DE3636123C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft neue feste Arzneizubereitungen zur oralen Verabreichung
die Dihydropyridine aus der Gruppe Nifedipin, Nimodipin, Nicardipin,
Nitrendipin, Nisoldipin und Felodipin in Dosierungen zwischen 10 und
240 mg enthalten und geeignet sind, als Einmaldosis pro Tag verabreicht zu
werden.
Dyhydropyridine werden zur Behandlung von Blutkreislauferkrankungen
und des Bluthochdruckes verwendet und sind hochwirksame Substanzen,
die wegen ihrer Nebenwirkungen je nach Krankheitsbild und individuellem
Substanzbedarf dem Patienten angepaßt verabreicht werden
müssen. Aus der GB-PS 11 73 862 geht beispielsweise hervor, daß Nifedipin,
d. i. 4-(2-Nitrophenyl)-2,6-dimethyl-3,5-dicarbomethoxy-1,4-dihydropyridin-,
in einer Dosis von 2,5 mg pro Patient oral zu
verabreichen sei. Bei der Behandlung der Angina pectoris sollen, bezogen
auf 70 kg schwere Patienten, drei Dosen pro Tag gegeben werden.
In Abhängigkeit von der Reaktion der Patienten kann diese Dosis
erhöht oder verringert werden. Wenn größere Dosen verabreicht werden,
sollen sie über mehrere Einzeldosen gegeben werden. Bekannte
Nebenwirkungen sind Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, Hautreaktionen,
Kribbeln in Armen und Beinen, Blutdrucksenkung unter die Norm, Herzklopfen
und Erhöhung der Pulsfrequenz. Nifedipin und seine Derivate
besitzen biologische Halbwertszeiten, die unter pathophysiologischen
Gegebenheiten unterschiedlich sein können. So werden für Nifedipin
Eliminationshalbwertzeiten von 2 bis 3 Stunden bis zu 4 bis 11
Stunden angegeben. Für andere Dihydropyridine wie Nitrendipin werden
6 bis 15 Stunden, für Nimodipin 1,5 bis 2 Stunden und bis zu 22
Stunden bei chronischer Niereninsuffizienz bei einer Kreatinin-Clearance
< 30 ml/Minute genannt.
Diese biopharmazeutischen Daten lassen den Fachmann erkennen, daß es
beispielsweise für Nifedipin und seine Derivate problematisch ist,
einen Gleichgewichtszustand im Organismus (steady state) zwischen
absorbierter und eliminierter Wirkstoffmenge herzustellen. Insbesondere
bedarf es für jeden Patienten einer individuellen Dosiseinstellung,
um therapeutisch wirksame Blutspiegel zu erzeugen. Dabei ist
es erforderlich so zu dosieren, daß ein vertretbares Verhältnis von
Wirkung zu Nebenwirkung eingehalten wird.
Dies wird beispielsweise unvollkommen für Nifedipin durch bekannte,
initial freisetzende Arzneiformen, wie z. B. durch Beißkapseln gemäß der DE-PS 22 09 259 erreicht.
Diese initial wirkenden Darreichungsformen lassen den Wirkstoff
im Blut rasch auf ein hohes Niveau zu Spitzenkonzentrationen
anfluten, die in der Regel nicht zur Therapie benötigt werden, um
wiederum rasch in subtherapeutische Konzentration abzufallen (Dtsche.
Apoth. Ztg. 125 (1985), S. 1174-1176, Abb. 1). Der unteren therapeutisch
wirksamen Plasmakonzentration von 10-15 Nanogramm pro
Milliliter (Selecta 10 (1983), S. 860) stehen in der vorgenannten
Veröffentlichung bis zu 185 Nanogramm pro Milliliter gegenüber. Daraus
resultiert, daß spätestens nach 3 bis 4 Stunden erneut eine
Dosis verabreicht werden muß. Offensichtlich ist durch initial
freisetzende Formen dieser Art eine Therapiesicherheit nur durch
viele Einzelgaben gewährleistet.
