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Die vorliegende Erfindung betrifft eine flexible Klebstoffzusammensetzung mit mindestens zwei Komponenten, die bei Körpertemperatur zu einem Kleber aushärtbar sind sowie die Verwendung zum Verschluss bzw. zum Kleben von biologischem Gewebe, insbesondere von Haut- und/oder Weichgewebe.
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Das Kleben von Gewebe und Wunden gewinnt in der Medizin gegenüber herkömmlichen Wundverschlusstechniken, beispielsweise Nahtmaterialien und Staplern, immer mehr an Bedeutung. Sogenannte Gewebekleber werden in zunehmendem Maße im Operationssaal (OP) eingesetzt. Ihre Vorzüge liegen dabei in einer geringeren Narbenbildung bei der Wundheilung, einer geringeren Hypertrophie, dem Wegfall postoperativer Folgebehandlungen, der Vermeidung von Strickmusternarben, einer größeren Zeitersparnis sowie einer einfacheren Handhabung für den Chirurgen.
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Es sind verschiedene Arten von Gewebeklebern auf dem Markt erhältlich. Die sogenannten Fibrinkleber setzen sich aus Plasmaproteinen, insbesondere Fibrinogen und Trombin, humanen oder bovinen Ursprungs zusammen. Die Kleber verfügen über eine sehr gute hämostatische bzw. blutstillende Wirkung, indem sie aktiv in die Gerinnungskaskade eingreifen. Allerdings ist ihre Haftkraft oft unzureichend. Außerdem ist die Gefahr der Übertragung von Infektionen aufgrund ihrer Zusammensetzung sehr hoch.
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Teilsynthetische Kleber enthalten Komponenten, welche aus Säugetieren gewonnen werden. Die Haftkraft der Kleber ist höher als die der Fibrinkleber, jedoch haben sie eine geringere hämostatische Wirkung. Gleichzeitig beinhalten auch diese Produkte aufgrund ihrer Komponenten ein Infektionsrisiko, wie beispielsweise BSE (Bovine Spongiforme Encephalopathie). Ferner enthalten diese Kleber häufig ein Vernetzungsmittel, insbesondere einen niedermolekularen Dialdehyd, vorzugsweise Glutaraldehyd, der toxisch ist.
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In der
DE 197 50 802 A1 werden Cyanacrylatklebstoffzubereitungen offenbart, welche als anionische Polymerisationsinhibitoren 2-Oxo-1,3,2-dioxathiolane und insbesondere Cellulosederivate als Verdickungsmittel enthalten. In der
DE 31 49 227 C2 werden Kiebemittelzusammensetzungen mit einem Gehalt an 2-Cyanacrylat und einem anionischen Polymerisationsinhibitor beschrieben, welche beispielsweise Celluloseacetatisobutyrat als Verdickungsmittel enthalten können. Aus der
US 3,223,083 geht eine Klebstoffzusammensetzung auf der Basis von Methyl-2-Cyanacrylat und Gelatine hervor.
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Synthetische Kleber setzen sich häufig aus modifizierten Polyethylenglykol-Polymeren (PEG-Polymeren) zusammen. Diese Zusammensetzung beinhaltet zwar keine Infektionsgefahr mehr, die adhäsiven Eigenschaften der Zusammensetzung reichen aber zum Verkleben von getrennten Gewebeteilen nicht aus, so dass dieser Klebstoff nur zur Versiegelung von Wunden bzw. zur Unterstützung von Nähten, beispielsweise in der Gefäßchirurgie, eingesetzt wird. Außerdem fördern die PEG-Polymere die Blutstillung nicht.
