DE19602555A1 - Wäßrige Bindemittellösungen und -dispersionen - Google Patents
Wäßrige Bindemittellösungen und -dispersionenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft wäßrige Lösungen bzw. Dispersionen von
Bindemitteln zur Herstellung wäßriger Lacke, sowie Verfahren zu deren
Herstellung.
Bei der Kondensation von Alkoholen mit Carbonsäuren entsteht pro vernetzter
Hydroxyl- bzw. Carbonylgruppe ein Molekül Wasser H₂O:
R₁-OH + HOOC-R₂ → R₁-O-CO-R₂ + H₂O
Alkohol + Carbonsäure → Ester + Wasser
Alkohol + Carbonsäure → Ester + Wasser
Da der Ester das interessierende Reaktionsprodukt ist, wird bei den
Herstellungsverfahren nach dem Stand der Technik das entstehende Wasser als
sog. "Reaktionswasser" aus dem Reaktionsgemisch entfernt. Dieses Reaktions
wasser muß, da es in der Regel mit anderen Komponenten der Reaktion
kontaminiert ist, entsorgt werden. Ein derartiges Vorgehen ist z. B. in der
Lackindustrie bei der Herstellung von Lack-Bindemitteln erforderlich.
In der Lackindustrie fällt bei der Herstellung von Polyestern und Alkydharzen aus
Polycarbonsäuren bzw. Polycarbonsäureanhydriden und Polyalkoholen und ggf.
Monocarbonsäuren durch Kondensationsreaktionen eine Menge von ca. 5 bis 11%
bezogen auf das erzeugte Polymer an Reaktionswasser an. Das Reaktionswasser
wird üblicherweise unter Mitwirkung von Schleppmitteln (z. B. Xylol) effektiv aus
dem Reaktionsgemisch entfernt.
Das Dampfgemisch aus Reaktionswasser und Schleppmittel wird - vor allem bei
der Herstellung von gesättigten Polyestern - über eine Kolonne gefahren, die die
Aufgabe hat, flüchtige Polymerbausteine (vor allem niedrige Polyalkohole) durch
einen Flüssigkeit/Dampf-Austausch aus dem Dampfgemisch zu separieren und
dadurch Verluste dieser Bausteine aus dem Reaktionsgemisch zu vermeiden. Für
Polyester und Alkydharze, die keine - bei den Reaktionsbedingungen im Reaktor
oder mit Wasserdampf - flüchtigen Bestandteile enthalten, wird ein Überströmrohr
eingesetzt.
In jedem Fall wird aber das Dampfgemisch dann in einem Kondensator verflüssigt
und in einer Trennvorlage aufgefangen. In der Trennvorlage trennen sich eine
spezifisch schwerere wäßrige Phase und die spezifisch leichtere organische Phase.
Die organische Phase besteht fast ausschließlich aus dem eingesetztem
Schleppmittel, sie wird durch einen Überlauf von der wäßrigen Phase getrennt und
in den Reaktor ggf. auch gesteuert und durch Einsatz einer Pumpe (ggf.
Dosierpumpe) auf den Kopf der Kolonne aufgegeben (Kreisfahrweise).
Es gibt auch die Möglichkeit, ohne Schleppmittel zu fahren. Dann benötigt man
keine Trennvorlage, sondern nur eine einfache Vorlage, in die wäßrige Phase
aufgefangen wird.
Die wäßrige Phase enthält zwar hohe Anteile an Wasser, ist aber stets mit
geringeren Anteilen flüchtiger bzw. wasserdampfflüchtiger Bausteine (meist
niedrigere Polyole) bzw. auch mit wasserlöslichen Abbauprodukten aus den
Bausteinen des Polyesters kontaminiert. Als Abbauprodukte können
Monoalkohole, partielle Aldehyde von Polyolen, Acetale, in besonderen Fällen
auch cyclische sauerstoffhaltige Verbindungen entstehen und in der wäßrigen
Phase des Reaktionswassers enthalten sein.