Arzneistoffe, die zur therapiegerechten Behandlung täglich mehrmals
verabreicht werden müssen, werden häufig in Zubereitungen
mit retardierter, d. h. verzögerter Freisetzungscharakteristik überführt.
Eine Retardierung ist dann sinnvoll, wenn die Eliminationshalbwertszeit
des Wirkstoffes ausreichend kurz ist und/oder durch diese
Maßnahme die Regelmäßigkeit der Einnahme (Patienten compliance) verbessert
werden soll. Ziel einer Retardierung ist es, daß sich nach
mehrmaliger Gabe ein gleichmäßiger therapeutisch wirksamer Blutspiegel
mit möglichst geringen Schwankungen zwischen C max und C min (d. i. maximale
und minimale Blutspiegelkonzentration) ausbildet.
So sind auch für Nifedipin und seine Derivate verschiedene Retardformen
und Verfahren zu ihrer Herstellung bekannt.
Die GB-PS 20 53 681 beschreibt für die Dihydropyridine Nicardipin
und Nifedipin Retardformulierungen, in denen die jeweilige Substanz
in amorpher Form zusammen mit Polyethylenoxid und weiteren Hilfsstoffen
vorliegt.
In der DE-OS 30 24 858, dem deutschen Gegenstück zur GB-PS 20 53 681
werden ergänzende Ergebnisse einer Bioverfügbarkeitsstudie am Hund
vorgelegt, die zwar gegenüber dem Vergleich eine verbesserte Bioverfügbarkeit
zeigen, jedoch auch deutlich erkennen lassen, daß die
Blutspiegel nach spätestens 6 Stunden abfallen.
Die GB-PS 21 59 407 beschreibt eine feste Nifedipinzubereitung unter
Verwendung von Casein und anorganischen Hilfsstoffen, wobei aus der
Bioverfügbarkeitsprüfung hervorgeht, daß gleichmäßige Blutspiegel
über einen Zeitraum von 4 bis 6 Stunden erreicht werden, gefolgt von
einem raschen Abfall (Fig. 7).
Die EP-A-00 47 899 lehrt die Herstellung nifedipinhaltiger fester
Arzneizubereitungen, in denen der Wirkstoff mit einer definierten
spezifischen Oberfläche vorliegt, wobei man sich die Selbstretardierung
praktisch wasserunlöslicher Nifedipinkristalle zunutze macht
(langsames Lösen der Kristalle).
Die angegebenen Plasmakonzentrationen zeigen für Beispiel 1 der
EP-A-00 47 899 eine rasche Anflutung nach der ersten Stunde und einen
plateauartigen Verlauf für die zweite bis achte Stunde, gefolgt
von einem raschen Absinken auf ein niedrigeres Niveau. Der Verlauf
für Beispiel 2 zeigt von der ersten bis zur sechsten Stunde ein
Plateau mit anschließendem Abfall.
Darüber hinaus wird der Stand der Technik aus den auf dem Markt befindlichen
Präparaten und ihren Dosierungsempfehlungen gebildet.
Alle bekannten Nifedipin-Retard Präparate sind nach den Herstellerangaben
mit zweimal täglich einer bis viermal täglich einer Tablette
angegeben mit einem Einnahmeabstand von 4 bis 12 Stunden. Das Nifedipinderivat
Nimodipin wird als Nimotop® oral in sechsstündigem
Abstand 4mal täglich mit 2 Tabletten zu 30 mg verabreicht (Rote
Liste 1986, lfd. Nr. 26084).
Für handelsübliche nifedipinhaltige Retardformen wird anhand einer
Bioverfügbarkeitsstudie angezeigt, daß trotz Retardierung der Wirkstoff
zu Spitzenkonzentrationen rasch ansteigt (die weit über den
therapeutisch notwendigen Konzentrationen liegen) und spätestens
nach 10 Stunden den minimalen therapeutischen Wirkspiegel unterschreiten
(Arzneim.-Forsch./Drug Res. 35 (II), Nr. 12, 1983, S. 1840-1842
und Arzneim.-Forsch./Drug Res. 36 (I) Nr. 2, 1986, S. 256-260).
