DE2507933C2 - - Google Patents
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- DE2507933C2 DE2507933C2 DE2507933A DE2507933A DE2507933C2 DE 2507933 C2 DE2507933 C2 DE 2507933C2 DE 2507933 A DE2507933 A DE 2507933A DE 2507933 A DE2507933 A DE 2507933A DE 2507933 C2 DE2507933 C2 DE 2507933C2
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Description
Die Erfindung betrifft ein Zahnmittel zur Anregung des natürlichen
Wachstums von Fibroblasten, Odontoblasten, Bindemittelblasten und/
oder Osteoblasten bzw. zur Regenerierung von verkalktem und periden
talem Gewebe, enthaltend Calciumphosphatverbindungen.
Eine ganze Reihe von zahnärztlichen Behandlungsverfahren oder Zahn
heilverfahren gehen davon aus, daß der menschliche Körper das Gewe
be regeneriert, um die Gesundheit und die Funktion erkrankter oder
verletzter Zähne, des Zahnfleisches oder der tragenden Knochen, d. h.
also des Kiefers, wiederherzustellen. Dies trifft beispielsweise zu für
Behandlungen des Wurzelkanals, der Pulpitis, korrektive Behandlungen
der Zahnumgebung und beim Wiedereinsetzen von Zähnen.
Bei einer Behandlung der Pulpitis wird eine Substanz, welche die Ent
zündung der Pulpa hemmen und ihre Heilung ermöglichen soll, in die
durch Erkrankung oder Verletzung entstandene Zahnöffnung einge
bracht, um eine Infektion und ein Absterben der Zahnpulpa zu verhin
dern oder zu beheben, was ohne Behandlung eintreten würde. Dabei
soll eine derartige Substanz das Zellwachstum anregen und eine
Schließung der Öffnung im Zahnbein verursachen.
Für diese Zwecke wurde eine große Anzahl unterschiedlichster Stoffe
mit unterschiedlichstem Erfolg verwendet. Es handelt sich dabei im
allgemeinen um Holzkohle, Elfenbeinchips, schwefelhaltige Arzneimittel,
eine große Anzahl von Antibiotika, entzündungshemmende Corticoide,
Zinkoxideugenol, Calciumhydroxid und Formocresol. Am weitesten ver
breitet ist zur Zeit die Verwendung von Zinkoxideugenol und Calciumhy
droxid für derartige Zwecke bei der Behandlung der Pulpitis von Er
wachsenen.
Wenn sich auch mit Calciumhydroxid die Bildung einer sich in Kalk
verwandelnden Brücke erzielen läßt, so läßt sich bei einer derartigen
durch Calciumhydroxid induzierten Brücke gewöhnlich keine durchge
hende Verbindung von der einen Seite der Schadensstelle zur anderen
erreichen. Gewöhnlich bleibt in einer derartigen, durch Calciumhy
droxid hergestellten Brücke eine Öffnung oder ein Loch zurück, wel
ches einen Zugang für Speichel und Bakterien in die Pulpakammer er
gibt, so daß die Pulpa erneut infiziert und entzündet werden kann.
Bekannt ist auch, daß eine durch Calciumhydroxid induzierte Brücke
oftmals wieder zerbricht, so daß ein Brand der Pulpa entsteht. Wenn
eine Erkankung innerhalb der Zahnpulpa nicht schnell genug behan
delt wird, erkrankt die Pulpa insgesamt und wird brandig. Ein Brand
oder eine Nekrose der erkrankten Pulpa verursacht jedoch die Abschei
dung giftiger Produkte durch die Spitze der Zahnwurzel, wodurch die
den Zahn umgebenden Gewebe entzündet werden und oftmals ein Ab
szess entsteht. Ein derartiger Zustand setzt jedoch oft eine Resoprtion
der Zahnwurzel in Gang, wodurch die Spitze zerstört wird. Bei abster
benden Zähnen, bei denen die Wurzelresorption bereits weit vorge
schritten ist, macht die dadurch entstehende offene Spitze eine Füllung
und Abdichtung des Wurzelkanals mit einem dichten Material praktisch
unmöglich, wenn nicht entsprechende Heilungsmaßnahmen durchgeführt
werden. Eine ähnliche offene Wurzelspitze ist im übrigen auch bei
jungen absterbenden Zähnen vorhanden, welche noch keine geschlosse
nen Spitzen entwickelt haben.
Wenn eine offene Zahnspitze saubergeschliffen wird und versucht wird,
sie zu füllen oder zu plombieren, so ist nichts vorhanden, womit das
Füllmaterial eine feste Packverbindung eingehen kann. Infolgedessen
kann der Wurzelkanal nicht hermetisch abgedichtet werden, wenn le
diglich ein Füllmaterial hineingestopft wird. Eine nicht abgedichtete
Wurzel kann jedoch lecken und den Austausch von Gewebeflüssigkeiten
und Stoffwechselprodukten ermöglichen, wodurch mit hoher Wahrschein
lichkeit eine chronische Entzündung eingeleitet wird. Nach zwei bis
vier Jahren fallen offene Wurzelkanalspitzen, welche zwar behandelt,
jedoch nicht einwandfrei abgedichtet wurden, zusammen, wobei das
diese Stelle umgebende Gewebe erneut infiziert wird und sich mögli
cherweise ein weiterer Abszess bildet.
Zur Zeit werden drei Grundverfahren bei der innerlichen Behandlung
nicht lebensfähiger Zähne mit offenen Spitzen angewendet. Bei dem er
sten Verfahren wird gewöhnlich ein Zugang zur Zahnspitze geschaffen
und die Spitzenöffnung durch Einsetzen eines retrograden Füllmate
rials, im allgemeinen von Amalgam, mechanisch verschlossen. Bei dem
zweiten Verfahren wird in den Wurzelkanal ein Füllmaterial einge
führt, und zwar durch eine verschließbare Zugangsöffnung, wodurch
der Wurzelkanal dann abgedichtet oder gefüllt wird. Bei diesem Füll
material handelt es sich ganz allgemeim um Guttapercha. Bei dem drit
ten Verfahren wird im allgemeinen eine Arznei enthaltende Mischung
in den Wurzelkanal eingebracht, welche gewöhnlich Calciumhydroxid
enthält.
Bei dem dritten Verfahren erfolgt gewissermaßen eine fortlaufende Spit
zenentwicklung und Restriktion. In einer großen Anzahl von Fällen
mußte jedoch festgestellt werden, daß eine derartige Behandlung nicht
anspricht. Selbst nach fortlaufender Behandlung von zwei Jahren und
mehr war kein günstiges Ansprechen bei diesen Fällen ersichtlich.
