DE10010902A1 - Tandem-Massenspektrometer aus zwei Quadrupolfiltern - Google Patents
Tandem-Massenspektrometer aus zwei QuadrupolfilternInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Tandem-Massenspektrometer und ein Verfahren zur Aufnahme von Tochterionenspektren, das sowohl zur Selektion der Elternionen wie auch zum Messen der Tochterionen je ein Quadrupolmassenspektrometer benutzt. DOLLAR A Die Erfindung besteht darin, als Stoßzelle zum Fragmentieren der Elternionen nicht ein üblicherweise verwendetes drittes Quadrupolfilter zu benutzen, sondern ein Ionenleitsystem mit schraubenförmig gewendelten Drähten, besonders in Form einer Doppelhelix, in dem die Ionen vollständig abgebremst und aktiv zur Austrittsöffnung geführt werden können.
Description
Die Erfindung betrifft ein Tandem-Massenspektrometer und ein Verfahren zur Aufnahme von
Tochterionenspektren, das sowohl zur Selektion der Elternionen wie auch zum Messen der
Tochterionen je ein Quadrupolmassenspektrometer benutzt.
Die Erfindung besteht darin, als Stoßzelle zum Fragmentieren der Elternionen nicht ein übli
cherweise verwendetes drittes Quadrupolfilter zu benutzen, sondern ein Ionenleitsystem mit
schraubenförmig gewendelten Drähten, besonders in Form einer Doppelhelix, in dem die Ionen
vollständig abgebremst und aktiv zur Austrittsöffnung geführt werden können.
Quadrupolmassenspektrometer gehen auf Wolfgang Paul zurück. Im Patent DE 944 900
(US 2 939 952) von Paul und Steinwedel aus dem Prioritätsjahr 1953 werden sowohl das
Quadrupolmassenfilter wie auch die Quadrupol-Ionenfalle beschrieben. Die Kenntnis der
Quadrupolmassenspektrometrie wird hier vorausgesetzt.
Unter Tandem-Massenspektrometrie versteht man die Messung von Tochterionen in einem
zweiten Massenspektrometer, wobei die Tochterionen aus Elternionen gewonnen werden, die
in einem ersten Massenspektrometer ausgewählt (selektiert) wurden. Meist werden die Toch
ter- oder Fragmentionen in Stoßprozessen mit Gasmolekülen zwischen erstem und zweitem
Massenspektrometer erzeugt, jedoch sind auch andere Fragmentierungsarten für die Eltern
ionen bekannt.
Tandem-Massenspektrometrie mit Quadrupolfiltern ist seit etwa 20 Jahren bekannt (US 4,234,791,
C. G. Enke, R. A. Yost und J. D. Morrison; US 4,329,582, J. B. French und P. H.
Dawson) und bedient sich normalerweise einer Technik, die auf "Dreifach-Quadrupolen" (eng
lisch "triple quadrupoles" oder kurz "triple quads") beruht. Dabei dient das erste Quadrupol als
Massenspektrometer zur Auswahl der Elternionen, das zweite Quadrupol als Fragmentie
rungskammer mit Einschuss der ausgewählten Elternionen in ein Stoßgas, und das dritte
Quadrupol als Massenanalysator für die entstandenen Tochter- oder Fragmentionen.
Das erste Quadrupolmassenspektrometer wird mit einer Hochfrequenzspannung mit überla
gerter Gleichspannung betrieben, so dass ein kleiner Massenbereich ausgewählt werden kann
(genauer: ein Bereich für das Verhältnis von Masse zu Ladung, das allein in der Massenspek
trometrie bestimmt werden kann). Das zweite Quadrupol wird dagegen nur mit einer Hochfrequenzspannung
ohne überlagerte Gleichspannung betrieben, es wirkt damit nur als ein Füh
rungssystem für die Ionen. Die mit etwa 20 bis 30 Elektronenvolt eingeschossenen Ionen dif
fundieren sehr stark im Stoßgas, das Führungssystem für die Ionen (auch Ionenleitsystem ge
nannt) verhindert so Ionenverluste. Das dritte Quadrupol wird wiederum mit überlagerter
Gleichspannung betrieben, es filtert Ionen einer Masse (besser: eines Masse-zu-Ladungsver
hältnisses) heraus. Durch Veränderung von Spannungen kann die gefilterte Masse verändert
werden, so wird ein ganzen Spektrum über alle Massen aufgenommen.
Ein Dreifach-Quadrupolmassenspektrometer hat sich besonders für die quantitative Analyse
von Substanzen von Gemischen bewährt, wobei die Gemische durch Gaschromatographie oder
Flüssigkeitchromatographie aufgetrennt und der Ionenquelle eines solchen Spektrometers zu
geführt werden. Da die Substanzen im Prinzip bekannt sind, ist es nicht notwendig, die Toch
terionenspektren vollständig zu messen. Man kann das Massenspektrometer so eingestellt las
sen, das das erste Quadrupolmassenspektrometer ein charakteristisches Ion einer Substanz
durchlässt, im zweiten Quadrupol entstehen dann daraus Tochterionen, von denen aber im
dritten Quadrupol wiederum nur ein charakeristisches Tochterion gemessen wird. Für die Mes
sung dieser Substanz wird also weder das erste noch das dritte Quadrupol von Masse zu Masse
durchfahren ("gescannt"), sondern beide Filter bleiben dauernd geöffnet. So ergibt sich eine
hohe Tranmsmission für die Ionen bei gleichzeitig hoher Selektivität für die gesuchte Substanz.
Um die Meßgenauigkeit in quantitativer Hinsicht zu verbessern, kann man eine Referenzsub
stanz zugeben, möglichst ein isotopenmarkiertes Derivat der Untersuchungssubstanz; man
misst dann beide Substanzen zur gleichen Retentionszeit. Durch einfaches Umschalten der bei
den Durchlassfenster der Quadrupolfilter für die beiden Substanzen kann man deren Verhältnis
bestimmen. Auch hier wird nicht der volle Massenbereich gescannt, es wird nur zwischen den
beiden Durchlasszuständen hin- und hergeschaltet.
Es gibt noch andere, sehr interessante Betreibungsarten für Dreifach-Quadrupolmassenspek
trometer, die aber hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden sollen.