Aus diesen Angaben und Meßergebnissen geht hervor, daß es zwar möglich
ist Nifedipin und seine verwandten Substanzen zu retardieren,
um über längere Zeit anhaltende Blutspiegelkonzentrationen zu erhalten,
doch sind diese Versuche unvollkommen geblieben, wie die praktische
Anwendung zeigt.
Aufgabe der Erfindung ist daher, Dihydropyridine der eingangs genannten
Gruppe für die orale Verabreichung so zu retardieren, daß nach Anwendung
derartiger Präparate am Menschen gleichmäßige, d. h. plateauartige Blutspiegelverläufe
über mehr als 12 Stunden, das heißt bis 24 Stunden gemessen
werden können.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß diese Aufgabe dadurch gelöst werden
kann, indem man Dihydropyridine der vorhin genannten Gruppe in Verbindung
mit einem Fettalkohol oder einem Fettalkoholgemisch, wobei der Fettalkohol
eine Kettenlänge von 6 bis 30 Kohlenstoffatomen aufweist, als feste Arzneiform
verabreicht.
Es war darüber hinaus überraschend, daß derartige Arzneizubereitungen mit
Wirkstoffmengen, die weit über den bisher üblichen Dosen liegen, nämlich in
Mengen von 10 bis 240 mg, vorzugsweise 30 bis 120 mg, insbesondere 40 bis
80 mg pro Einzeldosierung, verabreicht werden können, ohne daß es nach Einnahme
zu den vorbeschriebenen Nebenwirkungen kommt, die diesen Substanzen,
insbesondere bei Blutspiegelspitzenkonzentrationen, eigen sind.
Überraschend war ferner, daß der Wirkstoff aus den erfindungsgemäßen
Arzneizubereitungen je nach quantitativer und qualitativer Zusammensetzung
der Hilfsstoffe, im Organismus so langsam anflutet, daß ausgeprägte
Blutspiegelmaxima, d. h. Blutspiegelspitzen vermieden werden
und dennoch therapeutisch wirksame Blutspiegel erreicht werden.
Es war weiterhin nicht zu erwarten, daß die vorbeschriebenen Effekte
der erfindungsgemäßen Arzneizubereitungen eintreten, da der Wirkstoff
in vitro ein für konventionelle Retardformen übliches Freisetzungsverhalten
zeigt.
Auch die Erkenntnis ist für den Fachmann überraschend, daß
diese vorteilhaften Effekte auftreten, wenn die erfindungsgemäß verwendbaren
Dihydropyridine in gelöstem, molekulardispersem Zustand,
d. h. als feste Lösung in der Darreichungsform vorliegen. Es wäre zu
erwarten gewesen, daß die an sich praktisch unlöslichen Substanzen
im nichtkristallinen Zustand besonders schnell resorbiert werden,
wie dies aus der EP-A-01 67 909 hervorgeht und anschließend entsprechend
schnell eliminiert werden. Ein typisches Beispiel für eine
schnell ansteigende Blutspiegelkonzentration wird in der
DE-OS 33 26 167 beschrieben. Das dort verwendete Glibenclamid ist
ähnlich den erfindungsgemäß verwendeten Dihydropyridinen praktisch
wasserunlöslich. Durch Überführung dieser Substanz in den nichtkristallinen
Zustand wird dort eine rasche Anflutung des Wirkstoffes im
Blutplasma erreicht, mit den dort gewünschten Spitzenkonzentrationen.
Die erfindungsgemäßen Arzneizubereitungen enthalten im wesentlichen
das zu retardierende Dihydropyridin und einen Fettalkohol bzw. ein
Fettalkoholgemisch als formgebende Matrix. Als Lösungsmittel des
Dihydropyridins werden vorzugsweise Polyethylenglykole mit Molekulargewichten
von 200 bis ca. 35 000 verwendet. Zur Verbesserung der
Löslichkeit des Dihydropyridins in dem Lösungsmittel Polyethylenglykol
können ein oder mehrere lösungsvermittelnde Hilfsstoffe zugegeben
werden, insbesondere dann, wenn hochmolekulare Polyethylenglykole
verwendet werden oder das Dihydropyridin zur Rekristallisation
in der Arzneiform neigt.