Eine Abtrennung der Nebenbestandteile aus der wäßrigen Phase bei der
Herstellung von Polyestern und Alkydharzen durch Destillation oder Extraktion ist
aufwendig und führt nicht zu wiedereinsetzbaren Stoffen. Eine einfache
Entsorgung des Destillats z. B. über Klärbecken ist ein Risiko. Üblicherweise
werden daher die Reaktionswässer trotz ihres geringen Anteils an organischen
Bestandteilen verbrannt, meist gemeinsam mit anderen Reststoffen, die reicher an
organischen Substanzen sind. Dazu ist eine Separation und Lagerung der
Reaktionswässer und eine spezielle Steuerung bei der Zuführung in den
Verbrennungsofen erforderlich.
Aufgrund ihrer ökologischen Vorteile werden in den vergangenen Jahren in der
Lackindustrie zunehmend wasserverdünnbare Lacke eingesetzt. Bei diesen kann
weitgehend oder völlig auf organische Lösemittel verzichtet werden, welche durch
ihr Verdampfen beim Trocknen des Lackes zu Emissionen und den damit
verbundenen, bekannten Umweltproblemen führen. Bei der Herstellung solcher
wäßriger Lacksysteme sind die Bindiemittel des Lackes in eine wäßrige Lösung
bzw. Dispersion zu bringen. Derartige Dispersionen sind sehr instabil. Schon
geringe Mengen von Verunreinigungen können die Dispergierfähigkeit der
Bindemittel zerstören bzw. stark behindern. So kann z. B. eine derartige Lösung
nicht mit Gebrauchswasser (Trinkwasser, Stadtwasser), welches anorganische
Bestandteile enthält, hergestellt werden. Es muß daher deionisiertes oder
destilliertes Wasser eingesetzt werden. Dies bedeutet einen erhöhten
Herstellungsaufwand und damit auch erhöhte Herstellungskosten.
Die vorliegende Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, die geschilderten
Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden, die insbesondere bei der
Entsorgung von Reaktionswasser sowie bei der Herstellung von
Bindemitteldispersionen auftreten.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine wäßrige Lösung oder
Dispersion eines Bindemittels zur Herstellung wäßriger Lacke, welche als
zumindest eine wäßrige Komponente das Wasser enthält, welches durch
Kondensation von Alkoholen mit Carbonsäuren herstellbar und aus dem
Kondensationsgemisch abtrennbar ist.
Es wurde überraschenderweise gefunden, daß bei der Herstellung von Polyestern
oder Alkydharzen (die dann vorzugsweise für wasserverdünnbare Lacksysteme
eingesetzt werden) das Reaktionswasser einen Teil des sonst zur Herstellung der
wäßrigen kolloidalen Lösung bzw. Dispersion des Polyesters oder Alkydharzes
verwendeten deionisierten oder destillierten Wassers ersetzen kann. Im
Unterschied zu Gebrauchswasser (Trinkwasser, Stadtwasser), das bestimmte
Anteile anorganischer Bestandteile enthält, die die Verwendbarkeit zur Herstellung
wäßriger kolloidaler Lösungen oder Dispersionen von Lackbindemitteln
beeinträchtigen, kann man mit Anteilen der Reaktionswässer stabile wäßrige
kolloidale Lösungen herstellen. Der Einsatz dieser wäßrigen Polyester- oder
Alkydharzlösungen oder Dipersionen in wäßrigen Lacksystemen beeinflußt deren
Eigenschaften nur unwesentlich. Dieser Effekt war angesichts der Empfindlichkeit
der Bindemitteldispersionen gegenüber Verunreinigungen völlig überraschend.
Aufgrund der üblichen Erfahrungen wäre das Gegenteil zu erwarten gewesen. Es
zeigt sich jedoch, daß die Nebenbestandteile in den meisten Fällen wie
Cosolventien wirken. Wenn wäßrige Lacksysteme in Applikationsstraßen mit
Einbrennöfen eingesetzt werden - das ist bei der industriellen Verwendung von
wäßrigen Lacksystemen der Regelfall - werden die oben genannten Begleitstoffe
des Reaktionswassers erst im Einbrennofen flüchtig, ein Teil nimmt aber auch an
der Filmbildung (z. B. Reaktion mit Aminharzen) teil. Eine Umweltbelastung durch
die Bestandteile ist daher weitgehend ausgeschlossen, die Abluft von Einbrennöfen
enthält auf jeden Fall organische Spaltprodukte und wird daher durch katalytisch
Prozesse oder Filtern gereinigt.
Im folgenden soll unter Reaktionswasser immer das bei der Kondensation von
Alkoholen mit Carbonsäuren abgespaltene und aus dem Kondensationsgemisch
abtrennbare oder abgetrennte Wasser bezeichnet werden.