Die heute bekannten Dreifach-Quadrupolmassenspektrometer haben trotz langjähriger Ent
wicklung immer noch starke Nachteile, die im Prinzip des Gerätes liegen. Es gibt für Dreifach-
Quadrupolmassenspektrometer ein Grundproblem: Erhöht man die Stoßausbeute an Tochteri
onen durch höhere Stoßgasdichte im mittleren Quadrupol, so vergrößert man die Geschwin
digkeitsinhomogenität der Tochterionen am Ausgang aus diesem Quadrupol, die zu einer
schlechten Transmission beim Übergang auf das dritte Quadrupol und zu einer schlechten Mas
senauflösung in diesem Quadrupolmassenspektrometer führt. Die Stäbe dieses analytischen
Quadrupolmassenspektrometers müssen daher sehr lang sein, um durch eine lange Verweildau
er auch schnellerer Ionen in diesem Quadrupolfeld zu einer besseren Massenfilterung zu kom
men; die schlechte Transmission beim Übergang auf dieses Quadrupol kann jedoch nicht ver
bessert werden. Lange Quadrupolsysteme sind außerdem schwierig und teuer herzustellen.
Zur Lösung dieses Grundproblems ist ein Verfahren bekannt geworden (Fa. Sciex Inc., Thorn
hill, Canada), das die Stoßgasdichte im zweiten Quadrupol relativ niedrig hält, und gleichzeitig
die Fragmentierung durch eine Anregung der Ionenoszillationen in diesem Quadrupol durch ein
resonantes Dipol-Wechselfeld für die Elternionen quer zur Flugrichtung der Ionen erhöht. Das
kann durch eine zusätzlich Wechselspannung an zwei gegenüberliegenden Polen des Quadru
pols geschehen. Durch diese zusätzliche Anregung wird die Ausbeute an Tochterionen verbes
sert, aber das Grundproblem des Dreifach-Quadrupolmassenspektrometers wird nicht vollstän
dig gelöst.
Der sechsdimensionale Raum aus Orts- und Impulskoordinaten von Teilchen heißt der "Pha
senraum". In einem Ionenstrahl füllen die Orts- und Impulskoordinaten aller Ionen einen be
stimmten Teil des Phasenraums aus, dieser Teil heißt das "Phasenvolumen". Das Grundprob
lem eines jeden Dreifach-Quadrupolmassenspektrometers besteht darin, dass im Stoßquadrupol
das Phasenvolumen der Ionen vergrößert und dass das analytische Quadrupolmassenspektro
meter nur Ionen eines kleinen Phasenvolumens gut trennen kann. Die Massenauflösung des
dritten Quadrupolmassenspektrometers hängt also ganz wesentlich von der Orts- und Ge
schwindigkeitsverteilung der eingeschossenen Ionen ab.
Eine Reduzierung des Phasenvolumens kann nach physikalischen Gesetzen nicht mit ionenopti
schen Mitteln, sondern nur durch Kühlen des Ionenplasmas des Ionenstrahles, beispielsweise
durch Kühlen in einem Dämpfungsgas, erreicht werden. Eine solche Kühlung der Ionen durch
ein Dämpfungsgas (auf Kosten der Zeit) ist beispielsweise in Hochfrequenz-Quadrupol-Ionen
fallen bekannt. Die Kühlung der Ionen mittleren Quadrupolfeld scheitert aber daran, dass die
Ionen eine restliche Vorwärtsgeschwindigkeit brauchen, um aus dem Feld sicher wieder he
rauszufliegen.
Es ist die Aufgabe dieser Erfindung, eine Vorrichtung zu finden, in der die Ionen nicht nur
fragmentiert, sondern auch gekühlt werden, so dass ihr Phasenvolumen reduziert wird. Die
Ionen sollen dann als feiner Strahl energiehomogen in das als Analysator wirkende Quadru
polmassenspektrometer eingeschossen werden können.
Die Erfindung besteht darin, für die Fragmentierung der Elternionen ein Ionenleitsystem mit
gewendelten Drahtpaaren zu verwenden, in dem sich die Bewegungen aller Ionen nach ihrer
Fragmentierung durch eine hohe Gasdichte vollständig dämpfen lassen, so dass sie sich prak
tisch im Gas ruhend in der Achse des Ionenleitsystems sammeln. Die Ionen müssen dann in
einem solchen Ionenleitsystem aktiv zum Ende des Ionenleitsystems geführt, dort extrahiert
und in das analysierende Quadrupolmassenspektrometer eingeschossen werden.
Besonders geeignet ist ein Ionenleitsystem, das nur aus einem gewendelten Drahtpaar in Form
einer Doppelhelix besteht.
Ein solches Ionenleitsystem in Form einer Doppelhelix ist in US 5,572,035 im Einzelnen be
schrieben. Es besteht aus zwei schraubenförmig um die gleiche Achse gewendelten Drähten,
die mit den beiden Phasen einer Hochfrequenzspannungsversorgung verbunden sind. Diese
Doppelhelix kann die Form eines Zylinders, aber auch eines Kegelstumpfs oder einer Trompete
besitzen, wobei die Wand aus den Drahtwendeln gebildet wird. Es bildet sich dann in diesem
Gebilde ein Pseudopotential aus, das die Ionen bei Annäherung an die Wand zurücktreibt. In
der Achse gibt es eine Mulde dieses Pseudopotentials. Das Pseudopotential wirkt auf positive
wie auf negative Ionen in gleichem Maße. Das Pseudopotential entsteht als Zeitintegral über
die anziehenden und abstoßenden Kräfte des inhomogenen elektrischen Kraftwechselfeldes auf
ein schwingendes Teilchen in der Nähe der Drähte. Das Pseudopotential einer Doppelhelix
anordnung kann außerordentlich hoch gemacht werden, weit höher, als das für Ionenleitsyste
me aus Polstäben möglich ist.
Für die Reduzierung des Phasenvolumens kommt es insbesondere darauf an, die Länge des
Ionenleitsystems und den Druck des Dämpfungsgases so aufeinander abzustimmen, dass die
eingeschossenen Ionen - bis auf thermische Diffusionsbewegungen - im Gas vollständig zum
Stehen kommen und sich dabei in der Mulde des Pseudopotentials, also in der Achse des Io
nenleitsystems sammeln. Der Stillstand der Ionen im Gas macht es notwendig, im Gegensatz
zum bisherigen Gebrauch von Ionenleitsystemen, die Ionen aktiv zum Ende des Ionenleit
systems zu führen.
Die Ionen müssen in das Ionenleitsystem mit einer kinetischen Energie eingeschossen werden,
die zum Stoßfragmentieren ausreicht. Die relativ langsame Führung (in einigen Millisekunden)
der dann praktisch ruhenden Ionen zum Ende des Ionenleitsystems hilft außerdem, die Tochte
rionen zu kühlen und kurzlebige, hoch angeregte Tochterionen zum Zerfall zu bringen. Da
durch wird ein weitgehend untergrundfreies Tochterionenspektrum im analytischen Quadru
polmassenspektrometer erhalten, das nicht durch Streuionen aus Ionenzerfällen während des
Fluges im Quadrupolmassenspektrometer verunreinigt ist.