Wenn jedoch ein Verschluß der Spitze nicht erreicht wird, tritt infolge
des erneuten Auftretens einer akuten Entzündung oftmals ein nach
innen verlaufender Schaden auf. Dieser Zustand verlangt erwiesener
maßen das Eingreifen des Arztes mit Einlegen einer entzündungshem
menden und den Wurzelkanal und die Öffnung endgültig verschließen
den Füllung oder das Ziehen des Zahnes.
Oftmals geht in der unmittelbaren Nachbarschaft der Spitze das peri
dentale Fleisch- und Knochengewebe, welches den betreffenden Zahn
stützt, verloren. Herkömmlicherweise wird jedoch keinerlei endgültige
getrennte Behandlung durchgeführt, um die spezielle Regenerierung
dieser Gewebe zu ermöglichen. Normalerweise schreitet die Heilung oder
Regenerierung in diesen Gebieten fort, nachdem der Infektionsprozeß
beendet werden konnte. Dabei ist jedoch festzustellen, daß die peri
dentalen Wandfasern, welche sich regenerieren, sich nicht in der glei
chen Weise wieder ausrichten, wie dies vor ihrer Zerstörung der Fall
war. Infolgedessen werden auf derart innerlich behandelte Zähne
nachträglich einwirkende Kräfte und Beanspruchungen nicht einwand
frei auf die stützenden Knochen übertragen. Dadurch aber, daß diese
einwandfreie Kraftübertragung fehlt, entsteht vielfach in unmittelbarer
Nachbarschaft der Zahnwurzelspitze eine chronische Entzündung. Unter
diesen Umständen wird vor allem der Knochen niemals vollkommen re
generiert. Bei mindestens 92% aller innerlich behandelten Zähne be
steht in unmittelbarer Nachbarschaft der Wurzelspitze eine chronische
Entzündung.
Ein weiteres Zahnheilverfahren, zu welchem ein Zahnarzt oftmals her
angezogen wird, besteht darin, daß ein Zahn, welcher zufällig her
ausgeschlagen wurde, beispielsweise infolge eines Sportunfalles, wie
der eingesetzt werden soll. Selbst wenn ein derartiger Zahn jedoch
innerhalb der ersten paar Minuten wieder eingesetzt wird, beginnt ge
wöhnlich die Resorption der Zahnwurzel, so daß dieser eventuell ver
loren geht.
Es fehlt daher bei all den genannten Zahnheilverfahren ein Material
und ein Verfahren, durch dessen Anwendung ein Zahnarzt eine tat
sächlich erfolgversprechende Zahnbehandlung durchführen kann.
Das gilt auch dann, wenn man berücksichtigt, daß es bekannt ist, di
basisches Calciumphosphat als Wurzelkanalführung nach einer Pulpekto
nie einzusetzen (Odontologisk Revy 20 (1969), S. 147 bis 163) bzw.
Calciumphosphatverbindungen als Prothesenmaterial für künstliche Zäh
ne zu verwenden (US 37 87 900).
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Zahnmittel der ein
gangs genannten Art anzugeben, mit welchem Verletzungen und Erkran
kungen im gesamten Kiefer- und Dentalbereich besonders wirksam, d.
h. mit besonders vorhersagbarer Langzeitwirkung behoben werden kön
nen.
Zur Lösung dieser Aufgabe besteht das erfindungsgemäße Zahnmittel
aus einer porösen Masse wenigstens einer physiologisch löslichen und
verträglichen Calciumphosphatverbindung, welche die Fähigkeit besitzt,
bei Kontakt mit einer Blutquelle in sich ein Blutgerinsel auszubilden,
die durch Sintern und anschließendes Mahlen der entsprechenden Cal
ciumphosphatverbindung erhalten worden ist, und einer geeigneten
Trägerflüssigkeit.
Wie nachstehend noch zu erläutern sein wird, läßt sich das erfin
dungsgemäße Mittel nicht nur im Inneren eines Zahnes, sondern auch
außerhalb desselben anwenden. Durch das erfindungsgemäße Mittel
werden die Gewebe innerhalb oder rund um den behandelten Zahn auf
eine Weise regeneriert, daß eine praktisch permanente Reparatur eines
Zahnes und seines Stützgewebes erfolgt, welche dessen normale Funk
tion erlaubt.
Als besonders wirksames Material, welches physiologisch löslich und
physiologisch verträglich ist, eignen sich insbesondere Calciumphos
phatverbindungen in den besonders reinen Formen von α-Ca3(PO4)2
und β-Ca3 (PO4)2, welches allgemein als Whitlockit bekannt ist,
CaHPO4, welches allgemein als Brushit bekannt ist, und Mischungen
davon. Daneben können allerdings auch andere Calciumphosphatverbin
dungen in Betracht gezogen werden. Festgestellt wurde aber, daß
CaH4(PO4)2 wirkungslos ist, da die gestellten Bedingungen auf diese
Verbindung nicht zutreffen.
Die Teilchen des ausgewählten Stoffes sind zu porösen Blöcken zu sin
tern, die dann zu körnigem Material zu zermahlen sind. Durch dieses
Sintern und anschließende Mahlen wird die benötigte Porösität des
körnigen Materials erreicht. Mit den feinen Teilchen des körnigen Pul
vers wird dann steriles Wasser, normale physiologische Salzlösung,
Methylzellulose oder eine andere geeignete Trägerflüssigkeit in ausrei
chender Menge vermischt, um eine kittartige Masse zu erhalten. Sie
ist sehr plastisch und infolgedessen leicht zu verarbeiten. Je feiner
dabei die gesinterten Blöcke bemahlen werden, um so plastischer und
infolgedessen vorteihafter wird die entstehende Masse. Dabei ist es
vor allem erwünscht, das Pulver so fein zu mahlen, daß die Oberflä
chenkräfte bei der Bestimmung seiner Eigenschaften eine bedeutende
Rolle spielen, wobei sich diese Eigenschaften kolloidalen Eigenschaften
nähern sollten.
