20) auf 200 Doppelabriebe
mit MEK geprüft wird. Der Vergleichsversuch XV mit dem Zinnkatalysator
allein (kein Mercaptan) übersteht ebenfalls 200
Doppelabriebe mit MEK. Alle vier Beschichtungen überstehen
200 Doppelabriebe mit MEK eine Stunde nach der Hitzehärtung.
Die Rezeptur von Beispiel 21 wird nach 5 Minuten nicht geprüft.
Das einzigartige Gleichgewicht von verlängerter Topfzeit
und Härtung bei Bedarf wird durch die vorstehenden Daten
aufgezeigt.
Beispiele 21 bis 28
Zur Festlegung der Beziehung zwischen der Konzentration des
Zinnkatalysators und dem Verhältnis Zinn/Mercaptan für zwei
verschiedene Mercaptane, nämlich Glykol-di-(3-mercaptopropionat)
= GDP, und 2-Mercaptoäthanol = MCE werden weitere
Prüfungen durchgeführt. Die Basismasse wird aus 258 Gew.-
Teilen Polycaprolactontriol, OH-Zahl 310 von Beispiel 1, 360
Gew.-Teilen Polyisocyanat von Beispiel 1 und 231 Gew.-Teilen
Lösungsmittelgemisch MAK/BAc (Volumenverhältnis 1 : 2) formuliert.
Die Menge an Dibutylzinndilaurat beträgt 0,05 bis 0,10 Gew.-
%; das Gewichtsverhältnis Zinn/Mercaptan 1 : 15 bis 1 : 45. Die
Rezepturen werden mit 0,5 Gew.-% Dimethyläthanolamin auf
Glas gesprüht, 5 Minuten auf 82,2°C erhitzt und dann ausgeprüft.
Die erhaltenen Werte sind in Tabelle XXVI zusammengestellt.
Die Werte in Tabelle XXVI zeigen verschiedene Einzelheiten
der Erfindung. Bei GDP soll das Sn/SH-Verhältnis bei den geprüften
praktischen Mengen des Zinnkatalysators offenbar geringer
als 1 : 45 sein. Bei dem niedrigen Sn/SH-Verhältnis von
1 : 15 ergibt sich keine sichtbare Verbesserung bei der Erhöhung
der Menge an Zinnkatalysator über 0,05 Gew.-%. Bei
MCE sind dagegen die Beschichtungen bei der Herausnahme aus
dem Ofen nicht klebefrei (TFO), wenn die geringere Menge
Zinnkatalysator verwendet wird, bei größerer Zinnmenge dagegen
sind sie es. Im ganzen scheint GDP in dem geprüften
System etwas besser zu sein als MCE.
Beispiel 29
Zum Nachweis der Eignung von primären und sekundären Aminen
werden Gel-Werte unter Verwendung von flüssigen primären und
sekundären Aminen ermittelt. Dazu wird ein Vorratsansatz aus
den in Tabelle XXVII angegebenen Bestandteilen hergestellt.
Bestandteil |
Menge (g) |
Polycaprolactontriol von Beispiel 1 |
78 |
Polyisocyanat von Beispiel 1 |
102 |
MAK/BuAc (Vol.-Verh. 1/2) |
31 |
Dibutylzinndilaurat (1 g)/GDP(9 g)/MAK(5 g) |
5,1 |
Proben von 17 g des Vorratsansatzes werden mit 3 g 10 Gew.-%
Lösung des Amins vereinigt und die Gelzeiten ermittelt. Die
Ergebnisse sind in Tabelle XXVIII zusammengefaßt.
Amin und Lösungsmittel |
Gelzeit (min) |
Vergleich: kein Amin |
420 |
Dimethyläthanolamin in MAK/BuAc (Gew.-Verh. 1 : 2) |
9 |
2-Amino-2-methylpropanol in MAK/BuAc (1 : 2) |
146 |
Di-N-butylamin in Toluol |
254 |
Diäthanolamin |
322 |
Die Ergebnisse in Tabelle XXVIII zeigen, daß primäre und sekundäre
Amine in dem Verfahren zur Freisetzung des stabilisierten
inaktivierten Zinn- (oder Wismut)-Katalysators
wirken und der freigesetzte (aktive) Katalysator die Härtung
der Beschichtungsmasse katalysiert. Diese Ergebnisse zeigen
auch, daß primäre und sekundäre Amine nicht so gut wirken
wie die bevorzugten tertiären Amine.
