DE1766906B1 - Chirurgisches schneidinstrument fuer die tieftemperatur chirurgie - Google Patents

Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein chirurgisches Schneidinstrument für die Tieftemperatur-Chirurgie von parenchymatösen Organen, bei dem der — vorzugsweise austauschbar ausgebildete — Skalpellteil durch ein in einem Verdampfungsraum verdampfendes Kältemedium kühlbar ist.

Es ist bekannt, daß beispielsweise in der Hirnchirugie und in der Chirugie der Prostata Sonden verwendet werden, die durch verdampfenden flüssigen Stickstoff gekühlt werden. Hier wird nach Einführung der Sonde das umliegende Gewebe gefroren. Nach Beendigung des Gefriervorganges werden mit bekannten Techniken Teile des gefrorenen Gewebes oder das gesamte gefrorene Gewebegebiet entfernt.

Eine Ausdehnung dieser »unblutigen« Operationstechnik auch auf andere Körperorgane oder -zonen würde die Möglichkeit der Durchführung beliebig großer Eingriffe mit minimalem Blutverlust und ohne Unterbrechung der zentralen Blutzufuhr zum Operationsfeld bieten. Vor allem bei der Chirurgie parenchymatöser Organe (Niere, Leber, Milz usw.) kann jedoch nicht das gesamte in Frage kommende Organ gefroren werden, bevor ein operativer Eingriff oder eine Abtrennung von Teilen des Organes vorgenommen wird. Es muß vielmehr hier geschnitten werden und gleichzeitig mit dem Erfrieren der Schnittzonen begonnen werden, um ein Nachbluten aus dem Gewebe zu vermeiden. Zusätzlich muß erreicht werden, daß das Instrument nach Beendigung des Gefriervorganges schnell gelöst werden kann, ohne daß das anhaftende Gewebe zerreißt.

Aus den USA.-Patentschriften 2 319 542,3 259 131 und Re 26 276 sowie der deutschen Patentschrift 1 245 534 sind Instrumente mit gekühlten Applikatoren bekannt. Diese Instrumente weisen den Nachteil auf, daß das Abkühlen der Applikatoren sehr träge verläuft und die Temperaturverteilung an der Oberfläche der Applikatoren nicht gleichmäßig ist. Zur Durchführung von Operationen an parenchymatösen Organen sind diese vorbekannten Instrumente deshalb nicht geeignet.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein chirurgisches Schneidinstrument für die Tieftemperatur-Chirurgie von parenchymatösen Organen, bei dem der — vorzugsweise austauschbar ausgebildete — Skalpellteil durch ein in einem Verdampfungsraum verdampfendes Kältemedium kühlbar ist, zu schaffen, welches das kombinierte Arbeiten, nämlich das Schneiden in konventioneller Art und das sekundenschnelle Gefrieren der Schnittflächen, ermöglicht.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Verdampfungsraum als Hohlmesser ausgebildet ist, welches eine eingebaute elektrische Heizvorrichtung aufweist.

Mit einem in dieser Weise ausgebildeten chirurgischen Schneidinstrument sind Operationen an parenchymatösen Organen möglich, ohne — wie es bisher beispielsweise in der Nierenchirurgie notwendig war — das Organ herauszupräparieren und die Durchblutung durch Abklemmen der Versorgungsgefäße zu unterbinden. Das Hohlmesser kann sekundenschnell abgekühlt werden, wobei vollständig selbständig eine gleichmäßige Temperaturverteilung dadurch erfolgt, daß an Teilen erhöhter Temperatur eine verstärkte Verdampfung des eingelassenen Kältemediums eintritt.

Bei der Operation eines parenchymatösen Organs mit dem erfindungsgemäßen chirurgischen Schneidinstrument wird folgendermaßen vorgegangen:

Mit dem raumwarmen Instrument wird zunächst der Schnitt nach konventioneller Art durchgeführt. Unmittelbar danach wird die Temperatur des Instruments ausreichend tief abgesenkt, was in weniger als fünf Sekunden möglich ist, so daß das umliegende Gewebe sowie das nachströmende Blut sofort gefriert. Dann wird das Instrument durch Betätigung der elektrischen Heizung im Hohlmesser wieder auf Raumtemperatur gebracht, so daß es sich vom gefrorenen Gewebe löst. Durch die Möglichkeit, das Instrument kurzzeitig gleichmäßig tiefzukühlen und aufzutauen, ist eine fortgesetzte Operationsmethode möglich.

Einzelheiten der Erfindung sollen an Hand der F i g. 1 bis 4 erläutert werden. Es zeigt \

F i g. 1 ein Ausführungsbeispiel der Erfindung,

F i g. 2 einen Schnitt durch die Verdampfungskammer des Ausführungsbeispieles nach Fig. 1,

F i g. 3 ein Ausführungsbeispiel der Erfindung mit austauschbarem Skalpellteil und

F i g. 4 einen Schnitt durch die Verdampfungskammer des Kryo-Skalpells nach F i g. 3.

Bei dem in den Fig. 1 und 2 dargestellten Kryo-Skalpell 1 ist die Verdampfungskammer 2 als Hohlmesser 3 ausgebildet, so daß sowohl die Seitenwände des Hohlmessers 3 als auch der eigentliche Skalpellteil 4 (Klinge) gleichmäßig kühlbar sind. In der Verdampfungskammer 2 ist die Düse 5 angeordnet, die mit der Zuleitung 6 für verflüssigtes Gas (ζ. Β. Stickstoff) in Verbindung steht. Weiterhin weist die Verdampfungskammer 2 eine elektrische Heizvorrichtung? auf, der der elektrische Strom über die Leitung 8 zugeführt wird. Das in der Verdampfungskammer 2 entstehende Gas wird durch den Ringkanal 9 zurückgeführt. Die Zuleitungen 6 und 8 und der Ringkanal 9 sind von einem kälteisolierten Hand- i griff 10 umgeben.

Beim Kryo-Skalpell nach den F i g. 3 und 4 ist der Skalpellteil 4 austauschbar ausgebildet. Dazu ist er in einer Nut 11 in den Wandungen des als Hohlmesser 3 ausgebildeten Verdampfungsraumes 2 gehaltert.

Claims (1)

1. Patentanspruch:

   Chirurgisches Schneidinstrument für die Tieftemperatur-Chirurgie von parenchymatösen Organen, bei dem der — vorzugsweise austauschbar ausgebildete — Skalpellteil durch ein in einem Verdampfungsraum verdampfendes Kältemedium kühlbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Verdampfungsraum (2) als Hohlmesser (3) ausgebildet ist, welches eine eingebaute elektrische Heizvorrichtung (7) aufweist.