Wenn die Zahnpulpa abgedeckt werden soll, wird zunächst der Zahn
vorbereitet, indem zerfallene, verfaulte und erkrankte Zahnstrukturen
beseitigt werden, bis gesundes festes Zahnbein und zuverlässiges ge
sundes Pulpagewebe vorliegen. Auf diese Weise wird das erkrankte Ge
webe gesäubert, wobei in der allgemein bekannten Weise gebohrt und
geschliffen, mit Druckluft ausgeblasen und gespült wird. Die auf diese
Weise ausgebildete Höhlung muß so weit ausgedehnt werden, daß eine
Verbindung mit einer Blutquelle vorhanden ist. Infolgedessen muß aus
einem Teil der Pulpa Blut austreten. Die Größe dieser Öffnung in der
Pulpa und die Menge des zu entfernenden kranken Pulpagewebes hängt
naturgemäß davon ab, wie weit die Erkrankung der Pulpa fortge
schritten ist. Die Größe dieser Öffnung kann von einer ganz kleinen
Beschädigung an der Oberfläche der Pulpa ist zur Pulpotomie gehen,
wobei die gesamte korronale Pulpa bis zur Öffnung des Wurzelkanals
entfernt wird, so daß nur das Pulpagewebe im Wurzelkanal zurück
bleibt.
Auf die blutende Pulpa wird dann als Abdeckung eine Schicht des vor
beschriebenen pastenartigen Materials aufgetragen. Diese Schicht kann
1 bis 2 mm dick sein. Auf diese Schicht wird dann ein Basismaterial
aufgetragen, wie beispielsweise Carboxylat-Zement oder Zinkoxideuge
nol. Dieses Basismaterial oder die Zementschicht hält die Pulpakappe
fest, ergibt eine gewisse Isolierung und verhindert, daß Kräfte direkt
auf diese Pulpakappe und das Pulpagewebe einwirken, während die
Amalgamfüllung oder eine andere Füllung bei der abschließenden Ar
beit am Zahn aufgebracht wird.
Beste Ergebnisse wurden erzielt, wenn in der folgenden Weise vorge
gangen wurde: Man läßt Blut aus der Pulpa in die Calciumphosphat
verbindung tropfen, so daß sich ein Blutklumpen bildet, welcher Fi
brinfäserchen enthält. Zur Ausbildung einer vaskularen Blutzufuhr
oder Blutversorgung in dem porösen Gebilde des Abdeckungsmittels
werden dann endotheliale Zellen niedergelegt. Aus den Wänden der
Blutgefäße wanden dann in die Masse dieses Abdeckungsmittels der
Pulpa undifferenzierte mesenchymale Zellen hinein. Diese Zellen beste
hen aus Faserbildnern und Zahnsubstanzbildnern, welche beginnen,
Collagen abzulagern, welches seinerseits anschließend versteinert. So
wurden Verkalkungen rund um die Teilchen des Abdeckungsmittels be
obachtet, welche diese Teilchen vollkommen einschlossen.
Gleichzeitig wird mit dieser intramatrikalen Prolifikation des Gewebes
das erfindungsgemäße, die Pulpa abdeckende Mittel allmählich resor
biert. Im Laufe der Zeit werden die Verkalkungen dichter und erset
zen unter Umständen sogar das die Pulpa abdeckende Mittel, die Pul
pa-Kappe, und bilden eine durchgehende schützende Brücke. Nach
ausreichender Reifezeit wurde sogar beobachtet, daß die Zellen neben
der Pulpakappe oder -brücke regelrechte Zahnsubstanz bildeten, wel
che sich wie ein zweites Zahnbein verhielt.
Es wurde festgestellt, daß bei Einsatz des erfindungsgemäßen Mittels
die Zahnsubstanzbildner der Pulpa dazu neigen, eine innige Verbin
dung mit dem Gewebe der Zahnbeinbrücke einzugehen. Bei den bisher
üblichen Verfahren zum Überkappen der Pulpa zieht sich die Pulpa
oftmals von der Brücke wie von einem Fremdkörper zurück, so daß
sehr oft ein Absterben sowie eine innere Resorption der Wurzelkanal
wandungen zu sehen ist.
Eine Abdeckung oder Überkappung der Pulpa soll nachstehend anhand
eines ausgedehnten Versuches im einzelnen beschrieben werden:
28 Zähne von 4 Affen wurden bei diesem Versuch verwendet. Vor und
nach Durchführung eines jeden Verfahrens wurden Röntgenaufnahmen
gemacht. Ausgewählt wurden Backenzähne und Vorderzähne, da sie
größere Pulpakammern besitzen. Als Kontrollzähne bei einer Behand
lung mit Calciumhydroxid wurden die oberen rechten ersten Backenzäh
ne und die oberen rechten Vorderzähne verwendet. Für die übrigen
Backenzähne und Vorderzähne wurden als Überkappungsmittel die
β-Phase von Tricalciumphosphat verwendet.
Die Tiere wurden mit Sernylan und Pentobarbitol anästhesiert. Atropin
wurde zur Senkung des Speichelflusses verwendet. Die Zähne wurden
mit einem Gummidamm isoliert und 5 min lang mit Betadinlösung be
handelt, um eine ausreichende Desinfektion zu erreichen. Der lebende
Zahn wurde mit einem hochtourigen 4″-Rundbohrer geöffnet. Der glei
che Bohrer wurde zur Entfernung des Daches der Pulpakammer verwen
det. Das lebende Pulpagewebe der Kammer wurde mit einem kleinen
Löffelexkavator entfernt, wobei man hoffte, die Beschädigung des rest
lichen lebensfähigen Pulpagewebes in den Wurzelkanälen zu vermin
dern. Nach Entfernung der Pulpa wurde die Blutung mit einem steri
len Baumwolltupfer gesteuert. Dabei wurde ein derartiger Druck aus
geübt, bis ein Blutklumpen an den Kanalgewebestümpfen entstand. Mit
physiologischer Salzlösung wurden dann überschüssiges Blut und Blut
gerinnsel aus der Kammer herausgespült.
Aus Calciumhydroxidpulver und physiologischer Salzlösung wurde dann
eine Paste gemischt und als Kontrollstoff zur Überkappung der Pulpa
verwendet. Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Materials wurde
Pulver aus der β-Phase von Tricalciumphosphat und physiologische
Salzlösung zu einer leicht zu verarbeitenden Paste gemischt. Die Cal
ciumhydroxidphase wurde bei 7 Zähnen und die Tricalciumphosphat
paste bei 21 Zähnen verwendet. Die Blutung der Pulpa wurde durch
Aufdrücken steriler Baumwolltupfer gesteuert und anschließend auf die
freigelegte Stelle das jeweilige Pulpa-Überkappungsmaterial aufge
bracht. Dabei war es infolge der Vedampfung der Salzlösung schwie
rig, auf jede Arbeitsstelle die gleiche Pastenmenge aufzubringen.