Eine Befüllung mit Gas ist möglich, indem das Ionenleitsystem in einer eigenen Vakuumkam
mer betrieben wird, die sich auf einem gewünschten Druck zwischen 0,01 bis 100 Pascal (vor
zugsweise zwischen 0,1 und 10 Pascal) befindet, oder aber durch eine mindestens teilweise
Umhüllung des Ionenleitsystems so, dass nur die Umhüllung mit Gas befüllt wird. Das Gas
kann dann durch die Umhüllung und damit längs durch die Doppelhelix strömen.
Der aktive Vortrieb der gedämpften Ionen kann auf mehrere Weisen geschehen: (1) Die Ionen
können am einfachsten durch das eingeführte Gas selbst vorgetrieben werden, wenn das Gas
am Anfang einer Umhüllung des Ionenleitsystems zugeführt wird und das Ionenleitsystem zum
Ende hin durchströmt. (2) Durch eine konische Ausführung des Ionenleitsystems kann ein
sachter Vortrieb der Ionen erreicht werden, wenn sich der Konus zum Ionenaustritt hin öffnet,
was aber hier nicht bevorzugt wird. (3) Das Ionenleitsystem kann mit einem schwachen achsi
alen Gleichfeld versehen werden, das die Ionen zum Ende des Leitsystems führt. Beispielsweise
kann durch eine Versorgung der Helixdrähte mit je einer Gleichspannung ein Spannungsabfall
längs der Achse des Ionenleitsystems erzeugt werden. Zweckmäßigerweise sind dazu die
Drähte der Doppelhelix aus Widerstandsdraht gefertigt. Es genügt ein sehr geringes Feld von
nur etwa 0,01 bis 1 Volt pro Zentimeter (vorzugsweise etwa 0,1 V/cm), um die Ionen voran
zutreiben.
Es können auch mehrere Vortriebssystem gleichzeitig wirken. Wenn das Ionenleitsystem sich
beispielsweise konusförmig zum Ioneneinschuss hin öffnet (ein durchaus besonders günstiger
Fall), so entsteht ein Pseudopotential, das die Ionen schwach zum Eingang hin zurücktreibt.
Dieser Effekt kann aber durch ein axial wirkendes Gleichspannungsfeld überkompensiert wer
den.
Die Ionen, die sich am Ende der Doppelhelix in einem feinen Stromfaden befinden, können
jetzt direkt in das analytische Quadrupolmassenspektrometer eingeschossen werden, indem
sich das Achsenpotential des räumlich anschließenden Quadrupolmassenspektrometers um
einige Volt unter dem Achsenpotential der Doppelhelix befindet. Diese Ausführung ist jedoch
nicht besonders vorteilhaft, da zweckmäßigerweise das analytische Quadrupolmassenspektro
meter in einer eigenen Kammer mit wesentlich besserem Vakuum betrieben wird.
Eine Ziehlinse ist eine Ionenoptische Linse, die den Ionen gleichzeitig mit einer Fokussierung
(oder Defokussierung) auch eine Beschleunigung erteilt. Beide Seiten der Linse befinden sich
also auf verschiedenen Potentialen. Das steht im Gegensatz zu einer so genannten Einzellinse,
die nur eine fokussierende (oder defokussierende) Wirkung, aber keine Beschleunigung ausübt;
die Einzellinse hat also stets das gleiche Potential auf beiden Seiten. Ziehlinsen und Einzellinsen
bestehen in der Regel aus konzentrischen Lochblenden in festem Abstand zueinander. Ein
Ziehlinsensystem ist ein System aus mindestens einer ionenoptischen Linse, in dem mindestens
eine Ziehlinse vorhanden ist.
Ein Ziehlinsensystem kann die Ionen aus dem Ionenleitsystem besonders gut herausziehen,
wenn das Potential der zweiten Lochblende durch das Loch der ersten Lochblende hindurch in
das Ionenleitsystem hineingreift. Die erste Lochblende befindet sich dabei etwa auf dem Ach
senpotential der Ionenleitvorrichtung. Dabei ist das Loch der zweiten Lochblende günstiger
weise kleiner im Durchmesser als das Loch der ersten Lochblende. Weiterhin ist es günstig, die
drei letzten Blenden eines Ziehlinsensystems als Einzellinse auszubilden, das die gewünschte
Fokussierung übernimmt.
Da im Ionenleitsystem ein für Ionenbewegungen gewollt schädlicher Gasdruck herrscht, im
analytischen Quadrupolmassenspektrometer aber ein besseres Vakuum herrschen muss, befin
den sich beide zweckmäßigerweise in getrennten Vakuumkammern. Es ist dann zweckmäßig,
die Lochblende des Ziehlinsensystems mit dem kleinsten Loch in die Wand zwischen den Va
kuumkammern gasdicht zu integrieren. Der Lochdurchmesser kann bei etwa 0,5 Millimetern
liegen. Zum Aufrechterhalten einer guten Druckdifferenz hilft es, wenn das Loch zu einem
kleinen Kanal geformt wird. Es können auch zwei Lochblenden des Ziehlinsensystems zur Er
zeugung einer differentiellen Pumpstufe benutzt werden, indem zwischen diesen beiden Loch
blenden separat abgepumpt wird.
Außerdem hilft es für das Aufrechterhalten eines guten Drucks im analytischen Quadrupolmas
senspektrometer, wenn im Ionenleitsystem der Druck des Dämpfungsgases zum Ende hin ab
nimmt. Das kann erreicht werden, wenn das Gas am Anfang einströmt und wenn durch Öff
nungen in der Umhüllung längs des Ionenleitsystems ein Druckabfall erzeugt wird.
Dem Ionenleitsystem zur Ionenfragmentierung ist ein selektierendes Quadrupolmassenspektro
meter vorgeschaltet, das wiederum in einer eigenen Vakuumkammer angeordnet sein kann. Es
können die Elternionen für die Erzeugung von Tochterionen in verschiedener Weise selektiert
werden. So kann man alle Isotopenionen einer Substanz mit gleicher Ladung auswählen, oder
aber auch nur eine einzige Isotopensorte ("monisotopische" Ionen). Auch zwischen selektie
rendem Quadrupolmassenspektrometer und Ionenleitsystem kann ein Ziehlinsensystem zwi
schengeschaltet werden, das einerseits zur Beschleunigung der Ionen und andererseits zur
Trennung der Vakuumkammern dienen kann.