Erfindungsgemäß wird vorzugsweise das Reaktionswasser von Reaktionen
genommen, bei welchem die Alkohole als Polyalkohole vorliegen, wobei unter
Polyol eine organische Verbindung verstanden wird, die mindestens 2
Hydroxylgruppen trägt. Geeignete Polyole sind z. B. Ethylenglykol, Propandiole,
Butandiole, Pentandiole, Neopentylglykol, Hexandiole, Diethylenglykol, Glycerin,
Trimethylolethan, Trimethylolpropan, Pentaerythrit, Dipentaerythrit, Hydroxy
pivalinsäureneopentylglykolester, 2-Methyl-2-propyl-propandiol-1,3, 2,2,4-
Trimethylpentandiol-1,3 und 2,2,5-Trimethylhexandiol-1,6. Bevorzugt werden
Neopentylglykol, Hexandiol-1,6 und Hydroxypivalinsäureneopentylglykolester
eingesetzt. Selbstverständlich können die Polyole rein oder als Gemische eingesetzt
werden.
Bei der erfindungsgemäßen Herstellung des Reaktionswassers kommen
vorzugsweise Polycarbonsäuren zum Einsatz. Dabei kann es sich um eine
mindestens drei Carboxylgruppen enthaltende Polycarbonsäure bzw. deren
Derivate (z. B. Anhydrid, Ester oder Halogenid) handeln. Ebenso kann ein Gemisch
solcher Säuren bzw. Säurederivate eingesetzt werden. Als Beispiele seinen
Trimellithsäure, Trimesinsäure (1,3,5-Benzoltricarbonsäure), Pyromellithsäure und
trimere Fettsäuren genannt. Bevorzugt wird Trimellithsäure eingesetzt.
Als Carbonsäure kann auch ein Polyol eingesetzt werden, das mindestens eine
Carboxylgruppe aufweist. Vorzugsweise wird Dimethylolpropionsäure eingesetzt.
Ebenso kann jede zur Herstellung von Polyestern geeignete zwei Carboxylgruppen
enthaltende Polycarbonsäure bzw. ein reaktives Derivat (z. B. Anhydrid, Ester oder
Halogenid) oder ein Gemisch solcher Säuren bzw. Säurederivate eingesetzt
werden. Als Beispiele für geeignete Säuren seien genannt: Phthalsäure,
Isophthalsäure, Terephthalsäure, Fumarsäure, Maleinsäure, Endomethylen
tetrahydrophthalsäure, Bernsteinsäure, Adipinsäure, Korksäure, Acelainsäure,
Sebacinsäure und dimere Fettsäuren. Bevorzugt werden Phthalsäure,
Isophthalsäure, Adipinsäure und dimere Fettsäuren eingesetzt.
Die erfindungsgemäße wäßrige Lösung oder Dispersion eines Bindemittels kann
als wäßrige Komponente ein Gemisch aus dem Reaktionswasser gemäß der
Erfindung und aus deionisiertem Wasser enthalten. Dies ist z. B. dann sinnvoll,
wenn produktionsbedingt nicht genug Reaktionswasser zur Verfügung steht, um
die gewünschte Menge an Dispersion herzustellen. Vorzugsweise enthält die
wäßrige Komponente 0,1 bis 80 Gew.-%, ganz besonders bevorzugt 1 bis 20
Gew.-% des Reaktionswassers im Sinne der Erfindung.
Als Bindemittel, von denen eine wäßrige Lösung oder Dispersion hergestellt
werden soll, kommen grundsätzlich alle bekannten Bindemittel für diesen Zweck in
Frage. Insbesondere sind als Bindemittel geeignet: Polyester-, Alkyd-, Acrylat-,
Epoxid-, Polyurethan- und/oder epoxidmodifizierte Polyesterharze sowie
Modifikationen der genannten Bindemittel. Die Herstellung epoxidmodifizierter
Polyesterharze erfolgt z. B. nach an sich bekannten Verfahren.
Die erfindungsgemäßen wasserverdünnbaren Beschichtungszusammensetzungen
können im Prinzip alle für wasserverdünnbare Beschichtungszusammensetzungen
geeigneten Bindemittel enthalten.