Die Dihydropyridine liegen pro Darreichungsform erfindungsgemäß in
Mengen von 10 bis 240 mg, vorzugsweise 30 bis 120 mg, insbesondere
40 bis 80 mg vor.
Die verwendeten Polyethylenglykole mit Molekulargewichten von 200 bis
ca. 35 000 werden entweder als einheitlich anzusehende Molekularfraktionen
oder in Form von Mischungen verschiedener Molekularfraktionen
eingesetzt, wobei das bevorzugte Massenverhältnis Dihydropyridin zu
Polyethylenglykol 1 : 2 bis 1 : 50, insbesondere 1 : 4 bis 1 : 40 beträgt.
Als matrixgebende Fettalkohole werden vornehmlich gesättigte Fettalkohole
verwendet, die bei Raumtemperatur fest oder flüssig sein können,
insbesondere solche mit Kettenlängen von 6 bis 30 Kohlenstoffatomen. Dabei
werden Massenverhältnisse des Dihydropyridins zu Fettalkohol von
1 : 0,1 bis 1 : 10 insbesondere 1 : 1 bis 1 : 3 bevorzugt.
Um feste Arzneiformen zu erhalten, werden bei der Verwendung von
flüssigen Fettalkoholen bei Raumtemperatur feste Polyethylenglykole
verwendet und umgekehrt. Es ist jedoch möglich, feste Fettalkohole
mit festen Polyethylenglykolen zu mischen. Die Mischungen werden erforderlichenfalls
oberhalb der Schmelztemperatur hergestellt.
Als für die Löslichkeitsverbesserung des Dihydropyridins in den Polyethylenglykolen
infrage kommenden lösungsvermittelnden Hilfsstoffe sind
alle die geeignet, die sich nicht stabilitätsmindernd auf die erfindungsgemäßen
Formen auswirken und als pharmakologisch verträglich anzusehen
sind. Derartige Substanzen sind bekanntermaßen Polyvinylpyrrolidone,
Polyoxyethylenfettalkoholäther, Polyoxyethylensorbitanfettsäureester,
Polyoxyethylenstearinsäureester, Pluronics®, Fettalkoholsulfate
und andere Tenside. Werden derartige lösungsvermittelnde
Substanzen verwendet, so sind in der Regel Massenverhältnisse von Dihydropyridin
zu Lösungsvermittler von 1 : 0,01 bis 1 : 3 ausreichend.
Darüber hinaus können die erfindungsgemäßen Arzneizubereitungen weitere
Hilfsstoffe wie z. B. Farbstoffe, Gleit- und Schmiermittel, Sprengmittel,
Füllstoffe, Weichmacher und ähnliches enthalten.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Zubereitungen erfolgt nach an sich
bekannten Verfahren, indem das Dihydropyridin in dem ausgewählten Polyethylenglykol,
gegebenfalls in der Wärme, gelöst wird. Zu dieser
Mischung wird der Fettalkohol zugegeben, so daß in der Regel eine
klare Schmelze vorliegt. Gegebenenfalls fügt man eine lösungsvermittelnde
Komponente und wahlweise andere Hilfsstoffe zu. Diese
Mischungen sind bei Raumtemperatur hochviskos bis fest und können
so zu Darreichungsformen verarbeitet werden. Bevorzugte Darreichungsformen
der erfindungsgemäßen Arzneizubereitungen sind Tabletten,
Kapseln, Pillen, überzogene Tabletten, Sachets, mehrschichtige Tabletten
und Granulate, deren Herstellung nach an sich bekannten Verfahren
erfolgt. Da Dihydropyridine lichtempfindlich sind, werden
alle Arbeiten unter Lichtschutz durchgeführt.
Gegebenenfalls sind die erfindungsgemäßen Arzneizubereitungen mit
anderen therapeutisch sinnvollen Wirksubstanzen, wie z. B. α-Blockern,
Betablockern, Diuretika zu kombinieren beispielsweise in Mehrschichttabletten,
Kapseln, usw. Sofern es therapeutisch gewünscht ist,
lassen sich auch mehrere der genannten Dihydropyridine
miteinander kombinieren.