Nach dem Auftragen dieser Überkappungsmittel aus Calciumhydroxid
bzw. Tricalciumphosphatpaste wurde eine Mischung von schnell abbin
dendem Zinkoxideugenol als Schutzbasis aufgetragen, bevor die an
schließenden Arbeiten mit Amalgam durchgeführt wurden. Dabei wurde
mit besonderer Sorgfalt gearbeitet, um zu verhindern, daß das Zink
oxideugenol die Überkappungsstoffe in das verbliebene Pulpagewebe
hineindrückte.
Die Affen wurden dann mit Sernylan anästhesiert und durch überreich
liche Verwendung von 10%igem Formalin getötet, so daß anschließend
Untersuchungen 2, 3, 5, 8, 16 und 24 Wochen nach der Behandlung
durchgeführt werden konnten. Nach Tötung der Tiere wurden der Un
terkiefer und der Oberkiefer entfernt, alsdann weiches Gewebe abge
trennt und die Kiefer derart zerschnitten, daß jeweils ein Zahn in je
dem Schnitt verblieb. Nach Festigung des Blockabschnittes in 10%iger
Formalinlösung während einer Zeitdauer von 2 Wochen wurden die
Schnitte in 15%iger Ameisensäure demineralisiert. Die Prüfstücke wurden
dann in Paraplast eingebettet und aus ihnen 6 bis 10 µ dicke Schnitte
hergestellt. Jeder fünfte Schnitt wurde routinemäßig mit Hematoxylin
und Eosin gefärbt und unter dem Mikroskop untersucht. In besonders
wichtigen Bereichen wurde jeder Schnitt gefärbt.
Vor Durchführung der Zahnbehandlung bzw. vor Tötung der Tiere wur
de eine klinsche Untersuchung des Gewebes durchgeführt, wobei vor
bzw. nach dem Verfahren keinerlei Fisteln festgestellt werden konnten.
Das Zahnfleischgewebe erwies sich als gering bis stark entzündet, was
aufgrund der zahlreichen Nierensteine bei Affen allgemein zu beobach
ten ist. Vor der zahnärztlichen Behandlung, unmittelbar danach und
bei Tötung der Tiere wurden Röntgenaufnahmen gemacht. Auf diesen
Röntgenaufnahmen waren keinerlei Abszeßbildungen zu sehen. Infolge
der kleinen Pulpakanäle war es sehr schwierig festzustellen, daß tat
sächlich eine Schutzbrücke vorhanden war, was sowohl für das Cal
ciumphosphat bzw. für das Calciumhydroxid zutraf. Die nachstehenden
Resultate zeigen das hystologische Aussehen der Zahnproben.
Drei Zähne wurden hierbei untersucht. Sie zeigten eindeutig eine ver
kalkte Matrixbildung. Eine verkalkte Brücke war nicht festzustellen.
Es bestand jedoch eine charakteristische "Fachbildung", welche im
übrigen während der gesamten Untersuchungen bis zu 24 Wochen fest
zustellen war. Diese "Fächer oder Abteile" erscheinen als Gebiete von
verbindendem Gewebe um die Calciumphosphatteilchen mit offenbar
großen Mengen an Blutzufuhr. Diese Fächer oder Abteile sehen wie ein
korbartiges Gewebe aus, wobei das verbindende Gewebe und die Calci
iumphosphatteilchen durch den koronalen Teil des Kanals verwebt sind.
Der Entzündungsindex war niedrig, die Odontoblaste waren lebensfähig
und es war reichliche Blutzufuhr ersichtlich. Sichtbar war auch eine
verdickte Predentin-Schicht. Das periapikale Gewebe war gesund und
entzündungsfrei.
Zwei Zähne wurden untersucht. Ein Zahn zeigte eine vollständige Ne
krose in der gesamten Pulpakammer und den Kanälen. Der andere Zahn
zeigte den Beginn der Entwicklung einer verkalkten Matrix. Im koro
nalen Teil der Pulpakanäle war Entzündung sichtbar. In den periapi
kalen Geweben war dagegen keinerlei Entzündung sichtbar. Die Odonto
blaste erscheinen normal ohne Verdickung der Predentin-Schicht.
Drei Zähne wurden untersucht. Jeder Zahn zeigte ähnliche Resultate
wie bei der Untersuchung nach 2 Wochen, mit Ausnahme dessen, daß
sich eine besser ausgebildete Matrix über der freigelegten Pulpa bil
dete. Im koronalen Teil der Pulpa lag eine geringe Entzündung vor,
während im apikalen Teil der Pulpa keinerlei Entzündung sichtbar
war. Es zeigte sich eine verdickte Predentin-Schicht, welche mit der
verkalkenden Matrix durchgehend in Verbindung war. Im gesamten
Pulpagewebe war einwandfreie vaskulare Versorgung sichtbar. Die
Odontoblaste waren gesund und funktionsfähig.
Ein Zahn wurde untersucht. Es zeigte sich der Beginn der Ausbildung
eines verkalkten Massebandes. Die Reife war weiter fortgeschritten als
bei den nach 2 Wochen untersuchten Zähnen. Im koronalen Teil des
Pulpakanals war eine Entzündung festzustellen, jedoch nicht im pe
riapikalen Gewebe. Teilchen von Calciumhydroxidpulver waren eindeu
tig in der Spitze der Fläche oder des Gebietes sichtbar, in welchem
sich die verkalkte Masse bildete. Die Odontoblaste und die Predentin-
Schicht erschienen normal und funktionsfähig.
Vier Zähne wurden untersucht. Es ergab sich eine verkalkte Massen
bildung. Die Masse zeigte eine deutliche Abgrenzung mit dickeren
Wandungen, welche das restliche Calciumphosphat umschlossen in
einer deutlichen Ausbildung als bei der Untersuchung nach 3 Wo
chen. Die charakteristische "Fachbildung" war ganz deutlich. Es er
schien, daß die Calciumphosphatkristalle aufgefressen wurden oder in
nerhalb der Masse in Lösung gingen. Alle vier Zähne zeigten lebens
fähige Odontoblaste mit einer sich verdickenden Predentin-Schicht,
welche mit der verkalkten Masse innig verbunden war. Einige Stellen
der Predentin-Schicht enthielten Zellen, welche sich als eingeschlosse
ne Odontoblaste herausstellten. Die verdickte Schicht aus Predentin
und die verkalkte Masse bilden eine durchgehende Kappe über der
freigelegten Pulpa. Reihenmäßig durchgeführte Gewebeschnitte zeigten,
daß die verkalkte Masse eine vollständige, von der einen zur anderen
Seite des Kanals durchgehende Schicht bildete. Dabei verliefen zahl
reiche Blutgefäße durch die gesamte in "Fächer" unterteilte Masse,
wobei sowohl das periapikale wie das apikale Pulpagewebe keinerlei
Entzündung mehr zeigte.