Als Bindemittel sind demgemäß sowohl veredelte Naturprodukte, z. B. aus
Kolophonium und Ölen oder Cellulosenitraten als auch vollsynthetisch aufgebaute
Harze verwendbar. Zu letzteren zählen u. a. Phenolharze, Aminharze (z. B.
Harnstoff-, Melaminharze), Alkydharze, Polyvinylacetate, Epoxidharze,
Polyurethanharze, Polyesterharze, mit Kolophonium modifizierte Phenolharze,
Chlorkautschuke, chloriertes Polypropylen, Cyclokautschuke, Ketonharze und
Acrylatharze.
Insbesondere werden als Bindemittel wasserverdünnbare bzw.
wasserdispergierbare und in organischer Lösung darstellbare Polyurethanharze,
Polyacrylatharze, Polyesterharze und Aminoplastharze sowie deren Mischungen
eingesetzt.
Die als Bindemittel eingesetzten Polyurethanharze sind prinzipiell bekannt.
Geeignet sind beispielsweise die in der Literatur für den Einsatz in
Wasserbasislacken beschriebenen Polyurethanharze, sofern diese Polyurethanharze -
in Abwandlung der in der jeweiligen Literatur beschriebenen Herstellung - in
Form organischer Lösungen darstellbar sind.
Beispiele für geeignete Polyurethanharze sind die in den folgenden Schriften
beschriebenen Harze:
EP-A-355433, DE-OS 35 45 618, DE-OS 38 13 866 sowie die noch nicht veröffentliche deutsche Patentanmeldung DE 40 05 961.8.
EP-A-355433, DE-OS 35 45 618, DE-OS 38 13 866 sowie die noch nicht veröffentliche deutsche Patentanmeldung DE 40 05 961.8.
Bezüglich näherer Einzelheiten der Herstellung der Polyurethanharze und Beispiele
geeigneter Verbindungen sei daher auf diese Schriften verwiesen.
Die als Bindemittel eingesetzten Polyacrylatharze sind ebenfalls bekannt und
beispielsweise in DE-OS 38 32 826 beschrieben. Geeignet sind allgemeine
wasserverdünnbare bzw. wasserdispergierbare Polyacrylatharze, die sich in Form
organischer Lösungen darstellen lassen.
Als Bindemittel geeignet sind auch wasserverdünnbare bzw. wasserdispergierbare
und in Form organischer Lösungen darstellbare Polyesterharze. Eingesetzt werden
beispielsweise entsprechende handelsübliche wasserverdünnbare bzw.
wasserdispergierbare Polyesterharze sowie die überlicherweise in
Wasserbasislacken eingesetzten Polyesterharze.
Als Bindemittel sind auch wasserverdünnbare bzw. wasserdispergierbare
Aminoplastharze geeignet. Bevorzugt werden wasserverdünnbare Melaminharze
eingesetzt. Es handelt sich hierbei im allgemeinen um veretherte Melamin-
Formaldehyd-Kondensationsprodukte.
Die Wasserlöslichkeit der Aminoplastharze hängt - abgesehen vom
Kondensationsgrad, der möglichst gering sein soll - von der
Veretherungskomponente ab, wobei nur die niedrigsten Glieder der Alkohol bzw.
Ethylenglykolmonoetherreihe wasserlösliche Kondensate ergeben. Die größte
Bedeutung haben die mit Methanol veretherten Melaminharze. Bei Verwendung
von Lösungsvermittlern können auch butanolveretherte Melaminharze in wäßriger
Phase dispergiert werden. Es besteht auch die Möglichkeit, Carboxylgruppen in
das Kondensat einzufügen. Umetherungsprodukte hochveretherter Formaldehyd
kondensate mit Oxycarbonsäuren sind über ihre Carboxylgruppen nach
Neutralisation wasserlöslich und können in den Basisfarben enthalten sein.
Als Bindemittel können selbstverständlich auch Mischungen der genannten
Bindemittel sowie zusätzlich oder alleine andere wasserverdünnbare bzw.
wasserdispergierbare Bindemittel eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmittel können übliche Zusätze wie
Lösungsmittel, Füllstoffe, Weichmacher, Stabilisatoren, Netzmittel,
Dispergierhilfsmittel, Verlaufsmittel, Entschäumer und Katalysatoren, sowie
Additive einzeln oder im Gemisch in den üblichen Mengen enthalten. Diese
Substanzen können den Einzelkomponenten und/oder der Gesamtmischung
zugesetzt werden.