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Die Haftkraft der Cyanacrylatkleber ist deutlich höher als die der soeben beschriebenen medizinischen Klebstoffe. Auf dem Markt werden unterschiedliche Cyanacrylate für chirurgische Kleber eingesetzt. Dermabond
® setzt sich aus n-Octyl-2-cyanoacrylat zusammen, Histoacryl
® enthält n-Butyl-2-cyanoacrylat, welches über schnellere Polymerisationseigenschaften verfügt und bessere adhäsive Eigenschaften besitzt. Die Haftkraft der Kleber ist für die Verbindung von voneinander getrennten Gewebeteilen, beispielsweise bei Hautschnitten, ausreichend. Ein Nachteil der Alkyl-2-cyanoacrylate ist die sehr langsame bzw. teilweise auch nicht vorhandene Biodegradierbarkeit, weshalb diese Kleber nur für den äußeren Wundverschluss eingesetzt werden. Außerdem verfügen die Polymerisate der soeben beschriebenen Cyanacrylatmonomere über eine geringe Elastizität, weshalb diese häufig nur zum Verschluss von kleinen Wunden eingesetzt werden. Eine Möglichkeit, die Elastizität bzw. Flexibilität von Cyanacrylaten zu erhöhen, besteht in der Zugabe von Polymeren zu flüssigen Alkoxyalkyl-2-cyanoacrylaten. So beschreiben die
US 6,299,631 B1 ,
US 6,723,114 B2 und die
US 2002/0116026 A1 Alkoxyalkyl-2-cyanoacrylat-Formulierungen, welche durch Lösen von Polymeren in flüssigen Alkoxyalkyl-2-cyanoacrylaten hergestellt werden, vorzugsweise Methoxypropyl-2-cyanoacrylat, welches in der Literatur als degradierbar beschrieben wird. Bei den Polymeren handelt es sich um oxalathaltige Polyethylenglykole, Copolymere aus Trimethylencarbonat und zyklischen Estern, beispielsweise Glykolid, Lactid, Dioxanon und Caprolacton. Ferner werden auf Vinylacetat basierende Polymere, Polytrimethylendicarboxylate und kristalline Copolymere aus Glykolid, Lactid, Dioxanon und Caprolacton verwendet. Durch die Zugabe der Polymere wird die Zytotoxizität der Kleber verringert und die Viskosität der Cyanacrylate gleichzeitig erhöht. Die einphasigen Lösungen polymerisieren bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten.
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Allerdings besitzen die soeben erwähnten Klebstoffmischungen auch einige Nachteile bzw. sind in ihrem Anwendungsbereich begrenzt. So erfolgt der Abbau der Polymere durch Hydrolyse, wobei Säuren entstehen, die zu einer in manchen Fällen unerwünschten Übersäuerung im Wundbereich führen können. Die Kleber versagen häufig bei Blutkontakt. Die Wunde muss daher gesäubert und frei von Blut sein, was bei stark blutenden Wunden häufig schwer realisierbar ist. Außerdem entsteht teilweise eine beträchtliche Wärmeentwicklung bei der Polymerisation, die während der Anwendung unerwünscht ist. Weiterhin erhöhen die aufgeführten Polymere zwar die Viskosität der Kleber, besitzen aber häufig nur unzureichende blutstillende bzw. blutgerinnende und wundheilungsfördernde Eigenschaften. So ist zwar aus den
US 6,299,631 B1 ,
US 6,723,114 B2 und
US 2002/0116026 A1 bekannt, dass zur oberflächlichen Wundbehandlung die dort beschriebenen Klebstoffformulierungen auf einen Chitosantupfer zur Erhöhung der blutstillenden Wirkung aufgebracht werden können, allerdings bleibt unklar, ob der Tupfer nach erfolgter Wundheilung wieder entfernt werden muss.
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Es stellt sich daher die Aufgabe, eine flexible bzw. elastische Klebstoffzusammensetzung bereitzustellen, die aus biologisch verträglichen Bestandteilen gebildet wird und unter Umgehung der aufgeführten Nachteile eine ausreichende Viskosität sowie gleichzeitig blutgerinnende und wundheilungsfördernde Eigenschaften aufweist. Sie soll insbesondere bei chirurgischen Eingriffen einfach und sicher anwendbar sein.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch eine flexible Klebstoffzusammensetzung mit mindestens zwei Komponenten, die bei Körpertemperatur zu einem Kleber aushärtbar sind, und mindestens eine flüssige Polysaccharidkomponente und mindestens eine flüssige Cyanacrylatkomponente umfassen, wobei es sich bei der Polysaccharidkomponente um Chitosan handelt.