Abb. 1 gibt das Prinzipschema eines günstigen Tandem-Quadrupolinassenspektrometers
nach dieser Erfindung wieder. Das Vakuumsystem (30) ist intern aufgeteilt in die Kammern
(31) bis (38), die ein komplexes Differentialpumpsystem bilden, das die erforderlichen Gas
dichten und Vakua in den verschiedenen Kammern aufrecht erhält. Die Pumpen sind aus Grün
den größerer Klarheit weggelassen.
Die Ionen werden in einer Elektrosprüh-Ionenquelle (21) außerhalb des Vakuumsystems (30)
erzeugt und durch eine Kapillare (22) in die erste Vakuumkammer (31) eingeführt. Die Ionen
treten dann durch einen Gasabstreifer (39) hindurch in die zweite Vakuumkammer (32), wo sie
von einem Hochfrequenz-Ionenleitsystem (23) aufgenommen werden. Dieses Ionenleitsystem
(23) ist ein herkömmliches, offenes Multipol-Stabsystem, das sich sich durch die Vakuum
kammern (32) und (33) hindurch bis in die Kammer (34) erstreckt, in der sich das selektierende
Quadrupolmassenspektrometer (24) in gutem Vakuum befindet. Die aus dem Multipol-
Ionenleitsystem (23) austretenden Ionen werden durch eine leichte Potentialdifferenz von eini
gen Volt in das selektierende Quadrupolmassenspektrometer (24) eingeschossen und dort aus
gefiltert, so dass nur noch die gewünschten Elternionen das Quadrupolmassenspektrometer
(24) passieren können. Am Ende dieses Quadrupolmassenspektrometers (24) werden die El
ternionen durch ein Ziehlinsensystem (25) herausgezogen, beschleunigt, und mit einer Energie
von etwa 10 bis 30 Elektronenvolt pro Ionenladung in das konische Doppelhelixsystem (26)
eingeschossen. Das Ziehlinsensystem (25) bildet wiederum eine Differentialpumpkammer (35)
aus, die das erforderliche gute Vakuum in Kammer (34) von der stoßgasgefüllten Kammer (36)
trennt. Das konische Doppelhelixsystem (26) in dieser Kammer (36) wird über die Zuleitung
(20) mit Stoßgas versorgt. Die Elternionen werden hier zu Tochterionen fragmentiert, die er
zeugten Ionen werden gekühlt und zum Ende des Doppelhelixsystems transportiert, wo sie
durch ein weiteres Ziehlinsensystem (27) extrahiert, zu einem feinen Ionenstrahl geformt und
mit etwa 3 bis 6 Volt Beschleunigung in das analysierende Quadrupolmassenspektrometer (28)
eingeschossen werden. Das Ziehlinsensystem (27) bildet wiederum eine Differentialpumpkam
mer (37), die die stoßgasgefüllte Kammer (36) vom guten Vakuum in der Spektrometerkam
mer (38) trennt. In dieser Vakuumkammer (38) befindet sich das Quadrupolmassenspektro
meter (28). Die dieses Massenspektrometer (28) passierenden Ionen werden im Ionendetektor
(29) detektiert.
Abb. 2 zeigt das Prinzip einer konischen Doppelhelix als Ionenleitsystem. Die Doppelhe
lix entspricht dem Ionenleitsystem (26) aus Abb. 1. Eine Wendel reicht von Anschluss (1)
zu Anschluss (2), die zweite Wendel reicht von Anschluss (3) zu Anschluss (4). Der axiale
Abstand der Drähte voneinander bleibt gleich; damit kann ein zur Herstellung benutzter Wi
ckelkern mit doppelgängigem Gewinde leicht ausgeschraubt werden. Die Doppelhelix ist von
einer aufgeklebten Hülle (5) umgeben und besitzt eine Gaszuleitung (20). Zwischen den An
schlüssen (1) und (2) und den Anschlüssen (3) und (4) kann je eine Gleichspannung angelegt
werden, um ein axiales Gleichfeld zu erzeugen. An die Anschlüsse (1) und (3) werden die bei
den Phasen der Hochfrequenzspannung angelegt. Der Ioneneinschuss befindet sich am breite
ren Ende zwischen den Anschlüssen (1) und (3), das Ionenaustrittsende ist zwischen den An
schlüssen (2) und (4).
Abb. 3 zeigt ein Diagramm des Pseudopotentials über zwei Querschnitte der Doppelhelix
hinweg. Die Kurve 10 zeigt das Pseudopotential im Einschussbereich, hier liegt ein breiter Po
tentialtopf vor. Die Kurve 11 zeigt das Pseudopotential im Austrittsbereich, hier ist die Poten
tialmulde sehr schmal. Herrscht ein axiales Gleichfeld, so liegt das Minimum im Austrittsbe
reich tiefer als im Eintrittsbereich, wie im Diagramm gezeigt.
Ein Tandem-Quadrupolmassenspektrometer wird hauptsächlich dann verwendet, wenn chro
matographisch getrennte Substanzen schnell und zuverlässig quantitativ bestimmt werden sol
len. Durch die gestaffelte Auswahl einer Eltern- und einer Tochterionenart kommt eine Selek
tivität und Spezifität zustande, die es erlaubt, die Chromatographie auf sehr kurze Dauer zu
sammenzudrängen und so die Analysenzeit abzukürzen. So kann ein hoher Analysendurchsatz
mit hoher Zuverlässigkeit erreicht werden. Anwendung findet dieses Verfahren in der vorklini
schen und klinischen Pharmakokinetik, wo Zehntausende von Proben mit Metaboliten quanti
tativ über ihre Abbauzeit hinweg zu analysieren sind.
Die Trennung der metabolen Substanzen erfolgt heute meist durch die Flüssigkeitschroma
tographie (HPLC = high performance liquid chromatography). Die Ionisierung erfolgt vor
zugsweise durch Elektrosprühen der gelösten Substanzen unter Atmosphärendruck außerhalb
des Vakuumsystems (ESI = electrospray ionization). Die Ionen werden durch Eingangsöff
nungen oder Eingangskapillaren ins Vakuum gebracht, das dabei mitgenommene Umgebungs
gas (meist Stickstoff) wird dabei in mehreren Differentialpumpstufen (31) bis (34) abgesaugt.
Die Ionen, die durch eine Elektrosprüh-Ionenquelle (21) erzeugt worden sind, werden nach
einer günstigen Ausführungsform irgendwo auf ihrem Weg zum Flugzeitmassenspektrometer
in ein Ionenleitsystem (23) eingeschossen, das als Quadrupol, Hexapol oder Oktopol aus gera
den Polstäben aufgebaut ist (siehe dazu US 4 963 736, D. J. Douglas und J. B. French oder US 5 179 278,
Donald J. Douglas). Das kann bereits früh in der Differentialdruckstufe (32) ge
schehen, wobei dann das Ionenleitsystem durch die Wände zwischen Differentialdruckstufen
(32), (33) und (34) hindurchführen kann (WO 97/43 036 A1, C. M. Whitehouse, E. Gulcicek).