Beispiel 30
Durch Vermischen von 0,62 g
Wismutyl-bis-neodecanoat,
2,04 g GDP und 7,34 g Lösungsmittel N-Methylpyrrolidon wird
ein Wismut-Mercaptan-Katalysatorkomplex hergestellt. Dann
wird aus 236 g Acrylpolyol (Joncryl® 500) MAK/BAc (Volumenverhältnis
1 : 2) als Lösungsmittel und 3,0 g des Wismut/Mercaptan-
Komplexes eine Beschichtungsmasse formuliert. Eine
äquivalente Rezeptur mit nichtkomplexiertem Wismut-Katalysator
(d. h. kein Mercaptan) hat eine Topfzeit von weniger als
10 Minuten, während die Rezeptur der Erfindung mit dem Wismut/
Mercaptan-Katalysatorkomplex eine Topfzeit von mehr als
4 Stunden aufweist. Dies ist eine mehr als 20fache Erhöhung
der Topfzeit.
Die erfindungsgemäße Rezeptur wurde in Anteile unterteilt,
die mit und ohne Dimethyläthanolamin an der Luft auf ein
Substrat gesprüht und anschließend entweder bei 82,2°C hitzegehärtet
oder bei Raumtemperatur stehengelassen wurden.
Die Werte für die Beständigkeit gegen Abriebe mit MEK sind
in Tabelle XXIX angegeben.
Die Werte in Tabelle XXIX zeigen, daß Wismut-Katalysatoren
zur Erhöhung der Topfzeit von Polyol/Polyisocyanat-Beschichtungen
komplexiert werden können. Die Werte zeigen auch, daß
der Wismut/Mercaptan-Katalysatorkomplex durch einen Aminkatalysator
sowie durch Hitze aktiviert wird.
Beispiel 31 bis 33
Verschiedene in Tabelle XXX aufgeführte Phenolverbindungen
werden auf ihre Fähigkeit zur Komplexbildung mit Zinn- und
Wismut-Katalysatoren geprüft.
Beschichtungsrezepturen mit den Katalysator-Zusammensetzungen
von Tabelle XXX sind in Tabelle XXXI angegeben.
Im Beispiel 31 wurden die Katalysator-Zusammensetzungen
G bis K auf Topfzeit und Härtungsansprache geprüft. Dazu
werden die Rezepturen mit Dimethyläthanolamin auf
Substrate gesprüht und dann 10 Minuten bei 82,2°C
gehärtet. Im Beispiel 32 wird mit den Katalysator-Zusammensetzungen
L bis O in Flaschen mit einem Fassungsvermögen von
30 cm³ ohne Katalysator oder mit 5 Tropfen flüssiges Dimethyläthanolamin
auf ihre Topfzeit geprüft. Im Beispiel 33
wird unter Verwendung der Katalysator-Zusammensetzungen P
bis S ohne Katalysator in Flaschen mit einem Fassungsvermögen
von 600 cm³ auf ihre Topfzeit geprüft. Die Proben werden
ferner mit 8 Tropfen flüssigem Dimethyläthanolamin versetzt,
daraus 0,05 mm dicke Überzüge hergestellt, bei 82,2°C 5 Minuten
ausgehärtet und die Abriebfestigkeit gegen MEK geprüft.
Die erhaltenen Werte sind in Tabelle XXXII zusammengestellt.
Die Werte für die Topfzeit in Tabelle XXXII werden dann
richtig beurteilt, wenn zugrunde gelegt wird, daß gleiche
Mengen nichtkomplexierte Zinn- oder Wismut-Katalysatoren
eine Topfzeit (Gel-Zeit) von weniger als 15 Minuten ergeben.
Es zeigt sich, daß nur Phenolverbindungen mit benachbarten
(z. B. α-, β-) Hydroxylgruppen (z. B. Brenzkatechin, 3-Methoxybrenzkatechin
und Pyrogallol) Komplexe mit Zinn- und Wismut-
Katalysatoren bilden und den Katalysator in Gegenwart eines
Amins oder bei Erhitzung freisetzen.