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Mit Vorteil zeichnet sich die erfindungsgemäße Zusammensetzung dadurch aus, dass der Kleber im Körper resorbierbar ist. Dies kann insbesondere bei mehreren chirurgischen Eingriffen vorteilhaft sein, da auf diese Weise eine Anhäufung von Fremdmaterial im Körper vermieden wird. Außerdem wird durch die Bereitstellung einer Klebstoffzusammensetzung, die resorbierbare Bestandteile enthält, die Wahrscheinlichkeit möglicher längerfristig auftretender Abstoßungsreaktionen im Körper verringert bzw. ganz vermieden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung liegen die Polysaccharidkomponente und die Cyanacrylatkomponente der erfindungsgemäßen Zusammensetzung voneinander getrennt vor und sind miteinander vermischbar. Vorzugsweise besitzt die Polysaccharidkomponente gelbildende Eigenschaften. Diese tragen in vorteilhafter Weise zur Erhöhung der Viskosität des Klebers bei, was insbesondere bei stark blutenden Wunden von Vorteil ist.
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Die erfindungsgemäße Zusammensetzung zeichnet sich vorzugsweise dadurch aus, dass die Polysaccharidkomponente wundheilende und/oder blutstillungsfördernde bzw. blutgerinnungsfördernde Eigenschaften aufweist. Dies kann bei stark blutenden Wunden besonders bevorzugt sein, um einen hohen Blutverlust zu vermeiden und einen schnelleren Wundverschluss zu erzielen.
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Erfindungsgemäß ist es besonders vorteilhaft, wenn die Polysaccharidkomponente in flüssiger Form, vorzugsweise in wässriger Lösung, vorliegt. Zur Erhöhung der blutgerinnungsfördernden Eigenschaften kann es vorgesehen sein, dass die wässrige Lösung der Polysaccharidkomponente mit Calciumchlorid (CaCl2) versetzt ist. Weiterhin kann es bevorzugt sein, dass die wässrige Polysaccharidlösung mit oligomerem Polyvinylalkohol (PVA) versetzt ist. Die wässrige Lösung der Polysaccharidkomponente weist vorzugsweise einen pH-Wert zwischen 5 und 7, insbesondere von 6, auf.
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Außerdem kann es bevorzugt sein, dass die erfindungsgemäße Zusammensetzung eine Mischung von Polysaccharidkomponenten enthält, wobei die Mischung vorzugsweise in Form einer Lösung, insbesondere einer wässrigen Lösung, vorliegt.
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Bei der Polysaccharidkomponente handelt es sich um Chitosan.
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In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die erfindungsgemäße Zusammensetzung ein deacetyliertes Chitin, ein sogenanntes Chitosan, mit einem Molekulargewicht (MG) zwischen 15000 und 270000, insbesondere von 270000. Vorzugsweise weist das Chitosan einen Deacetylierungsgrad von 50 bis 98%, insbesondere 60 bis 95%, vorzugsweise 80 bis 90%, auf. Ganz besonders bevorzugt ist ein deacetyliertes Chitin mit einem Deacetylierungsgrad von 86%. Um eine vollständige Löslichkeit des Chitosans zu erzielen, ist es vorteilhaft, dass das Chitosan in einem schwach sauren Medium, insbesondere mit einem pH-Wert zwischen 5 und 7, vorzugsweise mit einem pH-Wert von 6, vorliegt.