Ein Hochfrequenz-Ionenleitsysten (23) hat die Eigenschaft, Ionen mäßiger Energie und nicht
zu kleiner Masse von einer gedachten Zylinderwand des Ionenleitsystems fernzuhalten. Die
Ionen werden also quasi wie in einer Rohrleitung eingeschlossen. Das geschieht durch ein so
genanntes Pseudopotentialfeld, ein zeitlich gemitteltes Kraftfeld, das auf die Ionen einwirkt
(das Pseudopotential ist massenabhängig, was hier aber nur am Rande interessiert). Das Pseu
dopotential aller bisher bekannt gewordenen Ionenleitsysteme hat eine Mulde in der Achse des
Ionenleitsystems, es steigt zu der gedachten zylindrischen Wand hin an und reflektiert anlau
fende Ionen nicht zu großer kinetischer Energie an der gedachten Zylinderwand.
Die bisher angewandten Ionenleitsysteme sind mit Hochfrequenzspannungen beschickte, so
genannte Multipol-Stabsysteme, wobei sich durch vier Stäbe ein Quadrupolsystem, durch sechs
Stäbe ein Hexapolsystem, durch acht Stäbe ein Oktopolsystem aufbauen läßt. Es sind für ein
Ionenleitsystem mindestens vier Stäbe erforderlich, ein Dipolsystem aus nur zwei Stäben kann
die Ionen nicht führen.
Aus diesem Ionenleitsystem (23) werden die Ionen in ein erstes Quadrupolmassenspektrometer
(24) eingeschossen. Dieses Quadrupolmassenspektrometer (24) kann durch eine Überlagerung
einer Hochfrequenz- und einer Gleichspannung an den vier Polstäben (die bei besonders guten
Systemen hyperbolisch geformt sind) Ionen eines kleinen Massenbereichs durchlassen, die üb
rigen Ionen finden sich auf instabilen Bahnen, werden auf die Polstäbe abgelenkt, entladen sich
dort und sind so aus dem Prozess ausgefiltert. Der kleine Massenbereich (besser: Masse-zu-
Ladungsbereich) kann mehrere atomare Masseneinheiten pro Ladung umfassen, aber auch auf
eine einzige Masse pro Ladung beschränkt werden. In diesem Quadrupollmassenspektrometer
(24) werden die zur Fragmentierung ausgewählten Elternionen selektiert.
Die ausgewählten Elternionen werden nun in einer bevorzugten Ausführungsform in ein Io
nenleitsystem (26) eingeschossen, das aber nicht aus Polstäben, sondern nach US 5,572,035
aus räumlich schraubenförmig gewendelten Drähten besteht, wie in Abb. 2 gezeigt. Es
können dabei im Prinzip zwei, vier oder mehr Drahtwendeln verwendet werden. Für den vor
liegenden Zweck ist aber ein Ionenleitsystem (26) in Form einer Doppelhelix besonders geeig
net. Dieses Doppelhelixsystem lässt sich durch die Steigung der Wendeln, also dem Abstand
der Drähte nebeneinander in seinen Eigenschaften günstig verändern. Eine besonders günstige
Form ist ein konisches (siehe Abb. 2) oder trompetenförmiges System, das einen breiten
Einschussbereich größeren Durchmessers hat und sich dem Ende zu verjüngt. Hier können die
Ionen aus dem Quadrupolmassenspektrometer (24) breit eingefangen werden, im Ionenleit
system (26) werden sie jedoch zu einem Ionenfaden verjüngt dem Ende des Ionenleitsystems
zugeführt.
Zwischen selektierendem Quadrupolmassenspektrometer (24) und dem Doppelhelix-Ionenleit
system (26) befindet sich ein Ziehlinsensystem (25), das die Ionen in das Ionenleitsystem hinein
beschleunigt. Dieses Ziehlinsensystem (25) wird zweckmäßigerweise auch als Differenzpump
system (35) benutzt, um die relativ hohe Druckdifferenz zwischen Quadrupolmassenspektro
meter (24) und Ionenleitsystem (26) aufrecht zu erhalten.
Die konische oder trompetenförmige Form ist deswegen so günstig, weil im Einschussbereich
eine breite, flache Mulde des Pseudopotentials vorhanden ist (siehe Kurve 10 in Abb. 3),
die sich zum Austrittsbereich hin verschmälert (siehe Kurve 11 in Abb. 3). Im Eintrittsbe
reich wirkt das Pseudopotential praktisch nur in Wandnähe: es kann ein stark orts- und winkel
streuender Ionenstrahl aufgenommen werden. Es herrschen keine Akzeptanzprobleme, wie das
für andere Formen von Ionenleitsystemen, insbesondere aber für Quadrupolsysteme, gilt. Auf
dem Wege durch die sich verengende Doppelhelix wird die Pseudopotentialmulde enger, bis sie
am Ionenaustrittsende etwa parabelförmig wird (Kurve 11), mit einem deutlichen Minimum, in
dem sich die jetzt praktisch im Gas ruhenden Ionen sammeln.
Ein konisches Doppelhelixsystem (26) kann beispielsweise mit einem Innendurchmesser von
etwa 12 Millimetern beginnen, wenn der Scheitelabstand des selektierenden Quadrupolmassen
spektrometer acht Millimeter beträgt. Zum Ende hin verjüngt sich der Konus auf etwa vier
Millimeter. Der Abstand der Wendeldrähte voneinander beträgt in diesem Fall günstigerweise
etwa 1,5 Millimeter. Das ergibt am Ionenaustritt eine etwa parabelförmige Potentialmulde (sie
he Kurve 11 und US 5,572,035, in dem berechnete Formen der Pseudopotentialmulden gezeigt
werden).
Zweckmäßigerweise wird das Ionenleitsystem (26) mindestens teilweise von einer Hülle (5)
umgeben, die das Stoß- und Dämpfungsgas aufnehmen kann, aber auch als mechanischer Halt
für die Drahtwendeln dienen kann.