Ein Zahn wurde untersucht, welcher eine einwandfrei ausgebildete
Brücke zeigte. Eine reihenmäßige Gewebeuntersuchung zeigte, daß die
Brücke nicht vollständig von der einen bis zur anderen Wandung des
Kanals durchging. Die aus Predentin bestehende Schicht war dicker
geworden und mit der verkalkten Brücke innig verbunden. Odontoblaste
neben dem koronalen Teil der Brücke waren nur einige vorhanden. Es
zeigt sich eine "leere" Fläche, welche neben der verdickten Schicht
aus Predentin beginnt und unter der verkalkten Brücke liegt. Apikale
Odontoblaste waren mit einer geringen Menge von predentinaler Ver
dickung lebensfähig. Blutgefäße waren nur einige vorhanden.
Drei Zähne wurden untersucht. Die verkalkte Masse war reifer, wobei
eindeutig weniger Calciumphosphatteilchen in den einzelnen "Fächern"
vorhanden waren. Lebensfähige Zellen, eventuell Fibroblaste oder kno
chenbildende Zellen waren deutlich innerhalb der Bereiche der Masse
sichtbar. Die Odontoblast-Schicht war sehr gesund, und zwar von der
Masse bis zu Apex. Die Schicht aus Predentin war nur im koronalen
Teil dicker geworden, wo sie sich mit der verkalkten Masse vereinig
te. Das Pulpagewebe war sehr gesund, vollkommen entzündungsfrei und
von vielen Blutgefäßen versorgt und durchzogen. Serienmäßige Gewebe
schnitte zeigten bei zwei Zähnen eine einwandfrei durchgehende ver
kalkte Masse von der einen Seite zur anderen des Kanals. Beim drit
ten Zahn war die Überbrückung beinahe vollständig. Das periapikale
Gewebe war gesund und zeigte auch hier keinerlei Entzündung.
Ein Zahn wurde untersucht. Es zeigte sich eine verkalkte Brücke. Se
rienmäßige Gewebeschnitte zeigten jedoch, daß die Brücke keineswegs
den Wurzelkanal vollkommen überspannte, sondern daß an einigen
Stellen noch Gewebe vorhanden war. Odontoblaste von der Brücke zur
Apex zeigten Stellen von Aushöhlungen, wobei angenommen werden muß,
daß es sich hier um tote Zellen handelt. Unter der Brücke zeigte sich
keinerlei Verdickung der Predentin-Schicht. Das Pulpagewebe zeigte ein
fettig degeneriertes Zentrum mit Flächen verstreuter Nekrose. Unter
einem Gebiet der Brücke zeigte sich bei mehreren Gewebeschnitten ein
Abszeß. Es waren nur sehr wenig Blutgefäße sichtbar. Die periapika
len Gewebe zeigten eine schwache Entzündung.
Drei Zähne wurden untersucht. Der eine Zahn zeigte innerhalb der ge
samten Kammer und im Kanal vollständige Nekrosen, jedoch war das
periapikale Gewebe nur wenig entzündet. Die beiden anderen Zähne
zeigten die charakteristische in "Fächer" unterteilte verkalkte Masse.
Die meisten Calciumphosphatteilchen waren innerhalb dieser Fächer
resorbiert, so daß sich dickere reifere Massewandungen bildeten. Die
Predentin-Schicht war dicker geworden und bildete in inniger Verbin
dung mit der verkalkten Masse eine vollständige Überbrückung der
Kanäle von Wand zu Wand. Lebensfähige Zellen waren in der eigentli
chen Masse deutlich erkennbar. Das Pulpagewebe und das periapikale
Gewebe waren gesund und völlig entzündungsfrei. Die Odontoblaste wa
ren lebensfähig und gleichmäßig verteilt. Über das gesamte Pulpage
webe sowie innerhalb der in Fächer unterteilten Masse waren sehr vie
le Butgefäße deutlich erkennbar.
Ein Zahn wurde untersucht. Ein von Wand zu Wand des Kanals
durchgehende verkalkte Brücke war ausgebildet worden. Das Pulapge
webe und das periapikale Gewebe waren gesund und ohne sichtbare
Entzündung. Die Predentin-Schicht zeigte eine leichte Verdickung. Die
Odontoblaste waren gesund und gleichmäßig angeordnet. Im gesamten
Pulpagewebe waren Blutgefäße in normaler Anzahl zu sehen.
Drei Zähne wurden untersucht, wobei alle drei die gleichen Resultate
zeigten. Ausgehend vom koronalen Bereich zum apikalen Bereich des
Kanals zeigte der größte Teil des koronalen Bereiches der Pulpakappe
sehr wenig restliches Calciumphosphat. Die charakteristische Fachbil
dung war wesentlich weniger deutlich bei eindeutig abgegrenzten ver
kalkten Massenwandungen. Lebensfähige Zellen waren deutlich inner
halb der Wandung der verkalkten Masse sichtbar. Blutgefäße verliefen
deutlich durch die Masse und die Fächer. Direkt unter den Fächern
der verkalkten Masse war eine Fläche von verteilten festen Verkalkun
gen, welche mit vielen Blutgefäßen vermischt waren. Fortschreitend
zur Apex hin war ein Gebiet vollständiger Verkalkung, welches eine
Brücke bildete, die bei zahlreichen Gewebeschnitten sich als vollstän
dige, von der einen Wandung zur anderen der Kanäle durchgehende
Brücke zeigte. Diese Brücke zeigte deutlich einige lebensfähige Zellen.
Unter der verkalkten Brücke war ein Gebiet von verdicktem Predentin
zu sehen, welches mit der verdickten Predentinfläche an den Seiten
der Kanalwandungen innig verbunden war. Dieser Bereich aus verdick
tem Predentin erstreckte sich vollständig von der einen Seite zur an
deren der Kanäle. Direkt unter dieser Predentin-Schicht befanden sich
Odontoblaste, welche direkt der vorgenannten Schicht aufgelagert wa
ren, und zwar neben der verkalkten Brücke. Die Odontoblaste waren
lebens- und funktionsfähig, wie sich aus der Dicke des Predentin er
gab. Einige kleine verkalkte Teile waren den koronalen Odontoblasten
aufgelagert. Das Pulpagewebe war sehr gesund, mit zahlreichen Blut
gefäßen durchzogen und zeigte keinerlei Anzeichen von Entzündung.
Die periapikalen Gewebe waren ebenfalls gesund und vielfach von
Blutgefäßen durchzogen.