Nachfolgende Beispiele sollen die Zusammensetzung und Verfahren zur
Herstellung der erfindungsgemäßen Zubereitungen anhand von Nifedipin
oder Nicardipin erläutern:
Beispiel 1 | ||
Nifedipin|10,0 g | ||
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 200) | 80,0 g |
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 6000) | 30,0 g |
Stearylalkohol | 30,0 g | |
Polyvinylpyrrolidon | 5,0 g |
Die beiden Polyethylenglykole werden unter Erwärmen miteinander gemischt
und das Nifedipin unter Rühren darin gelöst. In die Schmelze
wird der Stearylalkohol gegeben und gleichfalls geschmolzen. Nach
Zugabe des Polyvinylpyrrolidons wird die noch flüssige Masse in Hartgelatinekapseln
Größe 3 zu 310 mg, entsprechend 20 mg Nifedipin, abgefüllt.
Beispiel 2 | ||
Nifedipin|10 g | ||
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 200) | 90 g |
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 20 000) | 25 g |
Stearylalkohol | 30 g |
Die Herstellung erfolgt analog Beispiel 1. Die Schmelze wird in
Hartgelatinekapseln Größe 1 zu 465 mg, entsprechend 30 mg Nifedipin,
abgefüllt.
Beispiel 3 | ||
Nifedipin|10 g | ||
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 20 000) | 90 g |
Octyalkohol | 90 g |
Das Nifedipin wird in dem geschmolzenen Polyethylenglykol eingerührt
und gelöst. Anschließend wird der Fettalkohol zugegeben.
Die Schmelze wird in Hartgelatinekapseln Größe 0 zu 620 mg, entsprechend
40 mg Nifedipin, abgefüllt.
Beispiel 4 | ||
Nifedipin|40 g | ||
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 6000) | 440 g |
Stearylalkohol | 120 g | |
Polyvinylpyrrolidon | 20 g |
Die Herstellung der Schmelze erfolgt analog Beispiel 1. Anschließend
wird die Schmelze ausgegossen und nach dem Erstarren mittels einer
Siebmaschine auf einen oberen Partikeldurchmesser von 1,0 mm zerkleinert.
Das gemahlene Pulver wird mit je 1 Gew.-% Magnesiumstearat und kolloidaler
Kieselsäure vermischt. Die Mischung wird zu Oblong-Tabletten
mit einem Gehalt von 60 mg Nifedipin verpresst.
Beispiel 5 | ||
Nifedipin|60,0 g | ||
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 2000) | 450,3 g |
Stearylalkohol | 112,6 g | |
Polyoxyethylenstearinsäureester @ | (Myrj® 59) | 75,1 g |
Die Herstellung der Schmelze und der Tabletten mit einem Gehalt an
60 mg Nifedipin pro Tablette erfolgt analog Beispiel 4.
Beispiel 5 | ||
Nifedipin|40,0 g | ||
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 2000) | 262,5 g |
Stearylalkohol | 75,0 g | |
Polyoxyethylensorbitanfettsäureester @ | (Polysorbat 80) | 87,5 g |
Die Herstellung der Schmelze erfolgt analog Beispiel 5. Die Schmelze
wird in Hartgelatinekapseln Gr. 1 zu 40 mg Nifedipingehalt abgefüllt.
Das Freisetzungsverhalten des Wirkstoffes aus den Arzneiformen
wurde in Anlehnung an die US-Pharmakopoe geprüft. Der pH-Wert
des Freisetzungsmediums wurde konstant bei 1,5 gehalten.
(Angaben in % der jeweils enthaltenen Wirkstoffmenge.)
Als Vergleich wurde eine handelsübliche Retardtablette (Adalat®
retard, 20 mg) verwendet.
Die Beispiele 1 bis 6 zeigen zum Vergleich keine wesentlichen Unterschiede
im Freisetzungsverhalten, die nahelegen würden, daß in vivo
über den Stand der Technik hinaus lang anhaltende Blutspiegel erzeugt
werden.