Da das Ionenleitsystem (26) zum Fragmentieren der eingeschossenen Ionen verwendet wird,
um ein Tochterionenspektren der eingeschossenen Elternionen aufzunehmen zu können, müs
sen die Elternionen mit einer kinetischen Energie eingeschossen werden, die zu ihrer eigenen
Stoßfragmentierung ausreicht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es im Ionenleitsystem neben
harten Stößen, die zur Energieaufnahme im Ion und schließlich zur Fragmentierung führen,
auch immer kühlende Stöße gibt, die Energie aus dem Molekülsystem des Ions wieder abfüh
ren können. Es sind daher Beschleunigungen auf etwa 10 bis 30 Elektronenvolt pro Ionenla
dung erforderlich, obwohl die chemischen Bindungsenergien im Molekül nur etwa drei bis fünf
Elektronenvolt betragen.
Das Doppelhelix-Ionenleitsystem (26) ist nun durch die Gaszuleitung (20) so stark mit Dämp
fungsgas gefüllt, dass die restlichen Elternionen und die neu gebildeten Tochterionen im Gas
vollständig abgebremst werden. Je nach Länge des Ionenleitsystems (26) ist dazu ein Druck
zwischen 0,01 bis 100 Pascal erforderlich. Der normalerweise günstigste Gasdruck liegt zwi
schen 1 und 10 Pascal; das ergibt für ein größeres Ion in Stickstoff etwa 50 bis 500 Stöße pro
100 Millimeter Wegstrecke. Der günstigste Druck wird experimentell ermittelt. Es wird als
Stoß- und Dämpfungsgas vorzugsweise Stickstoff verwendet. Für eine gute Fragmentierung
der eingeführten Ionen haben sich auch schwerere Gase, beispielsweise Argon, bewährt. Inte
ressanterweise kann aber selbst das leichte Helium erfolgreich zur Fragmentierung benutzt
werden. Das Dämpfungsgas wird der Hülle (5) des Ionenleitsystems oder der entsprechenden
Vakuumkammer durch eine eigene Gaszuführung (20) zugeführt.
Wenn die Ionen vollständig abgebremst werden, sammeln sie sich in der Pseudopotentialmulde
in der Achse des Ionenleitsystems (26). Aufgrund ihrer Ladung stoßen sie sich gegenseitig ab
und verteilen sich so relativ gleichmäßig. Werden die Ionen in einer konischen Doppelhelix
zum engeren Ende des Ionenleitsystems transportiert, so sammeln sie sich immer mehr in der
Achse des Systems und bilden dort einen feinen Ionenfaden.
Erfindungsgemäß ist es besonders günstig, das Gas auch zum Transport der vollständig abge
bremsten Ionen durch das Ionenleitsystem (26) zu verwenden: strömt das Gas nahe am Anfang
der Hülle des Ionenleitsystems in das System ein, wie in Abb. 1 gezeigt, so fließt ein Teil
des Gases zum Ende und kann so die Ionen durch viskose oder molekulare Gasreibung, das
heißt durch große Anzahlen an sachten Stößen, mitnehmen. Auf die Ionen wirken in doppelhe
lixiörmigen zylindrischen Ionenleitsystemen ohne achsiales Gleichfeld keine achsialen Kräfte
(es sei denn eine Kraft durch die Raumladung ungleich verteilter Ionen); eine Mitnahme durch
das Gas erfolgt somit widerstandslos. Im konischen Doppelhelixsystem (26) der Abb. 1
mit breitem Eingang baut sich jedoch ein schwaches Pseudopotentialfeld auf, das die Ionen
zum Einschussende zurücktreibt, hier muss ein geringer Widerstand überwunden werden.
Der Transport der Ionen zum Ende des Ionenleitsystems hin kann aber auch allein oder zusätz
lich durch andere Arten des Vortriebs erreicht werden. So könnte man das Ionenleitsystem als
Konus ausbilden, der sich zum Ende hin öffnet, es entstünde dann eine Pseudopotentialfeld
komponente in axialer Richtung, die zum Transport ausgenutzt werden könnte. Diese Anord
nung ist jedoch aus verschiedenen Gründen nicht besonders günstig und wird hier nicht weiter
behandelt.
Kann das Gas den Transport der Ionen nicht allein bewirken, so muss ein reales elektrisches
Gleichfeld längs der Achse des Ionenleitsystems erzeugt werden. Das kann durch Anlegen
zweier gleicher Gleichspannungen beidseitig an die Enden (1) und (2) beziehungsweise (3) und
(4) der beiden Helixdrähte geschehen. (Im Grenzfall reicht das Anlegen an nur einen Helixdraht
aus; diese Anordnung bewirkt aber eine Massenobergrenze für das Ionenleitsystem). Hier zeigt
sich besonders, wie günstig die Doppelhelix ist, da nur zwei gleiche Gleichspannungen not
wendig sind, im Gegensatz zu einem Multipolsystem, bei dem zur Erzielung des gleichen Ef
fekts vier, sechs oder gar acht Gleichspannungen getrennt angelegt werden müssten. Die
Gleichspannungsversorgungen sind dann mit der Hochfrequenzspannung zu überlagern. Es ist
zweckmäßig, für die Doppelhelix Widerstandsdrähte zu verwenden, und durch die beiden
Drähte je einen nur sehr kleinen Gleichstrom zu schicken. Auch hier ist die Doppelhelix beson
ders günstig, weil die Drähte wegen der Wendelung sehr lang sind und auch sehr dünn gehalten
werden können, was sich günstig für einen hohen Widerstand auswirkt. Das Abfließen der
Hochfrequenz in die Gleichstromversorgung kann recht gut durch HF-Drosseln verhindert
werden. Das achsiale Gleichfeld braucht nur sehr schwach zu sein: 0,01 bis maximal 1 Volt pro
Zentimeter genügen für den Vortrieb. Vorzugsweise wird etwa 0,05 Volt pro Zentimeter an
gelegt.
Es genügt auch, die Gleichspannungen nicht an die gesamten Doppelhelixwendeln anzulegen.
Da die erste Wegstrecke der eingeschossenen Ionen aus eigener kietischer Energie zurückge
legt wird, braucht das axiale Gleichfeld nur in den hinteren zwei Dritteln zu herrschen.
Die Zeit, die die Ionen zum Erreichen des Endes des Ionenleitsystems (26) brauchen, dauert
einige Millisekunden. Abgesehen von einer sehr schwachen Vermischung durch Diffusion, tritt
keine Vermischung von früher und später eingeschossenen Ionen ein. Die Ionen werden am
Ende praktisch in derselben Reihenfolge entnommen, in der sie eingeschossen wurden: die
Zeitauflösung der Ionenzusammensetzung bleibt erhalten, wenn die Entnahme der Ionen am
Ende kontinuierlich erfolgt. Die relativ langsame Führung (in einigen Millisekunden) der dann
praktisch ruhenden Ionen zum Ende des Ionenleitsystems (26) hilft außerdem, auch die innere
Energie der Tochterionen zu kühlen und kurzlebige, hoch angeregte Tochterionen zum Zerfall
zu bringen. Dadurch wird ein weitgehend untergrundfreies Tochterionenspektrum im Quadru
polmassenspektrometer (28) erhalten, das nicht durch Streuionen aus Ionenzerfällen während
des Fluges im letzten Teil des Quadrupolmassenspektrometers (28) verunreinigt ist.