Ein Zahn wurde untersucht. Er zeigt eine vollständige Nekrose der
Pulapkammer und des Pulpakanals. Es zeigte sich deutlich eine
periapikale Entzündung und möglicherweise auch die Bildung eines
periapikalen Abszesses. Es war nicht möglich festzustellen, ob jemals
eine Überbrückung ausgebildet worden war.
Aus diesen Untersuchungen zeigt sich, daß die β-Phas von Trical
ciumphosphat zur Ausbildung von Dentalbrücken oder -kappen beson
ders geeignet ist. Erfolgte zeigten sich insbesondere bei der Überkap
pung von Zahnpulpa mit Tricalciumphosphat. Während nur einer von
den 21 mit β-Phase von Tricalciumphosphat behandelten Zähnen ausge
fallen war, waren von den 7 mit Calciumhydroxid behandelten Zähnen
3 völlig ausgefallen und ein anderer begann zu verfallen.
Die Untersuchungen zeigen auch, daß Calciumhydroxid anscheinend
eine innere Resorption der Zahnsubstanz verursacht. Bei den mit Tri
calciumphosphat behandelten Zähnen war keinerlei derartige innere Re
sorption festzustellen. Tatsächlich waren keinerlei schädliche Einwir
kungen bei diesem Mittel festzustellen.
Das vorbeschriebene Verfahren zur Überkappung der Zahnpulpa wurde
etwa an 30 menschlichen Zähnen durchgeführt. Selbst nach langer Be
obachtungsdauer sind diese so behandelten menschlichen Zähne lebens
fähig, asymptomatisch und in Funktion.
Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die spezielle Behandlung des Wur
zelkanals und der Wurzelspitze. Wie bereits eingangs kurz erwähnt,
wird diese Wurzelkanal-Behandlung bei der Wurzelspitzen-Behandlung
von jungen nicht lebensfähigen Zähnen oder bei entsprechender Be
handlung von nicht mehr lebensfähigen reifen Zähnen angewendet,
welche eine apikale Wurzelresorption durchgemacht haben. Ein beson
derer Vorteil des nachstehend im einzelnen zu erläuternden Verfahrens
besteht darin, daß hierzu keine chirurgische Behandlung erforderlich
ist, sondern daß diese Arbeiten ohne weiteres von einem guten Den
tisten durchgeführt werden können.
Durch die Zahnkrone hindurch wird eine Zugangsöffnung ausgebildet
welche groß genug sein muß und sauber Umrisse haben muß, so daß
der Dentist beim Feilen bis zur Apex hinunter nicht behindert wird.
Die Instrumente müssen derart geführt werden, daß der gesamte Innen
raum des Wurzelkanals bis zur offenen Apex biomechanisch gesäubert
und geformt wird. Dies erfolgt in der allgemein üblichen Weise durch
kombiniertes Feilen und Schleifen und zwischenzeitliches Spülen mit
einem Material, welches tote Teilchen löst und Zerfallsprodukte ent
fernt. Wenn die Wandungen einmal relativ glatt sind und der Innen
raum des Zahnes frei von totem Dentin und Pulpa ist, schreitet ge
wöhnlich die Resolution des Abszesses voran.
Bei Säubern des Innenraumes der Zahnwurzeln werden progressiv
größer werdende Innenzahnfeilen verwendet. Die größte Feile hat bei
spielsweise einen Durchmesser von 0,8 mm. Eine physiologisch ver
trägliche und lösliche Calciumphosphatverbindung, welche in der be
reits erläuterten Weise hergestellt wurde, wird dann in den apikalen
Bereich von 3 oder 4 mm des Wurzelkanals so weit hineingedrückt, daß
sie etwas aus der offenen Apex austritt und Blut in das Calciumphos
phat eindringen kann. Alternativ kann auch vor dem Einbringen die
ser Packung in den Wurzelkanal etwas Calciumphosphat in den peria
pikalen Gewebebereich eingespritzt werden. Nach dem Einbringen der
Packung wird ein relativ weiches temporäres Füllmaterial, wie bei
spielsweise Guttapercha, zur Ausfüllung des restlichen Kanals verwen
det. Mit einer relativ harten Schutz- und Heilkappe, wie beispielswei
se Amalgam, wird dann die Zugangsöffnung verschlossen.
Im Verlauf der nächsten 5 oder 6 Monate beginnt der menschliche Kör
per zunächst den an der Außenseite der Zahnwurzel gebildeten Abszeß
zu zerteilen. Zusätzlich kann die frische Blutzufuhr die Ausbildung
eines Blutklumpens oder -gerinnsels in der Calciumphosphatverbindung
ermöglichen. Dadurch bildet sich eine vaskulare Versorgung, wodurch
reifende Zellen entstehen, die sich dann wie bei dem vorbeschriebenen
Pulpaüberkappungsverfahren weiter entwickeln. Es kann davon ausge
gangen werden, daß in der gleichen Weise wie vorstehend beschrieben
eine Knochensubstanzbarriere an der Apex ausgebildet wird.
Nach annähernd 5 oder 6 Monaten sollte die temporäre Füllung entfernt
werden und das Innere des Zahnes bis zu dem harten neu gebildeten
Knochensubstanzstopfen an der Apex erneut gesäubert werden. Alsdann
wird ein dichtes Füllmaterial erneut in den Zahn eingelegt.
Dieses zweite Säubern und erneute Füllen nach 5 oder 6 Monaten er
folgt, um zu gewährleisten, daß die weiche Gewebemasse innerhalb
des Knochensubstanzstopfens an der Apex entfernt wird, um dadurch
die Möglichkeit einer Gewebeveränderung zu einem Zelltyp auszuschal
ten, welcher eine interne Resorption des Zahnes verursachen würde.
Der Wurzelkanal wird dann gefüllt und versiegelt und abschließend
mit einer harten Oberschicht wie Amalgam verschlossen.
Bei anderen Wurzelkanalbehandlungen mit peridentaler Schädigung wird
während der "normalen" Abheilung des Abszeßbereiches zwischen dem
Zahn und dem Knochen eine Art von Polsterligament ausgebildet. Bei
diesem Polsterligament nach einer derartigen "normalen" Heilung han
delt es sich jedoch lediglich um ein dichtes korbartiges faseriges Netz
ohne spezielle Ausrichtung der Fasern.