Geeignete Füllstoffe sind z. B. Talkum, Glimmer, Kaolin, Kreide, Quarzmehl,
Asbestmehl, Schiefermehl, Bariumsulfat, verschiedene Kieselsäuren, Silikate,
Glasfasern, organische Fasern oder dergleichen.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmittel können neben Wasser die üblichen
Lösungsmittel, beispielsweise aliphatische oder aromatische Kohlenwasserstoffe,
ein- oder mehrwertige Alkohole, Ether, Ester, Glykolether sowie deren Ester,
Ketone wie z. B. Toluol, Xylol, Butanol, Ethyl- oder Butylglykol
(= Ethylenglykolmonoethyl- oder -Butylether) sowie deren Acetate, Butyldiglykol
(Ethylenglykoldibutylether), Ethylenglykoldimethylether, Diethylenglykoldimethyl
ether, Cyclohexanon, Methylethylketon, Aceton, Isophoron oder Mischungen
davon entalten.
Weiterhin können den erfindungsgemäßen Basislacken vernetzte polymere
Mikroteilchen, wie sie z. B. in der EP-A-38 127 offenbart sind und/oder übliche
anorganische oder organische Additive zugesetzt werden. So wirken als Verdicker
beispielsweise wasserlösliche Celluloseether, wie Hydroxyethylcellulose,
Methylcellulose oder Carboxymethylcellulose sowie synthetische Polymere mit
ionischen und/oder assoziativ wirkenden Gruppen, wie Polyvinylalkohol,
Poly(meth)acrylsäure, Polyvinylpyrrolidon, Styrol-Maleinsäureanhydrid oder
Ethylen-Maleinsäureanhydrid-Copolymere und ihre Derivate oder auch hydrophob
modifizierte ethoxylierte Piperidin und Triethanolamin verwendet. Besonders
bevorzugt werden tertiäre Amine als Neutralisationsmittel eingesetzt, insbesondere
Dimethylethanolamin, Triethylamin, Tripropylamin und Tributylamin.
Die erfindungsgemäßen Basisbeschichtungszusammensetzungen können alle
bekannten und in der Lackindustrie üblichen Pigmente oder Farbstoffe enthalten.
Als Farbstoffe bzw. Pigmente, die anorganischer oder organischer Natur sein
können, werden beispielsweise genannt Titandioxid, Graphit, Ruß, Zinkchromat,
Strontiumchromat, Bariumchromat, Bleichromat, Bleicyanamid, Bleisilicochromat,
Zinkoxid, Cadmiumsulfid, Chromoxid, Zinksulfid, Nickeltitangelb, Chromtitangelb,
Eisenoxidrot, Eisenoxidschwarz, Ultramarinblau, Phthalocyaninkomplexe,
Naphtholrot, Chinacridone, halogenierte Thioindigo-Pigmente oder dergleichen.
Als besonders bevorzugte Pigmente werden Metallpulver einzeln oder im Gemisch
wie Kupfer, Kupferlegierungen, Aluminium und Stahl, vorzugsweise
Aluminiumpulver, in wenigstens überwiegendem Anteil eingesetzt, und zwar in
einer Menge von 0,5 bis 25 Gew.-% bezogen auf den gesamten Festkörpergehalt
der Überzugsmittel an Bindemitteln. Als metallische Pigmente werden solche
handelsüblichen Metallpulver bevorzugt, die für wäßrige Systeme speziell
vorbehandelt sind.
Die Metallpulver können auch zusammen mit einem oder mehreren der
obengenannten nichtmetallischen Pigmente bzw. Farbstoffe eingesetzt werden. In
diesem Fall wird deren Anteil so gewählt, daß der erwünschte Metallic-Effekt nicht
unterdrückt wird.
Die erfindungsgemäße Bindemittellösung oder -dispersion wird vorzugsweise zur
Herstellung von wäßrigen Lacken verwendet. Zu diesem Zweck wird sie
zusammen mit Vernetzern (z. B. Aminoharze, insbesondere solchen von Typ
Hexamethoxymethylmelamin, Harnstoffharz, wasserverdünnbarer Epoxidharz und
dgl.) ggfs. weiteren Bindemitteln, Pigmenten, Füllstoffen und weiteren üblichen
Additiven zu einem wäßrigen Lack weiterverarbeitet. Neben Wasser kann dieser
auch in untergeordnetem Maße organische Lösemittel als Verdünnungsmittel
enthalten.