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Erfindungsgemäß liegt Chitosan in einer wässrigen Lösung oberhalb seiner kritischen Lösungskonzentration vor. Oberhalb dieser Konzentration liegen die Polysaccharidknäuel nicht mehr verdünnt bzw. vereinzelt vor, sondern sie sind durch physikalische Verhakungen miteinander assoziiert. Dies führt zu einem drastischen Anstieg der Viskosität. Die kritische Konzentration der Polysaccharidkomponenten in der Lösung kann variieren und ist abhängig vom verwendeten Polysaccharid, dem Molekulargewicht, dem Verzweigungsgrad und der Wasserlöslichkeit.
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Vorzugsweise liegt die kritische Konzentration von Chitosan, insbesondere von Chitosan mit einem Molekulargewicht (MG) von 270.000, zwischen 0,25 und 5 Gew.-%, insbesondere zwischen 1,25 und 4 Gew.-%, vorzugsweise bei 1,87 Gew.-%, bezogen auf das Volumen der wässrigen Lösung.
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Erfindungsgemäß kann es sich bei der Cyanacrylatkomponente um ein Alkyl-2-cyanoacrylat oder um ein Alkoxyalkyl-2-cyanoacrylat, insbesondere um Methoxypropyl-2-cyanoacrylat, handeln. Für innere Anwendungen kann es bevorzugt sein, biodegradierbare Alkoxyalkyl-2-cyanoacrylate einzusetzen, vorzugsweise Methoxypropyl-2-cyanoacryalt. Zum Verschluss von Hautwunden kann es bevorzugt sein, n-Alkyl-2-cyanoacrylate zu verwenden, wobei die Alkylkette 1 bis 20 Kohlenstoffatome, insbesondere 1 bis 8 Kohlenstoffatome, vorzugsweise 1 bis 4 Kohlenstoffatome, enthalten kann. In einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Zusammensetzung ist die Cyanacrylatkomponente n-Butyl-2-cyanoacrylat. Die Cyanacrylatkomponente ist vorzugsweise flüssig, gegebenenfalls gelöst.
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In einer Weiterbildung der Erfindung liegen die Volumen-Mischungsverhältnisse zwischen der Cyanacrylatkomponente und der wässrigen Lösung der Polysaccharidkomponente zwischen 1:1 und 1:10, vorzugsweise zwischen 1:2 und 1:4. Je höher der Polysaccharidanteil ist, desto flexibler sind die Polymerisationsprodukte. Die Cyanacrylatkomponente liegt vorzugsweise unverdünnt vor.
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Weiterhin kann es bevorzugt sein, dass die erfindungsgemäße Klebstoffzusammensetzung mindestens ein Polymer, insbesondere ein auf Glykolid, Lactid, Trimethylencarbonat, Dioxanon und/oder, Caprolacton basierendes Polymer enthält. Diese Polymere können besonders bevorzugt sein, da sie die Flexibilität der Cyanacrylatkomponente und vorzugsweise der erfindungsgemäßen Zusammensetzung erhöhen. Außerdem sind sie bioresorbierbar und zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass bei ihrer Zersetzung in vivo keine toxischen Zerfallsprodukte gebildet werden. Vorzugsweise handelt es sich um ein aus Trimethylencarbonat, ε-Caprolacton und Glykolid aufgebautes Terpolymer, wie es beispielweise aus der
EP 0 835 894 B1 bekannt ist.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung kann es sich bei dem Polymer um ein mindestens teilweise aus Hydroxybuttersäure aufgebautes Polymer handeln. Vorzugsweise ist das Polymer vollständig aus Hydroxybuttersäure aufgebaut (Polyhydroxybuttersäure (PHB)). Polyhydroxybuttersäure eignet sich in besonders vorteilhafter Weise, um die Cyanacrylatkomponente und vorzugsweise die erfindungsgemäße Zusammensetzung elastisch zu machen.