Die erfindungsgemäßen Zubereitungen wurden auf ihre Bioverfügbarkeit
an Versuchspersonen geprüft.
An jeweils vier gesunden freiwilligen Versuchspersonen im Alter zwischen
18 und 40 Jahren wurde die erfindungsgemäße Arzneiform nach
Beispiel 1 getestet. Die Personen erhielten 2 Kapseln zu 20 mg als
Einmalgabe=40 mg Nifedipin bzw. 3 Kapseln zu 20 mg als Einmalgabe
=60 mg Nifedipin. In bestimmten Zeitabständen wurde Blut aus der
Antekubitalvene entnommen und das Plasma mittels selektiver HPLC-
Bestimmungsmethode auf Nifedipin untersucht.
Die gemessenen Plasmakonzentrationen zeigen, daß sich bei Einmalgabe
von 40 bzw. 60 mg Nifedipin entgegen den Erwartungen nach dem Stand
der Technik keine Spitzenkonzentrationen ausbilden, sondern vielmehr
gleichmäßige Werte (Plateau) über 24 Stunden.
An jeweils vier gesunden freiwilligen Versuchspersonen im Alter von
18 bis 40 Jahren wurde die erfindungsgemäße Arzneiform nach Beispiel 6
getestet. Die Personen erhielten eine Kapsel zu 40 mg Nifedipin als
Einmalgabe.
Aus den Daten der einzelnen Probanden aus Beispiel 8 wurden mittels üblichen
Rechnerprogramms (TOPFIT) auf einem WANG PC der Gleichgewichtszustand
(steady state) errechnet.
Daraus ergab sich, daß bereits nach dreimaliger Applikation von täglich
einer Kapsel ein Gleichgewichtszustand erreicht ist.
Die entsprechenden Plasmakonzentrationen C max C min bewegen sich innerhalb
24 h zwischen 16 und 24 ng/ml, d. h., im therapeutischen Bereich.
Die therapeutische Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Arzneiformen wird
nachfolgend demonstriert.
In einem weiteren Beispiel wird anstelle von Nifedipin die Substanz Nicardipin
verwendet und ebenfalls dafür die vorteilhaften Eigenschaften demonstriert.
Beispiel 10 | ||
Nicardipin-Hydrochlorid|24,0 g | ||
Propylenglykol | 48,0 g | |
Polyethylenglykol @ | (Mittl. Mol.-Gewicht 6000) | 176,1 g |
Stearylalkohol | 48,0 g | |
Polyvinylpyrrolidon | 8,1 g |
Unter Erwärmen auf 75°C wird Nicardipin in Propylenglykol gelöst. In die
Lösung werden nacheinander die übrigen Bestandteile eingerührt. Die klare
Schmelze wird in Hartgelatine-Kapseln der Größe 0 zu 507 mg abgefüllt, das
einem Wirkstoffgehalt von 40 mg Nicardipin pro Kapsel entspricht.
Die Herstellung erfolgt unter Ausschluß von Tageslicht.
Die in vitro-Freisetzung wurde analog dem beschriebenen Verfahren untersucht.
Das Ergebnis zeigt die folgende Tabelle.
1 Stunde|32% | |
2 Stunden | 48% |
3 Stunden | 59% |
4 Stunden | 68% |
5 Stunden | 75% |
6 Stunden | 81% |
7 Stunden | 85% |
Das Freisetzungsverhalten der erfindungsgemäßen Darreichungsform entspricht
somit auch im Falle des Nicardipins dem einer konventionellen Retardform,
ohne auf einen besonders vorteilhaften Effekt hinzuweisen.
Weiterhin wurde die erfindungsgemäße Zubereitung auf ihre Bioverfügbarkeit
geprüft.
An vier gesunde freiwillige Versuchspersonen wurde je eine Kapsel gemäß
Beispiel 10 verabreicht.
In bestimmten Zeitabständen wurde Blut aus der Antikubitalvene entnommen und
das Plasma auf Nicardipin untersucht.