Zum Umfang der vorliegenden Erfindung gehört auch der wäßrige Lack, der durch
den Einsatz der beschriebenen Bindemittellösung oder -dispersion gewonnen wird.
Die vorliegende Erfindung war unter anderem von der Aufgabe ausgegangen, die
mit dem bei Kondensationsreaktionen auftretenden Reaktionswasser verbundenen
Probleme zu vermeiden. Nach dem Stand der Technik wird dieses Reaktionswasser
nach seiner Abtrennung vom Reaktionsgemisch auf aufwendige Weise entsorgt.
Die Erfindung schlägt dagegen vor, das Reaktionswasser als eine wäßrige
Komponente bei der Herstellung wäßriger Dispersionen oder Lösungen
organischer Substanzen einzusetzen. Beispiele solcher Substanzen bzw. eines
solchen Einsatzes ist die oben beschriebene Herstellung wäßriger
Bindemitteldispersionen und -lösungen. Es ist jedoch offensichtlich, daß die
Verwendung des Reaktionswassers nicht auf diese speziellen Stoffgruppen
beschränkt ist. Vielmehr kann das Reaktionswasser immer dann als Lösemittel
eingesetzt werden, wenn die Kontaminationen, die es eventuell noch enthält, für
die herzustellende Dispersion oder Lösung unschädlich sind. Der Vorteil eines
solchen Reaktionswassers ist, daß seine Zusammensetzung bzw. die in ihm
enthaltenen möglichen Begleitstoffe sehr genau bekannt sind, wenn man die Edukte
der zugrunde liegenden Kondensationsreaktion kennt. Insbesondere hat das
Reaktionswasser keine anorganischen Verunreinigungen, wie sie übliches
Gebrauchswasser hat.
Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung von Bindemittellösungen
oder -dispersionen für wäßrige Lacke, welches durch die folgenden Schritte
gekennzeichnet ist:
- a) bei der Kondensation von Alkoholen und Carbonsäuren abgespaltenes Reaktionswasser wird aus dem Kondensationsgemisch abgetrennt,
- b) ggfs. wird das abgetrennte Reaktionswasser mit deionisiertem Wasser gemischt, und
- c) das Bindemittel wird in der gemäß a) und b) gewonnenen wäßrigen Komponente gelöst oder dispergiert.
Das Reaktionswasser im Verfahrensschritt a) kann grundsätzlich aus einer
Kondensationsreaktion stammen, die mit dem betreffenden Bindemittel nichts zu
tun hat. Vorzugsweise wird jedoch mit der Kondensationsreaktion nach Schritt a)
zumindest ein Teil des Bindemittels hergestellt. Denn besonders rationell ist das
Verfahren, bei dem man das Reaktionswasser eines Polyesters oder Alkydharzes,
die in wäßrigen Lacksystemen eingesetzt werden, direkt durch Dekantieren aus der
Trennvorlage bei der Herstellung der wäßrigen kolloidalen Lösung des betroffenen
Polyesters in einem meist an den Reaktor angeschlossenen Verdünnungskessel
einsetzt.
In einem weiteren, eigenständigen Verfahren zur Herstellung von
Bindemittellösungen oder -dispersionen für wäßrige Lacke werden folgende
Schritte durchgeführt:
- a) Bindemittel wird durch Kondensation von Polyol und Poly- oder Monocarbonsäuren hergestellt, wobei das dabei abgespaltene Reaktionswasser beim Kondensationsgemisch verbleibt,
- b) ggfs. wird deionisiertes Wasser zugesetzt, und
- c) ggfs. werden weitere Bindemittel zugegeben.
Dieses Verfahren ist immer dann anwendbar, wenn zumindest ein Teil des
Bindemittels in einer Kondensationsreaktion von Polyolen und Carbonsäuren
hergestellt wird, und wenn das dabei auftretende Reaktionswasser mit den
eventuell noch enthaltenen Verunreinigungen die herzustellende Dispersion nicht
beeinträchtigt. In diesem Falle ist das geschilderte Verfahren besonders vorteilhaft,
da es den Schritt der Abtrennung des Reaktionswassers vom Kondensations
gemisch vermeidet. Da das Reaktionswasser unter Umständen nicht in
ausreichender Mengen für die herzustellende Dispersion vorliegt, kann bei Bedarf
weiteres deionisiertes Wasser zugegeben werden.