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Die flexible Klebstoffzusammensetzung kann sich vorteilhaft dadurch auszeichnen, dass die Cyanacrylatkomponente durch Zusatz eines, insbesondere katalytisch wirkenden, vorzugsweise aminofunktionalisierten, Härters aushärtbar ist. Der Härter kann insbesondere mit Wirkung als Katalysator vorgesehen sein. Erfindungsgemäß kann als Härter eine Aminosäure oder ein Derivat davon, beispielsweise Histidin, Lysin oder Ornithin, vorgesehen sein. Mit Vorteil eignen sich auch schwach alkalische Medien als Härter für Cyanacrylate.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann die Viskosität der Komponenten so eingestellt sein, dass die Klebstoffzusammensetzung nach Mischen ihrer Komponenten in ihrer Beschaffenheit dickflüssig bis streichfähig, bevorzugt pastös, ist.
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Erfindungsgemäß ist das Mischungsverhältnis zwischen der wässrigen Lösung der Polysaccharidkomponente und der Cyanacrylatkomponente so eingestellt, dass die Zusammensetzung bei Anwendung von Volumina zwischen 1 ml und 20 ml, insbesondere bei Anwendung von Volumina zwischen 3 ml und 10 ml, vorzugsweise bei Anwendung eines Volumens von 5 ml, innerhalb von weniger als 20 Sek. vollständig aushärtbar ist.
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Ferner kann sich die erfindungsgemäße Zusammensetzung dadurch auszeichnen, dass sie einen vorzugsweise antimikrobiotischen Wirkstoff enthält. Vorzugsweise wirkt Chitosan antimikrobiell.
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Es wird außerdem ein Verfahren zur Herstellung einer flexiblen Klebstoffzusammensetzung beschrieben, umfassend die Schritte
- – Bereitstellung einer bei Körpertemperatur aushärtbaren Cyanacrylatkomponente,
- – Herstellung einer wässrigen Lösung einer Polysaccharidkomponente,
- – Vermischung der Cyanacrylatkomponente und der wässrigen Lösung der Polysaccharidkomponente und gegebenenfalls
- – Härtung der Cyanacrylatkomponente durch in situ Polymerisation.
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Die Cyanacrylatkomponente kann zusammen mit einem Polymer, insbesondere mit einem auf Glykolid, Lactid, Trimethylencarbonat, Dioxanon oder Caprolacton basierenden Polymer, in Form einer Mischung bereitgestellt werden. Die Cyanacrylatkomponente kann mit einem mindestens teilweise, vorzugsweise vollständig aus Hydroxybuttersäure aufgebauten Polymer in Form einer Mischung bereitgestellt werden.
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Das Verfahren zeichnet sich vorteilhaft dadurch aus, dass die wässrige Lösung der Polysaccharidkomponente oberhalb der kritischen Lösungskonzentration der Polysaccharidkomponente eingestellt wird.
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Mit Vorteil kann die wässrige Lösung auch aus einer Mischung von Polysacchariden, insbesondere aus einer Mischung von den bereits aufgeführten Polysacchariden, hergestellt werden, die gegebenenfalls mindestens eines der bereits beschriebenen Polymere zur Steigerung der Elastizität der Cyanacrylatkomponente und vorzugsweise der erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthält.
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Die wässrige Lösung einer Chitosankomponente, insbesondere einer Chitosankomponente mit einem Molekulargewicht von 270.000, kann in einer Konzentration von 0,25 bis 5 Gew.-%, insbesondere 1,25 bis 4 Gew.-%, vorzugsweise 1,87 Gew.-%, bezogen auf das Volumen der wässrigen Lösung, hergestellt werden.
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Ein Härter, insbesondere eine Aminosäure oder ein Derivat davon, beispielsweise Histidin, Lysin oder Ornithin, kann mit der wässrigen Lösung der Polysaccharidkomponente vorgemischt werden.
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Mit Vorteil werden bei dem Verfahren die Cyanacrylatkomponente und die wässrige Lösung der Polysaccharidkomponente erst unmittelbar vor der Anwendung vermischt.