Bei einem normalen Zahn liegen die Fasern des peridentalen Ligaments
nahe der Zahnkrone nahezu vertikal ausgerichtet. Wenn man längs der
Zahnwurzel weiter hinabgeht, verlaufen die Fasern immer schräger,
bis sie schließlich an der Apex des Zahnes im allgemeinen waagerecht
ausgerichtet sind. Bei dieser Ausrichtung kann das peridentale Liga
ment allen Kräften wirkungsvoll widerstehen, welche bei den verschie
denen Zahnstellungen in Betracht kommen. So muß beispielsweise das
peridentale Ligament nahe dem oberen Wurzelteil des Zahnes neben der
Krone im allgemeinen Seitenkräften und Abscherkräften widerstehen
können, während das Ligament an der Zahnbasis Druckkräften wider
stehen muß.
Das während des "normalen" Heilprozesses ausgebildete Ligament, d. h.
also das Ligament, welches ohne Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens gebildet wurde, zeigt sehr oft keine spezielle Ausrichtung
der Fasern an der Wurzelspitze, so daß sich keine richtige Kraftver
teilung ergibt. Demgegenüber wird bei dem erfindungsgemäßen Mittel
erreicht, daß das peridentale Ligament mit Fasern ausgebildet wird,
die in der natürlichen Weise ausgerichtet sind. Da das peridentale Li
gamentgewebe durch Fibroblaste erzeugt wird, muß davon ausgegangen
werden, daß die Verwendung der Calciumphosphatverbindungen das
Wachstum der Fibroblaste verursacht oder ermöglicht, welche natürli
chere Funktionseigenschaften aufweisen. Außerdem werden auch Binde
mittel und Knochen ausgebildet, so daß durch den entsprechenden Ein
satz von Calciumphosphatverbindungen auch Bindemittelblaste und
Osteoblaste auf natürliche Weise in ihrem Wachstum unterstützt werden.
Auf diese Weise wird der behandelte Zahn in einem festen Unterbau
festgehalten, welcher seine normale Funktion erlaubt.
Zur Untersuchung der Ergebnisse dieser Wurzelkanalbehandlungen wur
den vier weibliche Affen von etwa 4 bis 6 Jahren als Versuchstiere
verwendet. 24 Wurzelkanäle wurden für Studienzwecke ausgesucht.
Dabei wurden am Ober- und am Unterkiefer spitze und mittlere
Schneidezähne ausgesucht, da ihre Spitzen weiträumig sind oder durch
eine Nahtlinie voneinander getrennt sind. Jede Apex konnte einzeln
studiert werden, ohne daß die Gefahr bestand, daß sich irgendwelche
zusätzlichen Kreuzeffekte von irgendeinem anderen Zahn einstellten,
welcher als Kontroll- oder Versuchszahn bei dem gleichen Tier verwen
det wurde.
Bei den Versuchen wurden Röntgenaufnahmen zu folgenden Zeiten
durchgeführt:
- 1. Vor der Behandlung;
- 2. mit der endodentalen Feile durch die Apex;
- 3. zur Bestimmung der Höhe des Guttaperchas kurz vor der Abdichtung und
- 4. kurz nach dem Tode des Versuchstieres.
Zur Anästhesie wurden intravenös Sernylan und Pentobarbitolnatrium
eingespritzt. Atropin wurde zur Regelung des Speichelflusses verwen
det. Die zu untersuchenden und zu behandelnden Zähne wurden einzeln
geröntgt, dann die Zähne isoliert, und zwar mittels eines Gummidam
mes. Die Zahnoberfläche wurde mit Betadin desinfiziert. Eine Zugangs
öffnung wurde von der Zungenseite der Krone her ausgeführt und die
Pulpa mit behaarten Stiften herausgeholt. Alle Kanäle wurden durch
die Apex mit den 4 mm-Feilen bis zur Nr. 80 bearbeitet und die Ar
beitsstelle mit dem Röntgengerät beobachtet. Während der Behandlung
wurden die Wurzelkanäle des öfteren mit 5%igem Natriumhypochlorid
gespült. Nach Abschluß der biomechnischen Bearbeitung wurde jeder
Kanal mit normaler Salzlösung gespült und mit spitzen Tupfern aus
Saugpapier getrocknet.
In 20 Zähne wurde eine speziell hergestellte Form von Tricalciumphos
phat in den Kanal eingebracht und leicht durch die Apex hindurchge
drückt, um jegliche Schadensstelle, welche eventuell durch die Feile
verursacht worden war, mit Tricalciumphosphat zu füllen. Anschließ
end wurde das Tricalciumphosphat dann wieder bis auf eine Höhe
von 3 bis 5 mm entfernt. Ein Guttaperchakegel wurde dann bis auf
diese Tricalciumphosphatlage in den Kanal eingedrückt. Mit Diaket
wurden die Kanäle dann verschlossen und die Zugangsöffnung in der
Krone mit einer Silberamalgamfüllung abgedichtet.
Bei jedem der vier Affen wurde jeweils ein Zahn als Kontrollzahn au
gewählt. Bei diesen Kontrollzähnen wurde kein Tricalciumphosphat ver
wendet. Nach biomechanischer Vorbereitung wurde ein Guttaperchakegel
bis auf eine Höhe von etwa 4 mm über der durch Röntgung festgestell
ten Apex eingedrückt. Zur Abdichtung der Kanäle wurden dann wieder
Diaketdichter und Guttapercha verwendet. Zur Abdichtung der Zahn
krone wurde wieder eine Silberamalgamfüllung eingesetzt.
Nach jeweils 2, 5, 16 und 24 Wochen wurden die Tiere wieder, wie
zuvor beschrieben worden ist, anästhesiert und durch Perfusion mit
10%igem Formalin durch die linke Ventrikel getötet. Nach zehnminüti
ger Perfusion wurden der Ober- und der Unterkiefer entfernt, weiches
Gewebe abgestreift und derart aufgeteilt, daß jeweils ein Zahn in je
dem Blockabschnitt verbliebt. Die einzelnen entsprechend etikettierten
Segmente wurde dann nochmals für 7 Tage in eine 5%ige gepufferte
Formalinlösung eingebracht. Nach Abschluß der Fixierung wurden die
einzelnen Zahnproben im Leitungswasser gespült und in 5%ige Ameisen
säure zwecks Demineralisierung eingebracht. Die Säure wurde täglich
über eine Zeitspanne von 21 Tagen gewechselt, bis chemische Untersu
chungen ergaben, daß die Entkalkung abgeschlossen war. Nach Ab
schluß der Demineralisierung wurden alle Zahnproben in Paraplast
eingebettet und in dem abschließenden Paraplastblock ausgerichtet, so
daß sich labilinguale Schnitte parallel der Längsachse der Zähne er
gaben, wenn Schnitte mit dem Mikrotom ausgeführt wurden.