Jedes Ionenleitsystem hat die Eigenschaft, nur Ionen oberhalb eines vorgegebenen Masse-zu-
Ladungsverhälnisses zu sammeln und zu führen. Leichtere Ionen entweichen aus dem System.
Man spricht dabei von einer unteren Massengrenze des Ionenleitsystems; diese hängt von der
Geometrie des Ionenleitsystems, der Frequenz und der Amplitude der Hochfrequenzspannung
ab. Für die Analyse großer Ionen von biochemisch interessanten Substanzen ist diese Grenze
im Allgemeinen ohne Belang. Bei einem konischen System (26) gleichen Drahtabstands der
Wendeln wird die Abschneidegrenze durch den engsten Teil des Ionenleitsystems vorgegeben.
Mit einer Frequenz von etwa 6 Mehahertz und einer Spannung von etwa 250 Volt werden in
einer Doppelhelix von etwa 4 Millimeter Innendurchmesser alle einfach geladenen Ionen mit
Massen oberhalb von 50 atomaren Masseneinheiten fokussiert. Leichtere Ionen, beispielsweise
Luftionen N2 + und O2 +, verlassen die Ionenleitvorrichtung. Durch höhere Spannungen oder
geringere Frequenzen kann die Abschneidegrenze für die Ionenmassen erhöht werden. Die
genaue Funktion der untere Massen-Abschneidegrenze in Abhängigkeit von Spannung und
Frequenz wird durch einen Kalibriervorgang experimentell ermittelt.
Eine Massenobergrenze existiert für ein solches System nicht, wenn den Phasen der Hochfre
quenzspannung keine Gleichspannung überlagert wird; die oben erwähnten Gleichspannungen
längs der Drähte bewirken keine obere Massengrenze.
Sind die Ionen zum Ende des Ionenleitsystems (26) geführt, so werden sie günstigerweise
durch ein Ziehlinsensystem (27) herausgezogen. Ein Ziehlinsensystem ist ein ionenoptisches
Mittel, mit dem energiehomogene Ionen in einen feinen Ionenstrahls geformt werden können,
wobei die Ionen gleichzeitig eine Beschleunigung erfahren. Ein feiner Parallelstrahl ist für den
Einschuss in das analytische Quadrupolmassenspektrometer besonders günstig, man kann so
eine hohe Ionenakzeptanz erreichen.
Die fadenförmig in der Achse des Ionenleitsystems (26) befindlichen, nur noch mit thermischen
Energien behafteten Ionen können somit mit einem Ziehlinsensystem (27) exzellent zu einem
extrem feinen Primärionenstrahl großer Energiehomogenität geformt werden, der in das
Quadrupolmassenspektrometer (28) gerichtet wird. Die Ionen im feinen Primärionenstrahl, der
durch das Ziehlinsensystem (27) gebildet wird, werden dabei durch eine einstellbare Spannung
auf eine Energie beschleunigt, die für das Massenauflösungsvermögen im Quadrupolmassen
spektrometer (28) besonders günstig ist. Je nach Länge des Quadrupolmassenspektrometers
(28) liegen die Energien zwischen etwa 3 und 6 Elektronenvolt. Häufig ist auch ein Einschuss
außerhalb der Achse oder ein leicht schräger Einschuss günstig. Die günstigste Einstellweise
(Ort, Winkel, Energie) für den erzeugten Ionenstrahl hängt von den Eigenschaften des Quadru
polmassenspektrometers (28) ab; sie kann leicht experimentell bestimmt werden.
Der analytisch gefilterte Ionenstrom, der das analytische Quadrupolmassenspektrometer (28)
passiert, wird in einem Ionenstromdetektor (29) gemessen. Aus diesem Messsignal wird das
Analysenergebnis gewonnen.
Das Ziehlinsensystem (27) besteht zweckmäßigerweise aus einer Ziehlinse, die die Ionen aus
dem Ionenleitsystem herauszieht und dabei in der Regel einen Zwischenfokus erzeugt, und
einer nachfolgenden Einzellinse, die den Zwischenfokus in das Quadrupolmassenspektrometer
(28) hinein abbildet. Das Sytem aus Ziehlinse und Einzellinse kann im Extrem auf nur vier
Lochblenden reduziert werden (wie in Abb. 1 symbolisch dargestellt), von denen die
letzten drei die Einzellinse bilden. Günstig ist es jedoch, ein System aus fünf Lochblenden zu
benutzen, wobei die ersten drei Lochblenden die Ziehlinse, und die letzten drei Lochblenden
die Einzellinse bilden. Die mittlere Lochblende gehört beiden Linsen gemeinsam an. Die erste
Lochblende befindet sich dabei praktisch auf dem Achsenpotential des Ionenleitsytems (26),
die dritte und fünfte auf dem Beschleunigungspotential für die Ionen im Primärstrahl. Das Po
tential der zweiten Blende steuert die Ionenextraktion der Ziehlinse, das Potential der vierten
Blende steuert die Fokusweite der Einzellinse.
Naturgemäß muss im Quadrupolmassenspektrometer (28) ein besseres Vakuum herrschen, als
im Ionenleitsystem (26), das als Fragmentierungszelle benutzt wird. Im Ionenleitsystem (26)
herrscht gewollt ein Gasdruck, der sehr viele Stöße mit den Ionen erzeugt. Spektrometer (28)
und Ionenleitsystem (26) müssen also in verschiedenen Vakuumkammern (38) bzw. (36) un
tergebracht sein, die verschieden gute Vakua enthalten. Die Ionenpassage zwischen beiden
Kammern (38) und (36) darf somit keinen guten Leitwert für den Durchtritt von Gasen besit
zen. Es ist daher zweckmäßig, die Ziehlinsenblende mit dem kleinsten Loch zur einzigen Ver
bindung zwischen den Kammern zu machen, die Blende also in die Wand zwischen beiden
Kammern gasdicht zu integrieren. Die Blendenöffnung kann bei einer richtig berechneten Zieh
linse etwa 0,5 bis 1 Millimeter Durchmesser haben, ohne den Ionenstrahl wesentlich zu be
schneiden. Diese Blende kann auch als kleiner Kanal ausgebildet werden, der den Leitwert der
Öffnung noch einmal herabsetzt. Für eine Vakuumpumpe großer Saugleistung an der Spek
trometerkammer reicht diese Anordnung aus. Soll aus ökonomischen Gründen eine kleinere
Pumpe verwendet werden, so ist es günstig, das Ziehlinsensystem (27) zwischen zwei geeig
neten Blenden eigens zu bepumpen, also eine Differentialpumpanordnung mit einer eigenen
Kammer (37) zu wählen, wobei die zwei ausgewählten Lochblenden als Begrenzung dienen,
wie in Abb. 1 gezeigt. Dabei können verschiedene Differentialpumpkammern, beispiels
weise die Kammern (33), (35) und (37), durch eine einzige Vakuumpumpe bepumpt werden.