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels geschildert.
442,4 g Hexandiol-1,6 und 166,6g einer technischen polymeren Fettsäure
(Dimerengehalt mindestens 80 Gew.%, Trimerengehalt höchstens 20 Gew.%
Monomerenanteil höchstens 1 Gew.%) werden in einem mittels Wärmeträgeröl
beheizbaren Edelstahlreaktionskessel, der mit einem Ankerrührer,
Füllkörperkolonne, Brüdenkondensator mit Vorlage, Schutzgaszuleitung (N₂) und
Temperaturfühlern für die Reaktionsguttemperatur und die Brüdentemperatur am
Kolonnenkopf versehen ist, eingewogen und auf 1 0°C aufgeheitzt. Dann werden
184,3 g Isophthatsäure zugegeben und weiter aufgeheitzt. Sobald sich
Kondensationswasser bildet (ab etwa 160°C), wird die Reaktionsguttemperatur so
langsam unter Abdestillieren des Kondensationswassers bis auf höchstens 220°C
gesteigert, daß die Brüdentemperatur am Kolonnenkopf 103°C nicht übersteigt. Es
wird bei 220°C so lange kondensiert, bis das Reaktionsgut eine Säurezahl von 10,5
erreicht hat. Nach Abkühlen auf 140°C werden portionsweise 266,7 g
Trimellithsäureanhydrid in das Reaktionsgut unter Rühren eingetragen. Danach
wird auf 150°C aufgeheizt und so lange verestert, bis das Reaktionsgut eine
Säurezahl von 67,7 erreicht hat. Dann wird auf 120°C abgekühlt und mit
Ethylenglykolmonobutylether so verdünnt, daß eine Lösung mit 85 Gew.%
Feststoffgehalt (bestimmt nach 60-minütiger Trocknung bei 130°C in einem
Umlufttrockenschrank) erhalten wird. Eine mit Ethylenglykolmonobutylether auf
50 Gew.% verdünnte Probe zeigt eine Lösungsviskosität von 420 mPas (23°C ICI
Platte-Kegel-Viskosimeter).
Die 85%ige Polyesterlösung wird auf 140°C erwärmt und mit 209,8 g eines
Epoxidharzes aus Bisphenol-A und Epichlorhydrin mit einem
Epoxidäquivalentgewicht von 490 portionsweise unter Rühren versetzt. Dann wird
bei 140°C solange umgesetzt, bis ein Epoxidäquivalentgewicht von mehr als
50.000 und eine Säurezahl von 42,1 (bezogen auf Festkörper) erreicht worden
sind. Danach wird auf 100°C abgekühlt und mit 64,6 g N,N-Dimethylethanolamin
neutralisiert. Das Reaktionsgut wird dann unter Rühren in 2.000 g deionisiertes
Wasser, das auf 60°C erwärmt wurde, abgelassen, und durch intensives Rühren
wird eine stabile Bindemitteldispersion erzeugt, die mit 180 g deionisiertem Wasser
und N,N-Dimethylothanolamin auf einen Festkörper von 35 Gew.% (bestimmt
nach 60-minütiger Trocknung bei 130°C in einem Umlufttrockenschrank) und
eigen pH-Wert bei 23°C von 6,67 eingestellt.
Es wird wie unter 1. geschildert verfahren. Bei den ersten beiden
Reaktionsschritten fällt 79,04 g Reaktionswasser an. Im Unterschied zu dem
genannten Verfahren wird die beschriebene Wasserzugabe von 180 g um diese
Menge gekürzt, das genannte Reaktionswasser wird in einem Dekanter von der
organischen Phase getrennt und dann nach der ersten Wasserzugabe zu der
kolloidalen wäßrigen Polyesterlösung zugegeben, und dann 100,96 g deionisiertes
Wasser als Einstellmenge.