Die gemessenen Plasmakonzentrationen zeigen, vergleichbar denen des Nifedipins,
einen nicht vorhersehbaren plateauartigen Verlauf im Bereich von 1 bis
24 Stunden, ohne daß sich Spitzenkonzentrationen ausbilden.
Ein männlicher Hypertoniker, 48 Jahre, Gewicht 87 kg mit einem morgendlichen
Bluthochdruck vor Therapiebeginn von ca. 190 mm HG-Säule systolisch
und ca. 115 mm HG-Säule diastolisch wurde mit einem nifedipinhaltigen
Präparat nach dem Stand der Technik (Adalat® 20 retard) entsprechend
der Dosierungsempfehlung mit 2×20 mg pro Tag im Abstand von 12 Stunden
therapiert.
Eine ausreichende Blutdrucksenkung fand nicht statt, so daß die Dosis
auf 3×20 mg pro Tag erhöht wurde. Nach einer 10tägigen Therapiezeit
wurde 3 Tage lang das Medikament abgesetzt, um die hypertone Ausgangslage
wieder herzustellen. Anschließend wurde die Therapie mit 1×60 mg
der Arzneiform gemäß Beispiel 4 wieder aufgenommen. Die Dosis wurde
jeweils morgens gegeben.
Folgende Blutdruckwerte wurden gemessen:
Der gemessene therapeutische Effekt der erfindungsgemäßen Form gegenüber
einer Standardtherapie mit einem Standardarzneimittel bestätigt
die Vorteilhaftigkeit der neuen Arzneizubereitung.
Die Ergebnisse aus diesen beispielhaften Studien ermöglichen gegenüber
dem Stand der Technik, Dihydropyridine, insbesondere die der genannten
Art, in bislang unüblichen hohen Dosen einmal pro Tag (Einmaldosen) zu
verabreichen.
Diese Einmaldosierungen lassen eine erhöhte Therapiesicherheit (Patienten
Compliance) zu, vermindern die Nebenwirkungshäufigkeit und stellen nicht
zuletzt durch die Einfachheit des Herstellverfahrens eine Bereicherung des
Arzneimittelschatzes zur Behandlung koronarer Herzkrankheiten und des
Bluthochdruckes dar.
Claims (4)
1. Feste Arzneizubereitungen zur oralen Verabreichung, enthaltend Dihydropyridine
aus der Gruppe Nifedipin, Nimodipin, Nicardippin, Nitrendipin,
Nisoldipin oder Felodipin in einer Dosis von 10 bis 240 mg zusammen mit
einem Fettalkohol oder einem Fettalkoholgemisch, wobei der Fettalkohol
eine Kettenlänge von 6 bis 30 Kohlenstoffatomen aufweist.
2. Arzneizubereitungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Gewichtsverhältnis Dihydropyridin zu Fettalkohol 1 : 0,1 bis 1 : 10
beträgt.
3. Arzneizubereitungen nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß
sie zusätzlich Polyethylenglykole mit einem mittleren Molekulargewicht
von 200 bis 35 000 gelöst, enthalten, wobei das Gewichtsverhältnis Dihydropyridin
zu Polyethylenglykolen 1 : 2 bis 1 : 50, insbesondere
1 : 4 bis 1 : 40 beträgt.
4. Arzneimittelzubereitungen nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß sie weiterhin Lösungsvermittler enthalten,
wobei das Gewichtsverhältnis Dihydropyridin zu Lösungsvermittler
1 : 0,01 bis 1 : 3 beträgt.
Priority Applications (7)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863636123 DE3636123A1 (de) | 1986-10-23 | 1986-10-23 | Arzneizubereitungen zur oralen verabreichung, die als einzeldosis 10 bis 240 mg dihydropyridin enthalten |
JP62259847A JPH0737384B2 (ja) | 1986-10-23 | 1987-10-16 | 経口投与用調合剤 |
US07/111,623 US5071642A (en) | 1986-10-23 | 1987-10-21 | Dihydropyridine containing compositions |
EP87115516A EP0265848B1 (de) | 1986-10-23 | 1987-10-22 | Arzneizubereitungen zur oralen Verabreichung, die als Einzeldosis 10 bis 240 mg Dihydropyridin enthalten |
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