Auch die Spektrometerkammern (34) und (38) können durch eine einzige Hochvakuumpumpe
bepumpt werden.
Des weiteren hilft es für das Aufrechterhalten eines guten Drucks im Quadrupolmassenspek
trometer (28), wenn im Ionenleitsystem (26) der Druck des Dämpfungsgases zum Ende hin
abnimmt. Das kann erreicht werden, wenn das Gas am Anfang in das umhüllte Ionenleitsystem
(26) einströmt und wenn durch Öffnungen in der Umhüllung längs des Ionenleitsystems ein
kontinuierlicher oder diskontinuierlicher Druckabfall erzeugt wird, so dass an der Lochblende
zur Spektrometerkammer keine extrem hohe Gasdichte mehr ansteht.
Eine Ionenleitvorrichtung (26) in Form einer Doppelhelix läßt sich sehr leicht herstellen. Unter
Benutzung eines zweigängigen Schraubenkerns, der zu diesem Zweck sehr einfach auf einer
Drehbank angefertigt werden kann, lassen sich die beiden Drähte der Doppelhelix sehr leicht
wickeln, wobei die Drähte in die beiden Gewindegänge des zweigängigen Schraubenkerns ein
gelegt werden. Es ist dabei von Vorteil, wenn die Gewindegänge weniger als halb so tief sind
wie der Drahtdurchmesser. Federnder, harter Draht kann durch vorheriges Aufwickeln auf
einen dünnen Kern und anschließendes Recken vorgewendelt werden, so daß praktisch keine
Wickelspannung mehr auftritt. Auf die Wicklungen werden dann isolierende Haltestreifen oder
- als Hüllen (5) - isolierende Halbschalen aufgeklebt oder aufgelötet, während sich die Wick
lungen noch auf dem Schraubenkern befinden. Die Halbschalen können Löcher besitzen, um
einen Druckabfall zum Ende hin zu erzeugen. Die Haltestreifen oder Halbschalen können aus
Glas, Keramik oder sogar aus Kunststoff gefertigt sein. Die Haltestreifen oder Halbschalen
können dabei schräg eingefräste Rundnuten besitzen, die dem Durchmesser, dem Abstand und
der Steigung der Drähte entsprechen. Durch die Verklebung oder Verlötung entsteht eine sehr
feste Struktur. Nach der Aushärtung des Klebstoffs kann der vorher leicht gefettete Schrau
benkern aus der Struktur herausgeschraubt werden. Das fertige Ionenleitsystem bildet dann ein
robustes Gebilde, das sehr widerstandsfähig gegen mechanische Beschädigungen und Vibratio
nen ist.
Auch konus- oder trompetenförmige Doppelhelixsysteme lassen sich so herstellen, wenn der
Drahtabstand in Achsenrichtung gleich bleibt, wie in Abb. 2 gezeigt. Der Gewindekern
lässt sich hier noch leichter herausschrauben als der eines zylindrischen Systems.
Mit den hier angegebenen Grundprinzipien der Erfindung kann der Fachmann in der Entwick
lung von Massenspektrometern sehr leicht Tandem-Quadrupolmassenspektrometer entwickeln,
die bestimmten analytischen Aufgaben in besonders guter Weise angepasst sind.
Claims (14)
1. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer, gekennzeichnet durch ein Hochfrequenz-
Ionenleitsystem aus schraubenförmig gewendelten Drähten als Stoßfragmentierungzelle
zwischen dem selektierenden und dem analytischen Quadrupolmassenspektrometer.
2. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
das Ionenleitsystem nur ein Paar gewendelter Drähte in Form einer Doppelhelix enthält.
3. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass
die Doppelhelix konisch oder trompetenförmig ausgebildet ist, wobei der größere Innen
durchmesser dem Ioneneinschuss dient.
4. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach einem der bisherigen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass das Ionenleitsystem überwiegend in eine Hülle eingeschlossen ist.
5. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach einem der bisherigen Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Gasdichte im Ionenleitsystem durch eine Gaszufuhr so hoch ein
gestellt werden kann, dass die eingeschossenen Ionen praktisch im Gas des Ionenleit
systems zum Stehen kommen.
6. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass
die Ionen durch ein aktives Vorschubsystem zum Ende des Ionenleitsystems transportiert
werden.
7. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass
der Ionentransport allein oder teilweise durch das Stoßgas selbst bewirkt wird, das nach
Zuführung in der Nähe des Ioneneinschusses zum Ende des Ionenleitsystems fließt.
8. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass
der Ionentransport allein oder teilweise durch ein axiales Gleichfeld bewirkt wird.
9. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass
das axiale Gleichfeld durch zwei gleichlaufende Gleichspannungen bewirkt wird, die an je
zwei Anschlusspunkte der beiden Helixdrähte angeschlossen wird.
10. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass
die Helixdrähte aus Widerstandsdraht gefertigt sind.
11. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, dass die Ionen am Ende durch ein Ziehlinsensystem extrahiert und
in das analytische Quadrupolmassenspektrometer eingeschossen werden.
12. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass
eine Lochblende des Ziehlinsensystems einen Teil der Wand zwischen den Vakuumkam
mern für Ionenleitsystem und analytisches Quadrupolmassenspektrometer bildet.
13. Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass
das Ziehlinsensystem eine Differenzpumpstufe zwischen den Vakuumkammern für Ionen
leitsystem und analytisches Quadrupolmassenspektrometer bildet.
14. Verfahren für die Messung von Tochterionen mit einem Tandem-Quadrupolmassenspek
trometer in einem Tandem-Quadrupolmassenspektrometer nach einer der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ionen aus einem selektierenden Quadrupol
massenspektrometer so in ein Ionenleitsystem eingeschossen werden, dass sie im Stoßgas
dieses Ionenleitsystems zur Ruhe kommen und nur durch einen aktiven Transport der Io
nen an das Ende des Ionenleitsystems gelangen.
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