Die so hergestellte Polyesterlösung wurde im Vergleich mit der nach dem üblichen
Verfahren hergestellten Polyesterlösung geprüft. Beide Lösungen sind schwach
opak und stabil, sie zeigen nach Alterung von 5 Tagen bei 40°C eine ausreichende
vergleichbare Stabilität (Säurezahl, pH -Wert, Viskosität). Mit beiden Polyestern
wurden wie in der EP 0 269 828 beschrieben Wasserfüller formuliert, appliziert
und verglichen. Es gibt keine signifikanten Unterschiede im Applikationsverhalten
(Verlauf, Glanz, Decklackstand) oder in den technischen Eigenschaften der
Wasserfüller (Härte, Elastizität und Steinschlagfestigkeit).
Claims (11)
1. Wäßrige Lösung oder Dispersion eines Bindemittels zur Herstellung
wäßriger Lacke,
dadurch gekennzeichnet, daß sie als eine wäßrige
Komponente Wasser enthält, das erhältlich ist durch Kondensation von
Alkoholen mit Carbonsäuren.
2. Wäßrige Lösung oder Dispersion nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß als Alkohole Polyalkohole,
vorzugsweise Ethylenglykol, Propandiole, Butandiole, Pentandiole,
Hexandiole, Diethylenglykol, Glycerin, Trimethylolethan, Trimethylolpropan,
Pentaerythrit, Dipentaerythrit, 2-Methyl-2-propyl-propandiol-1,3,
2,2,4-Trimethylpentandiol-1,3 und 2,2,5-Trimethylhexandiol-1,6, ganz
besonders bevorzugt Neopentylglykol, Hexandiol-1,6 und Hydroxypivalin
säureneopentylglykolester verwendet werden.
3. Wäßrige Lösung oder Dispersion nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß als Carbonsäuren
Polycarbonsäuren, vorzugsweise Trimellithsäure, Trimesinsäure
(1,3,5-Benzoltricarbonsäure), Pyromellithsäure und trimere Fettsäuren,
und/oder Polyole, die mindestens eine Carboxylgruppe aufweisen, oder deren
reaktive Derivate, vorzugsweise Dimethylolpropionsäure, Phthalsäure,
Isophthalsäure, Terephthalsäure, Fumarsäure, Maleinsäure, Endomethylen
tetrahydrophthalsäure, Bernsteinsäure, Adipinsäure, Korksäure,
Acelainsäure, Sebacinsäure und dimere Fettsäuren, verwendet werden.
4. Wäßrige Lösung oder Dispersion nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß es ein Gemisch aus
Reaktionswasser nach einem der Ansprüche 1 bis 3 und deionisiertem
Wasser enthält.
5. Wäßrige Lösung oder Dispersion nach einem der Ansprüche 1 bis 4
dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Komponente 0,1 bis
80 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 20 Gew.-% eines Reaktionswassers nach
einem der Ansprüche 1 bis 3 enthält.
6. Wäßrige Lösung oder Dispersion nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß sie als Bindemittel Polyester-,
Alkyd-, Acrylat-, Epoxid-, Polyurethan- und/oder epoxidmodifizierte
Polyesterharze enthält oder Modifikationen hiervon.
7. Verwendung der Bindemittellösung oder Dispersion nach einem der
Ansprüche 1 bis 6 zur Herstellung von wäßrigen Lacken.
8. Wäßriger Lack enthaltend wenigstens eine Bindemittellösung
oder -dispersion nach einem Ansprüche 1 bis 6.
9. Verfahren zur Herstellung von Bindemittellösungen oder -dispersionen für
wäßrige Lacke,
dadurch gekennzeichnet, daß
- a) bei der Kondensation von Alkoholen und Carbonsäuren abgespaltenes Reaktionswasser aus dem Kondensationsgemisch abgetrennt wird,
- b) ggfs. das abgetrennte Reaktionswasser mit deionisiertem Wasser gemischt wird, und
- c) das Bindemittel in der gemäß a) und b) gewonnenen wäßrigen Komponente gelöst oder dispergiert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß mit der Kondensationsreaktion
nach Schritt a) zumindest ein Teil des Bindemittels hergestellt wird.
11. Verfahren zur Herstellung von Bindemittellösungen oder -dispersionen für
wäßrige Lacke,
dadurch gekennzeichnet, daß
- a) Bindemittel durch Kondensation von Polyolen und Polycarbonsäuren hergestellt wird, wobei das abgespaltene Reaktionswasser beim Kondensationsgemisch verbleibt,
- b) ggfs. deionisiertes Wasser zugesetzt wird, und
- c) ggfs. weitere Bindemittel zugegeben werden.
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