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Besonders vorteilhaft können die Cyanacrylatkomponente und die wässrige Lösung der Polysaccharidkomponente auf der Anwendungsstelle vermischt werden.
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Weiterhin kann es bevorzugt sein, dass die Vermischung der Cyanacrylatkomponente und der wässrigen Lösung der Polysaccharidkomponente statisch oder dynamisch vorgenommen wird. Bevorzugt wird die Vermischung durch einen statischen oder dynamischen Mischer, der beispielsweise auf eine Zweikammerspritze aufsteckbar ist, vorgenommen.
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Bei dem Verfahren kann die Aushärtung in besonders bevorzugter Weise in Gegenwart von Wasser vorgenommen werden. Insbesondere unter physiologischen Bedingungen kann die Gegenwart von Wasser die Reaktion der Komponenten der aushärtbaren Mischung vorteilhaft beeinflussen und für ein zuverlässiges Aushärten sorgen. Die Aushärtung kann bevorzugt durch eine in situ Polymerisation der Cyanacrylatkomponente vorgenommen werden. Vorzugsweise liegt nach der Aushärtung ein Blendmaterial im wesentlichen aus Polycyanacrylat und der Polysaccharidkomponente Chitosan, vor. Das Polycyanacrylat und die Polysaccharidkomponente bilden ein sogenanntes Inter Penetrating Network (IPN), welches aufgrund nachträglicher Wechselwirkungen, insbesondere aufgrund von Van-der-Waals-Kräften, zustande kommt. Das resultierende Blendmaterial kann sich vorteilhaft dadurch auszeichnen, dass es neue Eigenschaften, insbesondere eine höhere Festigkeit, aufweist. Die Beeinflussung der Netzwerkbildung kann in bevorzugter Weise durch Veränderung des Mischungsverhältnisses zwischen der Polysaccharidkomponente und der Cyanacrylatkomponente vorgenommen werden. Ferner kann es bevorzugt sein, die Netzwerkbildung über eine Änderung der Polysaccharidkonzentration, vorzugsweise der Chitosankonzentration, zu beeinflussen.
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Es wird auch ein Kit beschrieben, der aus zwei im wesentlichen getrennten Behältnissen besteht, und vorteilhaft dadurch gekennzeichnet ist, dass das eine Behältnis die Cyanacrylatkomponente und das andere Behältnis die wässrige Lösung der Polysaccharidkomponente gemäß der erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthält. In einer bevorzugten Ausführungsform werden die beiden Behältnisse von einem Spritzenzylinder einer Zweikammerspritze gebildet. Bei einer solchen Doppelspritze, die auch Zwillingsspritze genannt wird, werden die getrennt gelagerten Komponenten in ein gemeinsames Auspressrohr gedrückt. Vorteilhafterweise weist der Kit eine Einrichtung zur Vermischung der Komponenten auf. Besonders bevorzugt ist es, dass der Kit einen statischen Mischer aufweist, der insbesondere auf eine Doppelspritze aufsteckbar ist. Dieser statische Mischer befindet sich insbesondere im Auspressrohr der Doppelspritze. Alternativ kann es sich bevorzugt um einen dynamischen Mischer handeln.
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Die erfindungsgemäße Zusammensetzung kann in bevorzugter Weise, insbesondere nach einem der vorhergehenden Ansprüche, zum Verschluss bzw. zum Kleben von biologischem Gewebe, insbesondere von Haut- und/oder Weichgewebe, dienen. Bevorzugt kann die erfindungsgemäße Zusammensetzung auch zur Blutstillung bei biologischem Gewebe, insbesondere bei Haut- und/oder Weichgewebe verwendet werden. Durch die Verwendung von Chitosan eignet sich die erfindungsgemäße Zusammensetzung auch zum Stillen von parenchymatösen Blutungen.
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Weitere Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von bevorzugten Ausführungsformen in Form von Beispielen. Dabei können die einzelnen Merkmale jeweils für sich alleine oder zu mehreren in Kombination miteinander verwirklicht sein. Die Beispiele dienen lediglich der Erläuterung der vorliegenden Erfindung, die in keiner Weise darauf beschränkt sein soll.