Von allen Zähnen wurden dann Längsschnitte von 6 bis 8 µ herge
stellt. Jeder fünfte Schnitt wurde mit Hämatopxylin und Eosin gefärbt
und unter dem Lichtmikroskop untersucht. Jeder Zahn wurde dabei
untersucht auf:
- 1. Das Ausmaß der Entzündung in den periapikalen Geweben,
- 2. Bindemittel, Dentin und Knochenresorption oder Ablagerung und
- 3. Ersatz des Tricalciumphosphats durch Osteoid, Osteodentin oder Osteozementum im apikalen Bereich des Wurzelkanals und im umge benden Knochen.
Bei den zwischen 2 Wochen und 6 Monaten getöteten Tieren ergab sich
rund um die Apex eine sehr geringe Entzündung. Ein Blutgerinnsel
hatte sich im Triccalciumphosphat ausgebildet und es war eine Durch
blutung festzustellen. Die Adsorption des Tricalciumphosphates hatte
stattgefunden mit anschließender Ablagerung eines dentinartigen Mate
rials innerhalb der Zahnwurzel.
Nach 6 Monaten füllte dieser dentinartige Stoff etwa 90% des gesamten
Umfanges des Wurzelkanals und ließ lediglich eine sehr enge Öffnung
frei. Peridentales Ligament hatte sich nicht nur gebildet, sondern
wieder seine normale Form und Orientierung angenommen und wahr
scheinlich auch seine Funktion. Die Knochenmorphologie erschien nor
mal, wobei an keiner Stelle der Zähne, bei denen Tricalciumphosphat
verwendet wurde, irgendeine aktive Resorption von Knochen oder Zahn
feststellbar war. Bei Verwendung von erfindungsgemäßem Tricalcium
phosphat ließ sich daher mit hoher Wahrscheinlichkeit ein apikaler
Verschluß vorhersagen.
Bei allen Kontrollzähnen, bei denen kein Tricalciumphosphat verwendet
wurde, war zwar ein geringes Hineinwachsen des Knochens in den
Wurzelkanal zu beobachten, es ergab sich jedoch keine bedeutende Ab
lagerung an Bindemittel oder Dentin an den Wandungen der Wurzelka
näle. Tatsächlich war keinerlei apikaler Verschluß zu beobachten und
in 50% dieser Fälle war eine schwache bis schwere Entzündung fest
zustellen.
Bei früheren Untersuchungen der Anwendung von Calciumhydroxid lag
der Erfolgsanteil bei etwa 70%. Bei etwa 15 bis 20% der Fälle er
folgte jedoch im periapikalen Bereich nach 1 bis 4 Jahren ein Zerfall,
welcher von dem ungenügenden Verschluß resultierte, wobei eine er
neute Infektion des Wurzelkanals und der periapikalen Gewebe und
Knochen zu beobachten war.
Nach dem beschriebenen Verfahren wurden etwa 20 Kinder und 4 bis 5
Erwachsene behandelt, doch ist bisher noch nicht genügend Zeit
vergangen, um hierbei eine Analyse durchzuführen und die erzielten
Resultate festzulegen. Allerdings wurden bereits menschliche Zähne mit
erfindungsgemäßen Tricalciumphosphat entsprechend dem Verfahren be
handelt, bei denen vorher eine interne und externe Wurzelresorption
zu beobachten war. Die Beobachtung dieser Fälle zeigt, daß die exter
ne Resorption anscheinend gestoppt wurde und daß anscheinend auch
harte Substanz innerhalb des Wurzelkanals sich auszubilden beginnt.
Bekanntlich erfolgt bei etwa 1/4 aller Zähne, welche durch Gewaltan
wendung verletzt, jedoch nicht herausgerissen wurden, anschließend
eine externe Resorption. Beobachtet wurde auch, daß bei Zähnen, wel
che vollkommen losgerissen und innerhalb etwa von einer Zeitspanne
von ca. 10 min nicht wieder eingesetzt wurden, die Wurzel in gleicher
Weise resorbiert wurde und der Zahn in den meisten Fällen verloren
ging.
Sechs derart losgerissene Zähne bei menschlichen Versuchspersonen
wurden wieder eingesetzt. Anschließend wurden die Wurzelkanäle in
der vorbeschriebenen Weise behandelt, wobei Tricalciumphosphat in
die periapikalen Bereiche injiziert wurde. Bei einer Untersuchung nach
6 Monaten ergab sich keinerlei externe Resorption. Vorzugsweise wird
allerdings vor dem Einsetzen des Zahnes trockenes Tricalciumphosphat
pulver auf die Außenflächen der Wurzel aufgestreut, wobei beispiels
weise ein spezieller Zerstäuber verwendet wird. Man weiß natürlich,
daß Knochen, Bindemittel und Dentin aus Zellen gebildet werden, wel
che als Osteoblaste, Zementoblaste und Dentinoblaste bezeichnet wer
den. Man weiß auch, daß diese verkalkten Stoffe von Zellen resorbiert
werden, welche als Osteoklaste, Zementoklaste bzw. Dentinoklaste be
zeichnet werden. Man weiß auch, daß diese "Blaste" und "Klaste" alle
aus Zellen stammen, welche als Osteosite, Zementosite bzw. Dentinosite
bekannt sind. Es muß daher davon ausgegangen werden, daß die er
findungsgemäßen physiologisch verträglichen und löslichen Calcium
phosphatverbindungen eine Umgebung schaffen, welche das Wachstum
der "Blaste" günstig beeinflußt und die Umwandlung von "Klasten" in
Bereiche stimuliert, so daß die weitere Umwandlung in die gewünsch
ten "Blaste" erfolgt.
Claims (2)
1. Zahnmittel zur Anregung des natürlichen Wachstums von Fibro
blasten, Odontoblasten, Bindemittelblasten und/oder Osteoblasten bzw.
zur Regenerierung von verkalktem und peridentalem Gewebe, enthal
tend Calciumphosphatverbindungen, dadurch gekenn
zeichnet, daß es aus einer porösen Masse wenigstens einer
physiologisch löslichen und verträglichen Calciumphosphatverbindung,
welche die Fähigkeit besitzt, bei Kontakt mit einer Blutquelle in sich
ein Blutgerinsel auszubilden, und die durch Sintern und anschließendes
Mahlen der entsprechenden Calciumphosphatverbindung erhalten worden
ist, und einer geeigneten Trägerflüssigkeit besteht.
2. Zahnmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als
Calciumphosphatverbindung CaHP4, α-Phase von Ca3 (PO4)2 oder
b-Phase von Ca3 (PO4)2 oder Mischungen davon enthält.
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