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Beispiele
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Die nachfolgenden Versuche wurden mit einer 4%igen wässrigen Protasanlösung (Protasan UP CI 213, FMC Biopolymers, Oslo Norwegen) und n-Butyl-2-cyanoarcylat (Histoacryl®, BBraun Melsungen) durchgeführt. Die Mischungen wurden in einen Doppelkammerspritzenapplikator der Firma Mixpac Systems AG (Rotkreuz, Schweiz) abgefüllt.
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1. Bestimmung der Haftscherkraft
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Für den Lyoplant
®-Zugtest wurden 2 cm breite Lyoplant
®-Streifen (getrocknetes Rinderkollagen) zugeschnitten und auf einer Seite mit einem 2 × 1 cm großen Klebebereich markiert. Auf diesen Klebebereich wurde das Protasan-/Histoacryl
®-Gemisch aufgetragen und mit einem zweiten Lyoplantstreifen bedeckt. Die Auftragung von reinem Histoacryl
® (BBraun Aesculap, n-Butyl-2-cyanoacrylat) erfolgte mit einer handelsüblichen Einkammerspritze. Die geklebten Streifen wurden anschließend mit einem 500 g-Gewichtstück für 2 Minuten belastet. Nach diesen 2 Minuten wurden die Streifen entlastet, 75 Minuten ruhen gelassen und anschließend an der Instron-Zugprüfmaschine die maximale Klebekraft ermittelt. Die Haftscherkraft ist abhängig vom eingesetzten Mischungsverhältnis. Tabelle 1: Haftscherkraft unterschiedlicher Protasan-Histoacryl
®-Mischungen
Mischungsverhältnis Histoacryl®:Protasanlösung (v/v) | Haftscherkraft (N) |
1:1 | 12,8 ± 7,9 |
2:1 | 60,9 ± 30,9 |
reines Histoacryl® | 56,2 ± 26,4 |
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2. Polymerisationsgeschwindigkeit
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Zur Bestimmung der Polymerisationszeit wurden 10 ml Histidinlösung (c = 1 g/l) in einem Becherglas vorgelegt. Auf diese Lösung wurde 1 Tropfen Histoacryl
® bzw. Histoacryl
®-Protasan-Gemisch gegeben. Die Polymerisation des Tropfens kann optisch verfolgt und gemessen werden. In der Tabelle 2 sind die Ergebnisse für die verschiedenen Mischungsverhältnisse aufgezeigt. Tabelle 2: Polymerisationsgeschwindigkeiten unterschiedlicher Protasan-Histoacryl
®-Mischungen
Mischungsverhältnis Histoacryl®:Protasanlösung (v/v) | Polymerisationszeit (s) |
1:1 | 11,8 |
2:1 | 2 |
reines Histoacryl® | 1 |
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3. Bestimmung der Polymerisationstemperatur
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Die Oberflächentemperatur eines Schweineschnitzels wurde bestimmt. Danach wurden fünf Tropfen eines Histoacryl®:Wasser-Gemisches (2:1) aufgetragen. Die Temperatur an der Gewebeoberfläche stieg von 21,4°C auf 50,1°C. Analog wurden 5 Tropfen eines Histoacryl®:Protasan-Gemisches (2:1) aufgetragen, wobei ein Temperaturanstieg von 21.4°C auf lediglich 34,8°C beobachtet wurde.
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4. Stillung der Leberblutung
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Durch eine 1,5 cm lange und 0,3 cm tiefe Kreuzinzision wurde die Leber einer Ratte traumatisiert. Auf die blutende Wunde wurde mit Hilfe einer Doppelkammerspitze ein Methoxypropyl-2-cyanoacrylat Protasangemisch (2:1) aufgetragen. Die Blutung kam innerhalb weniger Sekunden zum Stillstand.